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Turbulente Wetteraussichten: Sturm, Orkan und dann plötzlich Frühling oder doch noch der Spätwinter?

| M. Hoffmann
Die Ruhe vor dem nächsten Sturm?

Auf dem Atlantik findet aktuell eine Wetterentwicklung statt, dass in der zweiten Februar-Hälfte das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen ansteigen lassen und so für unruhiges Wetter sorgen kann.

Ruhiges und sonniges Wetter ist heute über Süddeutschland zu erwarten. Die Sonne heizt ordentlich ein und die Temperaturen erreichen zum Nachmittag +6 bis +12 Grad. Mancherorts können bis +14 Grad erreicht werden. Anders die Situation weiter nach Norden. Die Bewölkung nimmt zu und über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist bei Werten von +5 bis +10 Grad ein unbeständiger Wettercharakter zu erwarten.

Eine Kaltfront zum Wochenende mit absinkender Schneefallgrenze

Am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag zieht eine Kaltfront über Deutschland hinweg und führt in der Höhe kühlere Luftmassen nach Deutschland, was in den frühen Morgenstunden vom Freitag die Schneefallgrenze über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern kurzzeitig bis auf 500 Meter absinken lassen kann. Viel an Niederschlag ist nicht zu erwarten und rasch gelangt die kühle Luft unter Hochdruckeinfluss, was am Wochenende nach frostigen Nächten zu viel Sonnenschein und trockenem Wetter führen kann. Die Temperaturen pendeln sich auf milde +4 bis +8 Grad ein. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar 2022.

Das Wetter zum Wochenende wird (noch) von einem Hochdrucksystem dominiert
Wetterprognose des europäischen und amerikanischen Prognosemodells: Das Wetter zum Wochenende wird (noch) von einem Hochdrucksystem dominiert © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: schwerer Sturm mit orkanartigen Winden?

Die Wetterprognose eines erhöhten Potentials von Starkwindereignissen mit dem Beginn der zweiten Februar-Hälfte wird von den Europäern heute erneut bestätigt.

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Enorme Ansammlung von Kaltluftmassen über Kanada

Das Hoch vom Wochenende ist zu schwach, um den Verlauf der kommenden Woche zu überstehen. Schaut man in Richtung Kanada, so erkennt man den Kaltluftsee, der über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland auf den warmen Atlantik ausströmt. Damit wird ein Grundstein für eine weitere Starkwindphase gesetzt.

Sturm, Orkan oder ruhiges Hochdruckwetter?

Doch muss man bei der aktiv-dynamischen Wetterentwicklung auf dem Atlantik aufpassen. Warum das so ist, zeigte die Wetterprognose der Europäer gestern Abend. Die atlantische Frontalzone tobt und wütet, schiebt jedoch das Azorenhoch vor sich her, was sich über Europa positioniert und die atlantische Frontalzone hat auflaufen lassen. Das ist eine Möglichkeit, die bei Starkwindphasen eine Westwetterlage in eine Südwestwetterlage kippen lässt und sollte immer mit berücksichtigt werden.

Heute Morgen jedoch wurde die Hochdruckvariante verworfen. Das Azorenhoch bleibt passiv und erstreckt sich im Zeitraum vom 12. bis 19. Februar auf dem Atlantik bis über die Mittelmeerregion. Und wo keine Blockade ist, rauscht die atlantische Frontalzone einfach durch. Entscheidend, ob ein kräftiger Sturm oder orkanartige Winde zu erwarten sind, hängt von zwei weiteren Faktoren ab. Wie weit dehnen sich die Tiefdruckgradienten nach Süden aus und kommt es zwischen den Wettersystemen zu sogenannten Randtiefentwicklungen oder Schnellläufersystemen?

Zum aktuellen Stand greift nach der Wettervorhersage der Europäer die atlantische Frontalzone ab dem 16. Februar auf Deutschland, Österreich und der Schweiz über und sorgt mit einer nordwestlichen Grundströmung für kräftige Winde und das Potential von Starkwindereignissen ist deutlich erhöht. Anders formuliert ist vom Winter wenig zu erwarten. Stattdessen wird sich bei Temperaturen von +5 bis +10 Grad eine für die Jahreszeit zu milde, windige und unbeständige Wetterlage einstellen können.

Das Potential von Starkwindereignissen mit stürmischen Winden bis hin zu orkanartigen Böen bleibt in der zweiten Februar-Hälfe erhöht
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Das Potential von Starkwindereignissen mit stürmischen Winden bis hin zu orkanartigen Böen bleibt in der zweiten Februar-Hälfe erhöht © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Sturm und die Hochdruckblase über der Mittelmeerregion

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells ist mit einem starken und aktiven Windband auf dem Atlantik der Berechnung der Europäer sehr ähnlich.

Westwetterlage

Die Unterschiede finden sich in den Details. Das Hoch verhält sich nicht passiv und formiert sich zum 17. Februar über Spanien und der Mittelmeerregion und drängt in diesem Prozess nach Norden. Dort aber dehnt sich die atlantische Frontalzone von Island nach Skandinavien aus und das ist der Zeitpunkt, ab dem man die Randtiefentwicklungen und Starkwindereignisse diskutieren kann. Anders formuliert, stützen die Amerikaner im Zeitraum vom 16. bis 19. Februar das erhöhte Potential von Starkwindereignissen.

Das Hoch dehnt sich nach Norden aus

Ist die Sturmfront vorübergezogen, kommt das aufstrebende Hoch ins Spiel, was - zumindest nach der Wettervorhersage der Amerikaner - das Wetter in der letzten Februar-Dekade beeinflussen und zum aktuellen Stand den Frühling nach Deutschland führen kann.

Das Hoch dehnt sich direkt über Deutschland, der Schweiz und auch Österreich nach Norden in Richtung Skandinavien aus und blockiert mit dem Beginn der letzten Februar-Dekade die atlantische Frontalzone vollständig.

Frühlingshaft mild

Das Hoch ist verantwortlich für eine abklingende Niederschlagstätigkeit und füllt sich bei der Gelegenheit von oben herab mit warmen Luftmassen auf. Bis zum 25. Februar verlagert sich das Hoch noch etwas nach Osten, sodass Deutschland in eine südwestliche Anströmung der Luftmassen gelangt, was sich spürbar in der Temperaturentwicklung bemerkbar machen kann.

Für den 18. Februar werden Tageshöchstwerte von +5 bis +10 Grad und über dem Süden bis +14 Grad simuliert. Für den 22. Februar werden +7 bis +14 Grad und für den 23. Februar +10 bis +15 Grad und örtlich bis +18 Grad in Aussicht gestellt. Das ist ganz weit weg vom Winter und voll im frühlingshaft milden Bereich. Das wird aber nur gelingen, wenn sich das Hoch in die besprochene Position begibt.

Stürmische Winde mit nachfolgend frühlinghaft milden Wetteraussichten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Stürmische Winde mit nachfolgend frühlingshaft milden Wetteraussichten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist ein Sturm oder Orkan über Deutschland?

Die Randfaktoren, wie der NAO- und der AO-Index werden deutlich positiv bewerten. Das bedeutet, dass der Polarwirbel sich in einem guten Zustand befindet und das Verhältnis zwischen Islandtief und dem Azorenhoch gut ausgeprägt ist. Ein Islandtief ist das steuernde Element der Westwetterlage. Eine windige und unbeständige Wetterphase ist somit sehr wahrscheinlich.

Betrachtet man die Kontrollläufe, so bestätigt sich zwischen dem 15. und 17. Februar der Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada, was die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik ordentlich einheizt und die atlantische Frontalzone weiter in Richtung Europa ausdehnen lässt. Schaut man genauer hin, so erkennt man eine nordwestliche Ausprägung der Großwetterlage.

Was man auch erkennt, ist das ausgeglichene Verhältnis zwischen dem Azorenhoch und dem Islandtief (positiver NAO-Index), der in dieser Konstellation das Potential von Randtiefentwicklungen ansteigen lassen kann. Wir haben neben dem Mittelwert der Kontrollläufe noch eine Berechnung zur Veranschaulichung hinzugefügt, welche die Randtiefentwicklungen deutlicher hervorhebt.

Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts eine Variante, welche die Randtiefentwicklungen deutlicher herausstellt
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Links und in der Mitte der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts eine Variante, welche die Randtiefentwicklungen deutlicher herausstellt
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
15. Februar -1 bis
+9 Grad
+3 bis
+6 Grad
19. Februar +0 bis
+9 Grad
+4 bis
+6 Grad
24. Februar -1 bis
+11 Grad
+4 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Und der Frühling?

Die Wetterprognose der Amerikaner bildet innerhalb der Kontrollläufe einen deutlich zu warmen Ausreißer ab, was ein verfrühtes Frühlingshoch zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich macht. Wahrscheinlicher bleibt nach den Kontrollläufen eine westlich dominierte Großwetterlage, die auch in der letzten Februar-Dekade für eine abwechslungsreiche Wetterentwicklung sorgen kann.

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Um es kurz zu machen. Das Potential von Starkwindereignissen bleibt in den Prognosen der Amerikaner bestehen und verschiebt sich um 24 Stunden, endet jedoch mit einer nördlichen Grundströmung, bei der ein Spätwinter eine Rolle spielen kann. War die Prognose der Amerikaner heute Morgen zu warm, so ist diese heute Nachmittag im Vergleich zu den Kontrollläufen zu kalt. Abwarten!

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells hat heute Abend den Dampf aus der atlantische Frontalzone etwas herausgenommen und berechnet kurzzeitig das, worauf heute Nachmittag schon hingewiesen wurde. Das Hoch zwischen Spanien und der Mittelmeerregion wölbt sich nach Norden auf und drückt die atlantische Frontalzone kurzzeitig nach Norden. So entsteht vom 16. bis 19. Februar eine milde Südwestwetterlage, was die Temperaturen bspw. am 18. Februar auf +10 bis +15 Grad und über dem Westen und Südwesten örtlich bis +18 Grad ansteigen lassen kann. Willkommen im Frühling möchte man da meinen.

Sturm mit Potential für Starkwindereignisse

Die atlantische Frontalzone aber lässt nicht locker und drückt das Hoch zwischen dem 19. und 23. Februar nach Süden, sodass dieses sich gezwungen fühlt, nach Westen - raus auf den Atlantik - auszuweichen. Die atlantische Frontalzone trifft Deutschland zum 21. Februar mit voller Wucht und führt aus nordwestlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland.

Die Temperaturen verabschieden sich zum Beginn der letzten Februar-Dekade allmählich vom Frühling und kehren mit +2 bis +6 Grad in den nasskalten Bereich zurück.

Stürmisches und mildes Wetter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Stürmisches und mildes Wetter
© www.meteociel.fr

Sturm, Orkan oder doch ein Hoch?

Wie ist die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Starkwindereignisses einzuschätzen? Dazu einmal der Blick auf den Mittelwert aller Kontrollläufe zum 19. Februar im Vergleich zu den Druckanomalien.

Dass sich die atlantische Frontalzone mit ihrem Kern zwischen Island und dem europäischen Nordmeer auf Skandinavien zubewegt, ist nicht außergewöhnliches und stellt im Grunde die normale zonal verlaufende Grundstruktur dar. Was aber auffällt, ist die südliche Verlagerung der atlantische Frontalzone, was die Gradienten enger zueinander verlaufen lässt und je kräftiger die Gradienten gepresst werden, desto höher die Gefahr von sogenannten Randtiefentwicklungen und Schnellläufern.

Zudem werden der NAO- und der AO-Index weiterhin auf einem hohen Niveau berechnet, was den Rückschluss auf eine zonal verlaufende Grundstruktur zulässt. Ob ein Sturm oder Orkan dabei herausspringen mag, bleibt bei dieser aktiv-dynamischen Wetterentwicklung weiterhin abzuwarten.

Starkwindereignisse mit Sturm oder Orkan zum Beginn der letzten Februar-Dekade? Abwarten!
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe (li.) und den Druckanomalien (re.): Starkwindereignisse mit Sturm oder Orkan zum Beginn der letzten Februar-Dekade? Abwarten! © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Der Wettertrend der Europäer

Die Wetterprognose der Europäer bestätigt das Sturmpotential vom 16. bis 20. Februar nur bedingt, denn auch nach dieser Vorhersagen dehnt sich das Hoch nach Norden aus, genauso also, wie es bereits gestern Abend schon einmal simuliert wurde. Das Hoch fühlt sich sogar dazu in der Lage, bis zum 20. Februar noch ein Stück weiter nach Norden aufzukeilen und den Weg in Richtung Polarwirbel zu beschreiten. Das würde über kurz oder lang auf einen Polarwirbelsplit hinauslaufen, doch die Position der Hochdruckachse würde über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem ruhigen, sonnigen und milden Wettercharakter führen.

Kein Sturm, dafür ruhiges Hochdruckwetter mit frühlingshaft milden Werten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kein Sturm, dafür ruhiges Hochdruckwetter mit frühlingshaft milden Werten
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