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Wetterprognose: Reaktivierung der Westwetterlage - Chancenlos der Winter?

| M. Hoffmann
Kommt die Westwetterlage und was ist mit dem Winter?

Stürmischer Wind mit orkanartigen Windböen über dem Norden mit anschließend absinkender Schneefallgrenze. Das Wetter kann auch abwechslungsreich und turbulent ausfallen, doch was bedeutet das für den Winter?

Schwerer Sturm. In den kommenden Stunden zieht ein Sturmtief über die Nord- und Ostsee in Richtung Polen und streift Deutschland. Bis 17:00 Uhr intensiviert sich der Wind und kann in der Nacht auf Sonntag östlich einer Linie von der Nordsee bis über Berchtesgaden für schwere Sturmböen sorgen, die über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sowie über den exponierten Lagen für orkanartige Winde sorgen kann. Da der Wind aus nordwestlichen Richtungen kommt, ist an den Küsten der Nordsee ist mit einer Sturmflut zu rechnen. Weitere Details können Sie im aktuellen Windbericht, den Unwetterwarnungen und dem Warnlagenbericht entnehmen.

Turbulent in den Februar: Wind, Sturm, Regen, Graupel, Schneefall und Gewitter

Das Wetter kommt so schnell nicht zur Ruhe. Das Sturmtief zieht am Sonntag nach Osten ab und am Montag erreicht ein weiteres Sturmfeld Deutschland. Dieser Sturm gehört zu einem kleinräumigen Tief, das von Niedersachsen über Thüringen, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen nach Osten abzieht. Westlich und südlich davon ist mit stürmischen Winden zu rechnen und über exponierten Lagen sind schwere Sturmböen möglich. In der Höhe werden kalte Luftmassen nach Deutschland geführt, was neben Regen- auch zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer führen kann. Kurze Gewitter sind nicht auszuschließen. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.

Nach dem Sturm entspannt sich das Wetter zur Wochenmitte
Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells: Nach dem Sturm entspannt sich das Wetter zur Wochenmitte © www.meteociel.fr

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Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Starke Wellenbewegung entlang der Polarfront

Der Sturm zieht durch und wird nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells nicht so schnell zur Ruhe kommen. Das liegt an der aktiv-dynamischen Entwicklung auf dem Atlantik, die unentwegt Tiefdrucksysteme in Richtung Mitteleuropa entsenden. Das schaut zunächst einmal so aus, als ob die atlantische Frontalzone das Wetter uneingeschränkt dominiert und auf diese Art und Weise die Zonalisierung nachhaltig etablieren kann. Und sollte das der Fall sein, so wäre das Kapitel Winter in dieser Saison beendet und wurde noch nicht einmal aufgeschlagen. Sozusagen ein Totalausfall.

Wie nachhaltig ist die Zonalisierung wirklich?

Schaut man sich die letzten 23 Monate an, so gab es immer wieder Ansätze, die Zonalisierung nachhaltig über Europa zu etablieren. Doch immer, wenn es besonders vielversprechend aussah, kam ein Störimpuls und drehte die Grundströmung in die meridionale Richtung (Nord-Süd, Süd-Nord). Dieses Mal sieht es für die atlantische Frontalzone richtig gut aus, doch der Störimpuls ist in der Wettervorhersage der Europäer schon zu erkennen.

Weitere Stürme

Die atlantische Frontalzone tobt sich im Zeitraum vom 4. bis 6. Februar aus und kann über Deutschland, Österreich und der Schweiz für weitere Starkwindereignisse und Niederschlag sorgen. In der Zwischenzeit sammeln sich über Kanada kalte Luftmassen an und der zentrale Kern des Polarwirbels ist über Kanada auszumachen. Das sind ideale Voraussetzungen für die Westwetterlage.

Der Störimpuls

Doch die Nachhaltigkeit der Zonalisierung sollte noch skeptisch betrachtet werden. Denn gerade in dem Moment, wo die Zonalisierung auf Hochtouren läuft, dreht sich die Hochdruckachse innerhalb es Polarwirbels und das bis dahin passive Azorenhoch dehnt sich auf dem Atlantik nach Norden in Richtung Grönland auf. Die atlantische Frontalzone prallt voll gegen das Hoch und der Nachschub an Tiefdrucksystemen reißt ab. Das Strömungsmuster meridionalisiert und unter bestimmten Voraussetzungen lassen sich winterliche Ansätze erkennen. Es geht primär aber nicht um die Frage nach dem Winter, sondern vielmehr darum, wie lange die Zonalisierung wird wirken können und welche Rolle der Störimpuls spielen wird.

Übersetzt man die Wettervorhersage der Europäer, so ist vom 4. bis 8. Februar mit einem windigen bis stürmischen und unbeständigen Wettercharakter zu rechnen. Die Temperaturen bleiben mit +4 bis +8 Grad und über dem Westen und Nordwesten bis +10 Grad für die Jahreszeit viel zu warm.

Erst eine Nordwest und später meridional verlaufende Großwetterlage
Wetterprognose des europäischen Prognosemodells: Erst eine Nordwest- und später meridional verlaufende Großwetterlage © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine unwinterliche Wetterentwicklung - der Frühling lässt grüßen

Markant sticht in beiden Prognosen die Kaltluftansammlung über Kanada ins Auge. Das ist - wie weiter oben erwähnt - oftmals ein Winterkiller, da die kalten Luftmassen in Richtung Neufundland ausströmen und auf dem Atlantik ein wahres Feuerwerk an Tiefdrucksystemen abfeuern.

Ein Tief nach dem anderen

Und so ist nach der aktuellen Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells vom 4. bis 9. Februar mit einer ganzen Reihe an Sturmtiefs zu rechnen, die Deutschland, Österreich und die Schweiz mit viel Wind, Sturm und phasenweise auch schweren Sturm werden beeinflussen können. Bei einem unbeständigen Wettercharakter pendeln sich die Temperaturen auf +6 bis +12 Grad ein und sind alles andere als winterlich.

Abkippende Tiefdruckrinne

Die Tiefdruckrinne auf dem Atlantik lässt dem Azorenhoch keine Chance nach Norden aufzukeilen und so kommt auch kein Störimpuls zustande. Stattdessen verlagert sich das Hoch nach Osten und positioniert sich bis zum 10. Februar über Mitteleuropa. In der Zwischenzeit hält der Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada an und befeuert die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik weiter. Da der Weg nach Europa allmählich versperrt wird, kippt die Tiefdruckachse auf dem Atlantik nach Südwesten ab und leitet eine über Deutschland, der Schweiz und Österreich milde Südwestwetterlage ein. Die Temperaturen werden bspw. für den 13. Februar zwischen +6 bis +12 Grad und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer bis +14 Grad berechnet. Damit liegt das Temperaturspektrum deutlich näher am Frühling, als am Winter.

Eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront sorgt für einen unbeständigen und teils stürmischen Wettercharakter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront sorgt für einen unbeständigen und teils stürmischen Wettercharakter © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Zwischen nasskalt und mild

Gestern Abend zeigte die Wetterprognose der Amerikaner noch, wie es mit einem Wintereinbruch klappen kann. Davon sind die Berechnungen von heute weit entfernt. Im Vergleich zu den Kontrollläufen war Prognose des amerikanischen Wettermodells gestern Abend deutlich zu kalt und heute deutlich zu warm. Was sich aus den Schwankungen aber ableiten lässt, ist die Möglichkeit des Blockadehochs auf dem Atlantik. Kommt es zustande, so hat der Winter seine Chance, wenn nicht, bleibt es mild und stürmisch. Das erklärt diese 180-Grad-Wendungen.

Die Kontrollläufe haben sich in den letzten 24 Stunden von den ganz warmen Varianten verabschiedet und das Spektrum der Entwicklungsmöglichkeiten verengt sich zunehmend. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe erreichen bspw. am 8. Februar einen Maximalwert von +6 und einen Minimalwert von -6 Grad. Der Mittelwert schwankt zwischen -2 und -4 Grad. Das reicht nicht für den Flachlandwinter und auch nicht für den Winter ab den mittleren Lagen. Anders formuliert, ist erst oberhalb etwa 800 bis 1.100 Meter mit dem Winter zu rechnen. Zu rechnen ist in der ersten Februar-Hälfte mit einer leicht bis mäßig erhöhten Niederschlagsprognose. Interpretiert man die Wettervorhersage der Kontrollläufe, so wird eine Westwetterlage favorisiert.

Zonal verlaufende Großwetterlage mit viel Wind, Sturm und Regen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Zonal verlaufende Großwetterlage mit viel Wind, Sturm und Regen
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
4. Februar +2 bis
+8 Grad
+3 bis
+6 Grad
8. Februar -3 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
13. Februar -4 bis
+10 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag

Das amerikanische Prognosemodell favorisiert heute Nachmittag erneut eine zonal geprägte Großwetterlage. Im Gegensatz zu den letzten Tagen kippt die Achse von Nordwest auf Südwest.

Kein Winter im Flachland - allenfalls eine nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Möglichkeiten ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Kein Winter im Flachland - allenfalls eine nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Möglichkeiten ab den mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Nächste Aktualisierung

Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells berechnete heute Nachmittag eine Westwetterlage mit südwestlicher Ausprägung. Heute Abend gibt es nun eine kleine Änderung.

Ein Hin und Her

So ist es. Der Wettertrend der Amerikaner schwankt hin und her, da nicht entscheiden werden kann, ob das Hoch über dem Atlantik als Blockadehoch auftritt oder von der atlantische Frontalzone plattgebügelt wird.

Heute Abend jedoch ein Kompromiss. Die atlantische Frontalzone dominiert mit einer westlichen Grundströmung das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 8. Februar. So ist die erste Februar-Dekade von einem milden, regnerischen und windigen Wettercharakter bestimmt. Zwischen dem 8. und 10. Februar keilt das Hoch auf dem Atlantik nach Norden auf und verpasst der atlantische Frontalzone einen Störimpuls. Der Impuls ist aber nicht kräftig genug, um nachhaltig etwas zu bewirken und so kommt es entlang der Polarfront zu einer erhöhten Wellenbewegung, die über Deutschland vom 10. bis 11. Februar kühlere Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen zuführen kann. Die Temperaturen sinken in den nasskalten Bereich ab und die Schauer können als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen.

Das Hoch kann sich im weiteren Verlauf nicht festigen und wird von der atlantische Frontalzone nach Osten gedrückt. So landen Deutschland, Österreich und die Schweiz im Zeitraum vom 12. bis 15. Februar auf die milde Vorderseitenanströmung der Tiefdrucksysteme, was die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad ansteigen lassen kann. Die Niederschlagsentwicklung ist als schwach zu bewerten und mit dem Hoch kann sich häufiger die Sonne zeigen.

Winterliche Wettererscheinungen sind nicht auszuschließen, doch ein Wintereinbruch ist so nicht möglich
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Winterliche Wettererscheinungen sind nicht auszuschließen, doch ein Wintereinbruch ist so nicht möglich
© www.meteociel.fr

Der Blick auf die Randfaktoren

Unterstützend für die Westwetterlage sind die Berechnungen vom NAO- und AO-Index. Beide Werte werden nach dem 3. Februar im positiven Bereich simuliert. Das ein klares Signal gegen eine winterliche Wetterlage.

Schaut man sich die Entwicklung des Stratosphärenwirbels an, so lässt sich weiterhin keine nennenswerte Störung feststellen, die mittelfristig zu einer 180-Grad-Wende führen kann. Und so verwundert es auch nicht, dass der Mittelwert aller Kontrollläufe weiterhin die Zonalisierung favorisiert.

Daraus lässt sich keine winterliche Wetterentwicklung ableiten
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Daraus lässt sich keine winterliche Wetterentwicklung ableiten
© www.meteociel.fr

Enorm hohe Tiefdruckaktivität

Während die Amerikaner den Störimpuls berechnen, rudern die Europäer zurück. Bis zum 6. Februar etabliert sich zwischen Island und Skandinavien ein Zentraltief mit einem Kerndruck von 950 hPa.

Da bleibt dem Hoch kaum Spielraum, um sich nach Norden auszudehnen, oder auf dem Atlantik als Blockadehoch zu etablieren. Stattdessen rauscht die atlantische Frontalzone durch und erhält den stürmischen und abwechslungsreichen Wettercharakter bis zum 7. Februar über Deutschland aufrecht.

Nachfolgend wölbt sich das Hoch über Deutschland auf und initialisiert zusammen mit der atlantische Frontalzone eine südwestlich gelagerte Anströmung der Luftmassen. Dem Frühling so nah, dem Winter so fern.

Am Frühling nah dran
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Am Frühling nah dran
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