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Wetterprognose Winter 2021/2022: Der Januar kann Wetter, aber kann er auch Winter?

| M. Hoffmann
Optionales Winterwetter ab den mittleren Lagen

Regen, Sturm, Hochwasser und ein Temperatursturz mit nachfolgend winterlichen Wettererscheinungen. Das sieht doch in Sachen Winterwetter einigermaßen gut aus - oder?

Ungewöhnlich mild und windig verläuft über dem Süden heute das Wetter mit +10 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad (Windprognose). Gleichzeitig strömen von Norden kühlere Luftmassen nach Deutschland und senken das Temperaturniveau bis zur Wochenmitte mit einem markanten Rückgang auf +0 bis +5 Grad ab. Über dem Norden und Nordwesten kann es mit bis +8 Grad milder blieben.

Schnee- und Graupelschauer

Regenwetter ist heute südlich der Linie von Köln und Dresden zu erwarten. Örtlich ergiebig und länger andauernd, sodass es zu regionalen Hochwassersituationen kleinerer Flüsse und Bäche kommen kann. Nachfolgend sind in den kühleren Luftmassen Schauer zu erwarten, die teils bis auf tiefere Lagen herab als Schnee- oder Graupelschauer niedergehen können. Mit der Ausbildung einer Schneedecke ist oberhalb etwa 500 bis 700 Meter zu rechnen (Schneeprognose), darunter zeigt sich der Wettercharakter von seiner nasskalten Seite. Zum Wochenende intensivieren sich die Niederschläge. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.

Ein nasskalter Witterungscharakter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein nasskalter Witterungscharakter
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zu warm für den Winter

Auch wenn es auf der obenstehenden Wetterkarte so aussieht, als ob das Tief eine kalte Nordströmung einleiten könnte, so handelt es sich um ein Downstream Development, dass am 10. Januar seinen Höhepunkt erreicht und die Temperaturen mit +0 bis +5 Grad in den nasskalten Bereich hält.

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Hochdruckblase über Westeuropa

Während das Downstream Development nicht wirklich als Störimpuls taugt, wölbt sich im Zeitraum vom 11. bis 12. Januar auf dem Atlantik das Azorenhoch nach Norden auf und verlagert seinen Schwerpunkt bis zum 13. Januar zwischen England, Frankreich und Spanien. Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen am östlichen Hochdruckgradienten, doch zu nah am Hochdruckkern. Die Niederschlagsaktivität lässt nach und mit einer längeren Sonnenscheindauer erreichen die Temperaturen über dem Süden +0 bis +6 Grad und nördlich der Linie vom Saarland und Sachsen +4 bis +8 Grad

Winterwetter ist nach dem, was die Europäer berechnen, nicht zu erwarten und unter diesen Umständen auch nicht möglich. Dazu müsste sich das Hoch weiter nach Westen - raus auf den Atlantik - verlagern und dort als Blockadehoch agieren. Theoretisch ist diese Verlagerung möglich, doch das Tief, das da über das europäische Nordmeer in Richtung Skandinavien zieht, verhindert das zunächst einmal. Anders formuliert eine nasskalte und über weite Strecken unwinterliche erste Januarhälfte. Nachfolgend ergeben sich wieder Optionen, doch dem Winter läuft mit dem steigenden Sonnenstand so langsam die Zeit davon.

Links das wenig wetterwirksame Downstream Development und rechts das Zentralhoch über dem westlichen Europa
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Links das wenig wetterwirksame Downstream Development und rechts das Zentralhoch über dem westlichen Europa
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Winter ist nur in der Theorie möglich

Für Freunde des Winterwetters klingt das nicht schön und ja, der Winter ist mit einem Mittelwert von +3,15 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um satte +2,4 Grad zu warm. Nahezu alle winterlichen Sollwerte sind im Rückstand und nun ist es so, dass diese nasskalte Witterung zunächst einmal so weitergeht. Der Rückstand wird nicht ab-, sondern ausgebaut und das in einer Zeit, in der der Winter eigentlich seine Hochphase feiern sollte.

Die Zonalisierung oder das Kippmoment?

Wir möchten uns heute einmal auf einen einzigen Zeitraum konzentrieren, da dieser nach der Wetterprognose der Amerikaner eine Schlüsselszene abbildet.

Das Azorenhoch versucht sich - wie nach dem europäischen Wettermodell - nach Europa durchzusetzen, doch was die Europäer lediglich andeuten, wird in der Wettervorhersage der Amerikaner nachdrücklicher berechnet. Die atlantische Frontalzone bahnt sich ihren Weg in Richtung Skandinavien und drückt das Azorenhoch nach Süden weg. Damit bricht die Zonalisierung mit ihrer dritten Welle durch und sorgt in der zweiten Januardekade für eine weitere Sturmserie.

Im Wettertrend von heute Nachmittag sieht man den Unterschied. Das Azorenhoch lässt sich nicht nach Süden drücken, sondern verschiebt sein Zentrum direkt über Mitteleuropa. Das ist für die Freunde des Winterwetters wie ein Faustschlag ins Gesicht. Nicht nur jede Wetterdynamik wird so aus dem System genommen, nein, mit viel Sonnenschein steigen die Temperaturen auf +1 bis +6 Grad und örtlich bis +9 Grad an. In den meist klaren Nächten ist hingegen mit mäßigem Frost von bis -5 Grad möglich.

Die Chance des Winters

Kommen wir noch zum theoretischen Winter. Der ist nur dann möglich, wenn sich das Tiefdruckzentrum zwischen Skandinavien und der Barentssee verlagert und das Hoch nach Westen wegdrückt. Wie das aussehen kann, haben wir in den letzten Tagen immer wieder einmal gezeigt und möchten diese Varianten - die aus der Schlüsselszene hervorgehen kann - einmal gegenübergestellt.

Links die Wetterprognose von heute Morgen, in der Mitte die von heute Nachmittag und rechts die eines Kontrolllaufes
Links und in der Mitte sieht man den Hauptlauf der Amerikaner. Knapp daneben ist eben daneben. Nur wenn das Hoch sich weiter nach Westen verlagert, wird es was mit dem Winter, wie man auf der rechten Seite eines exemplarischen Kontrolllaufes erkennen kann
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Erst nasskalt und dann…

Der Temperatursturz, der in den kommenden 24 Stunden erfolgt, ist markant und lässt die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe von aktuell +7 Grad auf -8 Grad absinken, was einem Temperaturrückgang von 15 Grad entspricht. Nur reicht dieser Temperaturrückgang nicht aus, um den Winter über das Flachland zu führen und zeigt sich - aus optimistischer Sicht - oberhalb etwa 300 bis 500 Meter. Realistisch aber ist eine winterliche Wetterlage, die sich im Bereich zwischen 500 und 800 Meter schwankt.

Die Schneeprognose

Dass dem so ist, zeigt sich in der Schneeprognose bis zum 9. Januar. Zwar sollte man die berechneten Neuschneemengen nicht 1:1 übernehmen, die Schneeprognose aber zeigt hervorragend das Potential von Schneefall auf, der auch zur Ausbildung einer Schneedecke führen kann.

Links die Schneeprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts die des deutschen Vorhersage-Modells bis zum 9. Januar
Links die Schneeprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts die des deutschen Vorhersage-Modells bis zum 9. Januar
© www.windy.com

Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab

Ja, über manchen Flachlandregionen werden in den kommenden Tagen ein paar Schneeflocken tanzen können, doch mit Winter hat das nichts gemeinsam und erst recht nicht mit dem Hochwinter. Der ist bis Mitte Januar weit entfernt und schaut man sich die Höhenwerte der Kontrollläufe in 1.400 Meter an, so steigen diese zum 10. Januar an und pendeln sich in einen Bereich ein, der zwischen -2 und -5 Grad schwankt. Damit hat der Winter unterhalb etwa 600 bis 700 Meter einen weiterhin schweren Stand.

Links die nasskalte Wetterphase mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Rechts der unsichere, aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit milde bis nasskalte Wettertrend in der zweiten Januardekade
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Links die nasskalte Wetterphase mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen. Rechts der unsichere, aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit milde bis nasskalte Wettertrend in der zweiten Januardekade
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
10. Januar -1 bis
+9 Grad
+1 bis
+4 Grad
14. Januar -3 bis
+11 Grad
+2 bis
+5 Grad
19. Januar -6 bis
+9 Grad
+0 bis
+3 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Was aus der Schlüsselszene im Tagesverlauf geworden ist, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle.

Update der Wetterprognose von 20:13 Uhr

Neue Rekordwerte. Heute wurden über Rheinfelden (Baden-Württemberg) um 11:30 Uhr +18,2 Grad erreicht. So war es an einem 4. Januar noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und so verwundert es nicht, dass die ersten Januartage in der Temperaturbilanz in tiefroten Werten daherkommen. Anders formuliert war das Wetter der Vergangenen Tage im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +9,5 Grad zu warm (!!!).

Kaltluftzufuhr

Doch mit einem markanten Temperatursturz haben sich die Temperaturen über dem Süden abgekühlt und schwanken derzeit um die +5 Grad-Marke. In den kommenden Tagen wird es über dem Süden und Osten noch etwas kühler, sodass Temperaturen von +0 bis +4 Grad zu erwarten sind und die Schauer bis auf tiefere Lagen in Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer übergehen. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann sich auch eine Schneedecke ausbilden. Milder bleibt es mit +2 bis +6 Grad über dem Norden und Westen, wobei über dem Nordwesten bis +8 Grad erreicht werden können.

Winterwetter?

Nein, als Winterwetter ist das, was in den kommenden Tagen folgt, nicht zu bewerten. Nasskaltes Wetter mit winterlichen Wettererscheinungen trifft es besser, denn auch über tieferen Lagen können Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer erwartet werden.

Schaut man sich die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend an, so braucht es schon etwas Fantasie, um den Winter zu erkennen. Das Azorenhoch legt sich im Zeitraum vom 10. bis 13. Januar quer über Europa und nimmt Kontakt mit dem Kontinentalhoch auf. Die einzige Chance die der Winter dabei hätte, wäre, wenn sich das Hoch weiter nördlicher Positioniert und am südlichen Gradienten von einem Kaltlufttropfen unterwandert werden kann. Wir haben diese beiden Varianten einmal gegenübergestellt. Die linke Variante, die dem Hauptlauf der Amerikaner von heute Abend entspricht, hätte Tageswerte von +4 bis +8 Grad und über dem Norden von bis +10 Grad zur Folge. Mit der Unterwanderung könnten die Tageswerte stattdessen im Dauerfrostbereich liegen. Kleine Ursache, große Wirkung, es ist aber exakt die Schlüsselszene, die wir heute Nachmittag einmal angesprochen haben.

Links die unwinterliche Hochdruckzone der Amerikaner, rechts die winterliche Variante von einem Kontrolllauf
Links die unwinterliche Hochdruckzone der Amerikaner, rechts die winterliche Variante von einem Kontrolllauf
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Instabiler Polarwirbel

Die Wetterprognose der Amerikaner kann man bis Mitte Januar als unwinterlich bewerten. Da passiert nicht viel. Doch die Veränderungen zeigen sich in den letzten 24 Stunden immer wieder innerhalb des Polarwirbels, der nach dem 15. Januar instabiler wird und entlang seiner Polarfront zu größeren Wellenbewegungen neigt. Das kann so weit gehen, dass es zwischen Alaska und Sibirien zu einem Polarwirbelsplit kommt und die kalten Luftmassen auf Umwegen nach Deutschland gelangen können.

Das ist im Moment nicht mehr als eine These, die es in den kommenden Tagen einmal näher zu verifizieren gilt, es zeigt aber, wie es mit dem Winter in der zweiten Hälfte noch was werden kann.

Nach dem 15. Januar neigt der Polarwirbel zu einer Instabilität, was unter bestimmten Voraussetzungen den Winter nach Deutschland bringen kann
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Nach dem 15. Januar neigt der Polarwirbel zu einer Instabilität, was unter bestimmten Voraussetzungen den Winter nach Deutschland bringen kann
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Wettervorhersage der Europäer: von Winter weit und vom Hochwinter sehr weit entfernt

Die Wetterprognose der Europäer spricht auch heute Abend eine klare Sprache. Ein Hochdruckzentrum baut sich im Zeitraum vom 10. bis 14. Januar zwischen England, Frankreich und Spanien auf. Und da Deutschland, Österreich und die Schweiz am östlichen Hochdruckgradienten liegen, werden mit einer zunehmenden Sonnenscheindauer die Temperaturen auf +2 bis +6 Grad und über dem Norden und Westen auf bis +8 Grad ansteigen können.

Der Winter hat demnach nur dann eine Chance, wenn sich das Hoch weiter nach Westen verlagert. Auch diese Varianten haben wird einmal gegenübergestellt. Um es aber auf den Punkt zu bringen - die Schlüsselszene für den weiteren Verlauf findet im Zeitraum vom 12. bis 14. Januar statt und diese kann den Winter noch einmal drehen, oder vollends in die extrem zu warme Richtung drehen. Abwarten.

Links die Wetterprognose der Europäer, rechts die eines Kontrolllaufes: Ein kleiner, aber feiner Unterschied
Links die Wetterprognose der Europäer, rechts die eines Kontrolllaufes: Ein kleiner, aber feiner Unterschied
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