Wetterprognose: Ungewöhnliche Wetterentwicklung - Blockadehoch über Deutschland?

Ein Tief auf dem Atlantik wirbelt einiges durcheinander und schiebt auf seiner Vorderseite hohen Luftdruck nach Mitteleuropa, was mit einer entsprechenden Erhaltungsneigung über Deutschland zu einer stabilen und nachhaltigen Wetterentwicklung führen kann.
Sonne, Wolken und vor allem dichter Nebel werden sich in den kommenden Tagen über Deutschland die Klinke
in die Hand geben. Verantwortlich hierfür sind ein Tief über dem Atlantik, welches wegen eines sich über Mitteleuropa aufbauenden Hochdrucksystems nicht sonderlich weit nach Osten vorankommt und Deutschland lediglich streift.
Unbeständiges Wetter
Sonnige Momente sind heute Nachmittag über dem Nordwesten, am Samstag verbreitet - sofern sich der Nebel auflöst - und am Sonntag über dem Osten möglich. Sonst ziehen dichte Wolkenfelder vorüber, die heute noch östlich einer Linie von Bodensee und Berlin und am Sonntag von Westen her für etwas Niederschlag sorgen können (Regenradar). Von Montag bis einschließlich Mittwoch stellt sich mit vorüberziehenden Schauern ein leicht wechselhafter Wettercharakter ein. Die Temperaturen erreichen am Samstag mit +8 bis +12 Grad ihren vorläufigen Tiefpunkt und steigen bis Mittwoch auf +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad an. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2022.

Die Regenprognose
Die Regenprognose der Vorhersage-Modelle hat sich nicht verändert. Mit flächendeckendem Niederschlag ist vorerst nicht zu rechnen und der Niederschlagsschwerpunkt konzentriert sich heute auf die östlichen und am Sonntag auf die westlichen Landesteile. Dazwischen sind nur gelegentliche Schauer zu erwarten und verbreitet kann es auch trocken bleiben.
Die kumulierten Niederschlagsmengen belaufen sich bis einschließlich Mittwoch auf 4 bis 8 l/m² und können über der Nordseeküste, dem Südosten von Bayern und über Teile von Sachsen mit bis 20 l/m² auch darüber liegen. Im Bereich vom nördlichen Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt werden Regensummen von 0 bis 4 l/m² simuliert.

Die Wettervorhersage der Europäer: Keine Chance für den Herbst - Hochdruckblase über Europa
Die Wetterprognose der Europäer bekräftigt heute die Vorhersage der letzten Tage, was die Eintreffwahrscheinlichkeit einer für November ungewöhnlichen Wetterlage erhöht.
In einem breiten Schwall gelangen in den kommenden Tagen über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden in Richtung Neufundland und sorgen über dem Atlantik für einen sprunghaften Anstieg der Tiefdruckdynamik. Bis zum 10. November kann sich im Bereich von Grönland und Island ein Tiefdruckzentrum mit einem Kerndruck von bis 950 hPa ausbilden.
Da der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada aber nicht abreißt, wird das Tiefdruckzentrum an Ort und Stelle fixiert (Islandtief) und drückt auf seiner Vorderseite hohen Luftdruck nach Norden. Was folgt ist eine Erhaltungsneigung der meridionalen Grundströmung, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 15. November von Süd nach Nord verlaufen wird. Zudem intensiviert sich das Hoch über Europa weiter und erreicht seinerseits einen Kerndruck von bis zu 1045 hPa, was im November schon eine Hausnummer
ist.
Spätsommer im November?
Schaun mer mal. Hoher Luftdruck ist Aufgrund des niedrigen Sonnenstandes im November nicht immer mit Sonnenschein gleichzusetzen. Zudem sorgen die längeren Nächte für eine ordentliche Abkühlung und mit einer fehlenden Durchmischung der Luftmassen - was bei hohem Luftdruck häufiger vorkommt - kann eine sog. Inversionswetterlage ins Spiel gebracht werden (oben warm, unten kühl). Zum aktuellen Stand berechnet das europäische Wettermodell am 10. November Temperaturen von +10 bis +15 Grad und am 14. November +12 bis +16 Grad und über dem Westen bis +18 Grad. In den Nächten kühlt es auf +4 bis +8 Grad ab und über den östlichen Landesteilen stellt sich mit -1 bis +3 Grad leichter Nachtfrost ein. Hält sich der Nebel hartnäckig, ist bei +8 Grad Schluss. Ungewöhnlich warm verläuft das Wetter bis Mitte November, doch wird die spätsommerliche +20 Grad-Marke wohl nicht erreicht werden können.

Die Wetterprognose der Amerikaner: Hochdruckblase mit optionaler Westwetterlage
Die Wettervorhersage der Amerikaner bringt heute eine weitere Variante ins Spiel. Die Ausgangssituation aber ist zunächst einmal ähnlich. Polare Luftmassen strömen über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, befeuern dort die Tiefdruckdynamik und drücken über Europa ein Hochdrucksystem nach Norden.
Tiefdruckabspaltung Skandinavien
Doch im Gegensatz zu der Prognose des europäischen Wettermodells gelingt dem Tiefdruckzentrum über Island eine Abspaltung nach Skandinavien zu entsenden. Das schränkt die Bemühungen des Hochdrucksystems über Europa nach Norden aufzustreben zunächst einmal erheblich ein, hindert es aber nicht an einer Intensivierung. Und so erreicht der Kerndruck des Hochdrucksystems über Europa zum 12. November bis zu 1035 hPa und sorgt für weitgehend ruhige und nach Nebelauflösung auch sonnige Tage. Die Temperaturen erreichen bis zum 12. November ein Maximum von +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad. Damit sind die Vorhersage-Modelle - trotz ihrer unterschiedlichen Berechnungen - im Ergebnis nahezu identisch.
Zonalisierung oder Intensivierung
Entscheidend aber ist, wie sich der Ableger der Frontalzone über Skandinavien verhalten wird. Warum? Tiefer Luftdruck über Skandinavien ist immer für den Ansatz einer Zonalisierung gut, vorausgesetzt, die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik bleibt intakt. Doch dem ist nach der aktuellen Wetterprognose nicht so. Das Tief über Skandinavien rauscht nach Osten ab und trogt über Osteuropa nach Süden aus.
Die Hochdruckblase über Mitteleuropa keilt in der Zwischenzeit nach Norden auf und erstreckt sich bis zum 15. November zwischen Afrika, der Mittelmeerregion über Skandinavien bis weit in den Polarwirbel hinein. Tiefdrucksysteme haben keine Chance mehr Deutschland, die Schweiz oder Österreich zu erreichen und das ruhige und zu Nebel neigende Novemberwetter setzt sich fort.
Doch wie bereits weiter oben erwähnt, ist eine Hochdruckwetterlage kein Garant für viel Sonnenschein und warme Luftmassen. Vielmehr favorisiert der Wettertrend der Amerikaner eine neblig-trübe Wetterlage und mit einer östlichen Grundströmung gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen über den Niederungen auf +4 bis +8 Grad zurückgehen lassen kann. Über höheren Lagen sind hingegen bis +12 Grad möglich, was dem Wesen einer Inversionswetterlage entspricht. In den Nächten kann sich Frost von -2 bis +4 Grad einstellen.
Ostwetterlage
Im Zeitraum von 15. bis 19. November schwächt sich der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada ab, was die Intensität der Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik abschwächt. Das Hoch zieht sich etwas nach Südwesten in Richtung der Azoren zurück, bleibt aber für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz dominierend. Tiefdrucksysteme haben in der zweiten November-Dekade über Mitteleuropa einen definitiv schweren Stand. Durch die Positionsveränderung aber, setzt sich im zunehmenden Maße eine östliche Grundströmung durch, was neben dichten Nebel- und Hochnebelfelder in Bodennähe kühlere Luftmassen nach Deutschland führt.
Normalisierung der Temperaturen
Die Temperaturen sinken bis zum 19. November mit +4 bis +8 Grad auf einen Bereich ab, der für die Jahreszeit typisch ist. In den Nächten kühlt es auf +1 bis -4 Grad ab.

Auf den Punkt gebracht: Hochdruckdominiertes Wetter
So ist es, so bleibt es. Beide Vorhersage-Modelle favorisieren auch heute eine Hochdruckwetterlage zum Beginn der zweiten Novemberdekade und da diese Prognose seit ein paar Tagen in dieser Art und Weise Bestand hat, ist die Eintreffwahrscheinlichkeit als hoch einzustufen.
Zudem wird die Hochdruckwetterlage vom Mittelwert aller Kontrollläufe auf eindrucksvolle Art und Weise bis zum 15. November gestützt. Erst darüber hinaus zeigt sich ein langsamer Abbau des hohen Luftdrucks. Interessant dabei ist, dass sich das Tiefdruckzentrum ab dem 15. November - mehrheitlich - in Richtung Skandinavien verlagert. Das könnte der Grundstein für eine nachhaltige Veränderung der Wetterlage in der letzten November-Dekade sein. Die Temperaturanomalie beträgt gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 bis zum 16. November +2 bis +4 Grad und über dem Süden bis +6 Grad. Ferner sinkt der Überschuss bis zum 19. November auf +1 bis +2 Grad ab, bleibt aber für die Jahreszeit zu warm.
Kumuliert man die Wetterprognosen bis zum 18. November, so kann sich bis dahin ein Temperaturüberschuss gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +3,3 bis +5,5 Grad einstellen (91/20: +2,5 bis +4,7 Grad).
Die Niederschlagsprognose
Über dem Norden können immer wieder Schauer vorüberziehen und für etwas Abwechslung sorgen. Über dem Rest von Deutschland lassen sich mit dem 5. und 9. November nur zwei Zeiträume mit erhöhten Niederschlagssignalen ausmachen. Sonst ist mit einer verbreitet trockenen Witterung zu rechnen, die bis zum 20. November anhalten kann.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
10. November | +11 bis +19 Grad |
+13 bis +15 Grad |
14. November | +8 bis +16 Grad |
+11 bis +13 Grad |
19. November | +0 bis +16 Grad |
+6 bis +8 Grad |

Die Winter-Prognose des Langfristmodells
Beeindruckend ist der Wettertrend des Langfristmodells, welches schon seit Wochen das Wetter im November erheblich zu warm berechnet und heute nicht davon abweicht. Die berechnete Temperaturanomalie liegt zwischen +2,0 bis +3,0 Grad (91/20: +1,2 bis +2,2 Grad) und über den östlichen Landesteilen wird sogar eine Anomalie von bis +3,5 Grad simuliert. Damit befinden sich die Prognosen des Langfristmodells mit denen der Vorhersagemodelle für den Moment im Einklang.
Der Dezember wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad über ganz Deutschland zu warm berechnet (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Kaltluftschübe aus nördlichen Richtungen wären dadurch deutlich angewärmt
. Eine nasskalte und wenig winterliche Witterung lässt grüßen.
Der Januar 2023 wird mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad ebenfalls zu warm (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad) simuliert.
Für den Februar 2023 berechnet das Langfristmodell eine Temperaturanomalie von +1,0 bis +2,0 Grad im deutlich zu warmen Bereich (91/20: -0,1 bis +0,9 Grad). Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad (91/20: +0,3 bis +1,3 Grad) deutlich zu warm ausfallen können.
Die Niederschlagsprognose für den November fällt - wie auch für den Dezember und zwischenzeitlich dem Januar - deutlich negativ und damit zu trocken aus, was den Rückschluss auf eine Hochdruckdominanz über weite Strecken des Winters zulässt. Der Februar wird normal bis etwas zu nass simuliert. Ein Ausgleich der Dürre aus dem Frühjahr (Sollerfüllung: 64 Prozent) und Sommer (Sollerfüllung: 59 Prozent), sowie der Fortsetzung der trockenen Witterung im Oktober (Sollerfüllung: 86 Prozent) wird nach dem Wettertrend des Langfristmodells im Winter so nicht stattfinden können. Schaun mer mal.