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Wetterprognose: Kommt die Westwetterlage mit Wind, Sturm und viel Regen?

| M. Hoffmann
Kommt die Westwetterlage?

In der kommenden Woche macht sich mit spätsommerlichen Temperaturen der Altweibersommer über Deutschland bemerkbar. Derweil brodelt die Wetterküche auf dem Atlantik weiter, was wegweisend für den weiteren Verlauf des Herbstes sein kann.

Altweibersommer. Von Norden lockert die Bewölkung heute auf, während über dem Süden Dauerregen noch für einen trüben Herbst-Tag sorgen kann. Zum Beginn der neuen Woche setzt sich ein Hoch über Deutschland durch und nach Auflösung frühmorgendlicher Nebelfelder scheint häufiger die Sonne.

Ein nicht ganz ungetrübtes Wetter

Dem Hoch aber gelingt es nicht, sich in voll umfassender Art und Weise über Deutschland zu positionieren und lässt den zeitweiligen Übergriff von Tiefdruckausläufern zu. Meist ziehen harmlose Wolkenfelder vorüber, die am Mittwoch über dem Westen und Norden auch für ein paar Regentropfen sorgen können, sonst bleibt es bis zum Ende der Woche trocken. Der Wind kommt überwiegend schwach aus unterschiedlichen Richtungen und kann zur Wochenmitte über den Küsten von Nord- und Ostsee böig auffrischen. Die Temperaturen erreichen am Montag +14 bis +18 Grad, am Mittwoch +16 bis +22 Grad und örtlich bis +24 Grad und am Freitag sind +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Warme Luftmassen werden aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland geführt
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Warme Luftmassen werden aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland geführt © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Über dem Süden wird es heute nochmals richtig nass und es können südlich einer Linie von Rheinland-Pfalz und dem Regensburg Regensummen von 8 bis 15 l/m² und örtlich bis 20 l/m² erwartet werden. Über Staulagen und über den Alpen können unwetterartige 40 bis 60 l/m² möglich sein. Ab Montag sind keine großartigen Niederschlagsmengen mehr zu erwarten und eine verbreitet trockene Woche ist möglich.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Über dem Süden gibt es heute nochmals kräftigen und örtlich unwetterartigen Niederschlag
Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Über dem Süden gibt es heute nochmals kräftigen und örtlich unwetterartigen Niederschlag © windy.com

Ausbruch polarer Luftmassen über dem östlichen Kanada

Der Warmluftschub der kommenden Woche über Europa findet seine Ursache mit einem Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, was wiederum die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik ordentlich befeuert und bis zum 7. Oktober die atlantische Frontalzone in einem Bereich von Island bis zur Barentssee ausdehnen lässt. Im Zusammenspiel mit einem Hochdruckkeil über Südeuropa entsteht so eine südwestliche Anströmung der Luftmassen, was die Temperaturen über Deutschland in Richtung der spätsommerlichen +20 Grad-Marke treibt.

Ansatz zum Trogprozess

Entscheidend für die Großwetterlage in der zweiten Oktober-Dekade wird sein, wie sich das Tief über der Barentssee zum Hochdruckkeil verhalten wird und ob der Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada anhalten kann.

In der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle dehnt sich das der Tiefdruckkomplex über Skandinavien nach Süden aus und leitet im Zeitraum vom 8. bis 10. Oktober einen Trogprozess ein. Das Hoch über Europa zieht sich etwas nach Westen zurück, bleibt aber in der Nähe von Deutschland. Durch die neue Konstellation aber, dreht die Grundströmung von Südwest auf Nordwest und führt vom 9. bis 11. Oktober kühlere Luftmassen nach Mitteleuropa, was die Temperaturen über Deutschland - unter einer zunehmenden Schauerneigung - auf frühherbstliche +10 bis +15 Grad absinken lassen kann, was im Übrigen typisch für den Oktober ist.

Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik

Ob es aber tatsächlich zu einem Trogausbruch über Mitteleuropa kommen kann, hängt auch vom Zustrom kalter Luftmassen auf dem Atlantik ab. Reißt dieser ab, so kann sich das Hoch auf dem Atlantik nach Norden ausdehnen und fortan als Blockadehoch agieren, während dem Tiefdruckkomplex über Skandinavien ausreichend Zeit bleibt, um nach Süden auszutrogen.

Bleibt der Zustrom kalter Luftmassen intakt, bleibt auch die atlantische Frontalzone stabil und zwingt das Hoch auf dem Atlantik bereits zum 11. Oktober auf eine östlichere Position. Der Ansatz eines Troges streift in diesem Fall Deutschland lediglich und der eigentliche Trog wird über Osteuropa nach Süden abgelenkt. Das Hoch kann sich mithilfe einer Vorderseitenanströmung kurzzeitig über Deutschland durchsetzen und unter bestimmten Voraussetzungen nochmals für einen spätsommerlichen Temperaturtrend sorgen.

Entscheidend für den weiteren Wetterverlauf wird sein, ob der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada abreißt, oder erhalten bleibt
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Entscheidend für den weiteren Wetterverlauf wird sein, ob der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada abreißt, oder erhalten bleibt © www.meteociel.fr

Zonalisierung: kommt die herbstliche Westwetterlage?

Vor knapp einer Woche hatten wir - aufgrund des Kaltluftausbruches über dem östlichen Kanada - als These die sog. Zonalisierung für die zweite Oktober-Dekade ins Spiel gebracht. In den letzten Tagen hatten die Vorhersage-Modelle diese These mal mehr und mal weniger gestützt. Schaut man aber noch einmal kurz auf die obenstehenden Wetterkarten, so sticht die Wetterprognose der Amerikaner besonders hervor.

Keine Chance für den goldenen Oktober: Windiges und regnerisches Herbstwetter

Der Kaltluftzustrom bleibt bis zum 11. Oktober intakt und befeuert die atlantische Frontalzone weiter. So entsteht zwischen Neufundland und Island ein Tief nach dem anderen, die sich jeweils nach Osten in Richtung Skandinavien fortbewegen. Nach und nach entsteht so eine Tiefdruckrinne auf dem Atlantik, die ihrem Namen auch gerecht werden kann. Ein meridional verlaufendes Strömungsmuster (Nord-Süd, Süd-Nord) hat kaum mehr Chancen, sich durchzusetzen.

Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme

Stattdessen rauschen in regelmäßigen Abständen Tiefdrucksysteme über Europa hinweg und sorgen neben Wind auch für zeitweilige Niederschläge. Intensiviert sich die Frontalzone weiter, so zieht sich der Keil des Azorenhochs nach Süden zurück, was zwischen den beiden Wettersystemen eine Verdichtung der Gradienten zueinander zur Folge hat. Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme mit Extremwindereignissen sind in der Theorie dann möglich.

Kommt die Westwetterlage?
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kommt die Westwetterlage? © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Westwetterlage?

Was macht die Westwetterlage so besonders, dass diese so hervorgehoben wird? Eigentlich war die Westwetterlage das dominierende Element für das Wetter über Europa und sorgte für ausreichend Niederschlag und gemäßigte Temperaturen. Doch das hat sich in den letzten Jahren und spürbar seit 2018 verändert. Vorherrschend ist seitdem ein meridionales Strömungsmuster. Aus dieser Erkenntnis heraus wird die Westwetterlage zunehmend zu einem besonderen Ereignis.

Die Wahrscheinlichkeit

Berechnet wurde die Westwetterlage in den Prognose-Modellen in den letzten 5 Jahren häufiger, doch ebenso häufig auch wieder verworfen. Das kann auch dieses Mal der Fall sein, doch sprechen ein paar Faktoren für die Westwetterlage. Zum einen der Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada und zum anderen die Trogaffinität über Mitteleuropa, was eine stabile Hochdruckwetterlage ver-, bzw. behindert.

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe an, so wird zum 5./6. Oktober ein Wärmeüberschuss gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 von +3 bis +5 Grad simuliert. Am 8. Oktober beträgt der Überschuss über Norddeutschland +0 bis +1 Grad und über dem Rest von Deutschland +1 bis +3 Grad. Ab dem 10. Oktober sinkt das Niveau weiter ab und pendelt sich auf einem Bereich ein, der mit einer Differenz von -1 bis +1 Grad dem vierjährigen Mittelwert entspricht und über dem Norden um bis -2 Grad zu kalt ausfallen kann. Das lässt keinen Rückschluss auf eine stabile Wetterlage mit spätsommerlichen Temperaturen zu.

Zunehmende Niederschlagsaktivität

Der Zeitraum vom 3. bis 9. Oktober wird von der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe als nahezu komplett trockener Zeitraum berechnet. Ferner steigt die Niederschlagstätigkeit vom leicht erhöhten in den mäßig erhöhten Bereich an und stabilisiert sich bis zum 18. Oktober. Da die Niederschlagssignale über ganz Deutschland im mäßig erhöhten Bereich liegen, ist flächendeckender Niederschlag möglich, was wiederum die These einer Westwetterlage stützt. Deutlicher zeigt sich das im Mittelwert aller Kontrollläufe, die ein Tiefdruckzentrum über Island favorisieren, was der Klassiker einer zonal dominierten Wetterlage ist.

Keine stabile Wetterentwicklung
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Keine stabile Wetterentwicklung © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
8. Oktober +12 bis
+21 Grad
+15 bis
+18 Grad
12. Oktober +8 bis
+20 Grad
+13 bis
+15 Grad
17. Oktober +8 bis
+17 Grad
+12 bis
+14 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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  • 17:00 Uhr: Ein ausführlicher Blick auf die Winterprognose der Langfristmodelle

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