Wetterprognose: Verhindert ein Blockadehoch über Europa den Herbst und Frühwinter?
Unentwegt strömen über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen nach Süden aus und treiben auf der anderen Seiten einen Hochdruckkeil nach Norden, was über Deutschland zu einem warmen und trockenen Wettercharakter führt. Wie lange kann sich diese Konstellation noch halten und was ist aus den teils frühwinterlichen Prognosen von gestern geworden?
Kalte - polare - Luftmassen werden über dem östlichen Kanada nach Süden geführt und lassen bis zum 11. November zwischen Grönland und Island einen Tiefdruckcluster entstehen, welcher einen Kerndruck von bis 950 hPa erreichen kann.
Hochdruckaufbau über Deutschland
Während das Tiefdrucksystem auf dem Atlantik tobt
, schiebt sich über Europa ein Hochdruckkeil nach Norden und positioniert sich mit seinem Kern direkt über Deutschland. Die Niederschlagstätigkeit lässt ab Donnerstag nach und sofern sich die nächtlichen Nebelfelder auflösen, ist am Tage mit einer längeren Sonnenscheindauer zu rechnen. Der Wind kommt phasenweise böig aus südwestlichen Richtungen, schwächt sich aber mit Aufzug des Hochdrucksystems ab. Die Temperaturen pendeln sich zunächst auf +10 bis +15 Grad ein und können ab Dienstag Werte von +14 bis +18 Grad erreichen. Hält sich der Nebel für längere Zeit, stellt die +10 Grad-Marke ein unüberwindbares Hindernis dar. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Die Regenprognose
Ein paar nennenswerte Schauer sorgen bis Mittwoch über der Nordseeküste für etwas Nass von oben, sonst ist nur mit vereinzelten Regentropfen zu rechnen.
Ab Mittwochnachtmittag dehnt sich von Südwesten ein Regenband nach Deutschland aus, das südlich einer Linie von Mannheim und Berlin für teils länger andauernden Niederschlag sorgen kann, der sich zum Donnerstag über die Gebiete südlich der Donau zurückzieht. Sonst bleibt es - mit Ausnahme der Nordseeküsten - verbreitet trocken. Bis einschließlich Freitag können südlich der Linie vom Saarland und Berlin Regensummen von 8 bis 14 l/m² und im Stau des Schwarzwaldes und der Alpen bis 18 l/m² möglich sein. Etwas mehr können mit bis 25 l/m² über den Küstenregionen der Nordsee zusammenkommen. Über dem Rest von Deutschland kann es mit 0 bis 5 l/m² auch trockene Regionen geben.
Die Wettervorhersage der Europäer: Etwas herbstlicher, kein Frühwinter
Die Wetterprognose der Europäer überraschte
gestern mit einer Wetterentwicklung, die mit einer Verlagerung von einem Clustertief in Richtung Skandinavien und später über die Barents- und Karasee für eine völlig andere Struktur innerhalb des Polarwirbels hätte sorgen können. Neben Wind, Regen und Sturm wäre über Deutschland eine nasskalte Wetterlage mit frühwinterlichen Wetterereignissen zu diskutieren gewesen.
Hoher Luftdruck stellt sich gegen die atlantische Frontalzone
Doch war die Berechnung der Europäer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert ein klar zu kalter Ausreißer und es war erwartbar, dass sich diese - dann doch extreme Variante - in den darauffolgenden Stunden nicht würde behaupten können. Heute nun eine Entwicklung der Großwetterlage, die plausibler ist.
Das Hoch über Deutschland hält sich noch bis zum 14. November und blockiert die atlantische Frontalzone nahezu vollständig, doch rückt diese weiter nach Osten voran und dehnt sich bis zum 16. November an die Grenze von Skandinavien aus. Im gleichen Zeitraum strömen über dem östlichen Kanada unentwegt kalte Luftmassen nach Süden aus und befeuern die atlantische Frontalzone immer wieder von Neuem.
Deutschland liegt zwischen den Fronten
Bis zum 16. November konzentriert sich der Schwerpunkt des Polarwirbels im Bereich östliches Kanada, Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer. Auf der anderen Seite keilt das Hoch über Deutschland weiter nach Norden auf und positioniert sich mit einer Hochdruckachse zwischen der östlichen Mittelmeerregion, Osteuropa, Finnland, Barentssee bis über die Karasee.
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Fronten der atlantischen Tiefdrucksysteme und dem Hochdruckkeil. Die Grundströmung kommt nach, wie vor aus südlichen Richtungen und bei einem Mix aus Sonne, Nebel und Wolken kann es erst zu gelegentlichem Niederschlag kommen. Die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad. Hält sich der Nebel für längere Zeit, kann es mit +10 Grad frischer werden.
Die Wetterprognose der Amerikaner: Die Hochdruckblase in Dauerschleife
Auch die Amerikaner hatten gestern eine Wetterentwicklung berechnet, die zum Beginn der letzten November-Dekade für frühwinterliche Wetterereignisse hätte sorgen können. Aber auch diese Prognose war weit abseits dessen, was die Kontrollläufe im Mittel berechneten und somit mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten.
Hochruckblase Europa
Heute nun die zu erwartende Kehrtwende. Das Hoch über Europa behauptet sich und anders als nach der Wetterprognose der Europäer kann sich das Hoch gegen die atlantische Frontalzone bis zum 16. November durchsetzen. Infolge daraus stellt sich eine Verlängerung der trockenen und zu Nebel neigenden Hochdruckwetterlage ein. Das Hoch füllt sich zudem von oben herab mit warmen Luftmassen auf, was zu einer Inversionswetterlage führen kann. Simuliert werden vom 7. bis 16. November Temperaturen von +10 bis +15 Grad und kommt die Sonne für längere Zeit zum Vorschein, können bis +18 Grad möglich sein. Hält sich der Nebel hingegen hartnäckig, ist die +10 Grad-Marke das Maß der Dinge.
Andeutung einer Umstrukturierung
Ab dem 17. November beginnt die atlantische Frontalzone sich über das europäische Nordmeer nach Osten in Richtung Skandinavien auszudehnen, während der Polarwirbel seinen Schwerpunkt bis dahin in den Bereich vom östlichen Sibirien bis über die Barentssee verlagert hat. Im Ansatz ernstzunehmende Anzeichen einer Umstrukturierung der Großwetterlage.
Die Erhaltungsneigung
Doch bevor eine meridionale Nord-Strömung überhaupt erst initialisiert werden kann, keilt nach der Wetterprognose der Amerikaner über dem westlichen Kanada und Alaska ein Hochdruckkeil weit in den Polarwirbel hinein vor und dehnt sich bis zum 20. November in Richtung Sibirien aus. Das unterbricht nicht nur ein meridionale Nord-Süd-Strömung, sondern sorgt durch die Drehbewegung des Hochdruckkeils im Uhrzeigersinn für eine Verfrachtung der kalten Luftmassen in Richtung Kanada. Dort angekommen, strömen diese über Neufundland nach Süden aus und befeuern erneut die Frontalzone auf dem Atlantik. Die Erhaltungsneigung setzt sich durch und über Deutschland ändert sich am Ende wenig. Gemäßigt warme Luftmassen werden aus südwestlichen Richtungen weit nach Norden geführt.
Die Temperaturen erreichen am 18. November +8 bis +12 Grad und am 21. November werden vom amerikanischen Wettermodell +10 bis +15 Grad in Aussicht gestellt. Das ist im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +5 bis +10 Grad zu warm.
Auf den Punkt gebracht: Was bleibt, ist die Hochdruckdominanz
Abhängig ist der Wettertrend der kommenden Tage nach wie vor davon, ob der atlantischen Frontalzone der Durchbruch in Richtung Skandinavien gelingt oder nicht. Ganz vom Tisch sind frühwinterliche Wetterentwicklungen zwar nicht, doch nach den aktuellen Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle spielen frühwinterliche Wetterentwicklungen einen nur untergeordnete Rollen und so ändert sich zunächst nur wenig. Es bleibt für die Jahreszeit erheblich zu warm.
Die Kontrollläufe bleiben ihrem Wettertrend der letzten Tage treu und haben sich nicht weiter von den kühlen Ausschweifungen der Vorhersage-Modelle irritieren lassen. Damit bestätigt sich im Vergleich zum Klimamittelwert mehrheitlich ein bis zum 19. November um +2 bis +6 Grad zu warmer Temperaturtrend. Kumuliert man die Prognosen bis zum 22. November, so zeigt sich ein Temperaturüberschuss von +3,5 bis +5,5 Grad im dann doch erheblich zu warmen Bereich. Um das besser einschätzen zu können: Der wärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1881 stammt aus dem Jahre 2015 - damals betrug die Abweichung +3,5 Grad. Weitere Daten und Fakten zum November.
Die Niederschlagsprognose
Die Niederschlagssignale sind zwischen dem 9. und 10. November als leicht erhöht zu bewerten, sonst wird bis zum 22. November nicht viel an Niederschlag zu erwarten sein. In Kombination mit den zu hohen Temperaturen spricht das erneut für eine hochdruckdominierte Wetterlage.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
12. November | +8 bis +16 Grad |
+11 bis +14 Grad |
16. November | +6 bis +15 Grad |
+9 bis +12 Grad |
21. November | +1 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
Die Winter-Prognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken |
November 2022 | +2,0 bis +3,0 Grad (+1,1 bis +2,1 Grad) |
Trend: erheblich zu trocken |
Dezember 2022 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken |
Januar 2023 | +1,0 bis +2,5 Grad (-0,4 bis +1,1 Grad) |
Trend: etwas zu trocken |
Februar 2023 | +1,0 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,4 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu trocken |