Wetter Winter 2022: In drei Etappen zum Wintereinbruch
Die aktuell nasskalte Wetterentwicklung wandelt sich in den kommenden Tagen und über dem Süden und Osten setzt sich Dauerfrost durch. Ist das der erste Baustein zum Winter?
Schneefall ab den mittleren Lagen gab es in der letzten Nacht und auch in der Nacht auf Sonntag kann man wieder mit Schneefall oberhalb etwa 500 bis 800 Meter rechnen. Die kommende Nacht wird jedoch etwas milder ausfallen, sodass verbreitet mit Schneeregen oder Regen zu rechnen ist. Wo und wie viel Schnee bis Sonntagabend zu erwarten, haben wir hier einmal gegenübergestellt: Wetter-Update: Schneetief über Deutschland - wo Regen und wo Schnee zu erwarten ist.
Kälter und mehr Sonnenschein
Zum Start in die neue Woche dehnt sich über Deutschland ein Hochdrucksystem aus. Anfangs halten sich noch zähe Nebel- und Hochnebelfelder, doch bis zur Wochenmitte lösen diese sich auf und am Tage ist mit viel Sonnenschein von einem blauen Himmel zu rechnen. Etwas Niederschlag ist am Montag noch über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sowie über Baden-Württemberg zu erwarten, doch klingen diese Niederschläge rasch ab und es stellt sich ein trockener Wettercharakter ein. Über dem Süden und Osten wird es spürbar kälter und die Temperaturen erreichen zur Wochenmitte kaum mehr positive Werte - Dauerfrost ist möglich. Weiter nach Norden und Westen bleibt es mit bis +5 Grad milder. Weitere Informationen: Wetter Januar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Winter auf dem Sprung
Das Hoch auf der obenstehenden Wetterkarte sieht mild aus und ist es auch - vordergründig in der Höhe, wo bis auf 1.400 Meter +5 Grad erwartet werden können. Über tieferen Lagen bleibt es kühler, denn bei schwachen Windbewegungen können sich die kalten Luftmassen in den klaren Nächten ansammeln und am Tage zur Ruhe kommen. Vor allem über den Regionen mit einer geschlossenen Schneedecke wird man diesen Inversionswetterlageneffekt zu spüren bekommen. In den Nächten sind dann Tiefstwerte von -5 bis -10 Grad möglich - aber nur, wenn eine Schneedecke vorhanden ist.
Vorbereitungen auf einen Wintereinbruch
Nein, ein klares Signal in Richtung Winterwetter über Deutschland lässt sich nach der Wetterprognose der Europäer auch heute nicht verkünden, doch befindet sich die Großwetterlage im Umbau, was den Winter zum Beginn der letzten Januardekade nach Deutschland, der Schweiz und Österreich führen kann.
Das Hoch raus auf den Atlantik
Ein wesentlicher Baustein einer möglichen Wetterlage ist die Verlagerung des Hochdrucksystems raus auf den Atlantik, sodass dieses sich als Blockadehoch entwickeln kann. Dieser Prozess geht nach der Wetterprognose der Europäer mit ein paar Turbulenzen einher, sodass der ruhige Wettercharakter zum 15. Januar endet. Die Niederschlagsneigung nimmt zu und bis zum 17. Januar erhöht sich das Potential von unwetterartigen Starkwindereignissen.
Westwetterlage oder meridional verlaufende Grundströmung
Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so weicht das Hoch nach Westen aus und der wesentliche Teil der atlantische Frontalzone tobt im Bereich vom europäischen Nordmeer, Skandinavien und der Barentssee. Sollte sich das Hoch auf dem Atlantik nun nach Süden abflachen, so bekommt die Zonalisierung neuen Schwung. Nach der aktuellen Wetterprognose aber ist es so, dass sich das Hoch nach Norden aufwölbt und Kontakt zum Polarhoch sucht. Wenn aus Sicht der Freunde des Winterwetters
alles optimal verläuft, so stellt sich nach dem 18. Januar eine meridional verlaufende Großwetterlage ein, bei der das Tief über Europa nach Süden austrogt und kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden führen kann. Abwarten!
Bis es aber soweit ist, ist nach der Wettervorhersage der Europäer nicht mit Winterwetter zu rechnen. Dafür sind die Temperaturen von +0 bis +5 Grad zu hoch. Lediglich über den Regionen über dem Süden und Osten, über der sich die Schneedecke erhalten kann, ergeben sich die Chancen auf Dauerfrost, während über dem maritim beeinflussten Nordwesten bis +8 Grad in Betracht gezogen werden können.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Langsam schleicht sich der Winter ein
Sowohl nach dem europäischen, als auch nach dem amerikanischen Wettermodell, erfolgt die Umstellung der Großwetterlage in Etappen. Erst das Hoch über Europa, dass sich auf den Atlantik verlagert, gefolgt vom Tiefdruckzentrum und die dritte Etappe könnte dann den Winter nach Deutschland bringen. Wie das funktionieren kann, zeigt sich in der Wettervorhersage der Amerikaner.
Meridional verlaufendes Grundsystem
Damit der Winter überhaupt eine Chance erhält, muss das Hoch über Europa auf den Atlantik. Diese Bedingung wird von der Wetterprognose der Amerikaner sowohl heute Morgen, als auch heute Nachmittag erfüllt und dieser Prozess sollte bis zur Monatsmitte abgeschlossen sein.
Ein weiterer Baustein ist ein aufkeilendes Hoch auf dem Atlantik. Erst durch diese Grundvoraussetzung kann sich ein meridional verlaufendes Muster ergeben und da der hohe Luftdruck über Europa fehlt, kann das Tief über dem Norden - im Verbund mit dem Blockadehoch - nach Süden austrogen. Dieser Prozess wird von den Amerikanern bis zum 18. Januar berechnet und sind damit zeitlich etwas früher dran, wie die Prognose der Europäer.
Zwischen einer nasskalten Nordwest- und einer winterlichen Nordwetterlage
Beim Wetter gibt es aber kein Schwarz oder Weiß, da gibt es viele Farben dazwischen und somit Lösungen. Eine der Varianten ist, dass sich das Hoch etwas niederdrücken lässt und so eine Nordwestwetterlage einleitet, bei der sich der Winter ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 400 bis 600 Meter festigen kann. Darunter bleibt es mit nasskalten Werten unwinterlich.
Läuft aber alles nach Plan und so wie es die Amerikaner heute Nachmittag auch berechnen, so kann sich der Puls der Freunde des Winterwetters
mit Beginn der letzten Januardekade beschleunigen. Das Tief über Skandinavien trog nach Süden aus und Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen im Zentrum des Kaltluftzustroms. Die kalten Luftmassen erreichen zum 21. Januar die Mittelmeerregion und entkoppeln ein Tief. Gleichzeitig dehnt sich das Blockadehoch auf dem Atlantik nach Skandinavien aus und kapselt das Tief über der Mittelmeerregion ein.
Erst Schnee, dann Dauerfrost
Dieser Vorgang hat Folgen. Die Niederschlagsneigung nimmt ab dem 17. Januar zu und bei Temperaturen von -2 bis +2 Grad ist verbreitet mit Schneefall zu rechnen. Ausnahme bildet weiterhin der maritim beeinflusste Nordwesten, wo es mit +4 Grad milder bleiben wird. Ab dem 21. Januar beginnt die Großwetterlage sich mit dem Hochdruckkeil über Skandinavien zu verändern und es werden bodennah kalte Festlandsluftmassen nach Deutschland geführt. Bei einer nachlassenden Niederschlagsaktivität und einer ansteigenden Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen Höchstwerte von -5 bis +0 Grad und können mit +0 bis +3 Grad über dem Nordwesten milder bleiben. Klart es in der Nacht über Schnee auf, so sind Temperaturen von -8 bis -12 Grad und örtlich bis -18 Grad möglich.
Auf den Punkt gebracht: Winterwetter oder doch die nasskalte Variante?
Der Winter hat auch in den heutigen Wetterprognosen seine Möglichkeiten, doch fehlt der entscheidende Impuls. Da passt in Sachen Winterwetter einiges nicht so zusammen, wie es zusammenpassen muss. Das Hoch auf dem Atlantik agiert zu zaghaft und die atlantische Frontalzone wird im Bereich zwischen dem europäischen Nordmeer kräftiger.
Erfahrungsgemäß wird es zu der seit Tagen angedeuteten knappen Kiste
kommen, die über tieferen Lagen zu einer nasskalten Witterung führen wird und die winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen verstärkt. Unterstützt wird diese These von den Kontrollläufen. Auffällig ist, dass die Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag mit Abstand die kälteste Variante abbildet. Der Mittelwert der Kontrollläufe bestätigt die Höhenmilde zur Monatsmitte mit einem nachfolgenden Temperatursturz auf -4 bis -7 Grad in 1.400 Meter Höhe. Das sind exakt die Werte, bei der ein Flachlandwinter optional wird, doch sprechen wir hier über Wahrscheinlichkeiten und betrachtet man die Temperaturentwicklung in 2 Meter Höhe, so ist eine nasskalte Großwetterlage anzunehmen. Schaun mer mal!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. Januar | -6 bis +10 Grad |
-2 bis +3 Grad |
18. Januar | -3 bis +8 Grad |
+0 bis +3 Grad |
23. Januar | -6 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
Was sich in den Prognosen im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:15 Uhr
Die Amerikaner hatten heute Nachmittag eine Variante berechnet, die in drei Etappen den Winter nach Deutschland gebracht hätte. Im Vergleich zu den Kontrollläufen war diese Variante jedoch mit Abstand die kälteste Entwicklung und somit zwar schön anzusehen, doch mit ihrer Durchsetzungskraft infrage zu stellen.
Hochdruckblock
Dass die etwas extremere Variante der Amerikaner infrage zu stellen war, bestätigt sich heute Abend. Es handelt sich um eine sog. 180-Grad-Wende, die zwar auch den Winter nach Deutschland bringen kann, doch nebenbei so einiges auf den Kopf stellt. Aber der Reihe nach.
Im Zeitraum vom 15. bis 17. Januar verlagert sich das Hoch über Europa raus auf den Atlantik und der Trogprozess eines Tiefs zwischen England und der Barentssee wird in Gang gesetzt. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen bis zum 20. Januar im Zentrum des Trogprozesses. Die Temperaturen erreichen am 15. Januar wischen +2 bis +7 Grad, am 18. Januar zwischen +0 bis +5 Grad und am 20. Januar zwischen -2 und +4 Grad. Das entspricht im Übrigen dem nasskalten Witterungstrend aus unserem Resümee von heute Nachmittag. Zum Winter fehlt der letzte, aber alles entscheidende Impuls.
Reaktivierung des Polarwirbels über Kanada
Kommen wir nun zur 180-Grad-Wende. Zwischen den Aleuten und Sibirien berechnen die Amerikaner eine Hochdruckzone, die für einen Polarwirbelsplit tauglich ist. Durch die Drehbewegung des Hochs im Uhrzeigersinn, werden kalte Luftmassen von der Barentssee nach Kanada transferiert und anstatt sich über der Barentssee das Tiefdruckzentrum ausbildet, verfrachtet sich der aktive Teil nach Kanada. Damit wird der Weg für das Blockadehoch auf dem Atlantik nach Osten frei und schlägt zum 20. Januar eine Brücke zum Kontinentalhoch über Sibirien. Das Kontinentalhoch zentralisiert sich weiter und kann von den Azoren bis über Sibirien eine gewaltige Hochdruckzone aufbauen.
Über Deutschland, Österreich und der Schweiz hat das vom 20. bis 24. Januar klare und mit Tiefstwerten von -6 bis -1 Grad frostige Nächte zur Folge. Über Schnee können die Werte unter die -10 Grad-Marke absinken. Am Tage scheint bei einem trockenen Wettercharakter und nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder häufig die Sonne von einem blauen Himmel auf Deutschland herab und die Temperaturen pendeln sich auf +0 bis +5 Grad ein. Wie man es dreht und wendet - es reicht nicht für den Winter.
Die Randfaktoren
Zeit, mal wieder einen Blick auf die Randfaktoren zu werfen. Der Stratosphärenwirbel erfreut sich bester Stabilität und zeigt zum aktuellen Stand nicht einmal den Ansatz eines Minor-Warmings, das zum Ende des Januars eigentlich häufiger in Erscheinung tritt. Entsprechend positiv besetzt bleiben die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe, die im Mittel rund +150 km/h betragen. Erst mit Umkehrung des Vorzeichens wird es für die Wetterentwicklung in den unteren Luftschichten interessant. Anders formuliert, ist von der Höhe aus vorerst nicht mit Störimpulsen zu rechnen.
Der NAO-Index hat sich auf neutrale Bedingungen verändert und weist einen leicht negativen Trend aus. Das spricht für das Hoch auf dem Atlantik, dessen Ambitionen zu einem Blockadehoch von Erfolg gekrönt sein können. Abwarten, die Signale hierzu sind vorhanden, aber nicht eindeutig genug. Der AO-Index - also vereinfacht ausgedrückt der Zustand des Polarwirbels - wird in Teilen sowohl deutlich negativ, als auch positiv simuliert. Das ist ebenfalls keine klare Aussage und somit nicht verwertbar. Würde man es dennoch interpretieren wollen, so spricht einiges für eine nasskalte Nordwestwetterlage. Schaun mer mal.
Die Wetterprognose der Kontrollläufe und des europäischen Wettermodells
Die Kontrollläufe sind in den letzten 6 Stunden wieder ein Stück kälter geworden. Im direkten Vergleich zur Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells ist der Mittelwert der Kontrollläufe deutlich kühler und bewegt sich im Zeitraum vom 17. bis 24. Januar in 1.400 Meter Höhe im Bereich von -5 bis -7 Grad und über dem Süden bis -8 Grad. Der Flachlandwinter ist ab Höhenwerten von -5 bis -7 Grad zu diskutieren. Schaut man sich die durchschnittlichen Temperaturen in 2 Meter Höhe bspw. für den 20. Januar an, so liegen diese über dem Süden und Osten zwischen -1 und +1 Grad und über dem Norden und Westen zwischen +1 bis +3 Grad. Es reicht für den Flachlandwinter (noch) nicht.
Die Wetterprognose der Europäer wird hinsichtlich einer Aussage zum Winter konkreter. Das Hoch über Mitteleuropa verlagert sich bis zum 17. Januar auf den Atlantik und keilt nach Norden in Richtung Island auf (negativer NAO-Index). Im gleichen Zeitraum zentralisiert sich über der Barentssee der Polarwirbel und zeigt Ansätze, nach Süden auszutrogen. Das ist - aus Sicht der Freunde des Winterwetters
- nicht die schlechteste Konstellation.