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Wetter-Vorhersage: Ein deutlich zu warmer Temperaturtrend - ein rekordwarmer Oktober?

| M. Hoffmann
Ein zu warmer - rekordwarmer - Oktober?

Zwischen Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik und einem Hochdruckkeil über Europa dümpelt der Herbst über Deutschland mit einer gradientenschwachen Wetterlage vor sich hin. Doch Mitte Oktober findet eine entscheidende Entwicklung auf dem Atlantik statt, welche das Wetter bis Ende Oktober beeinflussen könnte.

Nebel, Sonne, Wolken und gelegentliche Schauer. Viel passiert beim Wetter in den kommenden Tagen nicht. Zwar erreicht am Montag eine schwache Störung Deutschland, doch die niedergehenden Tropfen verdunsten vielerorts, bevor diese den Boden erreichen - eine sich auflösende Tiefdruckfront.

Für die Jahreszeit zu warm

Aktuell ist der Oktober mit einer Abweichung der Temperaturen gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 von +2,7 Grad erheblich zu warm (91/20: +2,3 Grad) und an diesem Temperaturüberschuss wird sich im Verlauf der kommenden Woche mit Tageswerten von +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad und kurzzeitig bis +24 Grad nichts ändern. Der Niederschlagssollwert wurde bisweilen zu 27 Prozent erfüllt, wobei die Niederschlagsausbeute regional große Unterschiede aufweist. Nennenswerter Niederschlag könnte zum Ende der Woche noch hinzukommen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Sonne, Wolken, Nebel und ein paar Schauer im Wechsel - die gradientenschwache Wetterlage
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Sonne, Wolken, Nebel und ein paar Schauer im Wechsel - die gradientenschwache Wetterlage © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Ein paar Regenspritzer sind am Montag über den Küsten von Nord und Ostsee sowie im westlichen Stau des Schwarzwaldes möglich, was zu Niederschlagsmengen von 1 bis 5 l/m² und örtlich bis 8 l/m² führen kann. Sonst bleibt es weitgehend trocken. Am Donnerstag zieht eine weitere - schwache - Niederschlagsfront über Deutschland hinweg und kann in einem Streifen von Mannheim und Dresden für nennenswerten Niederschlag sorgen. Der meiste Niederschlag aber ist für den Freitag vorgesehen, wo über Süddeutschland und den Küsten 4 bis 8 l/m² und örtlich bis 12 l/m² zusammenkommen können. Sonst ist mit 1 bis 5 l/m² weniger an Regen zu erwarten.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Leicht unbeständiges Wetter mit regionalen Niederschlagsereignissen
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Leicht unbeständiges Wetter mit regionalen Niederschlagsereignissen © windy.com

Spätsommer oder die Anströmung ungewöhnlich warmer Luftmassen

In den letzten 48 Stunden haben sich beide Vorhersage-Modelle von einer vollherbstlichen Trogvariante über Mitteleuropa mit möglichem Schneefall über den höheren Lagen verabschiedet. Stattdessen keilt ein Hoch über dem östlichen Kanada weit nach Norden auf und beeinflusst das Wetter - auch über Europa - auf beeindruckende Art und Weise.

Der Aktion folgt eine Reaktion

Der Tiefdruckwirbel, der sich zum 14. Oktober auf den obenstehenden Wetterkarten bei Island präsentiert, erreicht im Minimum einen Kerndruck von 975 hPa und ist als Sturmtief klassifiziert. Am südlichen Gradienten können Schnellläufersysteme entstehen und so noch für Überraschungen sorgen. Zeitgleich bleibt der Hochdruckkeil über Europa erhalten und lässt das Frontensystem auflaufen.

Der entscheidende Vorgang aber findet über dem östlichen Kanada mit einem aufstrebenden Hochdruckkeil in Richtung Grönland statt. Warum entscheidend? Das Islandtief wird gebunden und kann sich nicht weiter nach Osten ausdehnen. Es dreht sich quasi auf der Stelle und da der Weg nach Osten versperrt ist, beginnt das Tief zum 15. Oktober nach Süden auszutrogen und dreht sich bis zum 18. Oktober zwischen Grönland, Island, England, Frankreich, Spanien und den Azoren auf dem Atlantik ein.

Spätsommerliche Luftmassen aus dem Süden

Da sich Hochdrucksystem im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, dreht die Grundströmung über Europa auf südliche bis südwestliche Richtungen und führt ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwar unterscheiden sich die Vorhersage-Modelle in ihren Wetterprognosen im Detail, doch das Ergebnis ist mit einem zu Schauer neigenden Wettercharakter und Temperaturen von +16 bis +22 Grad und örtlich bis +24 Grad nahezu identisch. Abzuwarten bleibt, ob mancherorts die sommerliche +25 Grad-Marke überschritten werden kann.

Unbeständiges, aber für die Jahreszeit erheblich zu warmes Wetter
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Unbeständiges, aber für die Jahreszeit erheblich zu warmes Wetter © www.meteociel.fr

Extreme Wetterentwicklungen wollen einen Wetterwechsel herbeiführen

Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so ist die Wetterprognose der Amerikaner bemerkenswert, da diese den Tiefdruckkomplex auf dem Atlantik einschließt und die atlantische Frontalzone bis nach Skandinavien vordringen lassen kann. Während dass eine Tief noch nachwirkt, entsteht weiter nördlich bereits die nächste Großwetterlage. Von einem eingefahrenen Muster kann also keine Rede sein.

Orkan über Skandinavien

Die Amerikaner berechnen den Durchbruch der atlantische Frontalzone nach Skandinavien zum 18. Oktober und das Frontensystem kann sich in einem Bereich von Grönland bis über die Barentssee erstrecken. Die Tiefdruckrinne befindet sich auf einem nördlichen Kurs, was der Hochdruckzone über dem Süden zu verdanken ist. Wären die Fronten etwas verschoben, so würde die Frontalzone - wie im Herbst üblich - mit Wind, Regen und Sturm über Deutschland hinwegfegen können.

Das ist aber nicht der Fall, dennoch setzt die Frontalzone alles daran, um nach Süden austrogen zu können und baut über dem nördlichen Skandinavien ein Tiefdruckcluster mit einem Kerndruck von bis 945 hPa auf. Solche Tiefdruckentwicklungen findet man normalerweise über Island und sind über Skandinavien mehr als ungewöhnlich. Doch die nach Norden verschobene Frontalzone sorgt auch für ein nach Norden verschobenen Temperaturgegensatz, was solche Tiefdrucksysteme ermöglichen kann. Eine klassische Westwetterlage kommt gar nicht mehr zustande und spielt seit 2018 eine untergeordnete Rolle - warum das so ist? Mehr dazu: Klimaerhitzung: Mehr Hitze und Trockenheit aufgrund eines schwachen Golfstromes und meridionalen Großwetterlagen?

Spätsommer bis Ende Oktober?

Lange Rede, kurzer Sinn - die atlantische Frontalzone tobt sich nach der Wettervorhersage der Amerikaner ordentlich aus und wird die enorme Tiefdruckdynamik bis zum 25. Oktober aufrechterhalten können, doch die Zugbahn der Frontensysteme verläuft von Island über das europäische Nordmeer bis über die Barentssee und erstreckt sich bis über die Karasee.

Damit diese Wetterentwicklung möglich ist, bedarf es einer Hochdruckzone südlich davon und diese liegt - bis einschließlich dem 25. Oktober - über Mittel- und Südeuropa und Deutschland, Österreich und die Schweiz verbleiben somit im Zustrom warmer und instabiler Luftmassen aus südwestlichen Richtungen, was die Temperaturen vom 20. bis 25. Oktober mit +17 bis +23 Grad in einem spätsommerlichen Bereich einpendeln lassen kann, wobei spätsommerlich für Ende Oktober eine falsche Begrifflichkeit ist - meteorologisch befindet die Jahreszeit inmitten des Herbstes und sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +2 bis +6 Grad deutlich zu warm.

Trog westlich von Europa - Für die Jahreszeit ungewöhnlich warmes Wetter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Trog westlich von Europa - Für die Jahreszeit ungewöhnlich warmes Wetter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein rekordwarmer Oktober?

Kumuliert man einmal die Temperaturprognose der Amerikaner, so kommt bis zum 25. Oktober ein Temperaturüberschuss von +3,6 Grad heraus. Der wärmste Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen stammt aus dem Jahre 2001 und hatte eine Durchschnittstemperatur von +12,5 Grad. Die Abweichung gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 betrug damals +3,48 Grad. Mit anderen Worten formuliert: sollte sich eine Wetterlage wie nach den Amerikanern einstellen können, so ist der Oktober 2022 auf Rekordkurs!

Die Wahrscheinlichkeit eines rekordwarmen Oktobers

Im Vergleich zu den Kontrollläufen bildet die Wetterprognose der Amerikaner die mit Abstand wärmste Variante ab - möglich ja, wahrscheinlich nein. Doch die Kontrollläufe folgen in den letzten 48 Stunden einer zu warmen Temperaturentwicklung über Deutschland, was im Zeitraum vom 9. bis 25. Oktober über dem Süden und Westen zu einem Temperaturüberschuss von +1 bis +2 Grad, über dem Osten bis +3 Grad und über dem Norden von +0 bis +2 Grad berechnet. Ein rekordwarmer Oktober ist - für den Moment - infrage zu stellen.

Unbeständiges Wetter

Mit einer Südwestströmung werden nicht nur warme, sondern auch labil geschichtete und feuchte Luftmassen nach Norden transportiert, was die Niederschlagssignale in den Kontrollläufen vom 14. Oktober an in den mäßigen Bereich anhebt, bevor sich diese ab dem 18. Oktober wieder abschwächt. Die Abschwächung tritt über Süddeutschland stärker, als über dem Norden hervor, was den Rückschluss auf ein erhöht maritimen Einfluss über dem Norden zulässt, während über dem Süden eine Hochdruckzone das Wetter mitgestalten kann.

Keine stabile, aber für die Jahreszeit zu warme Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Keine stabile, aber für die Jahreszeit zu warme Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
15. Oktober +11 bis
+18 Grad
+15 bis
+17 Grad
19. Oktober +8 bis
+26 Grad
+13 bis
+16 Grad
24. Oktober +7 bis
+23 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Herbst- und Winterprognose des Langfristmodells

Die zu warme Wetterentwicklung schlägt sich heute auch in der Langfristprognose für den Oktober nieder, der mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und im Trend von bis +2,5 Grad deutlich bis erheblich zu warm ausfallen kann (91/20: +0,6 bis +2,1 Grad). Nach den Unsicherheiten und Schwankungen der letzten Tage, scheinen die Würfel nun gefallen zu sein.

Der November, Dezember, Januar und der Februar können im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen.

Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) zu warm ausfallen können. Der Winter weist mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad) einen erheblich zu warmen Trend aus.

Tendenziell leicht zu nass wird der Oktober und der Februar simuliert, während der Januar über Süddeutschland deutlich zu nass und der Dezember leicht zu trocken ausfallen können.

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