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Wetterprognose: Kippt die Großwetterlage in Richtung Spätsommer?

| M. Hoffmann
Der Spätsommer in der zweiten September-Dekade?

Die Bewölkung nimmt - wie die Neigung zu Schauer und Gewittern - zu und sorgt bis zum Wochenende für einen Wetterwechsel, der das Potential regional unwetterartiger Gewitter ansteigen lassen kann. Doch wie nachhaltig ist dieser Wetterwechsel - hält über Deutschland der Frühherbst Einzug, oder setzt sich doch der Spätsommer durch?

September zu warm. Was sich in den letzten Tagen schon angedeutet hat, setzt sich heute weiter fort. Zwar wird das Wetter in den kommenden Tagen spürbar wechselhafter und die Temperaturen gehen mit einer erhöhten Niederschlagsneigung auf einen Bereich von +18 bis +24 Grad zurück und können sich mit länger andauerndem Niederschlag an der +15 Grad-Marke orientieren, doch handelt es sich hierbei um eine Normalisierung eines viel zu hohen Temperaturniveaus.

Schwül-warm mit unwetterartigen Wetterereignissen

Vergleicht man die zurückliegenden September-Tage mit dem vieljährigen Mittelwert, so ist der September bislang um rund 4,0 Grad zu warm. Und ja, gestern gab es mit Spitzenwerten von bis +32,3 über Kleve (Nordrhein-Westfalen) einen Hitze-Tag über Deutschland, wobei die Werte heute nochmals +30 Grad und mehr erreichen können. Das Niederschlagssoll wurde zu 2,9 Prozent erfüllt. Es bedarf einer ordentlichen Abkühlung, um das hohe Niveau abzumildern, doch so wirklich kalt wird es - auf die Fläche betrachtet - nicht werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September.

Eine schwachgradientige Mischwetterlage mit Höhen und Tiefen
Die Wetterprognose des amerikanischen (li.) Wettermodells und dem Mittelwert aller Kontrollläufe (re.): Eine schwachgradientige Mischwetterlage mit Höhen und Tiefen © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Dennoch sind die Schauer und Gewitter in den kommenden Tagen als nennenswert zu bezeichnen. Zwar treten diese nicht flächendeckend auf, können aber im Schwerpunkt über Westen, Norden, Nordosten und Osten für unwetterartige Wetterereignisse sorgen. Tendenziell weniger Niederschlag ist über dem Süden, Südosten und über dem östlichen Mittelgebirgsrand auszumachen.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Keine gleichmäßige Niederschlagsverteilung
Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Keine gleichmäßige Niederschlagsverteilung © windy.com

These - Erhaltungsneigung mit spätsommerlichen Folgen

Seit ein paar Tagen schon simulieren die Amerikaner die Möglichkeit einer (früh)herbstlichen Trogwetterlage, bei der sich die Temperaturen ordentlich abkühlen und am Tag die +10 Grad-Marke und in der Nacht die +5 Grad-Marke anvisieren können. Über dem höheren Bergland wäre nach dieser Wetterprognose mit den ersten Schneefällen zu rechnen. Doch die Amerikaner zählten im Vergleich zu den Kontrollläufen mit dieser Wetterprognose stets zu den kältesten Varianten.

Kippmuster in die zu warme Richtung

Wer bei uns schon längere Zeit zu Gast ist, der kennt unsere Aussage vielleicht.

In Zeiten der Klimaerhitzung setzen sich nicht immer, aber zunehmend häufiger die warmen Varianten durch

Beobachtung der letzten Jahre

Was ist dran am Frühherbst und was am Spätsommer?

Und das geht so. Zunächst berechnen die Vorhersage-Modelle optimale Bedingungen für eine zu kalte Variante. Sozusagen ein Extrem. Dann werden nach und nach die optimalen Bedingungen abgeschwächt und am Ende kippt die Großwetterlage in eine gegenteilige um. Aus deutlich zu kalt wird deutlich zu warm - und dieses Phänomen zeigte sich in der Vergangenheit Überproportional häufig.

Stutzig werden konnte man bereits gestern. Der Zeitraum vom 12. bis 16. September zeigt in den Kontrollläufen eine hohe Ansammlung an deutlich zu warmen Varianten, der heute nochmals bestätigt wurde und zu einem Temperaturüberschuss von +2 bis +4 Grad führen soll. Ein Wetterwechsel in den Frühherbst sieht definitiv anders aus. Doch ausgeschlossen ist dieser nach wie vor nicht, es zeigt sich aber die erste - maßgebliche - Verzögerung mit einem gegenteiligen Wettertrend.

Was der Grund hierfür ist? Ganz einfach. Das Tief westlich von Europa verlagert sich jetzt in Richtung Skandinavien, schwächt sich aber in diesem Prozess ab. Derweil entsteht auf dem Atlantik ein weiteres Tiefdrucksystem und die Lücke zwischen den beiden Tiefdruckgebieten wird von einem Hochdrucksystem ausgefüllt. Auf andere Art formuliert kommt es anstatt zu einem Trog (Nord-Süd) zu einem Hoch Mitteleuropa (Süd-Nord) und damit wäre die 180-Grad Kehrtwende vollzogen und der Spätsommer kann über Deutschland Einzug halten.

Die Niederschlagsleistung lässt nach dem 12. September nach und die Temperaturen erreichen +18 bis +24 Grad. Das Erreichen von sommerlichen +26 Grad wäre demnach nicht mehr auszuschließen.

Ein Tief links und ein Tief recht von Europa - dazwischen ein spätsommerliches bis sommerliches Hoch
Wetterprognose nach dem amerikanischen (re.) Wettermodell von gestern und einem ausgesuchten Kontrolllauf: Ein Tief links und ein Tief recht von Europa - dazwischen ein spätsommerliches bis sommerliches Hoch über Deutschland © www.meteociel.fr

Wirklich Spätsommer? Der Blick auf die Randfaktoren

Damit eine spätsommerliche Wetterentwicklung überhaupt zustande kommen kann, sollte sich auf dem Atlantik kein Hochdruckkeil mehr nach Norden aufbäumen. Stattdessen sollte sich ein Islandtief etablieren, dass zudem nach Süden austrogt. Das ist - vereinfacht ausgedrückt - das Merkmal eines positiven NAO-Index. Und schaut man sich diesen an, so ist dieser aktuell negativ, aber mit einem positiven Trend besetzt. Und genau dieser Umstand könnte einer frühherbstlichen Witterung einen Strich durch die Rechnung machen.

Betrachtet man die Druckanomalien bis zum 15. September und setzt diese zum Mittelwert aller Kontrollläufen ins Verhältnis, so wird das Muster einer spätsommerlichen Temperaturentwicklung bestätigt. Ein Trogansatz, der von Skandinavien aus initialisiert wird, ist nicht zu erkennen. Stattdessen eine Mischwetterlage mit einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen.

Ein Trog sieht anders aus - dafür wird eine südwestliche Anströmung der Luftmassen favorisiert
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe und den Druckanomalien: Ein Trog sieht anders aus - dafür wird eine südwestliche Anströmung der Luftmassen favorisiert © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Auf den Punkt gebracht: Für die Jahreszeit zu warm

Ob sich die These einer spätsommerlichen Wetterentwicklung bestätigen wird, bleibt abzuwarten. Zwischen dem 9. und 12. September ist die Entscheidung zu erwarten, in der sich zeigen wird, wie und ob sich das Hoch über Deutschland wird behaupten und so zu einer Erhaltungsneigung wird führen können.

Geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, so sind am 15. September Temperaturen von mehr als +20 Grad zu 60 bis 80 Prozent wahrscheinlich. Werte von unter +15 Grad haben eine Wahrscheinlichkeit von 0 bis 10 Prozent. Das ist eine Ansage. Betrachtet man den 20. September, so liegt die Wahrscheinlichkeit für Temperaturen über +20 Grad zwischen 40 und 60 Prozent und für Werte unter +15 Grad zwischen 0 und 20 Prozent. Auch das spricht gegen eine frühherbstliche Wetterentwicklung.

Reichlich Regen?

Die Niederschlagsspitzen sind vom 7. bis 10. September als nennenswert zu bezeichnen und schwächen sich nachfolgend ab, bleiben aber relevant. Im Zusammenspiel mit den warmen Luftmassen bestätigt das die These einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen. Schauern mer mal.

Mischwetterlage in Form einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Mischwetterlage in Form einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
12. September +17 bis
+31 Grad
+20 bis
+24 Grad
16. September +12 bis
+27 Grad
+18 bis
+20 Grad
20. September +13 bis
+27 Grad
+18 bis
+20 Grad
Diagramm Temperaturen September 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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