Wettertrend: Der Winter und das Toben der atlantische Frontalzone
Ein kräftiger bis stürmischer Wind und zeitweiliger Niederschlag setzt dem Schnee auch in den höheren Lagen ordentlich zu. Der Grund ist eine zonal verlaufende Grundströmung - erst wenn diese sich ändert, bekommt der Winter wieder eine Chance.
Die atlantische Frontalzone sorgt in den kommenden Stunden für reichlich Niederschlag. Regional ist mit anschwellenden Bach- und Flusspegeln zu rechnen. Dazu gibt es viel Wind, der über exponierten Lagen stark böig bis stürmisch auffrischen kann. Über höheren Lagen sind orkanartige Windböen nicht ausgeschlossen.
Unbeständiges Weihnachtswetter
Der Heiligabend gilt als gemäßigt. Abgesehen von ein paar Schauern, bleibt es meist trocken und zwischendurch ist bei einem schwachen bis mäßigen Wind aus westlichen Richtungen mit etwas Sonnenschein zu rechnen. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag dehnt sich von Nord nach Süd ein Regengebiet über Deutschland aus und minimiert die sonnigen Momente. Der Niederschlag ist Sonntag nördlich einer Linie von Rheinland-Pfalz und Sachsen nennenswert und am Montag kann südlich der Linie von Rheinland-Pfalz und Berlin mit länger andauerndem Niederschlag gerechnet werden. Der Wind frischt phasenweise böig aus südwestlichen Richtungen kommend auf und über exponierten Lagen können stürmische Windböen möglich sein. Die Temperaturen erreichen verbreitet +8 bis +12 Grad und über dem Südwesten und Westen können bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad erreicht werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Weihnachten.
Nach Weihnachten beruhigt sich das Wetter und ein Zwischenhoch kann für längere sonnige Abschnitte sorgen, die zum 28. Dezember (Mi.) von aufziehender Bewölkung eingetrübt werden. Nachfolgend setzt Niederschlag ein. Der Wind kommt schwach aus südlichen Richtungen und kann nach Norden stark böig und über den Küsten auch stürmisch auffrischen. Die Temperaturen gehen mit +4 bis +8 Grad etwas zurück. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Dezember.
Kippmuster in ein Extrem? Auf die Position kommt es an!
Interessant ist der heutige Vergleich der drei Vorhersage-Modelle bis Silvester.
Trogsystem rückt näher an Deutschland heran
Die Wettervorhersage der Deutschen berechnet bis zum Jahreswechsel eine erhöhte Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik, bei der sich die Frontalzone kurzzeitig bis über Skandinavien durchsetzen kann, sich aber bis zum 31. Dezember im Bereich von Island, Skandinavien und England zentralisieren kann. Deutschland, die Schweiz liegen zwar auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes, doch bedarf es nicht viel an Fantasie, dass sich der Schwerpunkt im Januar weiter nach Osten verlagern und Deutschland voll treffen wird. Der Winter bekommt nach dieser Wetterprognose zumindest eine Option. Klar aber ist auch, dass die Übergangsphase mit unwetterartigen Starkwindereignissen einhergehen kann.
Die milde Südwestwetterlage
Die Amerikaner berechnen den Tiefdruckschwerpunkt zwischen Neufundland, Grönland und den Azoren weiter westlich, was einem Hochdruckkeil über Europa ermöglicht, sich weiter nach Norden auszudehnen. In Kombination der beiden Wettersysteme werden aus südwestlichen Richtungen milde und auch feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt. Bei schwachen bis mäßigen Winden kann mit zeitweiligem Niederschlag gerechnet werden. Die Temperaturen pendeln sich mit +8 bis +12 Grad und über dem Westen und Südwesten auf bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad in einem Bereich ein, der als frühlingshaft definiert werden kann.
Die extrem warme Entwicklung
Noch eines obendrauf setzen die Europäer. Die atlantische Frontalzone wird auf dem Atlantik gebunden und kann sich nicht weiter nach Europa ausdehnen. Diese Gelegenheit nutzt ein Hoch von der Mittelmeerregion, um seinen Einfluss auf das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz geltend zu machen. Im Grunde eine fast identische Wetterentwicklung, wie nach dem amerikanischen Wettermodell, doch mit dem Unterschied, dass in der Höhe ungewöhnlich warme Luftmassen aus Afrika advehiert werden können. Die Temperaturprognose stellt bei einem zunehmend trockenen und sonnigen Wettercharakter Werte von +10 bis +15 Grad und örtlich bis +19 Grad in Aussicht.
Wie stehen die Chancen auf Winter im Januar?
Nicht wirklich gut - trotz der Optionen, die aufgezeigt werden. Der Grund ist die wiederbelebte Frontalzone, die für eine Zeit lang erst einmal alles durcheinanderwirbeln
wird.
Aktiver Polarwirbel
Und nicht nur die Frontalzone ist aktiv, sondern auch der Polarwirbel zeigt sich von unten bis in die Stratosphäre hinauf in einer stabilen Verfassung, was die Dynamik der Frontalzone weiter befeuern sollte.
Die Wetterprognose der Amerikaner zeigt, wie die atlantische Frontalzone bis weit in die erste Januar-Dekade hinein wirken kann. Ein Tief nach dem anderen überquert Deutschland und nach und nach etabliert sich über Skandinavien ein Zentrum der Tiefdruckdynamik. Damit ist der Höhepunkt der Zonalisierung wohl zum 6. Januar erreicht. Unwetterartige Starkwindereignisse und kräftige Niederschläge sind bei Temperaturen von +8 bis +12 Grad und phasenweise von bis +17 Grad möglich.
Der optionale Winter
Hat sich die Frontalzone über Skandinavien erst einmal etabliert, besteht die Möglichkeit, dass die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik abreißt. Die Bedingung hierfür ist, dass der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada beendet wird. Ist das der Fall, kann sich auf dem Atlantik ein Blockadehoch nach Norden ausdehnen und nachfolgend das Tief über Skandinavien nach Süden austrogen lassen. Das ist im Grunde die Chance, die der Winter aus dieser Konstellation heraus hat - mehr nicht!
Auf den Punkt gebracht: Vorerst kein Winterwetter
Die atlantische Frontalzone entfaltet ihre Wirkung in den nächsten Stunden und wird in den kommenden 14 Tagen das Wetter über Deutschland beeinflussen können. Teils mit kräftigem Niederschlag und stürmischen Winden, teils aber auch mit frühlingshaften Temperaturen.
Kein Hochwinter in Sicht
Von einer Wetterentwicklung, die zu einer hochwinterlichen Wetterlage führen kann, ist derzeit nichts zu erkennen - noch nicht einmal ein Ansatz. Eher das Gegenteil ist der Fall. Der Mittelwert aller Kontrollläufe berechnet bis zum 7. Januar ein Temperaturspektrum, das in der Höhe von 1.400 Meter zwischen +5 und +0 Grad liegen kann. Entsprechend durchgreifend ist das Tauwetter bis in höhere Lagen. Über tieferen Lagen pendelt sich der Mittelwert zwischen +7 und +11 Grad ein und ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2 bis +4 Grad zu warm.
West- oder Südwestwetterlage
Aus der Niederschlagsprognose lässt sich ableiten, ob die Grundströmung mehr südwestlich oder westlich geprägt sein wird. Die Niederschlagssignale sind zunächst noch zahlreich vorhanden, schwächen sich aber nach Weihnachten mehr und mehr ab. Das spricht im Wesentlichen für ein Auflaufen der Frontalzone auf ein sich über Europa aufbauendes Hoch - die Südwestwetterlage also.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
29. Dezember | +0 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
2. Januar | -2 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
7. Januar | -3 bis +13 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:02 Uhr
Die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells zeigte heute Nachmittag - zumindest im Ansatz - wie es mit dem Winter im Januar klappen könnte. Heute Abend eine Bestätigung des Ansatzes, auch wenn das zunächst einmal eine markante Milderung zur Folge hat.
Südwestwetterlage
Die atlantische Frontalzone ist nach Weihnachten äußerst aktiv und dehnt sich auf dem Atlantik weit nach Süden aus. Vorderseitig werden bis Silvester milde Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland geführt, was die Temperaturen auf unwinterliche +12 bis +17 Grad ansteigen lassen kann. Örtlich können am letzten Tag des Jahres bis +19 Grad möglich gemacht werden. Dazu gibt es zeitweiligen Niederschlag und einen stark böigen Wind aus südwestlichen Richtungen.
Nachfolgend verlagert sich die atlantische Frontalzone weiter in Richtung Skandinavien und kann kühlere Luftmassen nach Deutschland führen, was bei einer nasskalten Witterung die Schneefallgrenze bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann.
Eine extrem warme Wetterentwicklung mit nachfolgend geschwächten Polarwirbel
Die Amerikaner berechnen das Aktivitätszentrum der atlantische Frontalzone weiter über dem Atlantik, sodass über Mitteleuropa genügend Spielraum für einen Hochdruckkeil entsteht, der sich bis Silvester nach Norden ausdehnt und zum 2. Januar sein Zentrum über der Mittelmeerregion etablieren kann. Die atlantische Frontalzone wird blockiert und das Hoch füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf, was die Temperaturen auf +10 bis +15 Grad und örtlich bis +18 Grad ansteigen lassen kann.
Im Zeitraum vom 4. bis 8. Januar dehnt sich das Hoch weiter nach Norden aus und geht eine Querverbindung mit dem Kontinentalhoch über Sibirien ein. Der Polarwirbel erfährt ein sog. Displacement, bei der die atlantische Frontalzone vollständig blockiert werden und Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine östliche Grundströmung gelangen kann.
Diese Variante ist noch sehr vage und beinhaltet noch einige Fragezeichen, aber ja, wenn alles passt, dann kommt der Winter aus östlichen Richtungen nach Deutschland. Wenn es nicht so recht passt, dann liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz voll im Einflussbereich eines Hochdrucksystems samt milder Luftmassen.
Der Winter hat es nicht leicht
Um ehrlich zu sein, hat es der Winter derzeit nicht nur nicht leicht, sondern ist mit der aktiv-dynamischen Frontalzone vorerst einmal ein Ding der Unmöglichkeit. Erst wenn sich die Grundströmung verändert, wird man den Winter wieder ins Spiel bringen können. Das aber bedarf eines instabilen Polarwirbels - gibt es Anzeichen dafür?
Nicht wirklich. Der NAO- und der AO-Index verweilen im Januar im positiven, bzw. neutralen Bereich, was nicht auf eine nachhaltige Störung des Polarwirbels schließen lässt.
Doch hat es in den letzten 24 Stunden eine Veränderung der Berechnung des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe gegeben, bei der ein kräftigeres Minor-Warming zum Ende der letzten Januar-Dekade ein potentielles Major-Warming (plötzliche Stratosphärenerwärmung) auslösen könnte. Die Betonung liegt auf könnte, ist aber eine Entwicklung, die man in den kommenden Tagen weiter beobachten sollte. Die Windgeschwindigkeiten erreichen zum Jahreswechsel mit +216 km/h einen vorläufigen Höhepunkt und sacken bis zum 7. Januar auf +108 km/h ab. Das ist im Moment noch kein klares Signal für eine Störung, doch im Vergleich zu den letzten eine markante Veränderung, die im Hinblick auf Winter in die richtige Richtung gehen kann. Schaun mer mal. Bis es aber soweit ist, dominiert die Westwetterlage.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Mild bis warm
Der Winter ist auch nach der Wetterprognose der Europäer von heute Abend bis zum 2. Januar ohne Chance. Tendenziell ist die Wetterlage mit einer Südwestanströmung der Luftmassen sogar deutlich näher am Frühling.