Winterprognose: Bis Nikolaus - Winterwetter über Deutschland?

Die Luftmassengrenze über Deutschland wird abgebaut und ein Hochdruckkeil dehnt sich nach Norden aus. Dieses Hoch wird im Dezember darüber entscheiden, ob sich der Winter bis Nikolaus über Deutschland durchsetzen kann.
Etwas Schneefall kann es heute noch geben (Schneeprognose), doch dehnt die atlantische Frontalzone ihren Einflussbereich im Verlauf der Woche weiter nach Deutschland aus und beendet die Luftmassengrenze. Bereits zur Wochenmitte kann über dem Westen die +10 Grad-Marke überschritten werden, während es über den östlichen Landesteilen mit +4 bis +8 Grad etwas frischer bleibt.
Zeitweiliger Regen, zum Wochenende Hochdruckaufbau
In raschen Abständen ziehen Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg und sorgen für einen wechselhaften Wettercharakter. Zwischendurch sind auch längere sonnige Abschnitte möglich, bevor sich zum Wochenende ein Hochdrucksystem über Deutschland durchsetzen und die Niederschlagstätigkeit abklingen lassen kann. Der Wind kommt überwiegend schwach aus südlichen Richtungen und kann gelegentlich und im Schwerpunkt über der Westhälfte böig auffrischen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2022.

Die Regenprognose
Im Verlauf der Woche überqueren insgesamt vier Regengebiete Deutschland, die im Schwerpunkt über dem Westen und dem Süden bis Samstag mit 5 bis 15 l/m² und örtlich bis 20 l/m² für nennenswerten Niederschlag sorgen können. Etwas mehr ist mit bis 40 l/m² über den Regionen südlich der Donau möglich. Weiter nach Osten klingt die Niederschlagstätigkeit ab und über Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt kann es mit 0 bis 4 l/m² verbreitet trocken bleiben.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Von Südwest auf Nordwest
Bis zum 27. November Intensiviert sich nach der Wetterprognose der Europäer die atlantische Frontalzone mit einem Kerndruck von bis 960 hPa und drückt auf ihrer Vorderseite ein Hochdrucksystem nach Norden, das zum 28. November Deutschland erreicht. Die Anströmung warmer Luftmassen aus südwestlichen Richtungen intensiviert sich und kann die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und über dem Südwesten auf bis +14 Grad ansteigen lassen.
Meridionale Grundstruktur
Dem Hoch aber gelingt es nicht, sich über Deutschland zu festigen, oder sich weiter nach Skandinavien auszudehnen. Dafür ist der Druck der atlantischen Frontalzone zu hoch. Das Hoch kippt bis zum 30. November nach Osten ab, während die atlantischen Tiefdrucksysteme weiter nach Osten vorankommen und zum 1. Dezember Skandinavien erreichen.
Zur gleichen Zeit verlagert sich das Hoch über den Süden nach Westen und keilt zum 1. Dezember auf dem Atlantik nach Norden auf. Das Strömungsmuster meridionalisiert und der schwache Tiefdruckausläufer über Skandinavien beginnt damit, nach Süden auszutrogen und im Zusammenspiel mit dem Hoch kühle Luftmassen nach Süden zu führen.
Graupelschauer möglich
Die kühlen Luftmassen breiten sich zunächst in der Höhe aus und lassen die Schauertätigkeit wieder ansteigen. Die Temperaturen sinken bei einem böigen Wind aus nordwestlichen Richtungen auf nasskalte +4 bis +8 Grad ab, was Graupelschauer oder Graupelgewitter nicht ausschließen lässt.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Vollständig gestörte Zirkulation mit nachfolgendem Wintereinbruch
Beide Vorhersage-Modelle ergänzen sich heute auf beeindruckende Art und Weise. Während die Europäer das Hoch abschwächen, keilt der hohe Luftdruck nach der Wettervorhersage der Amerikaner nach Norden auf und bringt einiges durcheinander.
Vollständig gestörte Zirkulation
Eine vollständig gestörte Zirkulation kommt immer dann zustande, wenn sich ein Hoch weit nach Norden vorwagt und damit beginnt, die atlantische Frontalzone zu blockieren und im weiteren Verlauf die von Ost nach West verlaufende Hochdruckachse etabliert. Die Grundströmung dreht auf östliche Richtungen und führt bodennah kühle Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gestört ist die Zirkulation deshalb, da eine westlich orientierte Grundströmung - wie sie über Deutschland typisch sind - bis auf Weiteres nicht mehr eintreten können.
Schneefall möglich
Eine solche Wetterentwicklung berechnen die Amerikaner heute. Das Hoch etabliert sich bis zum 27. November im Bereich von England und Skandinavien und intensiviert sich bis zum 30. November im Bereich von Island, dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und der Barentssee - die Achsausrichtung verläuft von Ost nach West und über Deutschland setzt sich eine stramme Ostströmung durch. Bei einem Mix aus Nebel, Hochnebel und Wolken sind gelegentliche Schauer möglich. Erreichen die Temperaturen am 27. November noch +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +12 Grad, so sinken die Werte bis zum 30. November auf -2 bis +2 Grad verbreitet in den Dauerfrostbereich ab. An den Küsten kann es mit +3 bis +6 Grad milder bleiben. Mögliche Niederschläge gehen bis auf tiefere Lagen als Schnee oder Schneeregen nieder.
Schneefall und Winterwetter zum Nikolaus?
Der Hochdruckkern stabilisiert sich bis zum 3. Dezember mit einem Kerndruck von 1045 hPa zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und England, während der Polarwirbel über dem europäischen Nordmeer und der Barentssee mächtige Tiefdruckcluster nach Osten transferiert.
Damit reißt der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada ab und da der Hochdruckkern sich im Uhrzeigersinn dreht, werden verhältnismäßig warme Luftmassen nach Norden in Richtung Grönland transportiert. Auf der anderen Seite beginnen die Tiefdruckcluster zwischen dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und der Barentssee nach Süden auszutrogen. Das Hoch verliert seine Achse nach Osten und baut diese nach Süden - in Richtung der Azoren - auf. Das Strömungsmuster meridionalisiert ab dem 4. Dezember, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen zuführt.
Dauerfrost und Schneefall
Erreichen die Temperaturen am 4. Dezember -2 bis +2 Grad und an den Küsten bis +5 Grad, so sind am 6. Dezember (Nikolaus) über dem Süden und Osten Höchstwerte von -4 bis +2 Grad und nach Norden und Westen von +3 bis +6 Grad möglich. Warum es über dem Westen und Norden milder ist? Ganz einfach - die kühlen Luftmassen werden über die warme Nord- und Ostsee geführt und können sich über dem Norden und Westen entsprechend anwärmen und nach Süden und Osten auskühlen. Zahlreiche Schauer sind zu erwarten, die über dem Norden als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer und dem Osten und Süden durchweg als Schnee niedergehen. Ja, der Winter hat nach der Wetterprognose der Amerikaner eine echte Chance und gestern hatten wir noch in einer These darüber spekuliert
, dass es mit dem Winter nur etwas werden kann, wenn der Hochdruckblock noch einen Tick weiter nach Westen ausweicht. Die Amerikaner zeigen heute, wie das vonstattengehen kann. Abwarten!

Auf den Punkt gebracht: Strukturelle Veränderungen
Bevor jetzt die Herzen der Freunde des gepflegten Winterwetters
höher schlagen, sei an dieser Stelle angemahnt, dass die kommende Wetterentwicklung alles andere als gesichert ist. Gehörte die Prognose der Amerikaner in den letzten Stunden noch zu den wärmsten Varianten der Kontrollläufe, so bildet sie heute die kälteste Variante ab.
Eine im Dezember zu kalte Temperaturentwicklung
Doch trotz der Unsicherheiten festigt sich ein Trend in den Kontrollläufen. Der Temperaturcharakter der kommenden Tage ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 bis zum 30. November um +1 bis +2 Grad zu warm (91/20: +0,2 bis +1,2 Grad). Im Zeitraum vom 1. bis 6. Dezember ist der Mittelwert mit Temperaturen von +2 bis +4 Grad ein deutliches Stück in den nasskalten Bereich abgesunken und im Vergleich zum Klimamittelwert der Jahre von 1961 und 1990 liegen die Werte mit einer Differenz von -1 bis +0,5 Grad (91/20: -2 bis -1,5 Grad) im normalen und tendenziell leicht zu kühlen Bereich.
Leicht unbeständig
Die Niederschlagssignale sind vom 22. November bis einschließlich dem 6. Dezember als leicht erhöht einzustufen, was den Rückschluss auf einen unbeständigen Wettercharakter mit gelegentlichen Schauern zulässt, die im Dezember teils bis auf tiefere Lagen als Schneeschauer niedergehen können.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
27. November | +4 bis +13 Grad |
+6 bis +8 Grad |
1. Dezember | -1 bis +11 Grad |
+4 bis +6 Grad |
6. Dezember | -3 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:21 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner war heute Nachmittag bereits nasskalt zu bewerten und hätte bis Nikolaus - zumindest ab den mittleren Lagen - für winterliche Wetterverhältnisse sorgen können. Heute Abend setzen die Amerikaner noch eines obendrauf.
Vollständig gestörte Zirkulation
Was heute Abend zunächst bestätigt wird, ist bis zum 25. November die Ausbildung eines Hochdruckzentrums zwischen der Kara- und Barentssee, die bis nach Skandinavien übergreift und die atlantische Frontalzone vollständig blockiert.
Bis zum 30. November wird dieser Hochdruckcluster umfangreicher und dehnt sich in einem Bereich aus, der von Sibirien über Europa bis zu den Azoren hinunterreichen kann. Eine Hochdruckzone dieses Ausmaßes ist eher ungewöhnlich. Deutschland liegt im schwachgradientigen Bereich, was die Temperaturen vom 25. November mit +8 bis +14 Grad bis zum 29. November auf +0 bis +5 Grad zurückgehen lässt. Was im Übrigen den Jahreszeit-typischen Temperaturen entspricht.
Polarwirbelsplit
Im Zeitraum vom 29. November bis zum 1. Dezember keilt das Hoch über Skandinavien weiter in den Polarwirbel hinein vor und baut eine Querverbindung zum Hoch über Alaska auf. Pünktlich zum Start in den meteorologischen Winter kommt es zum Polarwirbelsplit. Über Deutschland ändert sich an der schwachgradientigen Grundströmung zunächst wenig. Die Temperaturen gehen auf -1 bis +3 Grad zurück und die Schauer beginnen bis auf tiefere Lagen herab in Schnee überzugehen.
Extremes Hoch mit extremen Auswirkungen
Das Hochdrucksystem hat noch nicht fertig und bildet bis zum 4. Dezember im Bereich zwischen Island, dem europäischen Nordmeer, Skandinavien und England ein weiteres Hochdruckzentrum aus. Damit wird jegliches Zirkulationsmuster unterbunden und die Grundströmung beginnt zu mäandrieren (Verschlungen). Bis zum 6. Dezember (Nikolaus) dehnt sich das Hoch ebenfalls nach Alaska aus und verursacht einen zweiten Polarwirbelsplit binnen weniger Tage. Von geordneten Verhältnissen kann man nicht mehr sprechen.
Winterwetter über Deutschland
Ob über Deutschland sich eine winterliche Wetterlage ausbilden kann, bleibt abzuwarten. Warum? Ganz einfach, verweilt Deutschland in der Hochdruckzone, so passiert nicht viel. Neben zähen und dichten Nebel- und Hochnebelfelder gibt es auch etwas Sonnenschein. Hält sich der Nebel, ist Dauerfrost zu erwarten. Gibt es Sonnenschein, können die Temperaturen auf bis +5 Grad ansteigen. Das ist in etwa das, was man von der ersten Dezember-Dekade auch erwarten kann.
Sollte sich das Hochdruckzentrum aber westlich positionieren können, so liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz entweder in einer kalten Ost- oder Nordströmung. Die Nordströmung hätte über Deutschland winterliche Wetterverhältnisse zur Folge. Geht es nach dem amerikanischen Wettermodell, so pendeln sich die Werte am 6. Dezember zwischen -1 und +4 Grad ein und mit etwas Sonnenschein können bis +6 Grad möglich sein.

Die weniger extreme Variante
Die Wetterprognose der Europäer zeigt heute Abend eine weniger extreme Variante, bei der über dem östlichen Kanada der Zustrom kalter Luftmassen bis zum 1. Dezember unterbunden wird und sich über dem Atlantik für das Azorenhoch die Möglichkeit ergibt, sich nach Norden - in Richtung Grönland - auszudehnen. Es gibt weder einen Polarwirbelsplit noch ein dominantes Hoch über Skandinavien. Doch reicht der Impuls aus, um das Strömungsmuster über Europa zu meridionalisieren und aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Süden zu führen.
Nasskaltes Dezemberwetter
Die Temperaturen erreichen am 29. November +4 bis +8 Grad und örtlich noch bis +10 Grad. Mit einem böigen Nordwind und einer zunehmenden Niederschlagsaktivität gehen die Temperaturen bis zum 1. Dezember auf +2 bis +6 Grad zurück und ab den mittleren Lagen mischen sich vermehrt Schneeflocken mit unter. Gänzlich unterschiedliche Berechnungen also, doch im Ergebnis ähnlich.

Fazit
Die Spannung reißt nicht ab und das Hoch wird im Verlauf der Woche einen Impuls setzen, der auch das Wetter noch im Dezember wird beeinflussen können. Das Hoch - so wie es die Amerikaner berechnen - hat absolut Seltenheitswert und wurde - von uns - so nicht gesehen. Spektakulär, auch wenn es sich im Moment nur um eine Simulation handelt. Dass man die Berechnung aber noch infrage stellen kann, zeigt sich im Blick auf die Kontrollläufe - die Amerikaner stehen mit dieser Lösung im Moment alleine da. Das kann - aufgrund dieses Schemas - durchaus ein wilder Ritt
werden. Schaun mer mal.
Klar aber ist, dass das Wetter Ende November und Anfang Dezember kühler werden kann. Die Kontrollläufe gehen sogar so weit, dass sich das Temperaturspektrum normalisieren und mancherorts leicht zu kalt ausfallen kann. Dazu werden immer wieder Niederschlagssignale berechnet, was winterliche Wetterverhältnisse ab den mittleren Lagen nicht ausschließen lässt.

Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,2 bis +2,7 Grad (+1,4 bis +1,9 Grad) |
Trend: zu trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken | Westen von Norwegen zu nass, West- und Südeuropa deutlich trocken, Skandinavien deutlich zu warm |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Weite Teile von Europa und Russland zu warm, Portugal normal |
Februar 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0,9 bis +1,9 Grad) |
Trend: zu nass | England und Norwegen, Frankreich und Deutschland zu nass, östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |
