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Wettertrend Winter 2022: Macht eine Sturmtiefserie den Spätwinter über Deutschland unmöglich?

| M. Hoffmann
Sonniges Wochenende, doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm

Auf dem Atlantik wird aktuell etwas in Gang gesetzt, dass über Deutschland zu einer ganzen Sturmtiefserie und das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen ansteigen lassen kann.

Kühler ist es heute geworden und oberhalb etwa 600 bis 700 Meter ist der Niederschlag in Schnee übergegangen. Der Niederschlag der Nacht zieht zum Nachmittag nach Süden ab und zwischen einem breiten Streifen von Bremen und Dresden dehnt sich im Tagesverlauf ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet und sorgt bei einem böigen Wind für weitere Schauer, die regional kräftiger ausfallen und örtlich mit Gewitter einhergehen können (Gewitterradar).

Die Ruhe vor dem Sturm

Am Wochenende ist verbreitet ruhiges und sonniges Wetter zu erwarten und zum Sonntag können die Temperaturen über dem Süden und Westen auf bis +14 Grad ansteigen. Zum Beginn der neuen Woche wird es erneut wechselhafter und zur Wochenmitte gewinnt der Wind an Kraft und kann über dem Norden für stürmische Windböen sorgen (Windprognose). Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.

Das Wetter wird nach einem trockenen und verbreitet sonnigen Wochenende zur Wochenmitte unbeständiger
Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Prognosemodells: Das Wetter wird nach einem trockenen und verbreitet sonnigen Wochenende zur Wochenmitte unbeständiger © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Eine Sturmtiefserie

Die Europäer bestätigen in ihrer Wetterprognose heute erneut eine turbulente Wetterentwicklung, die bis in die letzte Februar-Dekade hinein wirken kann.

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Sturmfront

Ein kräftiger Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada setzt auf dem Atlantik einen Impuls, der die Tiefdruckmaschinerie weiter anheizt. Die ersten Ausläufer eines Sturmtiefs erreicht Deutschland zwischen dem 16. und 18. Februar. Simuliert werden über den Küsten und weite Teile von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern maximale Windböen von bis 140 km/h. Über Baden-Württemberg und Bayern sind Windgeschwindigkeiten von 40 bis 80 km/h möglich.

Der Auftakt der Sturmserie

Doch damit nicht genug - über dem östlichen Kanada strömen weiterhin kalte Luftmassen polaren Ursprungs auf den Atlantik und provozieren weitere Tiefdrucksysteme, die Deutschland, Österreich und die Schweiz zwischen dem 20. und 22. Februar erreichen können. Die Windgeschwindigkeiten werden zwischen 50 und 120 km/h simuliert.

Dazu werden immer wieder Niederschlagssignale berechnet. Doch zu den Windgeschwindigkeiten bleibt zu sagen, dass es sich hier um eine aktiv-dynamische Wetterentwicklung handelt und die Daten für den Moment mehr das Potential als die tatsächlichen Windgeschwindigkeiten der Wetterlage wiedergeben. Mit einem Spätwinter ist nach dem Wettertrend der Europäer nicht zu rechnen - das wird mehr an einen Vollherbst erinnern.

Eine Sturmtiefserie rauscht vom Atlantik kommend auf Deutschland, Österreich und die Schweiz zu
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Eine Sturmtiefserie rauscht vom Atlantik kommend auf Deutschland, Österreich und die Schweiz zu © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Erhöhte Wellenbewegung entlang der Polarfront

Die Wettervorhersage der Amerikaner berechnen eine ähnlich hohe Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik, die im Zeitraum vom 15. bis 20. Februar eine Sturmtiefserie über Deutschland hinwegrauschen lassen kann.

Zwischen Sturm und Orkan

Die Windgeschwindigkeiten werden über den Küsten am 14. und 16. Februar zwischen 70 und 120 km/h und vom 17. bis 19. Februar zwischen 80 und 120 km/h und an den Küsten bis 140 km/h simuliert. Wie bereits erwähnt, sind die Details mit Vorsicht zu genießen, doch unterstreichen diese hervorragend das Potential von Starkwindereignissen, die in diesem Zeitraum über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erwarten sind.

Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront

Die enorme Tiefdruckdynamik schlägt im wahrsten Sinne des Wortes Wellen. Und das nicht nur auf dem Atlantik, sondern auch entlang der Polarfront. Das ist typisch für aktiv-dynamische Wetterlagen. Die Grundstruktur bleibt westlich ausgerichtet, doch wechseln sich Hoch- und Tiefdruckgebiete im raschen Wechsel zueinander ab und erhalten so einen abwechslungsreichen und windigen bis stürmischen Wettercharakter aufrecht.

Die Temperaturen schwanken. Zieht ein Tief nach Osten ab, kann es mithilfe einer Rückseitenströmung auf +4 bis +8 Grad abkühlen. Rückt ein Hoch nach und gelangt Deutschland auf die Vorderseitenströmung des nächsten Tiefdrucksystems, so können die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad ansteigen. An Spätwinter ist also nicht zu denken.

Links die Sturmtiefserie, die im weiteren Verlauf der letzten Februar-Dekade zu einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront führt
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Links die Sturmtiefserie, die im weiteren Verlauf der letzten Februar-Dekade zu einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront führt © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sturm, Orkan, Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme

Unsicherheiten bleiben in Sachen Sturm weiterhin bestehen und Details sind abzuwarten. Doch zeichnet sich in den letzten Tagen zunehmend ein Muster ab, dass den Rückschluss auf ein oder mehrere Starkwindereignisse zulässt. Sollten die Tiefdrucksysteme zudem so ziehen, wie sie aktuell berechnet werden, ist von einem erhöhten Unwetterpotential auszugehen, bei dem auch Randtiefentwicklungen und Schnellläufersysteme eine Rolle spielen können.

Die Wahrscheinlichkeiten eines Starkwindereignisses liegt nach den Kontrollläufen über dem Norden zwischen 70 und 90 Prozent und über dem Süden zwischen 40 und 70 Prozent. Das hat sich in den letzten 24 Stunden nochmals deutlich in Richtung Sturmereignis verschoben.

Deutlicher wird das in den drei nachfolgenden Wetterkarten. Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, der die Situation zum 19. Februar und in der Mitte zum 25. Februar beschreibt. Rechts die Wahrscheinlichkeiten von Starkwindereignissen. So schnell kommt Deutschland nicht aus der Umklammerung der Westwetterlage heraus und ein Spätwinter ist nicht zu erwarten.

Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 19. Februar
Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 19. Februar
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
17. Februar +4 bis
+12 Grad
+7 bis
+9 Grad
21. Februar +1 bis
+11 Grad
+6 bis
+8 Grad
26. Februar +0 bis
+12 Grad
+6 bis
+8 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Das Potential von Starkwindereignissen bleibt in den Prognosen der Amerikaner von heute Nachmittag bestehen und wurde mit möglichen Randtiefentwicklungen bis zum 22. Februar nochmals untermauert.

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr

Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt heute Abend die Sturmtiefserie über Deutschland erneut. Beginnend mit dem 14. Februar wird der Wind kräftiger und kann zum 17. Februar zu einem ausgewachsenen Sturm führen, der über exponierten Lagen zu schweren Sturmböen und über den Küsten von Nord- und Ostsee zu orkanartigen Winden führen kann (Windprognose).

Eine ganze Sturmtiefserie

Im Zeitraum vom 17. bis 22. Februar überqueren insgesamt vier Sturmtiefcluster Deutschland und sorgen so für einen extrem windigen und stürmischen Wettercharakter. Über exponierten Lagen und den Küsten bleibt das Potential von orkanartigen Windböen erhalten.

Im Zeitraum vom 22. bis 27. Februar berechnen die Amerikaner dann das, was man in den letzten Tagen hat immer wieder beobachten können. Der Höhepunkt der Zonalisierung ist erreicht und ein Keil des Azorenhochs wölbt sich über Spanien und Frankreich nach Norden - in Richtung Skandinavien - auf. Die atlantische Frontalzone wird blockiert und die Tiefdruckrinne unterbunden. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in den Einflussbereich des Hochdrucksystems. Das Wetter beruhigt sich, trocknet ab und mit einer längeren Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen Werte von +10 bis +15 Grad. An Spätwinter ist nicht zu denken - dafür liegt das Hoch an falscher Position.

Erst eine Sturmtiefserie, dann ein Hochdruckkeil
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Erst eine Sturmtiefserie, dann ein Hochdruckkeil
© www.meteociel.fr

Sturm oder Orkan?

Die Möglichkeit eines Hochdruckkeils, der das Sturmereignis abblasen kann, besteht noch immer, doch wird dessen Eintreffwahrscheinlichkeit zunehmend geringer. Deutlicher zeigt sich das in den Kontrollläufen und im direkten Vergleich zu den Druckanomalien.

Starkwindband

Was man bei beiden Wetterkarten gut erkennen kann, ist die ausströmende Kaltluft über dem östlichen Kanada, was die Tiefdruckmaschinerie auf dem Atlantik in Gang setzt. Die atlantische Frontalzone verlagert ihr Kerngebiet bis zum 19. Februar über Island und das europäische Nordmeer nach Skandinavien. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in den südlichen Einflussbereich der Gradienten, was neben Sturm eben zu Randtiefentwicklungen und Schnellläufersystemen führen kann. Die Gefahr von einem unwetterartigen Starkwindereignis ist nicht gebannt und wird weiterhin berechnet.

So ist kein Spätwinter möglich

Was man aber insbesondere in den Druckanomalien gut erkennen kann, ist die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Alaska, welche unentwegt kalte Luftmassen in Richtung Kanada transferiert und so zu einer ungewöhnlichen Erhaltungsneigung des Systems sorgen kann. Solange das so bleibt, ist eine spätwinterliche Wetterlage nahezu unmöglich.

Links die Starkwindereignisse mit Potential für Schnellläufersysteme und Randtiefentwicklungen. Rechts die Druckanomalien mit einer ausgeprägten Erhaltungsneigung
Links die Starkwindereignisse mit Potential für Schnellläufersysteme und Randtiefentwicklungen. Rechts die Druckanomalien mit einer ausgeprägten Erhaltungsneigung © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Die Wetterprognose der Europäer weiterhin auf Sturmkurs

Die atlantische Frontalzone tobt und dehnt sich bei dieser Gelegenheit weiter nach Osten aus und erreicht Deutschland mit dem ersten Sturmtief am 15. Februar. Im Zeitraum vom 16. bis 21. Februar folgen weitere Starkwindaktivitäten nach und können zwischen dem 17. und 18. Februar über dem Norden für orkanartige Winde sorgen. Damit unterstreichen die Europäer einmal mehr, dass Deutschland eine turbulente und windige Großwetterlage zu erwarten hat.

Turbulente und stürmische Wetteraussichten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Turbulente und stürmische Wetteraussichten
© www.meteociel.fr

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