Wetterprognose: Der Polarwirbel wird unter Druck gesetzt - markanter Wetterwechsel in der letzten Novemberdekade?
Zwischen der atlantische Frontalzone und einem mächtigen Hochdruckblock entscheidet sich das Wetter der zweiten November-Hälfte. Neben einem Polarwirbelsplit, wird auch eine turbulente und stürmische Westwetterlage ins Spiel gebracht.
Über Deutschland dominiert ein Hochdrucksystem das Wetter und da die Jahreszeit schon weit fortgeschritten ist, nähert sich der Sonnenstand kontinuierlich seinem tiefsten Punkt. Die Nächte sind länger als die Tage und das gibt den Luftmassen ausreichend Zeit, sich in den Nächten mit +0 bis +5 Grad merklich abzukühlen. Mancherorts wird Frost von bis -2 Grad zum Thema. Eigentlich für den November nichts Ungewöhnliches, doch läuft im November 2022 vieles anders. Das zeigt sich allein schon an den Tageswerten, die zum Wochenende verbreitet +12 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad erreichen können. Trübt hingegen Nebel den Sonnenschein für längere Zeit ein, so pendeln sich die Werte zwischen +8 bis +12 Grad ein.
Zaghafter Wetterwechsel
Am Montag zieht ein kleiner Störimpuls in Form eines Kaltlufttropfens über die Mittelmeerregion hinweg und kann am Montagnachmittag den Südwesten von Deutschland mit etwas Regen beeinflussen. Der Kaltlufttropfen geht rasch in die atlantische Frontalzone über, die wiederum bis zur Mitte der kommenden Woche ihre Fühler in Richtung Deutschland ausstreckt und zunächst am Dienstag für vereinzelte um am Mittwoch für vermehrte Niederschläge sorgen kann. Die Temperaturen gehen allmählich auf +8 bis +12 Grad zurück. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Die Regenprognose
Trockenes Wetter ist über Deutschland bis einschließlich Montagnachmittag zu erwarten. Nachfolgend kommt die atlantische Frontalzone mit ihren Ausläufern weiter nach Osten voran und sorgt bis Mittwochabend westlich einer Linie von Köln und dem Bodensee für Niederschlagsmengen von 2 bis 8 l/m² und über dem Schwarzwald können bis 25 l/m² möglich sein. Weiter nach Osten halten sich die Regenmengen mit 0 bis 4 l/m² in Grenzen und verbreitet kann es trocken bleiben. Die Ausnahme zeigt sich in einem Streifen von Schleswig-Holstein und Sachsen, wo am Mittwoch Regensummen von bis 8 l/m² möglich sein können.
Die Wettervorhersage der Europäer: Das Hoch blockt - doch wie lange noch
Die atlantische Frontalzone tobt regelrecht auf dem Atlantik und möchte mit allen Mitteln nach Osten vorankommen, um das Wetter über Deutschland zu beeinflussen, doch über Europa liegt das Hoch und dem gefällt es dort einigermaßen gut.
Hochdruckzentrum Skandinavien
Das Hoch kann seine Position über dem nördlichen Europa nach der Wetterprognose der Europäer noch mindestens bis zum 20. November verteidigen und blockiert so das Anrennen der atlantische Frontalzone. Da der Hochdruckkern aber über Skandinavien liegt, gelangen Deutschland, die Schweiz und Österreich in eine östliche und damit langsam kühlere Grundströmung.
Spürbar frischer
Die Nächte sind lang, das Wetter - dank des Hochdrucksystems - gradientenschwach und so fehlt die Durchmischung der Luftmassen. In den meist klaren Nächten sinken die Werte auf +0 bis +5 Grad ab und im Schwerpunkt über den östlichen Landesteilen können die Werte bis zum 20. November auf bis -4 Grad absinken. Am Tage wird es darauf ankommen, ob sich der nächtliche Nebel auflöst und die Sonne zum Vorschein kommen lässt. Ist das der Fall, erreichen die Temperaturen Maximalwerte von bis +10 Grad. Hält sich hingegen der Nebel, orientieren sich die Temperaturen an der +5 Grad-Marke.
Markanter Wetterwechsel mit Wind, Sturm und Regen
Doch das - zunächst sinnlos erscheinende - Anrennen der Frontalzone scheint sich zum Beginn der letzten Novemberdekade auszuzahlen. Bis zum 21. November positioniert sich ein Tiefdruckzentrum zwischen Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien und drückt bei dieser Gelegenheit das Hoch weiter nach Osten - in Richtung westliches Russland. Damit eröffnet sich die Möglichkeit von einem Übergriff der atlantische Frontalzone auf Europa, der zum 21. November mit viel Wind, Sturm und Regen vonstattengehen kann.
Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man am südlichen Rand sog. Randtiefentwicklungen und die Ausbildung von Schnellläufersysteme, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz neben Sturm auch zu schwerem Sturm bis hin zu orkanartigen Windböen führen können.
Die Wetterprognose der Amerikaner: Polarwirbelsplit
Seit einigen Tagen berechnet die Wettervorhersage der Amerikaner einen Polarwirbelsplit, der durch zwei aufstrebende Hochdruckkeile initialisiert werden kann. Mal endet dieses Vorhaben in einem Displacement des Polarwirbels und in anderen Berechnungen handelt es sich lediglich um einen Ansatz, der im weiteren Verlauf verpufft. Heute nun wird ein Polarwirbelsplit (Dipolausbildung des Wirbels) favorisiert.
Aufbau eines Polarhochs
Das Interessante an der Wetterprognose der Amerikaner heute ist, dass sich bis zum 18. November über der Polarregion ein Hochdruckzentrum mit einem Kerndruck von bis zu 1040 hPa aufbauen kann. Das erleichtert einem Hoch von Alaska und den Aleuten aus den Zugang zum Wirbel, ebenso wie dem Hoch über Mitteleuropa.
Polarwirbelsplit
Ab dem 19. November beginnen beide Hochdrucksysteme eine Querverbindung zueinander aufzubauen, die sich zum 21. November vollzieht und den Polarwirbel in zwei Hälften spaltet. Das eine Aktivitätszentrum liegt im Bereich von Kanada und Grönland, das Zweite über dem östlichen Russland und Sibirien.
Deutschland im Zustrom milder Luftmassen
Es ist ein erneutes Paradebeispiel hierfür, dass ein Polarwirbelsplit nicht immer zu einem frühwinterlichen oder winterlichen Wetterumschwung führen muss. Es kommt auf die Positionierung der Wettersysteme an und da die Hochdruckachse über Europa nach Norden strebt, wird die atlantische Frontalzone vollständig blockiert. Die atlantischen Tiefdrucksysteme können sich zwar in Richtung Europa ausdehnen, doch streifen diese Deutschland lediglich. Ein durchgreifend und nachhaltiger Wetterwechsel wird nach dieser Prognose so schnell nicht möglich sein.
Das Gegenteil ist eher der Fall. Warum? Hochdrucksysteme drehen sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn und so werden verhältnismäßig milde Luftmassen nach Deutschland geführt. Die Temperaturen erreichen am 18. November +8 bis +12 Grad und pendeln sich bis zum 25. November auf +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +10 Grad ein. Das ist für Ende November zu mild.
Auf den Punkt gebracht: Hochdruckblock mit interessanten Ansätzen
Die Überschrift lassen wir auch am dritten Tag in Folge so stehen. Beide Vorhersage-Modelle zeigen, wie bedeutsam das Hoch für die kommende Wetterentwicklung ist. Doch was ist wahrscheinlicher, ein Polarwirbelsplit, die Zonalisierung (Westwetterlage), oder gar die Erhaltungsneigung, bei der sich bis Ende November gar nichts ändert?
Tiefdruckwirbel verharrt auf dem Atlantik - Hochdruckblock baut sich langsam ab
Die Kontrollläufe sind sich weitgehend einig. Der Hochdruckblock zieht sich zum 19. November etwas nach Osten zurück und positioniert sich im Bereich von Skandinavien und dem westlichen Russland. Das reicht aus, um die atlantische Frontalzone zu blockieren, doch werden die Ausläufer auf Deutschland übergreifen und so zu einem unbeständigeren Wettercharakter führen können. Das bestätigt im Übrigen auch die Niederschlagsprognose, die ab dem 15. November eine schwach bis mäßig ausgeprägte Niederschlagstätigkeit in Aussicht stellt.
Im Zeitraum vom 21. bis 26. November baut sich das Hoch über Osteuropa weitgehend ab, doch wird ein Polarwirbelsplit, so wie ihn die Amerikaner berechnen - zumindest im Ansatz - gestützt. Wahrscheinlicher aber ist ein langsames Übergreifen der atlantische Frontalzone, was über Mitteleuropa zunächst eine wechselhafte und milde Südwestanströmung der Luftmassen zur Folge haben kann.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
17. November | +7 bis +14 Grad |
+9 bis +11 Grad |
21. November | +2 bis +15 Grad |
+7 bis +9 Grad |
26. November | +0 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
Die Winter-Prognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,5 bis +3,5 Grad (+1,6 bis +2,6 Grad) |
Trend: extrem trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu nass | Norwegen deutlich zu nass, Westeuropa extrem trocken |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu trocken | Weite Teile von Europa zu warm |
Februar 2023 | +1,0 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,4 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | England und Norwegen zu nass |