Herbstprognose: Wie lange hält sich das Sommerwetter im Oktober noch?

Eine ungewöhnliche Wetterentwicklung bahnt sich zum kommenden Wochenende an und kann den weiteren Wetterverlauf auf den Kopf stellen. Statt herbstliche gibt es sommerliche Temperaturen zu bestaunen - doch wie lange hält die ungewöhnliche Wetterlage an und wann kippt die Großwetterlage in den Vollherbst?
Sommerluft. Zwischen einem Tief über dem Atlantik, einem Hoch über der Mittelmeerregion und einem weiteren Tief über Skandinavien, werden in den kommenden Tagen ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland geführt.
Mancherorts sommerlich warmes Wetter!
Die Vorhersage-Modelle berechnen ein zum Wochenende zunehmenden Tiefdruckeinfluss, der zum Start in die neue Woche auch zu kräftigen Schauern und regionalen Gewittern führen kann. Ein örtlich erhöhtes Potential unwetterartiger Wetterereignisse ist nicht auszuschließen. Zwischen den Schauern und den Wolken kommt aber immer wieder die Sonne zum Vorschein. Der Wind kommt schwach bis mäßig aus überwiegend südwestlichen Richtungen und die Temperaturen steigen von heute mit +14 bis +18 Grad bis zum Montag auf +20 bis +24 Grad und örtlich auf sommerliche +26 Grad an. Frischer bleibt es mit +15 bis +18 Grad in unmittelbarer Nähe zur Nord- und Ostsee. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober 2022.

Die Regenprognose
Die Niederschlagsprognose gilt bis Dienstag als komplex und hängt gleich von mehreren Faktoren ab. Maßgeblich aber ist, in welchem Umfang ein Regengebiet am Freitag, sowie am Montag und Dienstag über Deutschland hinwegziehen kann. Mit Veränderungen ist zu rechnen, doch zum aktuellen Stand sind am heutigen Donnerstag ein paar Schauer über dem Nordwesten möglich. In der Nacht auf Freitag wird es über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern nass. Am Freitagabend ist über dem Nordwesten und südlich einer Linie vom Saarland und Nürnberg mit nennenswertem Niederschlag von 10 bis 15 l/m² und örtlich bis 20 l/m² zu erwarten, der auch am Samstag über dem Süden noch für einen Anstieg der Regensummen sorgen kann. Kumuliert man die Schauer vom Sonntag bis Dienstag, so kommen über weite Teile von Deutschland Regensummen von 2 bis 8 l/m² und örtlich bis 12 l/m² zustande. Weniger ist mit 0 bis 5 l/m² über Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu erwarten. Über den Küstenregionen, sowie über dem Saarland, dem südlichen Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern sind 10 bis 25 l/m² und örtlich bis 30 l/m² zu erwarten.

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Für die Jahreszeit zu warm
War die Wetterprognose der Europäer in den letzten Tagen noch einheitlich und stabil, so ergaben sich in den letzten 24 Stunden ein paar Veränderungen mit direkten Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland.
Kein Trog über Mitteleuropa
Gestern noch wurde zwischen dem 19. und 21. Oktober ein Trogabgang über dem östlichen Europa berechnet, der zwischenzeitlich komplett aus den Berechnungen entfernt wurde. Stattdessen wird das warmlufttransportierende Tief auf dem Atlantik von einem Hoch eingekapselt und wird an Ort und Stelle gebunden. Das Hoch aber, das dehnt sich vom 19. bis 21. Oktober in Richtung Mitteleuropa aus und vereitelt so den Trogvorstoß aus nördlichen Richtungen.
Temperaturen auf einem hohen Niveau
Das Hoch rückt somit schneller nach, als das gestern noch berechnet wurde. Zudem kann sich das Hoch mit Kern über Deutschland und Frankreich bis mindestens dem 22. Oktober behaupten. Im Zusammenspiel mit dem eingekapselten Tief auf dem Atlantik gelangen weiterhin warme Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Temperaturen erreichen am 19. Oktober +13 bis +17 Grad und über dem Südwesten bis +22 Grad und am 22. Oktober sind +16 bis +22 Grad zu erwarten. Da die Nächte meist von Wolken befreit sind, können die Tiefstwerte auf +4 bis +8 Grad und sich örtlich an der +0 Grad-Marke orientieren. Entscheidend - wie hoch die Tageswerte ausfallen können - wird auch von der Auflösung nächtlicher Nebelfelder abhängig sein. Mit nennenswertem Niederschlag ist vom 18. bis 22. Oktober nicht mehr zu rechnen.

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Kippmuster auf Nordwest, dann Südwest
Vergleicht man die Vorhersage der Amerikaner mit der des europäischen Wettermodells, so sind Parallelen in der Entwicklung der Großwetterlage klar erkennbar, doch die Amerikaner zeigen eine kleine Abweichung, die für das Wetter über Deutschland spürbare Auswirkungen haben kann.
Erster Trogansatz: abgewehrt
Von großer Bedeutung wird sein, ob und wie weit ein Trogvorstoß von Skandinavien aus gelingen kann. Die Amerikaner lassen den ersten Trogvorstoß zum 20. Oktober über dem westlichen Russland - und damit außer Reichweite von Deutschland, Österreich und der Schweiz - stattfinden. Stattdessen dehnt sich ein Hochdruckzentrum im Bereich von Skandinavien, Deutschland und Frankreich aus und führt auf seinem östlichen Gradienten kühlere Luftmassen über den Norden und Osten von Deutschland hinweg, während auf dem Atlantik ein eingekapseltes Tiefdrucksystem seine Runden dreht und von Süden warme Luftmassen nach Norden führt.
Die Temperaturen pendeln sich über dem Norden und Osten am 21. Oktober auf +10 bis +14 Grad ein und können über dem Westen und Südwesten +15 bis +20 Grad möglich machen.
Zweiter Trogansatz: abgewehrt
Im Zeitraum vom 21. bis 24. Oktober wiederholt sich die Wetterentwicklung. Von Skandinavien versucht ein Tiefdrucksystem nach Süden auszutrogen, wird jedoch durch einen nacheilenden Hochdruckkeil über Osteuropa nach Süden abgelenkt. Deutschland verbliebt somit im Einflussbereich des Hochdrucksystems, doch dreht die Grundströmung auf nordwestliche Richtungen, was über dem Norden und Osten Temperaturen von +9 bis +13 Grad und über dem Süden und Westen von +12 bis +15 Grad zur Folge hat. In den klaren Nächten kann es auf +2 bis +8 Grad und örtlich bis +0 Grad abkühlen.
Kippmuster Südwest
Im Zeitraum vom 25. bis 27. Oktober dehnt sich das Hoch weiter nach Südosten aus und die Nordwestströmung reißt schlagartig ab. Zeitgleich erstreckt sich ein Tief über Island nach Süden und nimmt Kontakt mit dem eingekapselten Tiefdrucksystem auf, was in Kombination mit dem Hoch über Mitteleuropa die Grundströmung auf südwestliche Richtungen drehen und die Temperaturen bis zum 26. Oktober auf +15 bis +20 Grad und örtlich mit bis +22 Grad in den spätsommerlichen Bereich ansteigen lassen kann.
Da die Großwetterlage über Deutschland von einem Hochdrucksystem dominiert wird, ist vom 19. bis 26. Oktober nicht mit nennenswerten Niederschlägen zu rechnen.

Auf den Punkt gebracht: Kräftiger Warmluftschub
Die Unsicherheiten der letzten Tage wurden heute ausgeräumt und die Kontrollläufe bestätigen vom 15. bis 22. Oktober eine für die Jahreszeit erheblich zu warme Temperaturentwicklung.
Oktober deutlich zu warm
Im direkten Vergleich liegen die Durchschnittswerte der Kontrollläufe um +2 bis +6 Grad und über dem Süden bis +8 Grad über dem vieljährigen Mittelwert. Kumuliert man diese Werte zum bisherigen Überschuss von rund +2,2 Grad, so kommt bis zum 22. Oktober eine Differenz von +2,6 bis +3,0 Grad zustande. Damit der Oktober halbwegs normal
ausfallen kann, müsste die letzte Oktober-Dekade um -5,6 Grad zu kalt ausfallen. Möglich ist beim Wetter vieles, doch eine so dramatische Abkühlung ist wenig wahrscheinlich und wird von den Kontrollläufen nicht gestützt. Diese berechnen vom 22. bis 28. Oktober zwar einen Temperaturrückgang, doch bleibt ein Überschuss von +0 bis +2 Grad bestehen. Mit anderen Worten formuliert, wird der Oktober 2022 mit einer hohen Wahrscheinlichkeit deutlich zu warm ausfallen können.
Hochdruckdominanz
Und noch etwas sticht heute in den Kontrollläufen besonders hervor. Die Niederschlagssignale sind vom 15. bis 18. Oktober über dem Westen, Süden und den Küsten zahlreich und schwächen sich vom 18. bis 26. Oktober deutlich ab, was den Rückschluss auf einen verbreitet trockenen und hochdruckdominierten Wettercharakter zulässt. Der goldene Oktober
kommt nach dem wechselhaften Wochenende wieder.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. Oktober | +13 bis +26 Grad |
+16 bis +19 Grad |
23. Oktober | +7 bis +21 Grad |
+13 bis +15 Grad |
28. Oktober | +4 bis +18 Grad |
+10 bis +13 Grad |

Die Herbst- und Winterprognose des Langfristmodells
Die zu warme Wetterentwicklung wird in der Langfristprognose gestützt und lässt den Oktober mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen (91/20: +1,1 bis +2,1 Grad).
Der November, Januar und der Februar können im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen. Der Februar kann im Trend um bis +3,5 Grad zu warm ausfallen
Die Korrektur mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad für den Dezember blieb heute erhalten, der damit der kälteste
der drei Wintermonate werden kann.
Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) zu warm ausfallen können. Der Winter weist mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad) einen erheblich zu warmen Trend aus.
Der Oktober wird über Norddeutschland leicht zu nass und über dem Süden etwas zu trocken interpretiert. Der November und der Februar werden leicht zu nass simuliert, während der Januar über Süddeutschland deutlich zu nass und der Dezember zu trocken ausfallen kann. Daran hat sich in den letzten Tagen nichts verändert.