Winterprognose: Schwächer werdender Polarwirbel lässt den Winter optional werden
Ein Wetterwechsel bahnt sich im Januar an, während der Polarwirbel von seiner Bestform abweicht und Schwächen offenbart, die den Winter wieder optional werden lassen können.
Stürmisches Wetter ist heute über weiter Teile von Deutschland zu erwarten. Über exponierten Lagen und den Küstenregionen von Nord- und Ostsee können schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen werden. Der Wind führt aus südwestlichen Richtungen milde Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen auf zunächst +8 bis +12 Grad ansteigen lassen kann.
Rekordwarm an Silvester und Neujahr?
Die Zufuhr warmer Luftmassen findet mit dem Jahreswechsel ihren Höhepunkt. Bei einem über dem Norden windigen bis stürmischen Wettercharakter erreichen die Temperaturen an Silvester und am Neujahrstag verbreitet +12 bis +16 Grad und mit etwas Sonnenschein sind über dem Süden bis +20 Grad nicht auszuschließen. Bis zum 3. Januar lässt der Wind nach und der Zustrom warmer Luftmassen reißt ab, was die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad zurückgehen lassen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.
Bemerkenswerter Tiefdruckwirbel auf dem Atlantik
In den oben dargestellten Wetterkarten haben wir die grundlegenden Strömungen eingezeichnet. Innerhalb des Polarwirbels werden kalte Luftmassen nach Kanada transferiert, die über dem östlichen Kanada bei Neufundland auf den warmen Atlantik treffen, um dort die atlantische Frontalzone zu befeuern, die ihrerseits in Richtung Europa zieht und so das Muster verstärkt und möglicherweise zu einer Erhaltungsneigung führt, was den Winter noch für längere Zeit auf Eis legen könnte.
Polarwirbel mit Schwächen
Kommt die Erhaltungsneigung allerdings nicht zustande, so bekommt es der Polarwirbel mit Störeinflüssen zu tun. Wie das aussehen kann, zeigt sich in der Wetterprognose der Europäer.
Bereits zum 3. Januar dehnt sich von Europa aus ein Hochdruckkeil in Richtung Skandinavien aus und geht eine Querverbindung zur Hochdruckachse zwischen der Barentssee und Kanada ein. Diese Verbindung hat eine blockierende Wirkung auf die atlantische Frontalzone, doch da weiterhin kalte Luftmassen über dem östlichen Kanada abgeleitet werden, staut sich Energie an und so kann sich von 6. bis zum 7. Januar im Bereich von Neufundland, Island und England ein mächtiges Tiefdrucksystem ausbilden, das bis zum 7. Januar einen Kerndruck von bis zu 945 hPa aufweisen kann. Das ist eine Hausnummer - insbesondere die zentrale und alles vereinnahmende Struktur.
Polarwirbelsplit?
Im Grunde genommen zentralisiert sich ein Teil des Polarwirbels im Bereich von Island. Auf der anderen Seite versucht das Hoch die Blockadehaltung aufrechtzuerhalten und verstärkt die Achse vom Kontinentalhoch aus in Richtung Polarregion. In diesem Prozess wird ein weiterer Teil des Polarwirbels über dem sibirischen Raum abgekoppelt. Wenn man so will, handelt es sich um einen Ansatz eines Polarwirbelsplits, bei dem Deutschland, die Schweiz und Österreich in der überwiegend warmen Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems über Island liegt. Verlagert sich das Tief weiter nach Osten, so steigt auch über Deutschland das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen an. Mit Winter ist vorerst nicht zu rechnen.
Downstream Development
Wir haben die Möglichkeit eines Downstream Developments in den letzten Tagen immer wieder einmal anklingen lassen, da dies bei einer sehr aktiven Phase der Frontalzone immer in Betracht zu ziehen ist. Das ist bei einer aktiven Westwetterlage aber auch die einzige Chance für den Winter - auch wenn das zumeist in einem nasskalten Vergnügen endet. Aufgrund der hohen Nachfrage hier einmal die Definition eines Downstream Developments.
Definition Downstream Development:
Ein Downstream Development kommt bei aktiven Westwindwetterphasen häufiger vor und ist Übersetzt einestromabwärts-Entwicklung- welche so auch wortwörtlich genommen werden kann. Vereinfacht ausgedrückt ist der Ablauf zunächst stringent von West nach Ost, wobei die Wellenbewegungen entlang der südlichen Gradienten zunehmen und sichstromabwärtsentwickeln. Das Hochdrucksystem wird zunehmend stärker und weicht nach Westen aus, sodass an seinem östlichen Gradienten eine Hochdruckkeilausbildung nicht mehr stattfinden kann, stattdessenrutschendie Tiefdrucksysteme von Nordwest nach Südost bis über die Mittelmeerregion ab.
Schwerer Sturm möglich
Die Amerikaner bilden in ihrer Wettervorhersage exakt ein solches Downstream Developments ab. Die atlantische Frontalzone dreht im Zeitraum vom 3. bis 7. Januar nochmals richtig auf und wird nicht von einem Hochdruckblock an ihrer Weiterentwicklung nach Osten gehindert. Zum 7. Januar erstreckt sich die Tiefdruckrinne von Neufundland über England bis über die Barentssee. Deutschland liegt am südlichen Gradienten und es besteht bei einer solch aktiv-dynamischen Wetterlage grundsätzlich die Möglichkeit von sog. Randtiefentwicklungen, die zu unwetterartigen Starkwindereignissen führen können.
Nasskalte Nordwestwetterlage
Ab dem 8. Januar beginnt sich das Downstream Development zu entwickeln. Das Hoch weicht nach Westen aus, keilt nach Norden auf und unterbricht die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik. Auf der anderen Seite beginnt sich die Tiefdruckzone damit, sich nach Süden auszudehnen und zum 10. Januar die Mittelmeerregion zu erreichen.
Wir hatten gestern die Möglichkeit eines Wintersturms
ins Spiel gebracht - daran hat sich mit dieser Berechnung nichts geändert - das Potential bleibt bestehen. Der Wind dreht bis zum 10. Januar auf westliche bis nordwestliche Richtungen und beginnt damit, in der Höhe kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland zu führen. Der Großteil der Energie aber wird darauf verwendet, die warmen Luftmassen abzukühlen und entsprechend gemäßigt fällt der Temperaturrückgang über tieferen Lagen aus.
Winterwetter ab den mittleren Lagen
Über der Nordhälfte sinken die Temperaturen ab dem 10. Januar mit +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich ab und über der Südhälfte kann sich mit +2 bis -2 Grad mancherorts Dauerfrost einstellen. Bei einem stark böigen bis stürmischen Wind kommt es zu zeitweiligem Niederschlag, der bis auf tiefere Lagen in Form von Schnee oder Schneeregen niedergehen kann. Ab den mittleren Lagen kann es winterlich werden.
Auf den Punkt gebracht: Der Winter wird wieder optional
Der Höhepunkt der warmen Wetterentwicklung wird an Neujahr erreicht sein. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau ab. Darin sind sich alle Vorhersage-Modelle und auch die Kontrollläufe einig.
Nasskalt
Liegen die Temperaturen am 1. Januar mit einer Differenz von bis +10 Grad über dem vieljährigen Mittelwert, so sinken die Temperaturen vom 3. bis 9. Januar auf einen Bereich ab, der zwar mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad für die Jahreszeit noch immer zu warm ist, doch als nasskalt klassifiziert werden kann. Erst nach dem 9. Januar nehmen kältere Varianten zu und lassen den Winter in der zweiten Januar-Dekade optional werden.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. Januar | +2 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
8. Januar | +1 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
13. Januar | -6 bis +10 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr
Die Großwetterlage beginnt sich ab dem 2. Januar umzustellen und mit entscheidend - in welche Richtung das Wetter kippen wird - ist das Vorankommen der atlantischen Frontalzone. Die Merkmale und Unterschiede treten heute Abend im Vergleich zwischen dem deutschen und amerikanischen Wettermodells deutlicher hervor.
Eine spannende Wetterentwicklung
So unterschiedlich beide Vorhersage-Modelle auch sind, so hat in beiden Entwicklungen der Winter eine Chance. Nach den Amerikanern ist es die nasskalte Nordwestwetterlage, die ab den mittleren Lagen für winterliche Wetterbedingungen sorgen kann, während nach dem deutschen Vorhersage-Modell ein Hoch über Skandinavien an seinem östlichen Gradienten kalte Luftmassen nach Deutschland führen könnte.
Doch es gibt auch Kipppunkte. Sollte sich das Hoch nicht nach Skandinavien weiterentwickeln können, so wird es sich über Deutschland positionieren. Vom Wetter ist dann nicht viel zu erwarten - erst recht nicht vom Winter. Und sollte das Hoch in der Wetterprognose der Amerikaner weiter nach Osten vorrücken und sich über der Mittelmeerregion positionieren können, so wird aus einer Nordwest- eine Westwetterlage. Es ist eben das Grundrauschen der Wetterumstellung.
Extremwetterlage mit erheblichen Schadpotential
In den letzten Tagen zeigte sich innerhalb der Kontrollläufe eine zunehmende Anzahl an Varianten, die in eine extreme Richtung gehen. Deren Anzahl hat heute Abend nochmals zugenommen und gehört an dieser Stelle einmal erwähnt, da die Berechnungen beeindruckend sind und im Falle eines Eintreffens für ein erhebliches Schadpotential sorgen können.
Polarwirbel mit voller Wucht
Die Grundlage der extremen Wetterentwicklung ist stets die gleiche und zeigt sich in einer Verlagerung des Aktivitätszentrums des Polarwirbels vom östlichen Kanada/Grönland in Richtung Skandinavien/Barentssee. Gleichzeitig versucht die Hochdruckzone über Sibirien dagegenzuhalten und so verdichten sich die Gradienten zueinander. Ob so eine extreme Wetterlage kommt, bleibt für den Moment abzuwarten und muss in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden - und gehört zum Grundrauschen der Wetterumstellung dazu.
Plötzliche Stratosphärenerwärmung
In Sachen eines Major-Warming in Stratosphärenhöhe hat sich in den letzten 24 Stunden wenig verändert. Das Potential einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung bleibt zum Beginn der zweiten Januar-Dekade erhalten.
Fazit: Wetterumstellung mit vielen Möglichkeiten
Die westlich dominierte Großwetterlage begann mit dem 20. Dezember. In der Regel hält sich so eine Westwetterlage 7 bis 14 Tage. Mit einer Umstellung des Wetters konnte frühestens nach Weihnachten, spätestens aber zum 3. Januar gerechnet werden. Der Wettertrend der letzten Tage bestätigt den 3. Januar, bei dem die Temperaturen in den nasskalten Bereich absinken können. Doch welche Großwetterlage letztlich daraus folgt, ist noch völlig offen und angesichts dessen haben wir heute Abend einmal das gesamte Spektrum am Möglichkeiten versucht näherzubringen.
Welche Wetterlage die höchste Eintreffwahrscheinlichkeit hat? Eine ab dem 3. Januar zunehmend nasskalte Wetterentwicklung, mit Rückführung winterlicher Optionen ab den mittleren Lagen. Schaun mer mal.
Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell
Die Wetterprognose der Europäer bestätigt heute Abend die nasskalte Witterung.