Wetterprognose: Wie lange hält sich die winterliche Wetterlage über Deutschland?

Von Osten rauschen kalte Luftmassen heran und sorgen über Deutschland für einen Vorgeschmack auf den Winter. Wie lange hält sich der Frühwinter und kommt im Dezember vielleicht mehr?
Hoher Luftdruck über Skandinavien lässt an seinem südlichen Gradienten kalte Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland strömen, während zur gleichen Zeit die atlantische Frontalzone von Westen auf Deutschland übergreift. Was folgt, ist eine - aus meteorologischer Sicht - spannende Wetterlage, bei der weiße Überraschungen in Form von Schnee nicht ausgeschlossen werden können.
Schneefall mit Ausbildung einer Schneedecke
Zwar sind alle Details noch nicht geklärt, doch kommt die kalte Luft aus dem Osten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bis zu einer Linie nördlich von Köln und Nürnberg voran und erreicht zum Samstag mit Tageshöchstwerten von -4 bis +2 Grad und an den Küsten bis +5 Grad ihren vorläufigen Tiefpunkt. Schauer gehen durchweg als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nieder und können mancherorts für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen (Schneeprognose). Weiter nach Süden steigen die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad an und die Schauer gehen in eine flüssige Form über. In den Nächten sinken die Werte über dem Norden und Osten auf -2 bis -6 Grad ab und können bei Aufklaren bis -8 Grad absinken. Über dem Süden bleiben die Nächte mit -2 bis +5 Grad meist frostfrei. Von Sonntag bis einschließlich Dienstag verschiebt sich die Luftmassengrenze nach Nordosten und verläuft am Dienstag entlang einer Linie zwischen Bremen und Dresden, was die Tageshöchstwerte auf +1 bis +5 Grad und über dem Rest von Deutschland auf +4 bis +8 Grad ansteigen lässt. An dem unbeständigen und wechselhaften Wettercharakter ändert sich zunächst wenig. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2022.

Die Schneeprognose
In den kommenden Tagen ist mit wiederholten Schauern zu rechnen. Kumuliert man die Niederschlagssummen bis einschließlich Dienstag, so können verbreitet Niederschlagsmengen von 10 bis 20 l/m² zusammenkommen. Etwas mehr kann mit bis 40 l/m² über Teile von Nordrhein-Westfalen, dem südlichen Niedersachsen, Hessen, Thüringen, sowie dem Südwesten von Baden-Württemberg und dem südlichen Bayern gerechnet werden. Deutlich weniger Niederschlag ist mit 0 bis 8 l/m² östlich einer Linie von Rostock und Berlin zu erwarten.
Wie viel Schnee ist zu erwarten?
Ob Schnee-, Schneeregen-, Graupelschauer oder einfach nur Regen wird im Detail abhängig von der letztlichen Positionierung der Luftmassengrenze sein. Die Vorhersage-Modelle sind sich zwar über die Möglichkeit zur Ausbildung einer Schneedecke einig, doch ist das wie viel
und wo
noch variabel, wie die nachfolgende Schneeprognose eindrücklich zeigt.

Wie lange hält sich das in Teilen von Deutschland frühwinterliche Spektakel?
Die Wetterprognosen beider Vorhersage-Modelle lassen das Hoch über Skandinavien an seinem südlichen Gradienten von der atlantische Frontalzone unterwandern, doch entscheidend wird sein, ob diese Unterwanderung gestoppt, oder fortgesetzt wird.
Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada
Auch ein - wichtiger - Faktor für die kommende Wetterentwicklung wird sein, ob der Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs über dem östlichen Kanada gestoppt oder intensiviert werden kann. Zum aktuellen Stand lässt sich der Kaltluftzustrom nicht stoppen und hält bis zum 27. November an. Das bindet die atlantische Frontalzone im Bereich zwischen Neufundland, Grönland und Island.
Keine Zonalisierung
Wurde die Zonalisierung - also die Westwetterlage - vom Wettertrend der Europäer in den letzten Tagen immer wieder einmal berechnet, so wird diese mit der Zentralisierung der atlantischen Frontalzone zwischen Grönland und Island zunehmend unwahrscheinlicher. Die Wetterprognose der Amerikaner hatte den Ansatz einer Zonalisierung in den letzten Tagen erst gar nicht im Programm, stattdessen setzte sich von den Azoren aus ein Hochdruckkeil in Richtung Mitteleuropa durch.
Hochdruckkeil
Zwar sind die Prognosen der Vorhersage-Modelle noch unterschiedlich im Detail, doch die Struktur weist Gemeinsamkeiten auf. Die nasskalte bis winterliche Tiefdruckaktivität endet nach den Amerikanern zum 23. November und nach dem europäischen Vorhersage-Modell zum 25. November. Nachfolgend schiebt die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik einen Hochdruckkeil des Azorenhochs nach Nordosten, das zwischen dem 24. und 26. November damit beginnt, die atlantischen Tiefdrucksysteme zu blockieren. Die Niederschlagstätigkeit schwächt sich über Deutschland ab und bei auflockernder Bewölkung kommt häufiger die Sonne zum Vorschein. Der Wind dreht von westlichen bis nordwestlichen auf südwestliche Richtungen.
Markanter Temperaturanstieg
Erreichen die Temperaturen am 23. November +4 bis +8 Grad, so können bis zum 27. November +8 bis +12 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +14 Grad möglich sein.

Vom Polarwirbelsplit und einem winterlichen Ansatz für Dezember
Für den Moment ist der Aufbau eines Hochdruckkeils über Europa eine plausible und wahrscheinliche Variante und wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der weiß, was folgt.
Polarwirbelsplit
Der Hochdruckkeil dehnt sich nach der Wetterprognose der Amerikaner vom 27. bis 28. November weiter nach Norden aus und geht eine Querverbindung zu einem Hoch zwischen Alaska und den Aleuten ein. Bis zum 29. November intensiviert sich diese Verbindung und führt in letzter Konsequenz zu einem Polarwirbelsplit. Wie intensiv und für wie lange dieser ausfallen wird können, bleibt abzuwarten. Deutschland - und das ist das, worauf es ankommen wird - liegt in der Hochdruckzone und so ändert sich an einem ruhigen und weitgehend trockenen Wettercharakter bis zum 29. November wenig. Das Temperaturspektrum wird in einem Bereich von +7 bis +12 Grad berechnet.
Winter im Dezember - der kippende Polarwirbel
Neu an der Wetterprognose der Amerikaner ist heute, dass die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels kippt und sich bis zum 1. Dezember in einem Bereich von der Barentssee bis nach Grönland und dem östlichen Kanada erstrecken kann. Das ist zugleich eine Schlüsselszene. Warum? Durch diese Hochdruckposition reißt der Zustrom polarer Luftmassen über dem östlichen Kanada ab und die atlantische Frontalzone wird entfesselt.
Wind, Sturm, Regen und Schnee
Zum 1. Dezember verlagert sich das zentral steuernde Tief mit einem Kerndruck von bis 965 hPa in den Bereich von England und dem europäischen Nordmeer und festigt bis zum 3. Dezember seine Position in diesem Bereich. Durch diesen Prozess rückt die Frontalzone ein deutliches Stück näher an Deutschland, Österreich und die Schweiz heran, was den Wind stark böig bis stürmisch auffrischen lassen kann. Zudem werden in raschen Abständen Niederschlagsfelder von West nach Ost geführt und die Temperaturen gehen mit +4 bis +8 Grad und örtlich bis +2 Grad in den nasskalten Bereich zurück.
Ab den höheren mittleren Lagen geht der Niederschlag in Schnee über und auch über tieferen Lagen kann mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer gerechnet werden.

Auf den Punkt gebracht: Die Südwestanströmung
Der Kaltlufteinbruch vom Wochenende ist markant und sorgt so für einen Vorgeschmack auf den Winter. Über dem Süden und Westen sinkt das Temperaturniveau auf einen Bereich ab, der für die Jahreszeit typisch ist. Über dem Norden und Osten aber ist das Temperaturniveau vom 19. bis 20. November für die Jahreszeit um -2 bis -4 Grad zu kalt.
Temperaturanstieg
Der Wettertrend der Kontrollläufe stützt die südwestliche Anströmung der Luftmassen und den damit zusammenhängenden Temperaturanstieg. Der Mittelwert schwankt vom 22. November bis 2. Dezember zwischen +5 und +10 Grad. Das ist - gemessen am vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 - um +1 bis +2 Grad zu warm (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die +14 Grad, die von den Amerikanern berechnet wird, findet sich im Temperaturtrend der Kontrollläufe als warmer Ausreißer wieder. Südwest ist möglich und wahrscheinlich, doch nicht mehr so extrem wie im Oktober oder der ersten November-Hälfte.
Keine stabile Wetterlage
Auch eine immer wieder zu Schauern neigende Großwetterlage findet heute ihre Bestätigung. Insbesondere über dem Westen und Süden ist im Zeitraum vom 21. bis 30. November mit fast täglichen Niederschlagsereignissen zu rechnen, die sich nach Norden und Osten abschwächen können. Ein insgesamt durchwachsener Wettercharakter steht bevor.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
23. November | +1 bis +10 Grad |
+4 bis +7 Grad |
27. November | +4 bis +15 Grad |
+7 bis +9 Grad |
2. Dezember | +0 bis +14 Grad |
+6 bis +8 Grad |

Nächste Aktualisierung
- 20:00 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 21:00 Uhr
Entscheidend für den weiteren Wetterverlauf wird sein, wie sich der Hochdruckblock über Skandinavien verhalten wird. Da gibt es weiterhin große Unsicherheiten, die neben einem Polarwirbelsplit und einer Zonalisierung auch einfach nur zu Hochdruckwetter mitsamt einer milden Südwestwetterlage führen können. Die Amerikaner zeigen heute Abend, wie so etwas vonstattengehen kann.
Kein Polarwirbelsplit - stattdessen Hochdruckblock
Das Hoch versucht sich über Skandinavien weiter nach Norden - in den Polarwirbel hinein - zu entwickeln, doch gelingt das nicht. Stattdessen strebt eine Hochdruckachse ab dem 26. November in Richtung Grönland und demontiert die atlantische Frontalzone nahezu vollständig. Unter diesen Bedingungen kann keine Zonalisierung zustande kommen - noch nicht einmal im Ansatz mag das gelingen.
Vollständig gestörte Zirkulation
Stattdessen wird das Hoch immer stärker und dehnt sich bis zum 28. November in einem Bereich aus, der von Grönland über Skandinavien bis über die Barentssee reichen und bis über die östliche Mittelmeerregion ausschweifen kann. Der Kerndruck des Hochdrucksystems beträgt im Maximum bis 1040 hPa. Der Rest der atlantische Frontalzone versucht noch irgendwie das Hoch am südlichen Gradienten zu unterwandern, doch misslingt dieses Vorhaben.
Kalter Norden, milder Süden
Der Hochdruckkern führt mit einer bodennah östlichen Grundströmung kühle bis kalte Luftmassen über den Norden und Osten von Deutschland. Zudem dominieren zähe Nebel- und Hochnebelfelder das Himmelsbild, was die Temperaturen bis zum 28. November etwa nördlich einer Linie von Münster und Dresden auf -1 bis +4 Grad einpendeln lassen kann. Weiter nach Süden steigen die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad an und können mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer die +10 Grad-Marke übersteigen.
Südwestwetterlage
Der Hochdruckkeil nach Grönland bricht bis zum 1. Dezember in sich zusammen und die atlantische Frontalzone regeneriert sich. Das Hoch zieht sich von Skandinavien über das westliche Russland zurück und führt in Kombination mit der atlantischen Frontalzone mit einer südwestliche orientierten Grundströmung verhältnismäßig milde Luftmassen nach Deutschland. Die Temperaturen können bis zum 2. Dezember auf +7 bis +12 Grad und über dem Westen auf bis +14 Grad ansteigen.

Die Randfaktoren
Auch wenn die Wetterprognose der Amerikaner heute Abend in eine andere Richtung schwenkt, was ist dran an einem Polarwirbelsplit - welchen Rückschluss lassen die Randfaktoren zu?
Stratosphärenwirbel bleibt intakt
Bis auf ein schwaches Minor-Warming bleibt der Wirbel in Stratosphärenhöhe intakt. Das zeigt sich auch an der positiven Windgeschwindigkeit von aktuell +98 km/h, die bis Anfang Dezember auf +130 km/h ansteigen wird. Interessant wird das Ganze erst, wenn sich die Geschwindigkeit neutralisiert und nachfolgend ins Negative wandelt
AO- und NAO-Index
Beide Werte werden zum 23. November hin negativ berechnet, was in den unteren Schichten des Polarwirbels eine Anomalie in Form eines Displacements oder eines Polarwirbelsplit stattfinden lassen kann. Da die oberen Schichten aber intakt sind, wird es auf eine nur vorübergehende Störung - wie diese am Anfang und zum Ende des Winters - häufiger einmal vorkommen kann, diese aber meist nicht von langer Dauer sind.
Fazit
Der Kaltlufteinbruch kommt, doch zeichnen sich immer mehr Faktoren ab, die auf eine nur vorübergehende Kaltluftphase schließen lassen. Bestätigt wird diese These heute Abend von den Kontrollläufen und auch von der Prognose des europäischen Wettermodells, die im Vergleich zu den letzten Stunden zunehmend wärmer geworden sind und gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 eine Differenz von +1 bis +3 Grad im zu warmen Bereich berechnen (91/20: +0,0 bis +2,0 Grad).

Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,2 bis +3,2 Grad (+1,4 bis +2,4 Grad) |
Trend: extrem trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken | Westen von Norwegen zu nass, West- und Südeuropa deutlich trocken |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Ganz Europa und Russland zu warm (Woher soll der Hochwinter kommen?) |
Februar 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0,9 bis +1,9 Grad) |
Trend: zu nass | England und Norwegen, Frankreich und Deutschland zu nass, Spanien und Portugal, sowie die östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |
