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Wetterprognose: Markanter Wetterwechsel in der letzten Oktober-Dekade?

| M. Hoffmann
Beendet ein markanter Wetterwechsel den sommerlichen Wettercharakter?

Sommerlich startet die neue Woche und die für die Jahreszeit ungewöhnliche Wärme kann sich noch bis zum 22. Oktober über Deutschland behaupten, bevor sich darüber hinaus ein Wetterwechsel ankündigt.

Ungewöhnlich warmes Wetter. Zwischen einem Tief über dem Atlantik und einem Hochdruckrücken über der Mittelmeerregion werden in den kommenden Stunden warme Luftmassen aus Afrika nach Deutschland geführt, was in Kombination mit Wolken, etwas Regen und Saharastaub zu tollen Lichteffekten führen kann.

Sommerlich warm

Der Wettercharakter zeigt sich durchweg wechselhaft, wobei über dem Süden und den Küsten mehr Niederschlag, als über der Mitte zu erwarten ist. Dazu gleich mehr. Zwischen den Schauern wird es auch sonnige Abschnitte geben, die zum Sonntag über dem Süden und Montag auch über dem Osten und Norden länger andauernd ausfallen können. Mit einem schwachen Wind aus südwestlichen Richtungen steigen die Temperaturen von Freitag mit +14 bis +18 Grad bis zum Montag auf sommerliche +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad an, um sich bis zur Wochenmitte auf +18 bis +22 Grad in den spätsommerlichen Bereich einzuschwingen. Tendenziell frischer bleibt es über den Küstenregionen von Nord- und Ostsee. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober 2022.

Warme und staubige Luftmassen dehnen sich ab dem Wochenende nach Deutschland aus
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Warme und staubige Luftmassen dehnen sich ab dem Wochenende nach Deutschland aus © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Gelegentlicher Niederschlag ist heute Nachmittag über dem Westen zu erwarten, der sich zum späten Nachmittag nach Süden ausdehnt und im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern bis Samstagnachmittag mit 5 bis 10 l/m² und örtlich bis 20 l/m² zu nennenswertem Niederschlag führen kann. Bis zu 40 l/m² sind im Stau des Schwarzwaldes möglich. Am Samstagnachmittag lässt die Niederschlagstätigkeit über dem Süden nach und kann am Sonntag entlang eines Streifens vom Saarland und Berlin noch für ein paar Regentropfen gut sein. In der Nacht auf Montag und am Vormittag sind über dem Norden von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kräftige Schauer möglich, bevor zum Montagabend ein aufgefächertes Regengebiet Deutschland erreicht und bis Dienstag für kräftige Schauer und örtliche Gewitter sorgen kann.

Die kumulierte Regensumme zeigt bis Mitte der Woche mit 15 bis 25 l/m² über den Küsten der Nordsee, sowie südlich einer Linie vom Schwarzwald und München einen Schwerpunkt. Regional können bis 45 l/m² möglich sein. Dazwischen liegen die Niederschlagssummen zwischen 5 und 10 l/m² und in einem Streifen von Köln und Berlin, sowie über Brandenburg, dem östlichen Sachsen, dem südlichen Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Sachsen-Anhalt bleibt es mit 0 bis 3 l/m² weitgehend trocken.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Die Niederschlagsschwerpunkte findet man über den Küsten und über der Südhälfte
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Die Niederschlagsschwerpunkte findet man über den Küsten und über der Südhälfte © windy.com

Hoher Luftdruck dominiert das Wettergeschehen

Die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle ist in den letzten Stunden einheitlicher geworden. Man erkennt auf den obenstehenden Wetterkarten zwar den Ansatz eines Troges, doch wird dieser von einem Hochdruckkeil von Frankreich bis nach Island reichend über das östliche Europa nach Süden abgelenkt.

Goldener Oktober geht in die Verlängerung

Im Zeitraum vom 19. bis 22. Oktober verlagert sich das Hoch mit seinem Kern von Frankreich nach Deutschland. Die letzten Schauer klingen zur Wochenmitte ab und bis zum Wochenende stellt sich ein Wechselspiel aus Sonne, Wolken und frühmorgendlichen Nebelfeldern ein.

Da die Nächte meist von Wolken befreit sind, können die Temperaturen auf +6 bis +12 Grad und mancherorts unter die +5 Grad-Marke absinken. Am Tage sind +14 bis +18 Grad und über dem Südwesten bis +20 Grad möglich.

Der goldene Oktober geht in die Verlängerung
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Der goldene Oktober geht in die Verlängerung © www.meteociel.fr

Temperatursturz mit Wind, Sturm und Regen - kommt der Vollherbst?

Wir haben auf den obenstehenden Wetterkarten die Hauptakteure für die Wetterentwicklung in der letzten Oktoberdekade hervorgehoben und was - in beiden Vorhersage-Modellen - auffällt, ist der Störimpuls zwischen Island und England. So unscheinbar dieser auch ist, so schließt er doch die Lücke zwischen den beiden zentral steuernden Tiefdrucksystemen über Kanada und Barents- und Karasee und ermöglicht zwei Wetterentwicklungen.

Vollherbst

Die Wettervorhersage der Europäer bildet diese Variante heute ab. Das unscheinbare Tief dreht sich bis zum 24. Oktober weiter ein und schließt sie Lücke zwischen den zentral steuernden Tiefdrucksystemen vollständig. Was folgt, ist ein mächtiger Tiefdruckwirbel, der sich vom östlichen Kanada über Island und Skandinavien bis über das östliche Sibirien erstrecken kann. Der Polarwirbel in voller Fahrt - und das hat Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Zonalisierungsphase

Dass die atlantische Frontalzone geschlossen auftritt, ist kein Platz mehr für aufkeilende Hochdrucksysteme und so verdichten sich die Gradienten im Zeitraum vom 22. bis 24. Oktober zueinander, was mit Wind, Sturm und Regen über Mitteleuropa zu einem für den Herbst so typischen Wettercharakter führen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf +12 bis +15 Grad ein und mit einer längeren Niederschlagsdauer kann die +10 Grad-Marke anvisiert werden.

Vom goldenen Oktober in den Vollherbst
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Vom goldenen Oktober in den Vollherbst © www.meteociel.fr

Displacement des Polarwirbels

Während der Polarwirbel nach der Wetterprognose der Europäer richtig aufdreht, geschieht nach der Vorhersage der Amerikaner etwas, was auf den Polarwirbel eine massive Bremswirkung ausüben kann.

Hochdruckkeil dehnt sich in den Polarwirbel hinein aus

Der kleine Störimpuls dreht sich zum 24. Oktober ein, kann jedoch keine Querverbindung zwischen den zwei zentral agierenden Tiefdrucksystemen über Kanada und der Barents-/Karasee herstellen und geht zum 24. Oktober schwachgradientig in das Tief über der Barents- und Karasee über. Deutschland wird von diesem kleinräumigen Tiefdrucksystem zwar gestreift, doch fallen die Auswirkungen mit einem auffrischenden Wind, etwas Regen und zurückgehenden Temperaturen gegenüber der Prognose der Europäer eher moderat aus.

Polarfront in Wellenbewegungen

Doch die Störung kann noch einen weiteren Impuls setzen, der sich in Form eines meridionalen Musters (Nord-Süd, Süd-Nord) zeigt und damit die Polarfront in Wellenbewegungen verlaufen lässt. Infolge daraus wölbt sich zum 25. Oktober ein Hochdruckkeil des Azorenhochs über England in Richtung europäisches Nordmeer auf und blockiert die atlantische Frontalzone vollständig. Da diese aber gerade an Fahrt aufnimmt, prallt diese mit voller Wucht gegen das Blockadehoch.

Und in ihrer Wirkung zueinander verstärkt sich sowohl das Blockadehoch, als auch der Polarwirbel, der sich bis zum 29. Oktober im Bereich von Kanada und Grönland intensiviert, während das Hoch über Europa weit nach Norden aufkeilt und den Bereich von Spanien bis zur Karasee für sich vereinnahmt. Der Polarwirbel wird in seinem Wirkungskreis massiv eingeschränkt, was über Deutschland, der Schweiz einen überwiegend hochdruckdominierten Wettercharakter zur Folge hat.

Erreichen die Temperaturen am 22. Oktober +14 bis +18 Grad, so gehen die Werte bis zum 25. Oktober auf +10 bis +15 Grad zurück, um sich bis zum 29. Oktober auf +8 bis +12 Grad einzupendeln.

Der Polarwirbel unter Druck
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel unter Druck © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wetterwechsel in der letzten Oktober-Dekade

Die für die Jahreszeit teils erheblich zu warme Wetterentwicklung kann sich nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modell noch bis zum 22. Oktober behaupten. Die Kontrollläufe stützen diese Prognosen, was die Eintreffwahrscheinlichkeit erhöht.

Wetterumschwung

Bestätigt hat sich heute auch ein im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert ein Überschuss der Temperaturen bis zum 22. Oktober von +4 bis +8 Grad und über dem Süden und Osten kurzzeitig von bis +10 Grad. Nachfolgend normalisieren sich die Temperaturen über dem Norden und bleiben über dem Süden, Westen und Osten mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad für die Jahreszeit etwas zu warm.

Die Niederschlagssignale sind bis zum 16. Oktober über dem Süden und bis zum 18. Oktober über dem Norden und Westen erhöht und liegen bis zum 23. Oktober in einem nur schwach erhöhten Bereich, um nachfolgend in den mäßig erhöhten Bereich anzusteigen. Im Resümee erfolgt daraus keine stabile Wetterentwicklung, die aus dem Mittelwert aller Kontrollläufe deutlicher hervorgeht.

Für die Jahreszeit zu warm, doch wenig stabil
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Für die Jahreszeit zu warm, doch wenig stabil © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
20. Oktober +10 bis
+23 Grad
+14 bis
+17 Grad
24. Oktober +7 bis
+21 Grad
+13 bis
+15 Grad
29. Oktober +4 bis
+20 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Herbst- und Winterprognose des Langfristmodells

Der Oktober hat aktuell eine Temperaturabweichung von +2,16 Grad (91/20: +1,76 Grad) und kumuliert man die Prognosen, so kann sich bis zum 29. Oktober ein Überschuss von +2,2 bis +2,4 Grad ergeben.

In der Niederschlagsbilanz ist der Oktober mit einer Sollerfüllung von rund 33 Prozent deutlich zu trocken, doch das ändert sich in den kommenden Tagen etwas. Unter dem Strich könnte der Oktober am Ende dann aber doch etwas zu trocken ausfallen.

Der November und der Januar können im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen. Der Februar wird im Trend um bis +3,5 Grad sogar noch wärmer simuliert.

Der Dezember wird auch heute wieder mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad Dezember als der kälteste Wintermonat berechnet.

Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) zu warm ausfallen können. Der Winter weist mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad) einen erheblich zu warmen Trend aus.

Der November und der Februar werden leicht zu nass simuliert, während der Januar über Süddeutschland eine deutlich zu nasse und der Dezember eine über ganz Deutschland leicht zu trockene Bilanz aufzeigt. Das würde auch erklären, warum der Dezember verhältnismäßig kühl simuliert wird - Hochdruckaufbau mit Inversionswetterlage. Die Nächte kühlen aus, der Nebel verhindert den Sonnenschein.

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