Wettertrend Winter: Eine turbulente und wilde Westwetterlage legt den Winter auf Eis
Es zeichnete sich bereits in den Wetterprognosen der letzten Tage ab, dass mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eine Zonalisierungsphase dem Winter das Leben weiterhin schwer machen wird. Heute nun die Gewissheit - so schnell wird das mit dem Winter über Deutschland nichts werden.
Westwetterlage. Die Zonalisierungsphase hat bereits Ende Januar begonnen und kommt im Verlauf der Woche richtig in Fahrt. Ein Tiefdrucksystem nach dem anderen erreicht Deutschland, Österreich und die Schweiz und sorgt neben Wolken für reichlich Schauer und einen windigen Charakter. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.
Für die Jahreszeit zu warm
Der Dezember war zu warm, der Januar war wärmer und der Februar beginnt mild und wird zum Wochenende zunehmend wärmer. Da verwundert es nicht, dass der Winter nach dem Ende des zweiten meteorologischen Wintermonats im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2,5 Grad zu warm war. Im Vergleich zum - wärmeren - Mittelwert von 1991 und 2020 ist der Winter um +1,3 Grad zu warm. Bislang wurden im Flächenmittel 9,8 Schneetage registriert. Üblich sind im gesamten Winter 34,9 Schneetage (61/90).
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Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Enorme Tiefdruckdynamik
Wer das Wetter kennt und schon länger beobachtet, dem fällt auf den obenstehenden Wetterkarten vielleicht die Kaltluftansammlung über Kanada auf, die nach Süden - in Richtung Neufundland - auf den Atlantik ausströmt. Das hat nichts Gutes zu bedeuten - zumindest aus Sicht der Freunde des Winterwetters
.
Ein Tief nach dem anderen
Die kalten Luftmassen prallen über dem östlichen Kanada auf den warmen Atlantik und entfachen eine erhöhte Tiefdruckdynamik. Die Tiefdrucksysteme steuern bis zum 11. Februar Skandinavien und die Barentssee an und etablieren ganz nebenbei eine zwischen Neufundland und Skandinavien gut funktionierende Tiefdruckrinne. Ein Hoch über den Azoren versucht zwar immer wieder nach Norden aufzukeilen, doch sind diese Versuche nicht von Erfolg gekrönt und so nimmt die Zonalisierung ihren Verlauf.
Insbesondere über dem Norden ziehen immer wieder die Ausläufer der Tiefdrucksysteme hinweg und sorgen vom 4. bis 11. Februar für eine anhaltend hohe Wetterdynamik, bei der es über den Küstenregionen von Nord- und Ostsee phasenweise stürmisch zur Sache gehen kann. Weiter nach Süden macht sich das Hoch bemerkbar. Der Wind schwächt sich ab, die Niederschlagssignale gehen zurück und die Sonnenscheindauer nimmt zu. Die Temperaturen erreichen über ganz Deutschland einheitlich +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad.
Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine extreme Entwicklung
Dass der Wettertrend der Amerikaner in letzter Zeit gerne zu Extremen neigte, ist bekannt und bestätigt sich immer wieder in den Ausreißern der Kontrollläufe. Doch was heute da simuliert wird, ist nicht extrem, sondern außergewöhnlich.
Die Zonalisierung vollständig entfesselt
Der Januar war der 22. Monat in Folge, in der sich die Zonalisierung hat nicht durchsetzen können. Entsprechend heftig wird wohl die Umstellung sein, wenn sich die Zonalisierung nachhaltig etablieren möchte. Zumindest, wenn man der Wetterprognose der Amerikaner folgt.
Zentralisierung des Polarwirbels
Als kompakt kann man den Polarwirbel im Bereich zwischen Alaska, Kanada und Grönland bewerten. Zwischen Alaska und Sibirien sorgt zudem eine Hochdruckzone für reichlich Nachschub an kalten Luftmassen. Das ist zugleich der wichtigste Baustein für die Zonalisierung und so wird sich am milden, windigen und abwechslungsreichen Wettercharakter über Deutschland, Österreich und der Schweiz vorerst nichts ändern.
Angedeuteter Polarwirbelsplit setzt den Polarwirbel unter Druck
Im Zeitraum vom 9. bis 15. Februar verlagert sich der Polarwirbel weiter nach Osten und positioniert seinen Kern zwischen Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer. So entstehen über dem Atlantik kräftige Tiefdruckgebiete, die das Potential von Starkwindereignissen ab dem 14. Februar ansteigen lassen kann. Im gleichen Zeitraum wird die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Alaska kräftiger und teilt den Polarwirbel in zwei Aktivitätszentren.
Gefahr von Extremwindereignisse
Vom 15. bis 17. Februar festigt der Polarwirbel seine Position zwischen Island und Skandinavien und lässt an seinem südlichen Gradienten kräftige Tiefdrucksysteme entstehen, die in Richtung Deutschland ziehen. Die Hochdruckzone über Sibirien und Alaska aber bremst den Wirbel auf seinen Weg in Richtung Barentssee und Karasee und so bleibt der Wirbel an Ort und Stelle, was über Europa an mehreren Tagen hintereinander Starkwindereignisse zur Folge haben kann. Außergewöhnlich und sehr fraglich, ob diese Wettervorhersage tatsächlich so eintreten wird.
Auf den Punkt gebracht: Nix mit Winter
Ist die Zonalisierung erst einmal in Gang gesetzt worden, wütet diese für gewöhnlich zwischen 7 und 14 Tage. Dann ist Mitte Februar und der Sonnenstand ist dann schon so hoch, dass es ganz besonderer Wetterlagen bedarf, die dann doch noch den Winter nach Deutschland bringen könnten.
Die Kontrollläufe sind in den letzten 24 Stunden deutlich milder geworden und die verbleibenden winterlichen Wetterbedingungen wurden nahezu komplett entfernt. Der Mittelwert der Temperaturen in 1.400 Höhe liegt zwischen +3 und -3 Grad. Damit sich ein Flachlandwinter über Deutschland diskutieren lässt, sind Mitte Februar Höhenwerte von -7 bis -10 Grad notwendig.
Abklingende Niederschlagstätigkeit
Dass die vollständige Entfesselung der Westwetterlage infrage gestellt werden kann, zeigt sich in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, die bis zum 5. Februar mäßig und anschließend nur leicht erhöht ist. Gut möglich also, dass sich das Azorenhoch noch über Deutschland verlagert und so für einen trockenen, sonnigen und warmen Wettercharakter sorgen kann. Deutlicher zeichnet sich das im Mittelwert aller Kontrollläufen ab.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. Februar | +4 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
11. Februar | +3 bis +12 Grad |
+6 bis +8 Grad |
16. Februar | -4 bis +11 Grad |
+6 bis +8 Grad |
Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag
Die windige, turbulente und abwechslungsreiche Westwetterlage wurde von den Amerikanern heute Nachmittag bestätigt. Nicht bestätigt wurde hingegen die Extremwetterlage, was so auch zu erwarten war.
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:20 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner hat sich heute Abend keinen Millimeter von den Berechnungen vom Tage entfernt.
Zonal mit Volldampf
Die Tiefdruckdynamik ist zwischen dem 7. und 14. Februar im Bereich von Neufundland bis nach Skandinavien ungewöhnlich hoch. Phasenweise werden Tiefdruckgebiete mit einem Kerndruck von 935 hPa berechnet, die zudem noch eine extreme Gradientenstruktur aufweisen.
Unterstützt wird dieser Zonalisierungsvorgang von einer Hochdruckzone, die sich von Sibirien bis nach Alaska ausdehnt und den Wirkradius des Polarwirbels verkleinert, was die extreme Gradientenstruktur erklärt.
Windig und mild
Wie man es aber dreht und wendet, so kommt bei diesem Wettertrend für Deutschland kein Winter heraus. Die Temperaturen pendeln sich auf +4 bis +8 Grad ein und am Tage ist mit Sonnenschein das Erreichen der +10 Grad-Marke möglich. Ein weitgehend trockener und hochdruckdominierter Zeitraum wird vom 5. bis 11. Februar berechnet. Stürmische Winde mit Potential für Starkwindereignisse sind für den 6. Februar, sowie vom 12. bis 14. Februar simuliert.
Der Blick auf die Randfaktoren
Die Randfaktoren wie der NAO- oder der AO-Index bleiben bis Mitte Februar positiv. Das spricht für die Zonalisierung und gegen den Winter.
In Stratosphärenhöhe hat sich keine Veränderung ergeben. Der Stratosphärenwirbel befindet sich in einem sehr guten Zustand und so ist von oben herab nicht mit Störimpulsen zu rechnen.
Der Mittelwert der Kontrollläufe bleibt mit einem Wert in 1.400 Meter Höhe von +2 bis -3 Grad auf einem für die Jahreszeit zu milden Niveau und die winterlichen Varianten sind nun nahezu komplett herausgerechnet worden. Das zeigt - für den Moment - wie ernst es die Zonalisierung meint.
Von West auf Südwest
Dass es aus Sicht der Freunde des Winterwetters
noch schlimmer gehen kann, zeigt sich in der Wetterprognose der Europäer. Die Tiefdruckdynamik ist nicht so stark ausgeprägt wie nach den Amerikanern, da die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Alaska nicht so ausgeprägt ist.
Das gibt den Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik Zeit, um nach Süden auszutrogen und die Hochdruckzone in Richtung Europa zu schieben.
Das Hoch blockiert die atlantische Frontalzone und es kommt über Europa im Zusammenspiel der beiden Wettersysteme zu einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen. Bei einem weitgehend ruhigen und hochdruckdominierten Wettercharakter können die Temperaturen im Zeitraum vom 5. Februar mit +4 bis +8 Grad bis zum 12. Februar auf +8 bis +12 Grad und örtlich auf bis +15 Grad ansteigen. Und ja, da sind sie wieder - die frühlingshaft milden Temperaturen.