Winterprognose: neue Rekordwärme möglich - wie steht es um den Hochwinter?

Eine kräftige Südwestströmung sorgt in den kommenden Tagen für eine hohe und turbulente Wetteraktivität, was die Temperaturen an Silvester in Richtung der +20 Grad-Marke streben lassen kann. Wie also steht es um den Winter, respektive Hochwinter im Januar?
Die atlantische Frontalzone lässt einen Ausläufer nach dem anderen über Deutschland hinwegziehen und sorgt bis Silvester für einen lebhaften - teils stürmischen - Wind und zeitweilige Niederschläge, die regional kräftiger und schauerartig verstärkt ausfallen können. Trockene und sonnige Phasen sind meist von kurzer Dauer.
Rekordverdächtig warmes Wetter
Die Vorhersage-Modelle sind in ihren Wetterprognosen noch uneinheitlich, was das Wetter bis Silvester anbelangt. Worin Einigkeit herrscht, dass das Strömungsmuster an Silvester auf südwestliche Richtungen kippt. Warme Luftmassen können aus Afrika nach Deutschland gelangen und die Temperaturen am 31. Dezember auf +12 bis +16 Grad und über dem Süden in Richtung der +20 Grad-Marke streben lässt, was einen neuen Rekord zur Folge hätte und gleich noch einen weiteren nach sich zieht (Wird 2022 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen?). Aber spätestens in der Neujahrsnacht wird sich bei Tiefsttemperaturen von +10 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad der eine oder andere verwundert die Augen reiben. Mit anderen Worten intensiviert sich das Tauwetter in den Hochlagen weiter. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Dezember.

Extrem hohe Temperaturen
Die Südwestwetterlage ist mit dem Trogabsatz aus dem Atlantik äußerst stabil und wird das Wetter über Deutschland noch bis mindestens den 5. Januar beeinflussen können.
Schon gewusst?
Das Jahr 2022 hat aktuell 2.016,06 Sonnenstunden. Der bisherige Rekord stammt mit 2.015,75 Stunden aus dem Jahre 2018. Damit ist bereits jetzt schon klar, dass 2022 als das sonnenscheinreichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Warmes Januarwetter
Während die Wetterprognose der Deutschen und der Europäer im Hinblick auf Temperaturentwicklung bis zum 3. Januar mit +4 bis +8 Grad noch als gemäßigt
gelten, setzen die Amerikaner heute noch einen darauf und berechnen bis zum 3. Januar eine Temperaturspanne von +10 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad. An der Zuführung warmer Luftmassen aus südwestlichen Richtungen wird sich bis zum 5. Januar mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts ändern.

Was muss passieren, damit der Winter kommt?
Schaut man dich die obenstehenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man einen stabilen Polarwirbel, dessen Stabilisierung sich vor etwa 12 Tagen mit einer hohen Windaktivität in Stratosphärenhöhe abgezeichnet hat. Damit der Winter also so etwas wie eine Chance erhält, sollte entweder ein sog. Downstream Development
- was bei einer zonalen Grundstruktur häufiger einmal vorkommt - oder einen Dämpfer für den Polarwirbel von oben herab geben.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: der Hochwinter gleicht dem Frühling
Mit einer gewissen Faszination lässt sich die Wetterprognose der Amerikaner heute zusammenfassen. Der Polarwirbel erfährt zunächst keine Störung, doch nach und nach dehnen sich von Kanada und Alaska, sowie von Sibirien aus Hochdrucksysteme in den Polarwirbel hinein aus und gehen bis zum 9. Januar eine Querverbindung ein.
Das ist im eigentlichen Sinne eine Störung des Polarwirbels, jedoch keine, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Winterwetter führt. Eher das Gegenteil ist der Fall und sollte sich diese Wetterlage 1:1 so durchsetzen können, kann man den Hochwinter im Januar getrost zu den Akten legen. Warum?
Hochdruckblase Europa
Ganz einfach. Die Hochdruckzone führt innerhalb des Polarwirbels kalte Luftmassen über das östliche Kanada, die über Neufundland auf den warmen Atlantik treffen und dort immer wieder von Neuem die Tiefdruckdynamik anheizen. Das System schwingt sich ein und führt zu einer ausgeprägten Erhaltungsneigung, die in der Vergangenheit das Wetter schon über Wochen hat beeinflussen können. Wir haben das hier einmal näher beschrieben: Warum die Winter so warm geworden und woran warme Winter frühzeitig zu erkennen sind.
Die Temperaturen erreichen am 5. Januar +4 bis +8 Grad und über dem Südwesten bis +12 Grad und können bis zum 9. Januar +10 bis +15 Grad ermöglichen.

Auf den Punkt gebracht: Vorerst kein Winterwetter
So ist es und so bleibt es. Zwar gibt es in der Theorie ein paar Wetterentwicklungen, die in Richtung Winter gehen könnten, doch wahrscheinlich sind diese im Moment nicht.
Hochwinter? Nicht unter diesen Voraussetzungen!
Wie extrem die Milderung der kommenden Tage ist, lässt sich am besten mit der Temperaturentwicklung in 1.400 Meter Höhe erklären. Der Mittelwert der Höhenwerte schwankt über dem Norden bei +2 Grad und über dem Süden zwischen +4 und +6 Grad. Damit setzt sich das Tauwetter in den höheren Lagen bis zum 9. Januar weiter fort. Zum Vergleich: für den Flachlandwinter sollten die Höhenwerte zwischen -4 und -6 Grad liegen. Das unterstreicht es in doppelter Hinsicht, dass das Wetter im Januar sich fernab der Normalität
abspielen wird.
Die Niederschlagsaktivität ist über dem Süden und Osten nach dem 27. Dezember schwach und über dem Norden und Westen allenfalls mäßig ausgeprägt. Das spricht für die Nähe eines Hochdrucksystems, was letztlich zu einer Südwestwetterlage führen kann. Deutlicher zeigt sich das im Mittelwert aller Kontrollläufe.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
31. Dezember | +5 bis +19 Grad |
+9 bis +11 Grad |
4. Januar | +3 bis +12 Grad |
+8 bis +10 Grad |
9. Januar | -2 bis +13 Grad |
+4 bis +6 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 19:48 Uhr
Im Update von heute Abend hat sich im eigentlichen Wettertrend wenig verändert - im Gegenteil - die Südwestwetterlage intensiviert sich im Zeitraum von Silvester bis zum 3.. Januar und kann die Temperaturen nicht nur an, sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch über die +20 Grad-Marke ansteigen lassen. Das wäre nach Definition - inmitten des Hochwinters - der erste frühsommerliche Tag.
Südwestwetterlage
Was bleibt, ist auch der unbeständige Wettercharakter, der mit seinen Schauern und kräftigen Windböen immer wieder für Abwechslung sorgen kann.

Kein Hochwinter
Darüber hinaus berechnen die Amerikaner eine Ausdehnung des Hochdrucksystems über Mitteleuropa bis nach England und Skandinavien, was bis zum 10. Januar mit +3 bis -1 Grad etwas frischere Luftmassen über die östlichen Landesteile führen kann. Weiter nach Westen ist mit +4 bis +8 Grad mehr eine nasskalte Witterung zu erwarten.
Immerhin kann eine auf bis mittlere Lagen absinkende Schneefallgrenze wieder in Betracht gezogen werden. Mit richtigem Winterwetter hat das aber wenig gemeinsam, dafür müsste sich das Hoch weiter westlich positionieren.

Der Stratosphärenwirbel
Eine gravierende Veränderung ist für einen nachhaltigen Wintereinbruch notwendig und am 24. Dezember zeigten die Vorhersage-Modelle erstmalig einen Ansatz zu einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe, das sich in der Zwischenzeit wieder abgeschwächt hat. Diese Entwicklung aber sollte man in den kommenden Tagen weiter beobachten.
Warum? Zum Jahreswechsel betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe +223 km/h und stabilisieren die unteren Luftschichten, mit den oben genannten Folgen. Bis zum 7. Januar aber sinkt die Windgeschwindigkeit in Stratosphärenhöhe auf +144 km/h bis +72 km/h ab. Zum Major-Warming fehlt noch ein ganzes Stück, doch sinkt der NAO-Index und der AO-Index zum 10. Januar in den negativen Bereich ab. Wenn man so will, ist da etwas im Busch
, dass man in den kommenden Tagen weiter verifizieren und beobachten sollte. Zum aktuellen Stand aber ändert sich an der für die Jahreszeit zu warmen bis milden Wetterentwicklung wenig.
