Wettertrend: Der Polarwirbel neigt zum Split - alles offen?
Der Polarwirbel befindet sich in einem desolaten Zustand und ist nur noch ein Schatten seiner Selbst. Das sind beste Voraussetzungen für einen Polarwirbelsplit an Weihnachten, wo es im Detail auf die Achsausrichtung innerhalb des Polarwirbels ankommen wird. Wir schauen heute Abend einmal genauer hin.
Teils chaotische Zustände gab es heute mit Eisregen und Schneefall über den südlichen Landesteilen und verbreitet hat sich eine dünne Schneedecke ausbilden können. In den kommenden Tagen kommt über dem Norden und dem Süden noch etwas Neuschnee hinzu - insbesondere südlich der Donau kann der Schneefall am Freitag nennenswert ausfallen.
Vom Eiswinter in den Frühling
Klingt markant, ist es auch. Die Tiefstwerte erreichen in der Nacht auf Samstag und dem 4. Advent bei Aufklaren und über Schnee -10 bis -15 Grad und örtlich wird die -20 Grad-Marke anvisiert. Zum Start in die neue Woche kippt die Großwetterlage und führt mit einem stark böigen Wind aus südlichen Richtungen milde Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen bis Dienstag auf +8 bis +12 Grad und über dem Westen mit bis +15 Grad in den frühlingshaft milden Bereich ansteigen lassen kann. Frischer bleibt es mit +2 bis +6 Grad über den östlichen Regionen. Bei überwiegend starker Bewölkung kommt es zu zeitweiligem Niederschlag, der bis in die höheren Lagen in Regen übergeht. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Weihnachten.
Der Polarwirbel in der Vorweihnachtszeit
In der Wetterprognose Weihnachten hat sich gezeigt, dass der Polarwirbel sich kurz vor Weihnachten in keiner guten Verfassung befindet. Von einem Polarwirbelsplit bis hin zu einem Displacement des Wirbels ist alles möglich. Im Grunde genommen kann es über Deutschland, der Schweiz und Österreich zu zwei Wetterentwicklungen geben. Entweder ein milder bis nasskalter Wettertrend, oder ein Arctic Outbreak mit winterlichem Charakter kann das Wetter über Deutschland beeinflussen - entscheidend ist die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels, die wir heute Abend näher betrachten wollen.
Die milde Variante
Das Hoch innerhalb des Polarwirbels verlagert sich zögerlich in Richtung der Karasee und Sibirien und dehnt sich in Richtung Kanada und Alaska aus. Da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, werden kalte Luftmassen in Richtung Kanada transferiert und über dem östlichen Kanada nach Neufundland abgeleitet. Dort angekommen, kommt es auf dem Atlantik zu einer explosionsartigen
Regenerierung der atlantischen Frontalzone, die sich nach und nach immer weiter intensiviert und bis in den Januar hinein das Wetter über Deutschland dominieren kann. Und da sich Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, verweilt Deutschland im Zustrom milder bis warmer Luftmassen.
Der Winter hätte bei Tageswerten von +5 bis +10 Grad und phasenweise von bis +12 Grad keine Chance mehr. Im Gegenteil - die atlantische Frontalzone setzt alles daran, eine Zonalisierung (Westwetterlage) zu etablieren.
Die kalte - winterliche - Variante
In der Wetterprognose von heute Abend zeigen die Amerikaner, wie es mit einem winterlichen Ansatz doch noch eine weiße Weihnacht gelingen kann.
Arctic Outbreak
Das Polarhoch dehnt weder nach Kanada, noch über die Karasee aus, sondern verweilt bis zum 24. Dezember (Heiligabend) im Bereich der Aleuten und der Polregion. Zur gleichen Zeit - und das ist die Schlüsselszene - dehnt sich von den Azoren aus ein Hochdruckkeil in Richtung Grönland aus.
Dieser Prozess blockiert die atlantische Frontalzone und setzt von Skandinavien aus einen Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs in Gang. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichen die Temperaturen am 24. Dezember +2 bis -2 Grad und sinken bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf +0 bis -5 Grad ab. Dazu gibt es zeitweilige Niederschläge, die bis auf tiefere Lagen in Form von Schnee niedergehen und so für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen können.
Der Zustand des Polarwirbels
Der AO-Index bleibt bis Ende Dezember negativ besetzt. Damit ist klar, dass die instabile Bewertung des Polarwirbels in die Verlängerung geht. Damit der Winter über Deutschland - wie von den Amerikanern mit einem Arctic Outbreak berechnet - vonstattengehen kann, bedarf es einer Hochdruckblockade auf dem Atlantik und damit einen negativen NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief). Der NAO-Index aber wird bis Ende Dezember neutral berechnen, was den Rückschluss auf eine nasskalte Nordwest- oder milde bis warme Südwestwetterlage zulässt.
Da gibt es noch Spielraum. Keinen Spielraum gibt es hingegen für den Polarwirbel in Stratosphärenhöhe. Da bleibt - einmal abgesehen von einem schwachen Minor-Warming - alles stabil. Die Windgeschwindigkeiten betragen am 20. Dezember +126 km/h und intensivieren sich Ende Dezember auf +180 km/h. Gut möglich, dass von der zunehmenden Beschleunigung die Stabilität in den unteren Luftschichten profitiert und sich der Polarwirbel bis Anfang Januar normalisieren kann. Die Zonalisierung - also die Westwetterlage - wäre dann eine daraus möglich resultierende Großwetterlage.
Schaut man sich noch schnell die Druckanomalien bis zu 24. Dezember an, so erkennt man eigentlich nur noch hohen Luftdruck und wenig Wirbel. Über Skandinavien aber, da setzt sich ein Teil des Polarwirbels fest und entscheidend ob Winter oder nicht, hängt jetzt von einer Hochdruckachse auf dem Atlantik ab - so einfach kann das sein, doch ist die Umsetzung äußerst schwierig.
Auf den Punkt gebracht: Alles offen
Es bleibt dabei - die Milderung kommt und erreicht ihren Höhepunkt zum 20. Dezember. Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau in den nasskalten Bereich ab und ist dem vieljährigen Durchschnittswert sehr nahe.
Die Amerikaner bilden heute Abend zwar im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand kälteste Variante ab und wird auf diese Art und Weise nicht eintreten, doch ein Teil der Kontrollläufe zieht mit, was eine winterliche Witterung über Weihnachten nicht ausschließen lässt. Wahrscheinlicher aber bleibt eine nasskalte Wetterlage, bei der sich die Temperaturen um die +5 Grad-Marke herum einpendeln und so den Winter noch ab den mittleren Lagen optional werden lassen.
Der Winter auf dem Sprung
Die Wetterprognose der Europäer bringt es heute Abend gut auf den Punkt. Der Winter wird zum 22. Dezember angetäuscht, doch dreht sich die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels im letzten Moment doch noch in Richtung Kanada ab. Nasskalt bleibt somit das Maß der Dinge.