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Wetterprognose: Nach den Unwettern ein spätsommerlicher Ansatz

| M. Hoffmann
Nach den Unwettern ein spätsommerlicher Ansatz

Unwetterartige Starkniederschläge mit erhöhtem Potential von Sturzfluten und Überflutungen, gefolgt von einem markanten Temperatursturz, der neben Schneefall über dem höheren Bergland auch zu Graupelgewittern führen kann. Wie lange hält sich das turbulente Septemberwetter?

Feucht-warm zeigt sich die Luftmasse heute noch über dem Süden und lässt die Temperaturen auf +22 bis +26 Grad ansteigen, während von Norden mit +15 bis +20 Grad bereits kühlere Luftmassen nach Deutschland geführt werden. Etwa entlang einer Linie von Köln und Dresden treffen die Luftmassen aufeinander und lassen eine Luftmassengrenze entstehen. Diese Luftmassengrenze verlagert sich bis Donnerstagabend langsam in Richtung der Alpen und führt zu wiederholt kräftigen Niederschlägen, die regional ergiebig ausfallen und von Gewittern begleitet werden können (Gewitterradar).

Kühles und windiges Schauerwetter

Von Freitag bis Montag gelangt Deutschland auf die Rückseite der nach Osten abziehenden Unwetterfront. Die kühlen Luftmassen setzen sich auch über dem Süden durch und lassen die Werte auf +14 bis +18 Grad einpendeln. Mit etwas Sonnenschein sind bis +20 Grad möglich und mit einem vorüberziehenden Schauer kann es auf bis +10 Grad abkühlen. Insbesondere am Wochenende können die Schauer kräftig und ergiebig ausfallen, was kurze Gewitter und örtlich sogar Graupelgewitter nicht ausschließen lässt. Über dem höheren Bergland ist sogar mit Schneefall zu rechnen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September 2022.

Temperatursturz mit markantem Wetterwechsel
Die Wetterprognose des europäischen (li.)und amerikanischen (re.) Wettermodells: Temperatursturz mit markantem Wetterwechsel © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Die Luftmassengrenze hat es in sich und da diese nur sehr langsam nach Süden vorankommt, können örtlich enorme Regenmengen zusammenkommen und zu Sturzfluten und Überflutungen führen (Niederschlagsprognose | Warnlagenbericht). Lässt die Niederschlagstätigkeit am Freitag vorübergehend nach, ziehen am Samstag und Sonntag weitere - kräftige und teils ergiebige - Schauer über Deutschland hinweg. Da es sich jedoch um Schauer handelt, ist nicht mit flächendeckendem Niederschlag zu rechnen. Die Europäer und auch das deutsche Vorhersage-Modell berechnen über dem Norden und Nordosten eine deutlich geringere Niederschlagsausbeute.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Kräftiger Regen über der Südhälfte mit einem hohen Potential von unwetterartigem Niederschlag
Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Kräftiger Regen über der Südhälfte mit einem hohen Potential von unwetterartigem Niederschlag © windy.com

Erheblich zu warmes Wetter

Der September steht kurz vor seiner Halbzeit und gestern konnte mit +29,9 Grad über Ohlsbach (Baden-Württemberg) fast die hochsommerliche +30 Grad-Marke erreicht werden. Insgesamt war der September - gemessen am vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 - bislang um etwa +3,5 Grad zu warm (91/20: +3,0 Grad).

Markanter Temperatursturz

Doch endet der hauptsächlich über Westen und Süden vorherrschend sommerliche Wettercharakter mit dem morgigen Donnerstag und aus nördlichen Richtungen wird es spürbar frischer. Verantwortlich für die Frischluftzufuhr ist ein Trog, der von Skandinavien aus über das östliche Europa nach Süden zieht und in Kombination mit einem Hoch westlich von Deutschland eine meridional verlaufende Nord-Süd-Strömung einleitet.

Der Trog beeinflusst das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle noch bis zum 20. September. Der Tiefpunkt kann mit Tageshöchstwerten von +10 bis +16 Grad am 19. September erreicht werden. Kommt die Sonne zum Vorschein, können bis +18 Grad möglich gemacht werden.

Hochdruckwetter mit spätsommerlichem Ansatz

Der Trog verliert mit Beginn der letzten September-Dekade seinen Einfluss auf das Wetter über Deutschland und macht den Weg für ein Hochdrucksystem frei, das sich von West nach Ost ausdehnt und nach der Wetterprognose der Amerikaner nach Norden - in Richtung Skandinavien - strebt.

Die Niederschläge lassen nach und die Wolken lösen sich mehr und mehr auf. Die Anzahl der sonnigen Momente steigt an und nach frischen Nächten steigen die Temperaturen bis zum 22. September auf +15 bis +20 Grad an und können örtlich bis +23 Grad erreichen.

Eine spätsommerliche Hochdruckwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Eine spätsommerliche Hochdruckwetterlage © www.meteociel.fr

Spätsommer mit Einschränkungen

Trotz des sich aufbauenden Hochdrucksystems gilt es hinter dem Spätsommer noch ein Fragezeichen zu setzen. Ausgelöst werden die Unsicherheiten von dem nach Osten abziehenden Trog und dessen Bestreben, sich über die Mittelmeerregion zu verlagern.

Gelingt der Vorstoß über die Mittelmeerregion, so bleibt das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zwar hochdruckdominiert, doch kommt es aus dieser Konstellation heraus zu einer nordöstlichen Grundströmung, was die Temperaturen dämpft und mit +14 bis +18 Grad mäßig warme Luftmassen nach Deutschland führt. Die Amerikaner berechnen in ihrem aktuellen Wettertrend eine solche Wetterentwicklung.

Noch einmal Sommerwetter?

Anders sieht es aus, wenn der Trogvorstoß in Richtung der Mittelmeerregion misslingt. In diesem Fall wird der Trog nahezu wirkungslos und dem Hoch steht mehr Platz zur Verfügung und kann sich mit seinem Kerngebiet direkt über Deutschland ausdehnen. Mit schwachen Windbewegungen aus unterschiedlichen Richtungen können die Temperaturen auf +20 bis +25 Grad ansteigen und mancherorts wären sommerliche +27 Grad nicht auszuschließen.

Zwischen Sommer und Spätsommer
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) Wettermodell und einem ausgesuchten Kontrolllauf: Zwischen Spätsommer und Sommer © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein spätsommerlicher Anlauf

Das gestrige Resümee hat auch heute noch Bestand. Der Trog zeigt nach dem 20. September zunehmende Auflösungserscheinungen und lässt dem Hoch - das sich momentan über dem westlichen Europa befindet - mehr Entwicklungsspielraum.

Deutlich zu kalt

Doch der Trog hat es in sich und kann Deutschland mit kalten Luftmassen fluten und die Temperaturen auf ein Niveau absenken, die vom 17. bis 21. September im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um -3 bis -5 Grad zu kalt ausfallen können. Schneefall über dem höheren Bergland wird somit sehr wahrscheinlich und klart es in den Nächten auf, ist Bodenfrost nicht auszuschließen.

Etwas zu warm

Im Zeitraum vom 22. bis 28. September berechnen die Kontrollläufe einen ansteigenden Temperaturtrend, der - im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert - um +0 bis +2 Grad normal bis zu warm ausfallen kann. Tendenziell wird der Norden etwas kühler als der Rest von Deutschland bewertet.

In der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe zeigt sich eine bis zum 19. September erhöhte Niederschlagstätigkeit, die aber im Zeitraum vom 20. bis 26. September nachlässt und erst darüber hinaus in den leicht erhöhten Bereich ansteigt. Damit bestätigen die Kontrollläufe eine hochdruckdominierte Wetterlage zum Beginn der letzten September-Dekade. Ob diese aber nachhaltiger und stabiler Natur sein wird, bleibt abzuwarten.

Eine in der letzten September-Dekade hochdruckdominierte Wetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine in der letzten September-Dekade hochdruckdominierte Wetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
20. September +10 bis
+19 Grad
+13 bis
+16 Grad
24. September +12 bis
+24 Grad
+18 bis
+20 Grad
29. September +11 bis
+25 Grad
+16 bis
+19 Grad
Diagramm Temperaturen September 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Der Herbst- und Wintertrend des Langfristmodells

Kumuliert man die Wetterprognose der Kontrollläufe, so kann der aktuelle Temperaturüberschuss von +3,5 Grad bis zum 28. September auf +0,7 bis +1,3 Grad abgebaut werden. In der Langfristprognose wird der September mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad weiterhin als zu warm interpretiert. Ebenso der Januar und Februar. Der Oktober, November und der Dezember werden im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad in einem erheblich zu warmen Bereich simuliert. Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad) und im Trend um bis +2,5 Grad zu warm ausfallen können. Der Winter weist mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad (91/20: +0,8 bis +1,8 Grad) einen noch etwas wärmeren Trend auf.

Zu nass soll der September, November und Dezember ausfallen. Tendenziell leicht zu nass wird der Januar simuliert, während der Oktober und Februar tendenziell etwas zu trocken ausfallen können.

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