Wettertrend Winter: Sturm und Orkan - die Entfesselung der atlantischen Frontalzone

| M. Hoffmann
Sturm und Orkan - unwetterartige Starkwindereignisse stehen Deutschland bevor © Martin Bloch

Weitgehend ruhig erscheint das Wetter noch bis zur Wochenmitte, bevor die atlantische Frontalzone Deutschland mit voller Wucht trifft und das Unwetterpotential in Form von Starkwindereignissen ansteigen lassen wird. Diese Wetterlage hat ein hohes Potential für weitere Sturmereignisse, doch wie steht es um den Spätwinter - ist da überhaupt noch was zu erwarten, oder geht es vom Herbst direkt in den Frühling?

Sonniges Wetter ist heute noch über den östlichen Landesteilen zu erwarten. Von Westen verdichtet sich die Bewölkung und hier und da kann ein leichter Schauer niedergehen. Viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten. Am Dienstag ändert sich daran nur wenig, nur dass die Wolken zahlreicher werden und über Süddeutschland nennenswerter Niederschlag möglich ist.

Schwere Sturmböen mit Gefahr von Orkan

Der weitgehend ruhige Wettercharakter endet zur Wochenmitte. Der Grund ist die atlantische Frontalzone, die mit voller Wucht ihren Weg in Richtung Europa bahnt und von Mittwochabend bis zum Wochenende bis auf tiefere Lagen herab für stürmische Windböen sorgen kann. Über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen und über den Küsten und den etwas höher gelegenen Regionen sind orkanartige Winde bis hin zu Winden in voller Orkanstärke möglich. Unwetterartige Starkwindereignisse sind mit einem erhöhten Schadpotential zu erwarten. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.

Eine ganze Sturmtiefserie erreicht Deutschland und kann neben schwerem Sturm auch für Winde in voller Orkanstärke sorgen
Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Prognosemodells: Eine ganze Sturmtiefserie erreicht Deutschland und kann neben schwerem Sturm auch für Winde in voller Orkanstärke sorgen © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Weitere Stürme

Nach einer 22-monatigen Abstinenz hat die Zonalisierung wohl einiges aufzuholen. Zumindest kann man zu diesem Fazit nach der aktuellen Wetterprognose des europäischen Prognosemodells kommen.

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Entfesselte Sturmtiefserie

Nur das Azorenhoch kann mit einem Keil nach Norden der atlantische Frontalzone einen Strich durch die Rechnung machen. Doch so einfach wird das nicht. Der Grund ist der nicht enden wollende Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada, der bei Neufundland die Tiefdruckmaschinerie auf dem Atlantik weiter anheizt und bis zum 24. Februar zu einem weiteren Höhepunkt führen kann.

Sturm und Orkan

Da es dem Azorenhoch nicht gelingen mag, einen Störimpuls entlang der Polarfront abzusetzen, rauscht die atlantische Frontalzone einfach durch und etabliert zwischen Neufundland und Skandinavien eine gut funktionierende Tiefdruckrinne.

Wie an einer Schnur gezogen, zieht im Zeitraum vom 15. bis 24. Februar ein Sturm nach dem anderen über Deutschland, Österreich und der Schweiz hinweg. Phasenweise entstehen schwere Sturmböen, die über exponierten Lagen zu Winden in voller Orkanstärke führen können. Nach der Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells ist keine Entwarnung gegeben und bis zum 25. Februar ist mit einem erhöhten Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen zu rechnen.

Der Wind führt immer wieder Wolken und Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg und die Temperaturen pendeln sich mit +6 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad in einem für die Jahreszeit zu warmen Bereich ein. An Spätwinter ist nicht zu denken.

Starkwindereignisse sind mit einer Sturmtiefserie vom 16. bis 25. Februar über Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Starkwindereignisse sind mit einer Sturmtiefserie vom 16. bis 25. Februar über Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Atlantik gibt keine Ruhe

Die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells unterscheidet sich heute etwas von der Vorhersage der Europäer.

Der Hochdruckkeil

Der Sturm wütet bis zum 21. Februar und so sind vom 15. bis 21. Februar über Deutschland, Österreich und der Schweiz Starkwindereignisse mit einem erhöhten Schadpotential zu erwarten.

Vom 22. bis 25. Februar aber gelingt es dem Azorenhoch einen Impuls zu setzten, der durch die Wucht der Frontalzone rasch nach Osten gedrückt wird. Doch reicht dieser Impuls aus, um die Sturmfronten etwas nördlicher verlaufen zu lassen. Damit verliert die Stürme über Europa an Intensität und zusammen mit dem Hochdruckkeil ergibt sich so eine Südwestwetterlage, bei der die Temperaturen mit einer zunehmenden Sonnenscheindauer auf +10 bis +15 Grad ansteigen können.

Der Druck der atlantischen Frontalzone

Dem Hoch gelingt es zum aktuellen Stand nicht allumfassend die atlantische Frontalzone über Europa zu blockieren und so brechen die nächsten Sturmfronten zum 25. Februar über Mitteleuropa durch und sorgen erneut für ein erhöhtes Potential von Starkwindereignissen. Der Februar ein Sturm-Monat? - Gut möglich!

Sturm - Pause - Sturm
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Sturm - Pause - Sturm © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sturm und Orkan mit erhöhtem Schadpotential

Der Sturm zum Wochenende wird sicherlich die einen oder anderen Reisepläne durcheinanderwirbeln und der Wald sollte in dieser Zeit absolut gemieden werden. Weitere Verhaltenshinweise werden folgen, sobald klar ist, wie das Sturmtiefzentrum zieht und ob die Winde mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 140 km/h volle Orkanstärke erreichen (Definition Orkan).

Die Wahrscheinlichkeiten eines Starkwindereignisses liegt nach den Kontrollläufen am 17. Februar über Deutschland bei nahezu 100 Prozent. Aber auch darüber hinaus liegt die Wahrscheinlichkeit für weitere Starkwindereignisse bei 50 bis 90 Prozent und nimmt tendenziell ab dem 22. Februar ab, was für den Moment keine Entwarnung für weitere Stürme darstellt. Dafür ist die Mischung auf dem Atlantik zu explosiv.

Deutlicher zeigt sich das in den Kontrollläufen, die zugleich auch die Frage nach dem Spätwinter recht deutlich beantworten. Während der Sturm- und Drangphase kommt die Grundströmung aus westlichen Richtungen und kippt nachfolgend mehr in die südwestliche Richtung ab. Da bleibt dem Spätwinter so gut wie kein Spielraum.

Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe bewegen sich im gesamten Vorhersagezeitraum zwischen +4 bis -4 Grad. Für winterliches Wetter bis auf tiefere Lagen herab sind in der letzten Februar-Dekade Höhenwerte von -8 bis -10 Grad notwendig. Für den Winter ab den mittleren Lagen reichen Höhenwerte von -5 bis -8 Grad aus, doch zeigt sich, wie abwegig ein Spätwinter im Moment erscheint.

Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 17. Februar
Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 17. Februar
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
19. Februar +1 bis
+10 Grad
+7 bis
+9 Grad
23. Februar -1 bis
+13 Grad
+6 bis
+9 Grad
28. Februar +0 bis
+16 Grad
+6 bis
+8 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Die Amerikaner bestätigen heute Nachmittag zwei Entwicklungen. Zum einen die Starkwindphase bis zum 21. Februar und zum anderen die milde bis warme Südwestwetterlage bis zum 28. Februar.

Die Wahrscheinlichkeit eines Starkwindereignisses über Deutschland wird heute Nachmittag erneut bestätigt
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Wahrscheinlichkeit eines Starkwindereignisses über Deutschland wird heute Nachmittag erneut bestätigt, nachfolgend wandelt sich die Grundströmung in eine Südwestwetterlage
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Das Wetter-Jahr 2023 in Zahlen

Monat Tem­peratur Abwei­chung 1961-1990 in Grad Abwei­chung 1991-2020 in Grad Nieder­schlag
Januar 2023 +3,6 +4,1 +2,7 69,2 l/m² - etwas zu nass
Februar 2023 +3,2 +2,8 +1,7 94 l/m² - etwas zu trocken
März 2023 +5,7 +2,2 +1,1 80,6 l/m² - deutlich zu nass
April 2022 +7,8 +0,4 -1,2 55 l/m² - leicht zu trocken
Mai 2022 +14,4 +2,3 +1,3 46 l/m² - erheblich zu trocken
Juni 2022 +18,3 +2,96 +1,96 58 l/m² - extrem trocken
Juli 2022 +19,1 +2,2 +0,8 37,1 l/m² - extrem trocken
August 2022 +20,22 +3,7 +2,3 48,5 l/m² - extrem trocken
September 2022 +13,4 +0,1 -0,4 98,9 l/m² - zu nass
Oktober 2022 +12,53 +3,53 +3,13 49,5 l/m² - zu trocken
November 2022 +6,4 +2,4 +1,6 49,6 l/m² - zu trocken
Dezember 2022 +1,8 +0,98 -0,02 64,8 l/m² - etwas zu trocken
Gesamtjahr 2023 +4,2 +3,1 +1,8 243,8 l/m² - zu nass

Statistische Wetterwerte für Winter

Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.

  • Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
  • Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
  • Ende November wird es wieder wärmer
  • Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
  • Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
  • Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
  • Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
  • Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
  • Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
  • Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an

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