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Wettertrend: Schneefalloptionen mit erstem Arctic Outbreak?

| M. Hoffmann
Polarwirbel mit Stabilitätsproblemen - Graupelschauer über Deutschland?

Der Polarwirbel bekommt in den kommenden Tagen Stabilitätsprobleme, was für die Jahreszeit zwar nichts Außergewöhnliches ist, doch den weiteren Wetterverlauf in der zweiten Oktober-Hälfte über Deutschland auf den Kopf stellen kann.

Zwar ziehen in den kommenden Tagen immer wieder Wolkenfelder vorüber und trüben den goldenen Oktober phasenweise ein, doch ist der Wettercharakter der kommenden Tage als ruhig und warm zu bewerten.

Warmes Herbstwetter

Für den Nachschub an Wolken sorgt die atlantische Frontalzone, die mit einem Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada an Dynamik gewinnt und schwache Ausläufer nach Deutschland entsenden kann. Kurzzeitige Niederschläge sind somit nicht ausgeschlossen. Der Wind kommt meist schwach aus westlichen bis südwestlichen Richtungen und kann über dem vermehrt maritim beeinflussten Norden böig auffrischen. Die Temperaturen pendeln sich auf +14 bis +18 Grad ein und können mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +20 Grad erreichen. In Schauernähe können kurzzeitig bis +12 Grad möglich sein. In den Nächten können die Werte auf +8 bis +12 Grad und bei Aufklaren unter die +5 Grad-Marke absinken. Mit der Ausbildung teils zäher Nebelfelder kann gerechnet werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Warmes und leicht unbeständiges Wetter
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Warmes und leicht unbeständiges Wetter © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Verbreitet bleibt es trocken, doch sind nennenswerte Schauer grundsätzlich über den Küstenregionen der Nordsee, sowie am Samstag südlich der Donau und in der Nacht von Montag auf Dienstag südlich einer Linie von Köln und Berlin möglich.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Etwas Regen am Samstag und in der Nacht auf Dienstag
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Etwas Regen am Samstag und in der Nacht auf Dienstag © windy.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Trog geht westlich von Europa nieder

Die Wetterprognose der Europäer berechnete gestern noch einen Trogdurchbruch, der direkt über Deutschland niederging und für einen Wettercharakter hätte sorgen können, der nah am nasskalten Vollherbst dran gewesen wäre.

Trog verhält sich anders - Polarwirbel mit erheblichen Schwächen

Heute nun eine Veränderung, die es in sich hat. Zum 14. Oktober entsteht über Island ein kräftiger Tiefdruckwirbel, der einen Kerndruck von bis 970 hPa erreichen kann. Dieser Tiefdruckwirbel nimmt Kurs auf Deutschland, doch wölbt sich auf dessen Vorderseite ein Hochdruckkeil nach Norden auf und hat eine bremsende - jedoch nicht verhindernde Wirkung - auf den Wirbel.

Hochdruckkeil jagt in den Polarwirbel

Verhindert wird die Ostwärtsverlagerung auf kuriose Art und Weise von einem Hochdruckkeil, der über dem östlichen Kanada nach Norden regelrecht hochschießt und zum 15. Oktober über Grönland Position bezieht. Da dieses Hoch kräftig strukturiert ist, wird der Tiefdruckwirbel gebunden und trogt zum 16. Oktober nach Süden in Richtung England, Spanien und Portugal aus. Mitteleuropa verbleibt auf der Vorderseite des Tiefdrucksystems, was aus südwestlichen Richtungen gemäßigt warme Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz führt und die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad ansteigen lassen kann. Mit Föhn über den Alpen wären sogar Werte jenseits der +20 Grad-Marke möglich.

Polarwirbelsplit mit vollständig gestörter Zirkulation

Schaut man die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so agiert das Hoch nachhaltig und allumfassend. Bis zum 17. Oktober dehnt sich das Hoch vom Atlantik, über Grönland und das europäische Nordmeer in Richtung der Barentssee und Karasee aus. Infolge daraus wird der Tiefdruckwirbel abgekapselt und eine atlantische Frontalzone lässt sich nicht mehr erkennen. Man nennt das eine vollständig gestörte Zirkulation, da eine Westwetterlage so schnell nicht mehr möglich sein wird.

Ein Hoch keilt in den Polarwirbel vor und sorgt für einen Polarwirbelsplit. Der Trog geht derweil westlich von Europa nieder und sorgt über Deutschland für eine Verlängerung des goldenen Oktobers
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Hoch keilt in den Polarwirbel vor und sorgt für einen Polarwirbelsplit. Der Trog geht derweil westlich von Europa nieder und sorgt über Deutschland für eine Verlängerung des goldenen Oktobers © www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Instabiler Polarwirbel

Der Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada war ein aussichtsreiches Signal für die Initialisierung einer Westwetterlage, doch spielt der Hochdruckkeil über Mitteleuropa nicht mit und zwischenzeitlich kann man eine Zonalisierung vorerst beiseitelegen.

Meridionales Strömungsmuster bleibt erhalten

Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet mit einem Kerndruck von bis 965 hPa zum 14. Oktober einen kräftigen Tiefdruckwirbel zwischen Island und England. Dieser Tiefdruckwirbel besteht aus zwei Clustern, wovon sich einer davon in Richtung Skandinavien und der Barentssee bewegt und der zweite in einer südlicheren Zugbahn Kurs auf Mitteleuropa nimmt und Deutschland zum 15. Oktober erreicht. Gleichzeitig stellt sich auf dem Atlantik ein Ableger des Azorenhochs steil nach Norden auf und blockiert die nachfolgende Tiefdruckrinne.

Markanter Temperatursturz - Schneefall möglich?

Das Strömungsmuster meridionalisiert erneut und mit einem Hoch westlich von Europa und einem Tief über Mitteleuropa, werden aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland geführt. Erreichen die Temperaturen am 14. Oktober noch +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad, so sind am 17. Oktober kaum mehr als +4 bis +8 Grad und in den kurzen sonnigen Momenten bis +12 Grad möglich. Zunehmend nasskaltes Herbstwetter mit einer bis auf die höheren Lagen absinkende Schneefallgrenze. Sind die Schauer entsprechend dynamisch und kräftig strukturiert, lassen sich bis auf tiefere Lagen herab Graupelschauer nicht ausschließen.

Stürmische Winde

Die Positionen der Wettersysteme lassen die Gradientenlinien über Deutschland enger zueinander verlaufen, was kräftige Windböen und Winde in voller Sturmstärke nicht ausschließen lässt - Vollherbst eben.

Markanter Wetterwechsel mit Temperatursturz und absinkender Schneefallgrenze
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Markanter Wetterwechsel mit Temperatursturz und absinkender Schneefallgrenze © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein Wetterwechsel bahnt sich an

Ein Grundlegender Wetterwechsel ist in der zweiten Oktober-Dekade nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle auch heute möglich. Doch wie wahrscheinlich ist ein instabiler Polarwirbel oder gar ein Polarwirbelsplit?

Polarwirbel erst in der Entstehung

Über den Polarregionen werden die Tage rasch kürzer und die Stunden ohne Sonnenschein überwiegen. Über den Eismassen beginnt es nun stärker auszukühlen und durch die Temperaturgegensätze entlang der Polarfront bekommt der winterliche Polarwirbel die Energie, die er für seine Entstehung benötigt. Da aber nördlich des Polarkreises noch immer die Sonne zum Vorschein kommt und die Systeme zueinander nicht geordnet sind, sind Turbulenzen zu erwarten und so kommen Störungen des Polarwirbels zum Beginn und zum Ende des Winters häufiger vor. Es handelt sich also nicht um etwas Ungewöhnliches, vielmehr Erwartbares. Dennoch sind die Berechnungen - insbesondere der Europäer - bemerkenswert und zeigen einmal mehr, dass ein Polarwirbelsplit nicht immer eine kalte Witterung mit sich bringt.

Breite Streuung - vieles ist denkbar

Die Kontrollläufe stützen mehrheitlich ein bis zum 16. Oktober zu warmes Wetter über Deutschland. Überdies geht der Mittelwert in einen Bereich zurück, der über dem Süden, dem Westen und dem Osten für die Jahreszeit typisch und über dem Norden als etwas zu kühl bewertet werden kann.

Kaltluftausbrüche finden in der Regel von Norden aus statt und betrachtet man den Temperaturverlauf über Norddeutschland eingehender, so zeigt sich eine hohe Bandbreite der Höhenwerte, die von -5 bis +10 Grad schwanken können. Trogvarianten mit Graupelschauern bis auf tiefere Lagen sind somit nicht auszuschließen. Schaut man etwas weiter nach Süden, so schwanken die Höhenwerte zwischen -3 und +15 Grad und der Mittelwert liegt bei +5 Grad. Das ist für ein frühwinterliches Spektakel dann doch zu mild. Dennoch zeigt sich das Potential und die bevorstehenden Unsicherheiten.

Zunehmend herbstlich

Die Niederschlagssignale sind bis zum 14. Oktober schwach ausgeprägt und verbreitet ist mit trockenem Wetter zu rechnen. Ab dem 15. Oktober steigt die Niederschlagsaktivität in den mäßig erhöhten Bereich an, was mit den zurückgehenden Temperaturen einen zunehmend herbstlichen Wettercharakter wahrscheinlicher macht.

Mildes bis warmes Wetter mit nachfolgendem Wetterumschwung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Mildes bis warmes Wetter mit nachfolgendem Wetterumschwung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
13. Oktober +12 bis
+20 Grad
+15 bis
+17 Grad
17. Oktober +7 bis
+22 Grad
+11 bis
+13 Grad
22. Oktober +5 bis
+22 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Herbst- und Winterprognose des Langfristmodells

Der Oktober wird mit einer Differenz gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 von +1 bis +2 Grad erneut zu warm berechnet (91/20: +0,6 bis +1,6 Grad), doch zeigt sich heute ein Trend für eine Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad bestätigt. Abwarten!

Der November, der Dezember, Januar und der Februar können im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm ausfallen.

Am Ende kann der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) zu warm ausfallen. Der Winter weist mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad) einen deutlich zu warmen Trend aus.

Tendenziell leicht zu nass wird der Oktober, November und Dezember simuliert, während der Januar und der Februar heute eine Korrektur in die deutlich zu nasse Richtung erfahren haben.

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