Wettertrend: Wo steckt der Winter mit Schnee, Eis und Frost?
Wind, Regen und Sturm. Das Wetter im Januar beginnt turbulent und mild. Die atlantische Frontalzone macht auf sich aufmerksam und kann mancherorts für unwetterartige Starkwindereignisse sorgen. Wo aber bleibt der Winter?
Ungewöhnlich mild war es gestern mit +16,9 Grad in Freiburg, aber auch sonst bewegten sich die Temperaturen vielerorts nahe an der +15-Grad-Marke und sorgte an 16 Wetterstationen für neue Temperaturrekorde. Die Tagesmitteltemperatur lag gestern bei +13,22 Grad. Und in den kommenden Tagen wird es nochmals ähnlich warm werden können.
Ein Sturm und ein Temperatursturz
Bereits am Sonntag frischt der Wind kräftig auf und kann über den Küsten und den exponierten Lagen zu stürmischen Windböen führen, wobei auch schwere Sturmböen nicht auszuschließen sind. Werden am Dienstag über dem Südwesten noch bis +17 Grad möglich sein, so sorgt ein kräftiger Wind aus nördlichen Richtungen für einen Temperatursturz, was am Mittwoch nasskalte +0 bis +5 Grad und Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab ermöglicht. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Chance des Winters
Dass die atlantische Frontalzone tobt, werden wir in den kommenden Tagen zu spüren bekommen. Die Frage, die sich aber stellt - handelt es sich um eine nachhaltige Westwetterlage oder ist ein Störimpuls möglich, der dem Winter eine Chance bietet?
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Downstream Development
Wir haben die Definition eines Downstream Developments in den letzten Tagen häufiger besprochen und tatsächlich tritt es in den Vorhersagen der Prognose-Modelle immer wieder auf. Das ist bei einer aktiven Westwetterlage aber auch die einzige Chance für den Winter - auch wenn das zumeist in einem nasskalten Vergnügen endet. Aufgrund der hohen Nachfrage hier noch einmal die Definition eines Downstream Developments.
Ein Downstream Development kommt bei aktiven Westwindwetterphasen häufiger vor und ist Übersetzt eine stromabwärts-Entwicklung
- welche so auch wortwörtlich genommen werden kann. Vereinfacht ausgedrückt ist der Ablauf zunächst stringent von West nach Ost, wobei die Wellenbewegungen entlang der südlichen Gradienten zunehmen und sich stromabwärts
entwickeln. Das Hochdrucksystem wird zunehmend stärker und weicht nach Westen aus, sodass an seinem östlichen Gradienten eine Hochdruckkeilausbildung nicht mehr stattfinden kann, stattdessen rutschen
die Tiefdrucksysteme von Nordwest nach Südost bis über die Mittelmeerregion ab.
Starkwindereignisse
Und exakt ein solches Downstream Development berechnen die Europäer heute erneut. Bis es aber soweit ist, muss die atlantische Frontalzone noch eine Schippe
drauflegen und das geschieht in Zeitraum vom 7. bis 9. Januar. Ein kräftiges Sturmtief erreicht Deutschland und lässt das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse ansteigen. Schwerer Sturm bis hin zu orkanartigen Winden ist in diesem Zeitraum möglich. Die Temperaturen erreichen +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad.
Kaltluftzapfen
Im Zeitraum vom 10. bis 11. Januar bildet sich dann das Downstream Development aus und führt mit einem Kaltlufttropfen kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen bis zum 11. Januar auf -2 bis +4 Grad zurückgehen lässt. Die Schauer gehen bis auf tiefere Lagen in Schnee über und ab den mittleren Lagen oberhalb etwa 300 bis 500 Meter kann mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der ewig optionale Winter
Die Amerikaner berechnen im Zeitraum vom 6. bis 9. Januar ein erhöhtes Potential für Starkwindereignisse über Deutschland, doch zögert die atlantische Frontalzone im Vergleich zu den Europäern, was eine generelle Sturmtiefserie infrage stellt. Dennoch wird es in der ersten Januardekade windig und phasenweise auch stürmisch werden können - daran führt kein Weg vorbei.
Downstream Development
Die atlantische Frontalzone erreicht am 8. Januar ihren vorläufigen Höhepunkt und nachfolgend beginnt der Abspaltungsprozess eines Teilsystems nach Süden, der zum 10. Januar abgeschlossen sein dürfte. Die Temperaturen erreichen am 8. Januar +2 bis +6 Grad und sinken bis zum 11. Januar auf -1 bis +5 Grad ab. Auch nach der Wetterprognose der Amerikaner reicht es nicht mehr, als zu einer nasskalten Witterung, bei der der Winter ab den mittleren Lagen optional wird.
Atlantische Frontalzone, die Zweite
Da der Abspaltungsprozess nur minimalste Auswirkungen auf die atlantische Frontalzone hat, legt diese zwischen dem 11. und 14. Januar nach und so überqueren weitere Sturmtiefzentren Deutschland, Österreich und die Schweiz von West nach Ost und lassen das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse ansteigen.
Die Chance des Winters
Auch wenn sich die atlantische Frontalzone regeneriert und die Westdüse
aufrechterhält, so tut sich nach der Wettervorhersage der Amerikaner was in Sachen Winter. Bis zum 15. Januar kann sich zwischen Skandinavien und der Barentssee ein Tiefdruckzentrum etablieren, gleichzeitig dehnt sich innerhalb des Polarwirbels hoher Luftdruck aus und wird nicht nur stärker, sondern auch dominanter. Das ist für den Winter Chance und Risiko zugleich.
Die Hochdruckachse zwischen Kanada und Sibirien bleibt bis zum 16. Januar bestehen und ist zunächst einmal kein Garant für einen nachhaltigen Wintereinbruch über Mitteleuropa. Vielmehr spricht diese Hochdruckverbindung für einen Erhalt der Westwetterlage, doch es gibt einen Unterschied und das ist das Tiefdruckzentrum über der Barentssee. Dieses Tief verhindert, dass sich das Azorenhoch über Europa ausdehnen kann und da das Azorenhoch gut ausgebildet ist, sucht es über Island den Kontakt zum Polarhoch. Ob diese Verbindung zustande kommt, ist erst einmal von sekundärer Bedeutung. Wichtiger ist für die Freunde des Winterwetters
, dass das Azorenhoch auf dem Atlantik als Störimpuls agiert und der Tiefdruckrinne einen Dämpfer - oder besser eine Delle - verpasst.
Und plötzlich … Winter?
Das Tiefdrucksystem über der Barentssee beginnt ab dem 14. Januar nach Süden auszutrogen und zieht in diesem Prozess kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden. Mit einem Nordsturm sinken die Werte über dem Süden und Osten auf -2 bis +3 Grad ab und bleiben über dem Norden und Westen mit +0 bis +6 Grad vergleichsweise mild, da die kalten Luftmassen über die warme
Nord- und Ostsee strömen. Dazu gibt es immer wieder - teils kräftige - Schnee- oder Graupelschauer, die ab den mittleren Lagen den Winter zur Folge haben können. Der ewig optionale Winter eben. Mehr ist für den Moment nicht möglich oder gar zu erwarten.
Auf den Punkt gebracht: Spannendes und turbulentes Wetter
Wer dynamische Wetterlagen mag, der wird in den kommenden Tagen seine helle Freude am Wetter haben. Die Zonalisierung bahnt sich ihren Weg nach Deutschland und sorgt für eine turbulente Wetterlage, die mit einem möglichen Downstream Development den Überraschungseffekt auf ihrer Seite haben kann.
Die aktuell für die Jahreszeit viel zu hohen werden sich nicht behaupten können und sinken in den nasskalten Bereich ab. Diesen Temperaturtrend bestätigen die Kontrollläufe. Das Temperaturniveau in 1.400 Meter Höhe sackt von aktuell +8 Grad (!!!) bis zum 5. Januar auf -8 Grad ab und pendelt sich darüber hinaus auf -3 bis -5 Grad ein. Für den Flachlandwinter werden Höhenwerte von -5 bis -7 Grad und für einen Wintereinbruch ab den mittleren Lagen werden -4 bis -6 Grad benötigt. Das unterstreicht einmal mehr den nasskalten Witterungstrend, bei dem der Winter lediglich optional bleibt.
Niederschlagsprognose
Ja, so eine aktiv-dynamische Wetterlage wird mit ihren Tiefdrucksystemen zahlreiche Niederschlagsgebiete über Deutschland hinwegführen, doch muss man hinsichtlich der Niederschlagsprognose skeptisch bleiben. Viel Wind ungleich viel Regen und schon gar nicht über den sog. Lee-Gebieten (Regenschattenseiten). Deutlicher wird das in der Regenprognose der beiden Vorhersage-Modelle. Trotz der Unterschiede zeigt sich der für die Westwetterlage typische Niederschlagsschwerpunkt über den westlichen Regionen.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
7. Januar | -2 bis +8 Grad |
+2 bis +4 Grad |
11. Januar | -5 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |
16. Januar | -5 bis +8 Grad |
+1 bis +3 Grad |
Was sich im Tagesverlauf an Veränderungen ergeben hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:26 Uhr
Das Downstream Development wurde heute Nachmittag und heute Abend von der Wetterprognose der Amerikaner bestätigt und hat im Zeitraum vom 7. bis 11. Januar gute Aussichten auf Erfolg das Wetter über Deutschland zu beeinflussen.
Stürmisches und turbulentes Wetter über Deutschland
Da einem Downstream Development grundsätzlich eine sehr aktive Westwindphase vorausgeht, ist im Zeitraum vom 5. und 9. Januar immer wieder mit kräftigen Sturmböen zu rechnen, die sich auch über den tieferen Lagen und über dem Süden bemerkbar machen können.
Nasskalt
Der Wettertrend selbst ist nicht durch eine klassisch milde Westwetterlage geprägt, vielmehr durch eine nasskalte Nordwestanströmung der Luftmassen, was die Temperaturen über dem Norden und Westen bis zum 5. Januar auf +4 bis +8 Grad und über dem Süden und Osten auf -1 bis +4 Grad zurückgehen lassen kann. Nachfolgend ändert sich bis zum 10. Januar an der nasskalten Witterung wenig und mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer kann gerechnet werden. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter ist mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen.
Zum Höhepunkt der Zonalisierung kommt es zum Downstream Development, doch fällt dieses zu schwach aus, um wirklich etwas in Sachen Winterwetter zu ändern und so setzt sich der nasskalte Wettertrend erst einmal fort.
Polarwirbelsplit
Heute Nachmittag berechneten die Amerikaner einen klassischen Polarwirbelsplit zwischen Kanada/Alaska und der Karasee/Sibirien. Heute Abend wird der Ansatz angedeutet. Wie bereits heute Nachmittag erläutert setzt sich zu diesem Zeitpunkt die atlantische Frontalzone mit einem Tief über der Barentssee fest. Das erhöht die Chancen, dass das Azorenhoch auf dem Atlantik verweilt und auf diese Art und Weise als Störimpuls gegenüber der atlantischen Tiefdruckrinne agiert. Anders formuliert fehlt nicht viel und das Tief über der Barentssee trogt nach Süden aus und sorgt mit einem Arctic Outbreak über Deutschland, Österreich und der Schweiz für einen Wintereinbruch. Diese Entwicklung ist für den Moment mehr ein theoretischer Ansatz, bei dem vieles passen muss. Anders formuliert muss erst einmal die Reaktivierung der Zonalisierung abgewartet werden, ob und für wie lange diese überhaupt stattfinden wird - anschließend wird man weitersehen.
Der Stratosphärenwirbel
Ein Minor-Warming erreicht zum 5. Januar in Stratosphärenhöhe sein Maximum und schwächt sich nachfolgend ab. Damit hat dieses Ereignis für die unteren Luftschichten - und damit für das Wetter - keinerlei Bedeutung. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe bleiben mit bis +150 km/h positiv besetzt. Damit steht fest, dass die Entwicklung in Stratosphärenhöhe in den kommenden 14 Tagen keine Relevanz für die Wetterentwicklung hat. Erst wenn sich ein Major-Warming entwickelt, wird es interessant, das aber braucht 7 bis 10 Tage, bis sich das in den unteren Luftschichten bemerkbar machen kann.
Die Wetterprognose der Kontrollläufe
Die Kontrollläufe sind seit Tagen auf eine nasskalte Witterung fixiert. Zum 5. Januar kommt in 1.400 Meter Höhe es zu einem Temperatursturz von bis zu 12 Grad und im nachfolgenden Zeitraum pendeln sich die Höhenwerte auf -3 bis -5 Grad ein. Das reicht nicht für den Flachlandwinter, macht den Winter jedoch ab den mittleren Lagen optional.
Die Schneeprognose
Die nachfolgende Schneeprognose ist mit großer Vorsicht zu genießen, da die Schneefallgrenze bestenfalls um die mittleren Lagen herum schwankt, jedoch Schnee- und Graupelschauer bis auf tiefere Lagen zulässt. Die Schneeprognose veranschaulicht jedoch hervorragend das Potential, das in der kommenden Wetterlage steckt. Langweilig wird es nicht werden.