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Wetterprognose Deutschland: Markanter Temperatursturz mit nachfolgendem Herbstwetter?

| M. Hoffmann
Ein markanter Wetterumschwung im November?

Auf dem Atlantik tut sich was und kann im Verlauf der ersten November-Dekade das Wetter über Deutschland spürbar herbstlicher gestalten. Entscheidend aber ist und bleibt das Hoch über Mitteleuropa.

Zwischen einem Tief auf dem Atlantik und einem Hoch über Mitteleuropa gelangen in den kommenden Tagen ungewöhnlich warme Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland.

Spätsommer und Sommer

Ungewöhnlich sind die Luftmassen auch deshalb, da die Temperaturen – Ende Oktober - auf +18 bis +24 Grad ansteigen können. Manch ein Vorhersage-Modell berechnet Werte von bis +27 Grad. Neben weiteren Spätsommer- sind auch Sommertage möglich. Erst mit Beginn des Novembers ziehen Wolken auf und führen etwas frischere Luftmassen nach Deutschland, was das Temperaturniveau vom 1. November mit +18 bis +24 Grad bis zum 3. November auf +12 bis +16 Grad zurückgehen lässt. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Aus südwestlichen Richtungen gelangen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland. Daran ändert sich auch im November vorerst nichts
Die Wetterprognose des europäischen (li.) des amerikanischen (Mi.) und des deutschen (re.) Wettermodells: Aus südwestlichen Richtungen gelangen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland. Daran ändert sich auch im November vorerst nichts © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Viel an Regen ist bis einschließlich Montag, dem 31. Oktober nicht zu erwarten. Zwar kann ein regionaler Schauer nicht gänzlich ausgeschlossen werden, doch bleibt es verbreitet trocken.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Verbreitet bleibt es trocken
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Verbreitet bleibt es trocken © windy.com

Hohe Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik

Kalte Luftmassen polaren Ursprungs rauschen ab dem 30. Oktober über dem östlichen Kanada nach Süden und initialisieren im Bereich von Grönland, Island und England ein kräftiges Tiefdrucksystem, dessen Einfluss weit nach Süden - bis an die Azoren - reicht. Auf der anderen Seite liegt das Hoch über Mitteleuropa und zwischen diesen beiden Aktoren wird entschieden, welche Großwetterlage das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis Mitte November dominieren wird.

Übergriff oder Blockade?

Die Wetterprognose der Europäer und die der Amerikaner zeigen am Beispiel vom 3. November das Dilemma, in welche sich die Großwetterlage befinden wird. Die atlantische Frontalzone greift weit nach Süden aus und versucht sich in diesem Prozess zu intensivieren. Das Hoch über Mitteleuropa hält aber mit allen Mitteln dagegen. Zwei Varianten sind möglich.

Übergriff

Geht es nach der Wettervorhersage der Amerikaner, so fehlt dem Hoch eine Stütze in Form eines Tiefdrucksystems über dem östlichen Europa. Die atlantische Frontalzone drückt mit aller Macht gegen das Hoch und kann sich bis zum 4. November nach Skandinavien ausdehnen. Infolge daraus erstreckt sich die Frontalzone von Neufundland bis nach Finnland. Das Hoch zieht sich nach Süden zurück und die Gradienten verdichten sich zueinander. Für einen Moment lang entsteht eine Westwetterlage mit viel Wind, Regen und dem Potential von Herbststürmen.

Herbstwetter mit Graupelschauer

Bis zum 8. November positioniert sich ein zentral agierendes Tiefdrucksystem über Skandinavien und beginnt nach Süden auszutrogen. Das Hoch weicht in der Zwischenzeit nach Westen aus und keilt auf dem Atlantik nach Norden auf. Es bleibt somit lediglich bei einem Ansatz der Zonalisierung, denn das Hoch auf dem Atlantik verstärkt ein meridionales Muster, das über Deutschland, Österreich und der Schweiz aus nördlichen Richtungen spürbar frischere Luftmassen nach Süden führt. Werden für den 5. November noch +8 bis +14 Grad berechnet, so kühlt es bis zum 8. November auf +5 bis +10 Grad ab. Da es sich um einen Trogabgang handelt, der in der Höhe kalte Luftmassen mit sich führt, können bei einer erhöhten Schauerneigung Graupelschauer oder Graupelgewitter nicht ausgeschlossen werden. Über höheren Lagen geht der Niederschlag in Schnee über.

Der Ansatz einer Zonalisierung verpufft und eine stark meridional getriggerte Grundströmung dominiert das Wetter über Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Ansatz einer Zonalisierung verpufft und eine stark meridional getriggerte Grundströmung dominiert das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr

Blockadehaltung

Die Wetterprognose der Europäer geht in eine völlig andere Richtung. Das Hoch über Mitteleuropa weicht nicht. Im Gegenteil, das Hoch dehnt sich weit nach Norden aus und geht kurzzeitig eine Verbindung mit einem Hoch über Alaska ein.

Stark meridional verlaufendes Strömungsmuster

Mit dem aufkeilenden Hochdrucksystem, werden sämtliche Bemühungen der atlantische Frontalzone zunichtegemacht. Den Tiefdrucksystemen bleibt nichts anderes übrig, als über dem Atlantik ihre Runden zu drehen und in diesem Prozess weiter nach Süden auszutrogen.

Infolge daraus entsteht ebenfalls eine meridional verlaufende Grundströmung, die jedoch im Gegensatz zu der Prognose der Amerikaner in ihrer Amplitude verschoben ist und über Mitteleuropa eine Süd-Nord-Strömung initialisiert. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz stellt sich in weitgehend ruhiger, leicht wechselhafter und zu Nebel neigender Wettercharakter ein und die Temperaturen sinken bis zum 5. November auf +12 bis +16 Grad ab. Hält sich der Nebel hartnäckig, so kann bereits bei der +10 Grad-Marke Schluss sein.

Die Blockadehaltung über Europa vereitelt zunächst einen Vorstoß der atlantische Frontalzone
Wetterprognose der Amerikaner: Die Blockadehaltung über Europa vereitelt zunächst einen Vorstoß der atlantische Frontalzone © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Spürbar kühler im November

Die Wetterprognose der Amerikaner mit einem Polarwirbelsplit hat sich erwartungsgemäß nicht bestätigt, kann jedoch in den kommenden Stunden wieder in Erscheinung treten. Zu labil erscheint für den Moment der Polarwirbel Anfang November.

Bestätigt hat sich in den Kontrollläufen ein Maximum der Wärme zwischen dem 28. und 30. Oktober. In diesem Zeitraum liegen die Temperaturen mit einer Abweichung von +8 bis +14 Grad über dem vieljährigen Mittelwert im extrem zu warmen Bereich. Kumuliert man die Temperaturen bis Ende Oktober, so zeigt sich ein Überschuss im Bereich von +3,3 bis +3,6 Grad. Damit bleibt der Oktober 2022 auf Rekordkurs (2021: Abweichung +3,5 Grad).

Nachfolgend sinkt das Temperaturniveau ab und pendelt sich bis zum 10. November über dem Norden in einen um +0,0 bis +1,0 Grad normalen bis zu milden und über dem Süden, Westen und Osten um +1,0 bis +2,0 Grad zu warmen Bereich ein. Die Wetterprognose der Amerikaner gehört im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen mit einer kalten Trogvariante zu den kältesten Varianten. Plausibler ist die Wettervorhersage der Europäer.

Zunehmende Niederschlagsaktivität

Die Niederschlagssignale sind bis zum 3. November schwach ausgeprägt und ein verbreitet trockener Wettercharakter ist vorherrschend. Ferner steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit über dem Süden, Osten und Westen in den schwach und über dem Norden in den mäßig erhöhten Bereich an. Das stützt die Prognose der Europäer mit einer langsam näher kommenden Frontalzone.

Eine langsame Normalisierung einer ungewöhnlichen Wetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine langsame Normalisierung einer ungewöhnlichen Wetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
1. November +14 bis
+21 Grad
+16 bis
+18 Grad
5. November +10 bis
+16 Grad
+12 bis
+14 Grad
10. November +5 bis
+15 Grad
+9 bis
+12 Grad
Diagramm Temperaturen November 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Winterprognose des Langfristmodells

Das Wetter im November hat heute eine Korrektur erfahren und soll gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +2,0 bis +3,0 Grad zu warm ausfallen (91/20: +1,2 bis +2,2 Grad).

Der Dezember wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad vor allem über Süddeutschland zu warm berechnet. Weiter nach Norden fällt der Überschuss mit +0,5 bis +1,5 Grad geringer aus, während über den Alpen die Abweichung bis +3 Grad betragen kann (91/20: -0,5 bis +2,0 Grad).

Der Januar 2023 wird mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und entlang der Alpen mit einer Differenz von +2,5 Grad deutlich zu warm (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad) berechnet.

Für den Februar 2023 berechnet das Langfristmodell eine Temperaturanomalie von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend von bis +3,0 Grad im erheblich zu warmen Bereich (91/20: +0,4 bis +1,9 Grad). Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad (91/20: -0,2 bis +1,3 Grad) deutlich zu warm ausfallen.

Die Niederschlagsprognose ist im November über dem Norden normal und über dem Süden etwas zu trocken. Im Dezember soll der Norden zu trocken und der Süden etwas zu nass ausfallen. Der Januar wird normal bis leicht zu nass und der Februar etwas zu nass simuliert.

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