Wintertrend: Die Zeit für die atlantische Frontalzone läuft ab - das Grundrauschen eines Wetterwechsels
Rekordverdächtig warme Luftmassen machen sich mit viel Wind und Regen auf den Weg nach Deutschland und können so für ein Silvesterwetter der ganz besonderen Art sorgen. Doch so langsam geht der atlantische Frontalzone die Puste aus - Zeit für Veränderungen - doch in welche Richtung kippt das Muster?
In den kommenden Stunden gelangen aus südwestlichen Richtungen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, die am Freitag von reichlich Niederschlag und stürmischen Windböen begleitet werden können.
Rekordwarmes Wetter an Silvester und Neujahr möglich
Der Höhepunkt der Warmluftzufuhr erfolgt zum Jahreswechsel. Die Temperaturen erreichen an Silvester +12 bis +16 Grad und über dem Süden und Südwesten orientieren sich die Werte an der +20 Grad-Marke. In der Neujahrsnacht sinken die Tiefstwerte auf +10 bis +15 Grad ab und können über dem Südosten bis +5 Grad möglich machen. Am Neujahrstag sind erneut +12 bis +16 Grad und örtlich bis +19 Grad möglich. Kräftiger Regen sorgt für Abwechslung, der an Silvester, dem Neujahrstag und am 2. Januar nördlich der Linie von Nordrhein-Westfalen und Berlin für nennenswerte Niederschlagsmengen sorgen kann. Weiter nach Süden bleibt es weitgehend trocken. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.
Kein Winter bis zum 5. Januar
Die Südwestwetterlage dominiert das Wetter bis mindestens zum 5. Januar. Darin stimmen die Wetterprognosen aller Vorhersage-Modelle überein.
Schon gewusst?
Höchste jemals gemessene Temperatur am 31. Dezember: +17,0 Grad (Müllheim, 1961). 2021 wurde mit +16,9 Grad in Freiburg im Jahre ein ähnlich hoher Wert registriert. Höchste jemals gemessene Temperatur an einem 1. Januar: +16,2 Grad Heinsberg 2022. EigentlichJahrhundertrekorde, die bereits in den kommenden Tagen eingestellt werden können.
Zunehmender Hochdruckeinfluss
Übereinstimmend sind die Vorhersage-Modelle auch darin, dass sich von Süden ein Hochdrucksystem nach Norden ausdehnt und den Einfluss der atlantische Frontalzone auf das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz schwindet. Die Niederschläge lassen nach, die Wolkendecke lockert auf und längere sonnige Abschnitte sind möglich. Die Temperaturen gehen etwas zurück und pendeln sich mit +4 bis +8 Grad bis zum 5. Januar in den nasskalten Bereich ein.
Supermild oder doch noch Winter?
Ein Hoch, das sich bis nach Skandinavien ausdehnt und an seiner Ostflanke kühle bis winterliche Luftmassen nach Deutschland führen kann, hatten wir bereits gestern als These besprochen. Die Wetterprognose der Europäer deutet heute eine solche mögliche Wetterentwicklung - zaghaft - an und ja, sollte sich das Hoch über Skandinavien tatsächlich zu einem autarken Hoch weiterentwickeln können, so wird mit einer vollständig gestörten Zirkulation nicht nur die atlantische Frontalzone blockiert, sondern zugleich der Zustrom kalter Luftmassen aus östlichen Richtungen intensiviert. Allerdings muss man dazu erwähnen, dass über den östlichen Regionen kaum kalte Luftmassen vorhanden sind. Abwarten.
Betonhoch
über Mitteleuropa
Was ist, wenn sich das Hoch nicht nach Skandinavien durchsetzen kann? Richtig, es liegt entweder direkt über Deutschland, oder über dem östlichen Europa. Beide Varianten sind für den Winter äußerst problematisch. Mit Niederschlag ist nicht zu rechnen, dafür mit viel Sonnenschein, sofern sich die nächtlichen Nebelfelder aufgelöst haben. Die Temperaturen erreichen am Tag meist +4 bis +8 Grad und bei Dauernebel sind Temperaturen um den Gefrierpunkt möglich. Scheint die Sonne für längere Zeit, so können bis +12 Grad möglich sein. In den - klaren - Nächten sinken die Tiefstwerte auf +3 bis -3 Grad ab.
Auf den Punkt gebracht: Kein Winter
So ist es und so bleibt es - vorerst! Winterliche Varianten sind zwar vorhanden und durchaus plausibel, doch in ihrer Anzahl klar in der Minderheit und im Konstrukt dann doch abenteuerlich. Dennoch - die atlantische Frontalzone begann ihr Treiben mit dem 20. Dezember und hält für gewöhnlich 7 bis 14 Tage und im aktuellen Fall eben 14 Tage. Das bedeutet, dass frühestens nach dem 3. Januar die Zeit für einen Wetterwechsel reif ist - in welche Richtung das gehen wird, bleibt abzuwarten - ein Hochdruckblock aber ist eine Option, welche den Frust der Freunde des Winterwetters
sogar noch vergrößern könnte.
Gestützt wird eine unwinterliche Wetterentwicklung von den Kontrollläufen, die im Zeitraum vom 28. Dezember bis 11. Januar gerade einmal drei winterliche Wetterentwicklungen berechnet. Dennoch - der Temperaturmittelwert aller Kontrollläufe ist in den vergangen 24 Stunden weniger warm geworden und weist am 1. Januar eine Temperaturanomalie von +6 bis +8 Grad und am 11. Januar von +1 bis +2 Grad aus. Zumindest die nasskalte Varianten mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen rückt ab dem 9. Januar wieder in den Vordergrund.
Die Niederschlagssignale sind im Zeitraum vom 1. bis 10. Januar über dem Süden und Osten in einem nur sehr geringem Maße vorhanden und verbreitet wird trockenes Wetter vorherrschend sein. Anders die Situation über dem Norden und Westen, dort gehen die Niederschlagssignale erst nach dem 2. Januar in den schwach erhöhten Bereich zurück. Das ist aber einerlei - die geringe Anzahl an Niederschlagssignalen lässt ab dem 3. Januar den Rückschluss auf eine Hochdruckdominanz zu.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
2. Januar | +4 bis +15 Grad |
+9 bis +11 Grad |
6. Januar | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
11. Januar | -4 bis +12 Grad |
+3 bis +5 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 17:00 Uhr: Untersuchung des Mythos: Bis zum 6. Januar kein Winter, folgt auch keiner mehr dahinter?
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:16 Uhr
Die Vorhersage-Modelle bleiben ihrer für die Jahreszeit zu warmen Temperaturentwicklung vorerst treu. Der Höhepunkt findet zwischen Silvester und Neujahr statt, bei der die Temperaturen zwischen +12 bis +16 Grad und über dem Süden und Südwesten örtlich bis an die +20 Grad-Marke heranreichen können.
Bis zum 3. Januar ändert sich an dieser warmen Südwestwetterlage wenig, doch werden zunehmend Impulse gesetzt, die einen strukturellen Wandel der Großwetterlage ankündigen.
Ein Hoch dehnt sich nach der Wetterprognose der Amerikaner von der Mittelmeerregion bis nach Skandinavien aus, bevor die Hochdruckachse zum 10. Januar nach Osten abkippt und in das Kontinentalhoch übergeht. Deutschland, Österreich und die Schweiz verweilen in der Hochdruckzone, sodass bei einem trockenen Wettercharakter nach nächtlicher Nebelauflösung verbreitet mit Sonnenschein zu rechnen ist. Die Temperaturen sind mit +5 bis +10 Grad alles andere als winterlich.
Ein Impuls in Richtung Winter?
Die Amerikaner zeigen zwar, wie ein Ende der Zonalisierung eingeläutet werden kann, doch ist die nachfolgende Wetterlage alles andere als winterlich. Zudem bleibt die Strömungsachse innerhalb des Polarwirbels von Sibirien in Richtung Kanada erhalten. Da ist für Freunde des Winterwetters
nichts gewonnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die atlantische Frontalzone erneut loslegen kann.
Plötzliche Stratosphärenerwärmung - Major-Warming
Kommen wir zu dem Phänomen, dass wir seit ein paar Tagen näher beobachten und rund alle 2,2 Jahre in Erscheinung tritt - das Major-Warming in Stratosphärenhöhe (letztmals 2020). Zum aktuellen Stand entwickelt sich ab dem 6. Januar ein kräftiges Minor-Warming, das seinen Höhepunkt zum 11. Januar erreicht und durchaus Potential für ein Major-Warming aufweist.
Sollte sich tatsächlich zum 11. Januar ein Major-Warming entwickeln, so wäre zwischen dem 15. und 19. Januar mit einer erheblichen Schwächung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten zu rechnen. Ob sich daraus dann eine winterliche Wetterlage über Deutschland wird einstellen können, bleibt abzuwarten, doch die Hochdruckachse zwischen Sibirien und Kanada hätte dann mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit keinen Bestand mehr. Dieses Phänomen gilt es in den kommenden Tagen weiter zu beobachten.
Gibt es Anzeichen für den Winter?
In den letzten 24 Stunden sind die Kontrollläufe nach dem 5. Januar insgesamt noch einmal etwas kühler geworden und offerieren eine nasskalte Witterung, bei der ab dem 9. Januar der Winter ab den mittleren Lagen optional werden kann.
Mit ein Grund ist das Kontinentalhoch, dass sich im Bereich der Barents- und Karasee gegen die atlantische Frontalzone stellt und diese in einer nordwestlichen Zugbahn in Richtung der östlichen Mittelmeerregion austrogen lässt. So eine Wetterlage ist ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 500 bis 700 Meter als Schneebringer
bekannt.
Der Winter ist zwar für den Moment vollständig auf Eis gelegt, doch nach dem 7. Januar nicht mehr ganz chancenlos. Für eine nasskalte Nordwestwetterlage würde zumindest ein leicht negativer AO-Index und ein neutraler NAO-Index sprechen. Schaun mer mal.
Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell
Der strukturelle Wandel der Großwetterlage wird von den Europäern nur bedingt gestützt. Die atlantische Frontalzone bricht bis zum 6. Januar über Skandinavien durch und verhindert so ein nach Norden aufkeilendes Hoch. Stattdessen dreht die Grundströmung von Südwest auf West und auf dem Atlantik lassen sich Anzeichen eines nach Norden aufwölbenden Hochdruckkeils erkennen. Das ist - für den Moment - nichts Halbes und nichts Ganzes und einen winterlichen Ansatz lässt sich nur mit viel Fantasie erkennen.