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Wettertrend: Sommer statt Herbst - Sommerliche Temperaturen im November?

| M. Hoffmann
Sommer statt Herbst? © Martin Bloch

Weiterhin werden ungewöhnlich warme Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Norden gepumpt, was über Deutschland zu erneut sommerlichen Temperaturen führen und unter bestimmten Voraussetzungen die extreme Warmluftzufuhr in den November hinein verlängern kann.

Ein Tiefdrucksystem westlich von Mitteleuropa führt in den kommenden Tagen feuchtwarme Luftmassen nach Norden, was über Deutschland zu einem unbeständigen, aber ungewöhnlich warmen Wettercharakter führt.

Spätsommerlich warm

Bei wechselnder bis starker Bewölkung kommt es zu einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken, zähen Nebelfeldern und gelegentlichen Schauern, die regional kräftiger ausfallen und örtlich von Gewittern (Gewitterradar) begleitet werden können. Der Wind frischt am Montag über dem Westen und Nordwesten böig aus südwestlichen Richtungen kommend auf, sonst bekommt man vom Wind nicht allzu viel mit. Die Temperaturen steigen weiter an und können im Verlauf der Woche verbreitet Werte von +16 bis +21 Grad und über dem Süden bis +24 Grad ermöglichen. Damit befindet sich das Temperaturniveau Ende Oktober noch immer in einem spätsommerlichen Bereich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Ein Tief auf dem Atlantik transportiert mithilfe eines Hochdrucksystems über Mitteleuropa ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden
Die Wetterprognose des deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Ein Tief auf dem Atlantik transportiert mithilfe eines Hochdrucksystems über Mitteleuropa ungewöhnlich warme Luftmassen nach Norden © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Nennenswerter Niederschlag zieht in der kommenden Nacht von Südwesten auf und sorgt am Montag im Schwerpunkt über den Regionen südlich der Donau für länger andauernden und teils ergiebigen Niederschlag. Regensummen von 5 bis 15 l/m² und örtlich bis 20 l/m² sind bis Montagabend möglich.

Im weiteren Verlauf sind es kleinräumige Schauerereignisse, die für etwas Abwechslung sorgen können. Kumuliert man die Niederschlagsmengen bis einschließlich Freitag, so sind über den Küstenregionen Regensummen von 2 bis 8 l/m², in einem breiten Streifen von Mannheim bis Dresden 4 bis 10 l/m² und örtlich bis 14 l/m² und südlich der Linie vom Schwarzwald und dem Bayerischen Wald 6 bis 12 l/m² und örtlich bis 25 l/m² möglich. Über den restlichen Regionen kann es mit 0 bis 4 l/m² weitgehend trocken bleiben.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Nennenswerter Niederschlag ist über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Nennenswerter Niederschlag ist über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern zu erwarten © windy.com

Ungewohnt kräftiger Warmluftschub

Sommerliche oder spätsommerliche Tage sind im Oktober keine Seltenheit und kommen gehäuft noch in der ersten Oktober-Hälfte vor. In der zweiten Oktober-Hälfte wendet sich die Großwetterlage für gewöhnlich dem Herbst zu, der im November mit einem nasskalten Witterungscharakter in den Vollherbst übergeht. Doch im Oktober 2022 sorgt eine ausgeprägte Erhaltungsneigung für einen nicht enden wollenden Warmluftschub.

Noch einmal Sommer-Temperaturen?

Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten nochmals genauer an, so werden in der Höhe ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland geführt, die sich mit Sonnenschein bis über die tieferen Lagen durchsetzen und festigen können. Das deutsche Vorhersage-Modell berechnet für den 30. Oktober eine Temperaturspanne von +20 bis +25 Grad und örtlich bis +26 Grad. Ähnlich warm sind die Berechnungen der Amerikaner und die der Europäer. Temperaturen im sommerlich warmen Bereich sind für Ende Oktober nicht mehr auszuschließen.

Der Oktober bleibt auf Rekordkurs!

Aktuell hat der Oktober gegenüber seinem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 ein Temperaturüberschuss von +3,0 Grad vorzuweisen (91/20: +2,6 Grad). Kumuliert man die Temperaturprognosen der Vorhersage-Modelle, so kann der Oktober 2022 am Ende um +3,1 bis +3,6 Grad zu warm ausfallen. Der Rekord stammt mit einer Abweichung von +3,5 Grad aus dem Jahre 2001. So bleibt der Oktober 2022 vorerst auf Rekordkurs. Weitere Daten und Fakten zum Wetter im Oktober.

Noch wärmer im November?

Die Frage viele unserer Leser ist immer die gleiche: Wann endet diese Wärme und wann kommt der Herbst? Betrachtet man die Wetterprognose der Europäer, so endet die Warmluftzufuhr nicht so schnell. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall.

Das Hoch über Mitteleuropa verstärkt sich im November und sorgt nach Nebelauflösung für viel Sonnenschein, der die Luftmassen von oben herab erwärmt und die Temperaturen bis zum 2. November auf +22 bis +26 Grad ansteigen lassen kann. Normalerweise hat man es Anfang November mit Tageswerten von +6 bis +12 Grad zu tun und sollte die Wettervorhersage der Europäer exakt so eintreten, hätte das - je nach Region - einen Temperaturüberschuss von +10 bis +20 Grad zur Folge.

Ein Extrem in vielerlei Hinsicht, doch ob das so kommt, hängt auch von der Tiefdruckproduktion auf dem Atlantik ab und diese strebt nach der Vorhersage der Europäer ungewöhnlich weit nach Süden, was auf der Vorderseite nicht nur das Hoch über Mitteleuropa begünstigt, sondern in Kombination beider Wettersysteme den Warmlufttransport erst ermöglicht.

Anfang November ein sommerliches Temperaturniveau?
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Anfang November ein sommerliches Temperaturniveau? © www.meteociel.fr

Chancen auf Herbstwetter?

Was passiert, wenn die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik nicht nach Süden austrogt, sondern sich weiter intensiviert und in Richtung Skandinavien strebt? Eine solche Variante berechnet heute die Wetterprognose der Amerikaner und zeigt eindringlich, dass sommerliche Temperaturen im November 2022 zwar möglich sind, doch im Moment mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten sind.

Verschiebung des Polarwirbels - Grönlandhoch greift in das Wettergeschehen ein

Langsam aber stetig dehnt sich die atlantische Frontalzone bis zum 2. November in Richtung Skandinavien aus und geht bis zum 3. November in ein mächtiges Tiefdruckkonstrukt des Polarwirbels über der Barents- und Karasee über.

Über Grönland wird zur gleichen Zeit ein Hochdrucksystem kräftiger ausgebildet und da sich die Struktur des Polarwirbels nach Osten verlagert, bleibt Platz genug, um auf dem Atlantik ein Blockadehoch zu initialisieren, dass über Grönland und dem nördlichen Kanada bis nach Alaska reichen kann.

Kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen

Hochdrucksysteme drehen sich im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn und so kippt das Strömungsmuster über Mitteleuropa ab dem 2. November von Südwest-Nordost auf Nordwest-Südost.

Mit einem markanten Wetterumschwung gehen die Temperaturen vom 1. November mit +17 bis +23 Grad bis zum 4. November auf +6 bis +12 Grad zurück. Begleitet wird der Wetterwechsel von kräftigen Schauern, die zum Zeitpunkt des Luftmassenaustausches auch von Gewittern begleitet werden können. Ist die Dynamik entsprechend hoch, so können Graupelgewitter nicht ausgeschlossen werden. Damit ist die Wetterprognose der Amerikaner deutlich näher am Herbst, als die Europäer das berechnen und zeigen, wie ein Wetterumschwung vonstattengehen kann. Die Schlüsselszene aber ist die Verlagerung Polarwirbels über die Barents- und Karasee.

So kann der Umbau der Großwetterlage in den Vollherbst gelingen
Wetterprognose der Amerikaner: So kann der Umbau der Großwetterlage in den Vollherbst gelingen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein im November zurückgehender Temperaturtrend

Der Höhepunkt der Warmluftzufuhr wird sowohl von den beiden Vorhersage-Modellen, als auch von den Kontrollläufen für den 28. Oktober simuliert. An diesem Tag beträgt der Temperaturüberschuss +8 bis +14 Grad.

Bis zum 1. November geht der Temperaturüberschuss auf +2 bis +5 Grad zurück und pendelt sich bis zum 5. November auf ein Spektrum ein, der über dem Norden um +1 bis +2 Grad und über dem Süden, Westen und Osten um bis +3 Grad zu warm ausfallen kann. Die Wetterprognose der Amerikaner gehört im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den mit Abstand kältesten und die der Europäer zu den wärmsten Varianten. Da ist noch vieles möglich, doch wahrscheinlicher ist eine Mischwetterlage mit südwestlicher Anströmung der Luftmassen.

Das spiegelt sich auch in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe wider. Im Zeitraum vom 26. Oktober bis 1. November ist mit einem verbreitet trockenem Wetter zu rechnen. Vom 2. bis 7. November steigen die Niederschlagssignale in den leicht erhöhten Bereich an. Viel an Niederschlag kommt nicht zusammen und spricht im Wesentlichen gegen einen herbstlich nassen und windigen Wettercharakter. Vielmehr ist eine Mischwetterlage mit Sonne, Wolken, Nebel und gelegentlichen Schauern im November in Betracht zu ziehen.

Die Wärme bleibt bis Ende Oktober, bevor sich im November ein langsamer Wechsel der Großwetterlage vollziehen kann
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Wärme bleibt bis Ende Oktober, bevor sich im November ein langsamer Wechsel der Großwetterlage vollziehen kann © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
29. Oktober +16 bis
+26 Grad
+19 bis
+22 Grad
2. November +10 bis
+22 Grad
+13 bis
+15 Grad
7. November +4 bis
+16 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen November 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Winter-Prognose des Langfristmodells

Das Wetter im November soll nach den aktuellen Berechnungen um +1 bis +2 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad (91/20: +0,2 bis +1,7 Grad) zu warm ausfallen. An diesem Trend hat sich in den letzten Wochen nur unwesentlich etwas verändert.

Der Dezember wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad wärmer berechnet, als das noch in den letzten Tagen der Fall war. Über den Alpen kann die Abweichung bis +3 Grad betragen (91/20: +0,0 bis +2,0 Grad). Der Januar 2023 hat zwar mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und entlang der Alpen mit einer Differenz von +2,5 Grad eine Korrektur nach unten erfahren, doch bleibt dieser am Ende dann doch deutlich zu warm (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad).

Anders sieht es aus, wenn man den Februar 2023 betrachtet. Die Temperaturanomalie liegt mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad und im Trend von bis +3,5 Grad im erheblich zu warmen Bereich (91/20: +0,9 bis +2,4 Grad). Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad (91/20: -0,2 bis +1,3 Grad) deutlich zu warm ausfallen.

Die Niederschlagsprognose ist im November normal bis leicht zu trocken und Januar normal bis leicht zu nass. Der Februar soll demnach zu nass ausfallen, während der Dezember über dem Norden zu trocken und über den Alpen etwas zu nass simuliert wird.

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