Wettertrend: Was spricht für und was gegen den Winter?
Mehr wie nasskaltes Wetter mit winterlichen Wettererscheinungen ist in diesem Hochwinter nicht möglich und schleicht sich der Winter an, verzieht er sich binnen 48 Stunden auch schon wieder. Kann sich das im Februar noch einmal grundlegend ändern?
Ruhiges Januarwetter. Die Schneefälle der Nacht klingen am Samstag über dem Osten und Südosten ab (Schneeprognose) und zum Beginn der neuen Wochen stellt sich ein ruhiger und weitgehend trockener Wettercharakter ein. Lösen sich die nächtlichen Nebelfelder auf, kommt im Schwerpunkt über dem Süden und dem Westen häufiger die Sonne zum Vorschein. Die Temperaturen erreichen über der Nordhälfte +4 bis +8 Grad und können über den Gebieten mit zähem Nebel und der Südhälfte mit +2 bis +6 Grad frischer ausfallen. Dort ist auch mit Nachtfrost zu rechnen.
Kein Winterwetter
Bis Anfang Februar verändert sich zwar die Großwetterlage, doch der Winter hat bis zum 1. Februar so gut wie keine Chance, sich nachhaltig über Deutschland und bis auf das Flachland herab auszudehnen. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Februar.
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Warum kein Winter?
Das liegt an der Struktur des Hochdrucksystems, das sich in der kommenden Woche über dem Atlantik ausbildet und sich zum Ende der Woche über England zentralisiert. Damit liegt das Hoch zu nah an Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Wetteraktivität wird gewissermaßen an Deutschland vorbeigleitet.
Würde sich das Hoch abschwächen und sich nach Süden zurückziehen, so würde die atlantische Frontalzone die Oberhand gewinnen und mit einer Zonalisierung den Wind, Sturm und Regen nach Deutschland bringen, was ebenfalls den Einzug des Winters nach Deutschland vereitelt. Wie man es dreht und wendet - ein Winter kommt dabei nicht heraus. Besonders deutlich zeigt sich das in den Kontrollläufen und den Druckanomalien bis zum 1. Februar.
Ansätze des Winters?
Die Amerikaner hatten es heute Nachmittag kurz angedeutet, heute Abend aber bereits wieder verworfen. Die Ostwetterlage ist nicht so ohne Weiteres möglich. Stattdessen keilt das Hoch erneut nach Norden auf und sucht den Kontakt zu einem Hoch über den Aleuten. Spielt man dieses Szenario durch, so könnte sich in der ersten Februar-Dekade ein Polarwirbelsplit einstellen. Da die Hochdruckachse durch den Polarwirbel zwischen der Mittelmeerregion und den Aleuten verläuft, liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz voll im Zentrum des Hochdrucksystems, das sich zudem noch in der Höhe mit warmen Luftmassen auffüllt. Die Rahmenbedingungen passen, nur die Details sind aus Sicht des Winters alles andere als optimal.
Polarwirbelsplit?
Es geht primär aber gar nicht um die Details, sondern zunächst muss einmal die Plausibilität eines Polarwirbelsplits stehen. Was spricht dafür und was dagegen?
Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Die folgenden Worte sind mit Vorsicht zu genießen. Seit ein paar Tagen zeichnet sich in Stratosphärenhöhe ein sog. Minor-Warming ab, das zwischen dem 4. und 6. Februar das Zeug dazu hat, sich zu einem Major-Warming weiterzuentwickeln. Die Temperaturen steigen binnen kurzer Zeit von -78 auf -8 Grad an und zwängen den Stratosphärenwirbel regelrecht ein. Im Falle eines Major-Warmings beginnt sich noch in der ersten Februar-Dekade der Wind in Stratosphärenhöhe von einer West-Ost- auf eine Ost-West-Richtung zu drehen.
Die aktuellen Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe liegen bei +180 km/h und zeigen - für den Moment - noch keine deutliche Abkehr vom positiven Vorzeichen. Erst wenn die Windgeschwindigkeiten ein negatives Vorzeichen bekommen, dreht der Wind in Stratosphärenhöhe auf Ost-West und beginnt ab diesem Moment die unteren Luftschichten mit einer negativen Beschleunigung
zu beeinflussen, was sich rund 4 bis 8 Tage später in einem äußerst instabilen Polarwirbel äußert. Das ist für den Moment ein rein theoretischer Ansatz, der in den kommenden Tagen weiter verifiziert werden muss. Eine Möglichkeit - mehr nicht.
Die Randfaktoren
Ein instabiler Polarwirbel lässt sich in erster Linie in einem negativen AO-Index-Wert ausmachen. Gestern wurde der AO-Index durchweg positiv bewertet. Das sieht heute anders aus. Mit Beginn des 1. Februar nehmen die negativen Varianten zu und sind mehrheitlich deutlich negativ bewertet.
Natürlich muss sich dieser Trend in den kommenden Tagen erst noch festigen. Ist das aber der Fall, ist die Zonalisierung vom Tisch und in der ersten Februar-Dekade werden die Karten mit einem zunehmend instabiler werdenden Polarwirbel neu gemischt.
Damit der Winter mit Schnee, Eis und Frost auch bis auf das Flachland eine Chance bekommt, ist eine Nordwetterlage ganz brauchbar. Eine Ostwetterlage (die gestörte Zirkulation) würde zwar auch für Frost sorgen können, doch ist bei Ostwinden die Niederschlagsausbeute deutlich geringer und es droht Kahlfrost
. Eine Nordwetterlage lässt sich aus einem negativen NAO-Index ableiten. Das ist für den Moment wenig Bewegung. Gestern war der NAO-Index positiv und bleibt es auch heute, wenngleich mit einem neutralen Trend, was letzten Endes auf eine nasskalte Nordwestwetterlage hinauslaufen kann.
Auf den Punkt gebracht: Nein, der Winter ist noch nicht zu Ende
Um es einmal überspitzt zu formulieren - was soll zu Ende sein, was noch gar nicht begonnen hat :-)? Nein, Spaß beiseite, denn für viele ist das bitterer Ernst, denn der neuerliche Totalausfall des Winters führt einem sehr deutlich vor Augen, wie schnell das mit der Klimaerhitzung vonstattengeht. Zum aktuellen Stand ist der Winter im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +2,4 Grad zu warm (91/20: +1,2 Grad). Der Januar ist aktuell um +3,4 Grad zu warm (91/20: +2,0 Grad).
Dass der Winter aber noch nicht abgeschrieben werden kann, zeigt sich in den Kontrollläufen, die in den letzten 24 Stunden einen deutlich positiven Temperaturtrend angenommen haben, heute Abend aber im Zeitraum vom 1. bis 5. Februar einen Dämpfer erfahren haben. Die Temperaturen pendeln sich in 1.400 Meter Höhe auf -4 bis -6 Grad ein. Heute Nachmittag waren das noch -2 bis -4 Grad. Im Vergleich dazu bildet der Hauptlauf der Amerikaner von heute Abend mit Abstand die wärmste Variante ab. Soll heißen, dass die Kontrollläufe dem Wettertrend der Amerikaner nicht folgen.
Nun ist es aber so, dass Höhenwerte von -4 bis -6 Grad gerade einmal den Winter bis auf die mittleren Lagen herab bringen können. Flachlandwinter ist im Februar erst mit -6 bis -8 Grad möglich. Die Simulationen von heute Abend aber zeigen hauptsächlich eines: Der Winter hat seine Optionen. Er muss sie nur einmal nutzen.
Noch ein Nachtrag
Beinahe hätten wir die Wetterprognose der Europäer vergessen. Winterwetter lässt sich nach wie vor nicht ausmachen, doch schaut man genauer hin, so zeichnet sich Anfang Februar eine gewisse Instabilität des Polarwirbels ab, was eine nachhaltige Zonalisierung wenig wahrscheinlich macht.
Soweit der Stand.