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Winterprognose - Wie realistisch ist im Februar ein Wintereinbruch bis auf das Flachland?

| M. Hoffmann
Tief verschneite Winterlandschaft © Martin Bloch

Ein Wetterumschwung bahnt sich im Februar an. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Wintereinbruch bis auf das Flachland herab eine Rolle spielen, doch wie realistisch sind Schnee, Eis und Frost bis auf die tieferen Lagen herab?

Ruhiges Wetter ist bis Donnerstag über Deutschland zu erwarten. Der Montag beginnt noch verbreitet mit Sonnenschein, doch dehnen sich zur Wochenmitte die zähen Nebelfelder weiter aus und trüben den Sonnenschein weitgehend ein. Im Schwerpunkt über den östlichen Bundesländern ist leicht Sprüh- oder Nieselregen möglich, sonst bleibt es trocken. Bei Dauernebel pendeln sich die Temperaturen um die Null-Grad-Grenze ein und können mit Sonnenschein auf +2 bis +6 Grad und über dem Norden und Nordwesten örtlich bis +8 Grad erreichen.

Wetterwechsel mit Temperatursturz und Winterwetter?

Die Prognose-Modelle berechnen in ihrer Wetterprognose von heute Morgen einen einheitlicheren Trend für die ersten Februar-Tage. Eine nachhaltige Zonalisierung, wie sie vor ein paar Tagen noch favorisiert wurde, ist zwischenzeitlich weniger relevant geworden und droht schon im Ansatz zu scheitern. Das Interessante aber daran ist, dass - beide Vorhersage-Modelle - das aktuelle Hoch über Mitteleuropa Anfang Februar auf dem Atlantik berechnen. Damit ist der erste Baustein für einen möglichen Wintereinbruch gesetzt. Der Zweite folgt mit einem Arctic Outbreak nach der Wettervorhersage der Amerikaner. Doch bilden diese die kälteste Variante ab. Möglich ist so ein Wintereinbruch mit Sturm und Schnee bis auf das Flachland herab. Wahrscheinlicher aber ist eine nasskalte und windige Wetterlage mit einem optionalen Wintereinbruch ab den mittleren Lagen. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.

Sorgt ein Arctic Outbreak für einen Wintereinbruch im Februar?
Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells: Sorgt ein Arctic Outbreak für einen Wintereinbruch im Februar? © www.meteociel.fr

Wintereinbruch mit Schnee, Eis und Frost?

Wir wollen die Gelegenheit einmal nutzen, und die Wetterprognose der Amerikaner mit der Möglichkeit eines Wintereinbruchs über Deutschland näher zu verifizieren, denn es klingt mit der Vorgeschichte des Winters abenteuerlich, dass nun binnen ein paar Tagen ein Wintereinbruch alles auf den Kopf stellen soll.

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In den letzten Tagen berechneten die Kontrollläufe immer wieder einmal einen Arctic Outbreak über Mitteleuropa, doch sind dafür zwei wesentliche Grundvoraussetzungen notwendig.

Das Hoch auf dem Atlantik muss zu einem Blockadehoch werden

Das ist die erste Grundvoraussetzung. Das Hoch muss auf den Atlantik und sich dort nach Norden aufstellen und so als Blockadehoch positionieren. Je weiter weg das Hoch von Deutschland ist, desto besser für den optionalen Wintereinbruch - idealerweise zwischen den Azoren und Island.

Betrachtet man die Wettervorhersage beider Prognose-Modelle bis zum 3. Februar, so zeigen sich schnell die Sollbruchstellen des Winterwetters. Das Hoch kippt nach der Vorhersage des europäischen Wettermodells nach Osten ab und positioniert sich zwischen Spanien, Frankreich und Deutschland. Damit liegt das Hoch zu nah an Europa und der Winter hat sich schnell erledigt.

Das amerikanische Prognosemodell berechnet eine gleichwertige Entwicklung, jedoch liegt das Hochdruckzentrum im Bereich von Spanien, Frankreich und England nördlicher - doch ebenfalls zu nah an Deutschland. Es zeigt sich aber auch noch was anderes. Das Hoch versucht über Skandinavien eine Querverbindung zum Kontinentalhoch aufzubauen, was einen Kaltlufttropfen über dem östlichen und südöstlichen Europa abschnürt. Ein hypothetischer Kaltlufttropfen mit einer winterlichen Ostwetterlage bleibt eine Option.

Man sieht aber eines sehr deutlich - der Winter bekommt seine Chance, doch die Wahrscheinlichkeiten für einen nachhaltigen Wintereinbruch mit einem Flachlandwinter haben eine nur geringe Eintreffwahrscheinlichkeit. Gleiches gilt aber im Übrigen auch für die Zonalisierung, die sich mit dem Februar dann in einer 23-monatigen Abstinenz befindet und das ist das eigentlich bemerkenswerte. Die für Europa so normale Westwetterlage macht seit zwei Jahren Pause.

Das Hoch rückt nach Osten vor und vereitelt zunächst einen nachhaltigen Wintereinbruch, dessen Optionen jedoch bestehen bleiben
Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Prognosemodells: Das Hoch rückt nach Osten vor und vereitelt zunächst einen nachhaltigen Wintereinbruch, dessen Optionen jedoch bestehen bleiben © www.meteociel.fr

Negativer NAO-Index, instabiler Polarwirbel

Der zweite Baustein, der für den Winter gesetzt werden muss, zeigt sich in einem negativen NAO-Index (Hoch Island) und einem instabilen Polarwirbel, der den Ausbruch kalter Luftmassen polaren Ursprungs nachhaltig stützen soll. Zum aktuellen Stand wird der NAO-Index durchweg positiv simuliert.

Bewertet man jeden einzelnen Kontrolllauf, so fällt einem die Hochdruckzone zwischen Sibirien und Alaska auf. Das ist für den Winter eine wenig optimale Konstellation, da auf diesem Weg kalte Luftmassen nach Kanada transferiert werden, die ihrerseits wieder die Tiefdruckdynamik bei Neufundland auf einem hohen Niveau halten.

Die Hochdruckachse ist mehrheitlich etwas verschoben, was auf der gegenüberliegenden Seite - also dem Atlantik - zu einer nordwestlich geprägten Grundströmung führen kann. Die Zonalisierung ist somit nicht vom Tisch!

Die Zonalisierung mit einer nordwestlichen Ausprägung
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: die Zonalisierung mit einer nordwestlichen Ausprägung © www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit

Die Hochdruckachse muss innerhalb des Polarwirbels anders verlaufen, damit es was mit dem Winter über Deutschland werden kann. Aber auch hier zeigen die Kontrollläufe bereits zum 3. Februar Ansätze, wie so etwas ablaufen kann. Die Schlüsselrolle spielt - richtig - Baustein 1 mit dem Blockadehoch auf dem Atlantik, das sich über Island immer weiter in Richtung Polarwirbel hinein arbeitet und die atlantische Frontalzone vollständig in den Ruhestand versetzt.

Die Konstellationen sind vielfältig, doch alle haben die Gemeinsamkeit des Blockadehochs auf dem Atlantik.

Instabiler Polarwirbel und Polarwirbelsplit mit hochwinterlichen Wetterentwicklungen über Deutschland, Österreich und der Schweiz
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: instabiler Polarwirbel und Polarwirbelsplit mit hochwinterlichen Wetterentwicklungen über Deutschland, Österreich und der Schweiz © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Nasskalt bleibt eine sehr wahrscheinliche Wetterentwicklung

Wir lassen das Resümee von gestern noch einmal so stehen. Die Wetterprognosen von heute Morgen zeigten eindrücklich, wie schnell so eine Wetterlage unter idealen Bedingungen in Richtung Winter kippen kann.

Doch die Erfahrung zeigt, dass selbst unter optimalen Bedingungen es oftmals nicht für den Flachlandwinter reicht und es in Zeiten der Klimaerhitzung selbst für die mittleren Lagen problematisch für den Winter wird.

Der Mittelwert aller Kontrollläufe schwankt bis zum 8. Februar in der Höhe von 1.400 Meter im Bereich von -4 bis -6 Grad und sackt zum 1. Februar kurzzeitig auf -8 Grad ab. Das reicht aus, um bis auf tiefere Lagen für Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer zu sorgen und mit einer labilen Luftschichtung sind Graupelgewitter nicht ausschließen. Das reicht aber nicht aus, um für eine nachhaltige Einwinterung bis auf tiefere Lagen zu sorgen. Dafür sind konstante Höhenwerte von -6 bis -8 Grad notwendig. Für die mittleren Lagen reichen -4 bis -6 Grad aus und so bleibt der Wettertrend vorerst mit einer nasskalten Witterung mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen (400 bis 800 Meter) bestehen.

Kein nachhaltiger Wintereinbruch
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Kein nachhaltiger Wintereinbruch
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
30. Januar +1 bis
+12 Grad
+4 bis
+7 Grad
3. Februar -7 bis
+8 Grad
+2 bis
+5 Grad
8. Februar -8 bis
+10 Grad
+2 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nachtrag von heute Nachmittag

Die Wetterprognose der Amerikaner bleibt heute Nachmittag nahezu unverändert und ein Wintereinbruch bleibt Anfang Februar optional.

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:19 Uhr

Die Amerikaner haben heute Abend den Kaltluftvorstoß aus nördlichen Richtungen für Anfang Februar bestätigt, doch in der Intensität weiter abgeschwächt.

Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs

Zwischen einem Hoch westlich von Europa und einem Tief, das im Zeitraum vom 31. Januar bis 2. Februar nach Süden austrogt, werden in der Höhe kalte Luftmassen polaren Ursprungs advehiert und über Deutschland hinweggeführt.

Graupelgewitter und kräftige Schneeschauer

Da die Luftmassen labil geschichtet sind, werden in diesem Zeitraum zahlreiche Schauer zu erwarten sein, die bis auf tiefere Lagen herab als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen können. Dazu bläst ein kräftiger bis stürmischer Wind aus nördlichen Richtungen und kurze Graupelgewitter sind nicht auszuschließen. Über exponierten Lagen und den Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern können nach den aktuellen Berechnungen schwere Sturmböen möglich sein.

Zu mild für den Winter

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen jedoch nicht im Zentrum des Troges, sondern nur am Rand. Zudem hat dieser Wetterwechsel kaum Zeit zu wirken, was die Temperaturen mit +0 bis +5 Grad über den tieferen Lagen in den nasskalten Bereich absinken lassen kann. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann sich vom 1. bis 2. Februar Dauerfrost einstellen und eine Schneedecke ausbilden.

Ein erneut winterliches Geplänkel
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein erneut winterliches Geplänkel
© www.meteociel.fr

So wird das nichts mit dem Winter

Im Zeitraum vom 2. bis 5. Februar lässt sich der Trog rasch nach Osten abdrängen und das Hoch auf dem Atlantik rückt nach.

Polarwirbelsplit

Bereits zum 4. Februar dominiert das Hoch das Wetter über Deutschland allumfassend und blockiert so jede Wetteraktivität ab. Im Zeitraum vom 5. bis 9. Februar dehnt sich das Hoch über Deutschland weiter nach Norden aus und erreicht zum 9. Februar die Barentssee. Es fehlt nicht mehr viel und es kommt nach dieser Prognose zu einem vollständigen Polarwirbelsplit. Dass dieser aber nicht immer mit Winterwetter gleichzusetzen ist, zeigt die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend. Das Hoch dominiert mit viel Sonnenschein und einem trockenen Charakter das Wetter über Deutschland. Die Temperaturen erreichen bereits am 3. Februar +2 bis +6 Grad und über dem Nordwesten bis +10 Grad und zum 9. Februar sind +6 bis +12 Grad möglich.

Das läuft für den Winter alles andere als optimal
Wetterprognose nach dem amerikanischen Prognosemodell: Trotz Polarwirbelsplit - Das läuft für den Winter über Deutschland alles andere als optimal
© www.meteociel.fr

Nasskalt bleibt eine wahrscheinliche Wetterentwicklung

Wir hatten heute Nachmittag bereits näher erläutert, warum ein Wintereinbruch - wie ihn die Amerikaner berechneten - zwar möglich, doch wenig wahrscheinlich ist. Da passen einige Parameter (noch) nicht zusammen. Plausibler bleibt die Wettervorhersage der Europäer. Der Trogvorstoß geht noch etwas weiter östlicher nieder, sodass es auch für die mittleren Lagen ein nasskaltes Vergnügen werden könnte und der Winter sich erst oberhalb etwa 600 bis 800 Meter zu Wort melden kann.

Und ja, auch nach dem europäischen Prognosemodell kann sich das Hoch nicht auf dem Atlantik behaupten und wird zum 2. Februar nach Osten in Richtung Europa gedrückt. Die Temperaturen erreichen am 1. Februar +0 bis +5 Grad und oberhalb etwa 500 bis 700 Meter kann sich Dauerfrost einstellen. Am 2. Februar sind bereits wieder milde +4 bis +8 Grad möglich. Ein nasskaltes Spektakel mit winterlichen Wettererscheinungen. Mehr nicht.

Eine nasskalte Witterung mit optionalem Winter ab den höheren mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine nasskalte Witterung mit optionalem Winter ab den höheren mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Major-Warming in Stratosphärenhöhe?

Wir beobachten in letzter Zeit wieder vermehrt ein Minor-Warming, dass in Stratosphärenhöhe am 1. Februar beginnt und zum 5. Februar zu einem Major-Warming führen kann. Die Windgeschwindigkeiten erreichen in den ersten Februar-Tagen in Stratosphärenhöhe +216 km/h und sacken bis zum 10. Februar auf +100 km/h ab. Das lässt nach wie vor keinen unmittelbaren Rückschluss auf eine Beeinflussung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten zu, bleibt aber in den kommenden Tagen weiter zu beobachten. Sollte sich bis zum 5. Februar tatsächlich ein Major-Warming ereignen können, so wäre frühestens zum Beginn der zweiten Februar-Dekade mit durchgreifenden Veränderungen zu rechnen.

Vom Minor- zum Major-Warming?
Wetterprognose des Stratosphärenwirbels: vom Minor- zum Major-Warming?
© www.meteociel.fr

Extreme Varianten nehmen zu

Man könnte auch sagen: Da ist was im Busch. Denn ganz so einheitlich wie die beiden Vorhersage-Modell es berechnen, ist die Entwicklung der Großwetterlage dann doch nicht. Die Kontrollläufe simulieren ab dem 31. Januar eine extreme Spannbreite der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe. Bspw. liegt der tiefste Wert am 7. Februar bei -14 Grad und der Höchste bei +5 Grad. Wir orientieren uns aber nicht an den Extremen, sondern an Wahrscheinlichkeiten und da bleibt der Mittelwert der Kontrollläufe mit Tageswerten von +2 bis +6 Grad und über dem Norden bis +8 Grad auf dem Niveau, dass man vom Winter bereits kennt.

Links der winterliche Streifschuss Anfang Februar, rechts die breite Spannbreite der Wetterentwicklung, die jedoch für den nachhaltigen Flachlandwinter zu mild sein wird
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Links der winterliche Streifschuss Anfang Februar, rechts die breite Spannbreite der Wetterentwicklung, die jedoch für den nachhaltigen Flachlandwinter zu mild sein wird
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