Wetter Herbst und Winter 2021/2022: Extremes oder normales Septemberwetter?
Regenwetter dominiert das Wetter bis Ende August, doch wie steht es um den Spätsommer im September? Eine Simulation überrascht besonders und fällt völlig aus dem Rahmen. Sie zeigt aber, welches Potential im ersten Herbstmonat steckt.
Tiefdruckdominanz. Ein Tiefdrucksystem dreht sich aktuell über Deutschland ein und wird seine Position bis Ende August kaum verändern. So kommt es bei starker bis wechselnder Bewölkung immer wieder zu Schauern unterschiedlichster Intensität. Meist gehen die Schauer in leichter Form nieder und können am Montag und Dienstag zu nennenswerten und über dem Osten auch ergiebigen Niederschlägen führen. Details hängen stark von der Positionierung des Tiefdrucksystems ab.
Zwischen herbstlich frisch und spätsommerlich warm
Da es sich um ein kleinräumiges Tiefdrucksystem handelt und dieses sich - direkt - über Deutschland eindreht, werden an seiner Nordostflanke warme - und auch feuchte - Luftmassen nach Deutschland geführt. Die Temperaturen erreichen über den Regionen mit Regen meist +12 bis +16 Grad. Wechseln sich Sonne und Wolken ab und kommt es nur zu gelegentlichen Schauern, so können die Werte auf +18 bis +22 Grad und zum Start in die neue Woche auf bis +25 Grad ansteigen, was im Schwerpunkt über dem Westen der Fall sein kann. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage August 2021.
Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell: dem Spätsommer so nah, dem Herbst nicht fern
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells lässt die Optionen offen und Deutschland, Österreich und die Schweiz verweilen zwischen den Fronten. Die Folge ist normales Septemberwetter.
Zwischen den Fronten
Der Störimpuls der kommenden Tage zieht bis September nach Osten ab und geht in einen Tiefdruckkomplex zwischen der Barentssee und Karasee über. Ein Hoch auf dem Atlantik versucht über Mitteleuropa Fuß zu fassen, doch hält der Tiefdruckkomplex dagegen. Und so blockieren sich die Wettersysteme gegenseitig und führen eine Pattsituation
herbei.
Normales Herbstwetter
Über Deutschland hat das einen zweigeteilten Wettercharakter zur Folge. Über dem Norden bleibt der maritime Einfluss erhöht, während über dem Süden der hohe Luftdruck das Wetter dominiert. Eine stabile Wetterlage ist nicht zu erwarten und es kommt immer wieder zu Schauern. Die Temperaturen erreichen bis zum 3. September Werte von +15 bis +20 Grad und können über dem Süden auf bis +22 Grad ansteigen. Auf die Fläche gemittelt sind das Temperaturen, die der Jahreszeit entsprechend sind.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: für den September zu warmes Wetter
Die Variationen, die das amerikanische Wettermodell in den letzten 96 Stunden zutage führte, sind immer wieder beeindruckend und sorgen an manchen Tagen einfach nur noch für Kopfschütteln. Das Spektrum der Wetterprognose reicht mit Tageswerten von +10 bis +15 Grad vom Frühherbst und mit bis +28 Grad zum Spätsommer.
Völlig verrückte Vorhersagen?
Eine Vielzahl an E-Mails hat uns in den letzten Stunden erreicht - immer mit der Frage, ob das noch normal ist, was die Amerikaner da berechnen, oder ob das Modell irgendwelche Systemfehler hat. Nein, hat es nicht. Es sind plausible Berechnungen, die aus der aktuellen Konstellation hervorgehen können. Wir bezeichnen das gerne als Hop oder Top
. Die Herausforderung ist - wie stark wird ein Hoch westlich von Europa?
Wird es so stark, dass es den Störimpuls an Ort und Stelle halten kann, oder intensiviert sich der Störimpuls und zieht in Richtung der Barentssee nach Nordosten ab? So oder so - zwischen beiden Wettersystemen kommt es zu einer meridional verlaufenden Grundströmung und da sind die Positionen zueinander von entscheidender Bedeutung. Und im aktuellen Fall wird es sogar noch ein Stück komplexer, da sich Deutschland, Österreich und die Schweiz exakt zwischen den Fronten befinden. Es geht also um wenige hundert Kilometer, die zwischen Spätsommer und Frühherbst entscheidend sind. Insofern ist das Hin und Her der Prognose des amerikanischen Wettermodells verständlich, auch wenn es manchmal zum Kopfschütteln anregt.
Spätsommer mit hitzigen Aussichten
Und so verwundert es auch heute nicht, dass die Amerikaner - binnen 24 Stunden - von einer deutlich zu kalten auf eine deutlich zu warme Variante umschwenken. Der Störimpuls verabschiedet sich zügig nach Osten und bereist am 31. August können die Werte über dem Westen auf bis +25 Grad ansteigen.
Im Zeitraum vom 1. bis 5. September verlagert sich ein Hoch bei England in Richtung Skandinavien und Deutschland. Die Bewölkung lockert auf und die Sonnenscheindauer nimmt zu. Das Hoch ist als labil zu bewerten, verlagert sich aber mehr und mehr über Mitteleuropa, was für die Liebhaber des Spätsommers
von entscheidender Bedeutung sein kann. Warum? Etabliert sich im ersten Herbstmonat erst einmal ein Hoch über Mitteleuropa, so bleibt es für eine Weile (Spätsommer, Altweibersommer, goldener Oktober etc. - weitere Informationen in den Daten und Fakten zum September und Oktober).
Die Temperaturen erreichen am 1. September +18 bis +24 Grad und über dem Westen örtlich bis +26 Grad. Daran ändert sich bis zum 5. September nichts und die Werte können über dem Westen unter bestimmten Voraussetzungen auf bis +28 Grad ansteigen. Das ist für den September viel zu warm.
Hitze?
Im Zeitraum vom 5. bis 10. September intensiviert sich das Hoch über Mitteleuropa und Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik führen im Verbund mit dem Hoch sehr warme Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Europa. Über Deutschland, der Schweiz und Österreich hat das Temperaturen von +24 bis +28 Grad und unter - ganz speziellen Bedingungen - bis +30 Grad zur Folge. Das wäre mehr als ungewöhnlich und im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +10 bis +15 Grad zu warm! Ja, das ist so ein Moment, wo man mit dem Kopf schütteln kann. Oder wie wir gerne sagen: Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich
.
Auf den Punkt gebracht: Normales bis zu warmes Herbstwetter
Sie liegen absolut richtig, wenn Sie der Meinung sind, dass es sich bei der Wetterprognose der Amerikaner um einen absolut zu warmen Ausreißer handelt. Interessant ist, dass die Temperaturdifferenz zu gestern satte 25 Grad beträgt. Von einem Extrem in das andere - Hop oder Top
- da wird sich in den kommenden Stunden noch einiges ändern können.
Bei uns geht es aber nicht um einzelne Läufe, sondern um Wahrscheinlichkeiten und da gibt es für die erste Septemberdekade kaum Veränderungen. Das Temperaturniveau pendelt sich nach den Kontrollläufen auf einen Wert ein, der um die +20 Grad-Marke herum schwankt und im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad zu warm ist (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Setzt man den Hauptlauf der Amerikaner in Relation, so ist dieser um 10 Grad wärmer als der Mittelwert aller Kontrollläufe - das ist auch eine Aussage!
Nachlassende Niederschlagstätigkeit
Im Zeitraum bis Ende August ist mit einer hohen Schaueraktivität zu rechnen, die über dem Norden und Osten nennenswert ausfallen kann. Ab September lässt die Niederschlagsneigung nach und vom 1. bis 5. September ist mit einem längeren trockenen Abschnitt zu rechnen. Ab dem 6. September steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit in den leicht erhöhten Bereich an.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
1. September | +14 bis +25 Grad |
+18 bis +22 Grad |
5. September | +14 bis +27 Grad |
+19 bis +21 Grad |
10. September | +12 bis +26 Grad |
+18 bis +21 Grad |
Langfristprognose Herbst und Winter 2021/2022
In den letzten 48 Stunden kam in der Langfristprognose für den Herbst und Winter Bewegung ins Spiel. Der September hat eine Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad, während der Oktober und November mit einer Differenz von bis +3 Grad deutlich zu warm ausfallen können. Im Schnitt soll das Wetter im Herbst 2021 im Vergleich zum Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen können (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad).
Die Niederschlagsprognose fällt insbesondere für den Oktober deutlich zu trocken aus, während der September nur im Trend, der November jedoch überwiegend zu trocken berechnet wird.
Für den Winter 2021/22 hat es nur geringfügige Veränderungen gegeben. Der Januar 2022 sticht mit einer Abweichung von bis +3 Grad besonders hervor. Die Abweichung für den Dezember 2021 liegt mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich, während der Februar 2022 mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad kühler ausfallen kann. Die Abweichung für den Winter liegt zwischen +1,5 bis +2,5 Grad. (91/20: +0,3 bis +1,3 Grad).
Die Niederschlagsprognose ist durchwachen und im Trend zu nass, was im Winter erneut den Rückschluss auf eine Zonalisierung (Westwetterlage) zulässt. Dieses Fazit hat sich nicht verändert.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2021 | +0,5 bis +1,5 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: normal |
Oktober 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (+0,6 bis +2,6 Grad) |
Trend: deutlich zu trocken |
November 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (+0,1 bis +2,1 Grad) |
Trend: etwas zu trocken |
Dezember 2021 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) |
Trend: etwas zu nass |
Januar 2022 | +2,0 bis +3,0 Grad (+0,6 bis +1,6 Grad) |
Trend: etwas zu nass |
Februar 2022 | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,6 bis +0,4 Grad) |
Trend: etwas zu nass |