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Wetterprognose: Die Ruhe vor dem Sturm

| M. Hoffmann
Wildes Wetter: Die nächste Sturmtiefserie?

Momentan zeigt sich das Wetter von seiner überwiegend ruhigen Seite. Auf dem Atlantik aber wird eine Wetterdynamik in Gang gesetzt, was die Wetterentwicklung über Deutschland erneut turbulent und abwechslungsreich gestalten kann. Zeitgleich steigt das Potential von Starkwindereignissen an.

Kaltfront. Von Nord nach Süd überquert eine Kaltfront Deutschland und erreicht in der Nacht das südliche Baden-Württemberg und Bayern. Die Temperaturen erreichen über dem Süden heute noch +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad und gehen mit der einfließenden Höhenkälte auf +2 bis +6 Grad zurück und in der Nacht auf Freitag können über Süddeutschland die Schauer auf 400 bis 700 Meter in Schnee übergehen. Kurze Gewitter sind bei Frontendurchgang nicht auszuschließen.

Ruhiges Wetter

Die Höhenkälte wird am Wochenende unter Hochdruckeinfluss gesetzt und so setzt sich der überwiegend ruhige Wettercharakter - mit der Ausnahme einer kleinen Störung zum Montag - weiter fort. Nach nächtlicher Nebelauflösung scheint verbreitet die Sonne, die sich über dem Norden und Nordwesten gerne einmal eintrüben lässt. Die Temperaturen steigen von Samstag mit +2 bis +6 Grad allmählich auf +6 bis +12 Grad an und mit einer längeren Sonnenscheindauer lassen sich bis +14 Grad diskutieren. In Anbetracht dessen, was sich in der Zwischenzeit auf dem Atlantik tut, kann man das als die Ruhe vor dem Sturm bewerten. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar 2022.

Hochdruckwetter, doch die atlantische Frontalzone bringt sich in Stellung
Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Prognosemodells: Hochdruckwetter, doch die atlantische Frontalzone bringt sich in Stellung © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: schwerer Sturm mit orkanartigen Winden?

Die Überschrift stammt von gestern und hat samt Fragezeichen auch heute noch Gültigkeit. Die Europäer hatten gestern Abend erneut eine Variante präsentiert, bei der ein Hochdruckkeil eine weitere Sturmserie verhindern kann, doch heute ist der Druck der atlantische Frontalzone größer und weist das Hoch zunächst in seine Schranken.

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Die Gradienten verdichten sich

Die Großwetterlage ist klar definiert. Mit einem kräftigen Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada wird der atlantische Frontalzone bei Neufundland richtig eingeheizt und entsendet ein Tief nach dem anderen in Richtung Europa.

Der Auftakt der Sturmserie

Das erste Sturmtief erreicht Deutschland zwischen dem 14. und 15. Februar, was im Schwerpunkt den Norden - und damit die Küstenregionen - beeinflussen wird. Das zweite Sturmtief ist kräftiger und erreicht Mitteleuropa zwischen dem 16. und 17. Februar, was bis einschließlich dem 18. Februar das Potential für unwetterartige Starkwindereignisse ansteigen lassen kann.

Die Betonung liegt auf kann, da sich in diesem Zeitraum über Spanien das Azorenhoch positioniert und nach Norden aufstreben möchte. Gelingt das, wird ein Starkwindereignis weniger wahrscheinlich. Angesichts dessen bleiben Details bei einer aktiv-dynamischen Wetterlage grundsätzlich abzuwarten.

Das Hoch keilt auf

Der Sturm zieht nach der Wetterprognose der Europäer bis zum 19. Februar nach Osten ab und das Zentrum positioniert sich über der Barentssee. Die Verbindung zur Tiefdruckrinne nach Neufundland reißt ab und es entsteht eine Lücke, in welche das Hoch nach Norden aufstrebt und eine meridional strukturierte Großwetterlage auslösen kann. Da sich das Hoch aber über Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Norden aufwölbt, ist das zunächst einmal als unspektakulär zu bewerten.

Das Potential von Starkwindereignissen mit stürmischen Winden bis hin zu orkanartigen Böen bleibt in der zweiten Februar-Hälfe erhöht
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Das Potential von Starkwindereignissen mit stürmischen Winden bis hin zu orkanartigen Böen bleibt in der zweiten Februar-Hälfe erhöht © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Starkwindband mit Potential für Randtiefentwicklungen

Die Wetterprognose der Amerikaner ist ähnlich, wie die Europäer strukturiert und lässt eine Starkwindphase zwischen dem 14. und 19. Februar wahrscheinlicher werden.

Langgezogene Gradientenverdichtung - das Optimum für Randtiefentwicklungen

Die Wettervorhersage der Amerikaner eignet sich besonders gut, um kurz einmal auf die möglichen Randtiefentwicklungen und deren Unwetterpotential näher einzugehen.

Die Tiefdruckrinne stabilisiert sich zwischen dem 15. und 17. Februar zwischen Neufundland und Skandinavien. Das Hoch über dem Süden wird zurückgedrängt und die Gradienten zwischen den beiden Wettersystemen verdichten sich. Zudem erstreckt sich die Hochdruckzone von Florida bis nach Spanien und Frankreich und so stehen sich zwei ebenbürtige Wettersysteme gegenüber und entsprechend dicht gedrängt sind die Gradienten. Da diese Verdichtung auf dem Atlantik und dazu noch auf langer Strecke stattfindet, kann es innerhalb dieser Zone zu Randtiefentwicklungen oder Schnellläufersystemen kommen. Die Dynamik ist hoch und Details bleiben grundsätzlich abzuwarten. Wir haben die Wettervorhersage der Amerikaner mal mit einem Kontrolllauf verglichen, um die Randtiefentwicklung deutlicher zu machen.

Das Potential von Starkwindereignissen und Randtiefentwicklungen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell (li.) im Vergleich zu einem Kontrolllauf (re.): Das Potential von Starkwindereignissen und Randtiefentwicklungen © www.meteociel.fr

Weiterhin stürmisches Wetter

Dem Hoch gelingt es im Wettertrend der Amerikaner nicht, sich zum Beginn der letzten Februar-Dekade nach Norden aufzustellen und flacht über den Azoren ab. Zeitgleich bleibt die Hochdruckachse zwischen Sibirien und Alaska intakt und so werden unentwegt kalte Luftmassen nach Kanada transferiert, die ihrerseits über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland ausströmen und die atlantische Frontalzone - und damit die Westwetterlage - weiter anheizen können. Sollte das der Fall sein, so kann man von einer ausgeprägten Erhaltungsneigung sprechen und weitere Starkwindereignisse wären bis zum 24. Februar zu erwarten.

Die Zonalisierung auf einem weiterhin hohem Niveau
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Zonalisierung auf einem weiterhin hohem Niveau © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein wilder Sturm?

Die Unsicherheit für das Wetter der kommenden Woche liegt im Hoch über Spanien begründet. Zuckt es nur etwas nach Norden auf, so wird die atlantische Frontalzone nach Norden gedrückt und das Starkwindband wird an Deutschland vorbeigeleitet. Zieht sich das Hoch nach Süden zurück, so trifft die Sturmfront Deutschland mit voller Wucht. Entsprechend hoch ist das Entwicklungsspektrum.

Schaut man sich die Wahrscheinlichkeiten genauer an, so werden zum 19. Februar über dem Norden kräftige bis stürmische und über den Küsten von Nord- und Ostsee schwere Sturmböen mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 bis 80 Prozent ausgegeben. Weiter über dem Landesinneren schwankt die Wahrscheinlichkeit zwischen 20 und 50 Prozent.

Der Mittelwert aller Kontrollläufe macht es noch etwas deutlicher. Die atlantische Frontalzone tobt auf dem Atlantik und greift zwischen dem 16. und 20. Februar auf Mitteleuropa über und unterstreicht noch einmal - deutlich - dass ein Starkwindereignis bevorsteht und einen Spätwinter vorerst wenig wahrscheinlich macht. Warum vorerst? Die Zonalisierung befindet sich in einem Höhepunkt und rauscht diese über die Barentssee durch, können sich erfahrungsgemäß binnen kürzester Zeit neue Wetterentwicklungen ergeben, die manches Mal eine überraschende Wendung nehmen können.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 19. Februar
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Wahrscheinlichkeit für Starkwindereignisse für den 19. Februar
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. Februar +3 bis
+12 Grad
+3 bis
+6 Grad
20. Februar -1 bis
+11 Grad
+4 bis
+6 Grad
25. Februar -1 bis
+13 Grad
+5 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Um es kurz zu machen. Das Potential von Starkwindereignissen bleibt in den Prognosen der Amerikaner bestehen.

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr

Überaus stürmisch sind die Wetterprognosen der beiden Vorhersage-Modelle im Zeitraum vom 15. bis 18. Februar.

Sturm mit Potential für Starkwindereignisse

Ein Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada sorgt zwischen dem 12. und 14. Februar auf dem Atlantik für eine sprunghafte ansteigende Tiefdruckdynamik, die sich zum 15. Februar über Island und zum 16. Februar über Skandinavien verlagert. Das Azorenhoch versucht noch dagegen zusteuern, doch die Tiefdruckdynamik ist zu stark und so sind vom 16. bis 18. Februar weitere Starkwindereignisse über Deutschland möglich.

Details bleiben grundsätzlich abzuwarten, doch wären - zum aktuellen Stand - über den Küsten Windgeschwindigkeiten von bis 120 km/h zu erwarten. Über dem Landesinneren schwanken die Spitzenböen zwischen 40 und 80 km/h und über den höheren Lagen bis 120 km/h. Das zeigt das grundsätzliche Potential, was in der kommenden Wetterlage steckt.

Stürmisches und mildes Wetter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Stürmisches und mildes Wetter
© www.meteociel.fr

Der Höhepunkt der Zonalisierung erreicht?

Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass die Zonalisierung - so wie sie für den Moment berechnet wird - ihrem Höhepunkt entgegenstrebt und ist dieser überschritten, werden binnen kürzester Zeit andere Großwetterlagen möglich sein.

Frühling

Nach der Wetterprognose der Amerikaner zeigt sich das in Form eines nach Norden aufstrebenden Keils eines Hochdrucksystems über der Mittelmeerregion, der vom 20. bis 22. Februar nach Osten abkippt und über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer milden Südwestwetterlage führen kann. Während die atlantische Frontalzone vollständig blockiert wird, füllt sich das Hoch von oben herab mit warmen Luftmassen auf und lässt die Temperaturen über Deutschland bspw. am 24. Februar auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +16 Grad ansteigen. An Winterwetter oder Spätwinter ist nicht zu denken.

Windiges und wenig winterliches Wetter

Etwas anders der Fahrplan der Europäer, die nach einer kurzen Hochdruckphase zum 20. Februar eine Reaktivierung der windigen bis stürmischen Westwetterlage berechnen. Aber auch nach dieser Wetterprognose hat der Winter bei Tageswerten von +6 bis +12 Grad keine großartigen Aussichten auf Erfolg.

Nach dem Sturm folgt entweder eine milde Südwestwetterlage (li.) nach, oder die windige Westwetterlage reaktiviert sich (re.)
Nach dem Sturm folgt entweder eine milde Südwestwetterlage (li.) nach, oder die windige Westwetterlage reaktiviert sich (re.)
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Was zu erwarten ist

Das Temperaturspektrum in 1.400 Meter Höhe schwankt bis zum 25. Februar zwischen +0 bis -3 Grad. Für den Flachlandwinter werden Mitte Februar Höhentemperaturen von -8 bis -10 Grad benötigt und das zeigt sehr deutlich, was vom Spätwinter zu halten ist. Aber nicht nur das ist eine deutliche Ansage, sondern auch der Mittelwert aller Kontrollläufe, der das hohe Potential von Starkwindereignissen zwischen dem 17. und 22. Februar bestätigt. Anders formuliert ist zum Beginn der zweiten Februar-Hälfte mit einem windigen, abwechslungsreichen und in Teilen auch stürmischen bis turbulenten Wettercharakter zu rechnen.

Turbulente Wetteraussichten
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Turbulente Wetteraussichten
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