Wettertrend: Umstrukturierung des Polarwirbels - Winter-Flop oder Winter-Top?
Eisig zeigen sich die Nächte am Wochenende, doch kennt das Weihnachtstauwetter mit den Freunden des Winterwetters
kein Erbarmen und lässt die Temperaturen bis Dienstag über dem Westen auf bis +15 Grad ansteigen. Das ist selbst für erfahrene Meteorologen ungewöhnlich, kommt aber vor. Kurz vor Weihnachten sinken die Temperaturen wieder ab und da stellt sich die Frage: Wie steht es um den Winter?
Schneefall wird es morgen südlich einer Linie von Stuttgart und Nürnberg geben können, der südlich der Donau auch nennenswert ausfallen kann. Das Wochenende verläuft ruhig und am Samstag ist verbreitet mit Sonnenschein zu rechnen, der sich am 4. Advent von Westen eintrüben lässt. In den Nächten sinken die Temperaturen auf -4 bis -8 Grad und örtlich auf bis -12 Grad ab. Über Schnee können bis -18 Grad erreicht werden.
Am Dienstag T-Shirt Wetter
Ok, vielleicht nicht jedermanns Sache, aber über dem Westen können die Temperaturen bis zum Dienstag auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +15 Grad ansteigen. Der Grund für den markanten Temperatursprung ist die atlantische Frontalzone, die sich mit ihren Ausläufern Deutschland nähert und auf ihrer Vorderseite mit einem böigen Wind milde Luftmassen nach Norden führt. Dazu gibt es zeitweiligen Niederschlag, der regional kräftiger und ergiebig ausfallen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Weihnachten.
Polarwirbel: Kleine Veränderung, große Auswirkung
Auf den ersten Blick sehen sich die Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle sehr ähnlich, doch der Unterschied zeigt sich in den Hochdruckachsen und insbesondere im amerikanischen Vorhersage-Modell mit dem Tief zwischen Island und England, was sich bis zum 20. Dezember zu einem Sturmtief weiterentwickeln kann. Das deutsche Vorhersage-Modell berechnet den Tiefdruckkern weniger intensiv und der Schwerpunkt liegt mehr über Skandinavien.
Wilde und stürmische Weihnachten - Winter vorerst auf Eis gelegt
Und so geringfügig die unterschiedlichen Positionen sind, desto größer die Auswirkungen. Die Wetterprognose der Amerikaner macht sozusagen den Wintersack
zu und lässt ihn bis in den Januar nicht mehr heraus.
Der Grund ist die Hochdruckachse über Grönland, welche kalte Luftmassen vom Polarwirbel nach Süden rauschen lässt. Auf dem Atlantik angekommen, wird die Frontalzone vollständig reaktiviert und setzt sich bis Heiligabend über Skandinavien fest. Nachfolgend gelingt der Aufbau einer Tiefdruckrinne, die bis zum 2. Weihnachtsfeiertag nach Neufundland reichen kann. Das ist ein ernstzunehmender Ansatz einer Zonalisierung (Westwetterlage), die für das Weihnachtswetter und das Wetter zwischen den Tagen
mit Wind, Sturm und Regen für Abwechslung sorgen kann. Die Temperaturen sind mit +4 bis +8 Grad und phasenweise mit bis +14 Grad alles andere als winterlich.
Schaut man genauer hin, so erkennt man nicht nur die Reaktivierung der atlantische Frontalzone, sondern auch des Polarwirbels, der zum Ende des Jahres ein deutlich stabileres Bild abgibt.
Weniger Frühling, mehr nasskalt
Die Wetterprognose der Deutschen zeigt eine Hochdruckachse, die innerhalb des Polarwirbels von den Aleuten bis nach Grönland verläuft und - kurz vor Weihnachten - einen Polarwirbelsplit provoziert.
Temperaturrückgang
Deutschland liegt im Zeitraum vom 21. bis 24. Dezember zwischen den Fronten in einem überwiegend gradientenschwachen Wetterumfeld. Die Temperaturen sinken nach dem Höhepunkt am Dienstag bis Heiligabend auf +2 bis +7 Grad und ab den mittleren Lagen kann sich Dauerfrost einstellen. Somit bleiben weiße Weihnachten ab den mittleren Lagen optional.
Schaut man aber auf die Tiefdruckentwicklung auf dem Atlantik, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Milderung erfolgt. Wenig winterlich, mehr nasskalt.
Der Zustand des Polarwirbels
Der NAO-Index bleibt neutral besetzt, was über Deutschland entweder zu einer nasskalten Nordwest- oder milden Südwestwetterlage führen kann. Der AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels) ist im Moment stark negativ (Splitverhalten Polarwirbel), doch zeigt sich bis Jahresende eine langsam neutrale Entwicklung.
Ein neutraler AO-Index würde aufhorchen lassen, schließlich wäre das ein Signal für einen sich stabilisierenden Polarwirbel. Betrachtet man den Stratosphärenwirbel, so präsentiert dieser sich nach einem schwachen und nicht wetterwirksamen Minor-Warming an Weihnachten bis zum Jahresende in Bestform. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen im Moment rund +120 km/h und können sich bis zum 30. Dezember auf +180 km/h intensivieren. Wenn man die Randfaktoren zusammenfasst, gibt es im Moment eine Vielzahl an Anzeichen, die für eine Stabilisierung des Polarwirbels bis Anfang Januar sprechen. Eine Zonalisierung (Westwetterlage) hätte dann gute Chancen, sich mit Wind, Sturm, Regen und mildem Wetter durchzusetzen.
Auf den Punkt gebracht: Fast alles an Möglichkeiten offen
Die Amerikaner zeigten heute Nachmittag noch mit einer kalten Variante, wie das mit dem Winter klappen kann, war aber im Vergleich zu den Kontrollläufen ein mit Abstand kalter Ausreißer. Heute Abend nun die 180-Grad-Wende in das andere Extrem, nur dass es sich dieses Mal um einen mit Abstand zu warmen Ausreißer handelte.
Die wahrscheinliche Wetterentwicklung wird in der Mitte - und damit im seit Tagen favorisierten nasskalten Bereich - liegen. Im Vergleich zu heute Nachmittag aber sind die Kontrollläufe am Abend ein deutliches Stück milder geworden und man darf gespannt sein, was aus dem Ansatz einer Zonalisierung in den kommenden Tagen wird. Eine Westwetterlage wäre nach langer Abstinenz eine echte Überraschung, doch im Winter nichts Ungewöhnliches. Sollte sich die Zonalisierung durchsetzen können, würde der Winter zu einer Pause von mindestens 7 bis 14 Tage gezwungen.
Nachtrag der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells trudelt gegenwärtig ein und berechnet eine Zwischenlösung, bei der sich die atlantische Frontalzone versucht zu stabilisieren, doch das Hoch über Grönland grätscht
dazwischen und lässt die Tiefdruckdynamik - bevor diese sich überhaupt aktivieren kann - nach Süden austrogen. Dieser Prozess geschieht an Heiligabend westlich von Mitteleuropa, sodass Deutschland, Österreich und die Schweiz über Weihnachten in den Genuss
einer hochdruckdominierten Südwetterlage kommen können. Die Temperaturen könnten sich bis zum 1. Weihnachtsfeiertag auf +4 bis +8 Grad und örtlich bis +12 Grad einpendeln. Das entscheidende aber ist für Freunde des Winterwetters
, dass der Polarwirbel in seiner Funktion gestört und somit offen für andere Entwicklungen bleibt. Abwarten, auch wenn der Wettertrend allmählich eine Richtung einzuschlagen scheint.