Wetter Winter 2021/2022: Zwischen Winter und Frühling - Westdrift oder Arctic Outbreak?
Der Winter - kaum ist er da, befindet er sich auch schon auf dem Rückzug und macht Platz für ungewöhnlich warme Luftmassen, was zum Jahreswechsel die Temperaturen auf bis +17 Grad ansteigen lassen kann. Doch ganz so chancenlos ist der Winter nicht, auch wenn es zunächst einmal danach aussieht.
Markanter Wetterwechsel. Mit viel Wind werden die frostigen Temperaturen aus dem Norden und Nordosten weggeblasen und durch milde Luftmassen ersetzt. Der Temperatursprung ist enorm und kann bis zum 31. Dezember zu Temperaturen von +10 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad führen.
Stürmisch und Wechselhaft
Der Wind kann am Dienstag, Donnerstag, in der Silvesternacht und am 3. Januar stark böig bis stürmisch auffrischen und über den Küsten von Nord- und Ostsee, sowie über den exponierten Lagen sind schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen (Windprognose). Der Wind treibt immer wieder Niederschlagsfelder über Deutschland hinweg, sodass ein überwiegend wechselhafter, windiger und milder Wettercharakter vorherrschend sein wird. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die volle Westdröhnung
Die Wetterprognose der Europäer hält Kurs und berechnet heute erneut die Reaktivierung der Westwetterlage in voller Stärke.
Ein Keil wird in den Polarwirbel hineingetrieben
Im Zeitraum vom 3. bis 5. Januar dehnt sich von den Aleuten aus ein Hochdruckkeil in den Polarwirbel hinein aus und dehnt sich bis zum 6. Januar nicht in Richtung europäisches Nordmeer aus, sondern knickt
in Richtung Kanada ab.
Die atlantische Frontalzone - mit voller Wucht
Bedingt durch die Hochdruckachse werden kalte Luftmassen nach Kanada transferiert und strömen über dem östlichen Kanada nach Süden in Richtung Neufundland aus. Das sorgt über dem Atlantik für einen sprunghaften Anstieg der Tiefdruckaktivität und durch den fehlenden Störimpuls in Form eines Hochdrucksystems kann sich die atlantische Frontalzone ungestört entfalten und bis zum 7. Januar mit viel Wind und zeitweiligen Niederschlägen das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz beeinflussen.
Kein Winterwetter
Da der Wind aus westlichen Richtungen kommend milde Luftmassen nach Deutschland führt, ist bei Tageswerten von +4 bis +8 Grad nicht mit winterlichen Wetterverhältnissen zu rechnen. Zumindest nicht über dem Flachland und den mittleren Lagen.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein winterlicher Wettertrend
Die Wetterprognose der Amerikaner ist anders aufgestellt und das beginnt schon mit dem Keil des Hochdrucksystems über den Aleuten, der deutlich weniger impulsiv in den Polarwirbel hineinragt.
Hochdruckachse Sibirien und Kanada
Stattdessen bilden im Zeitraum vom 2. bis 4. Januar ein Hoch über Kanada und Sibirien eine Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels aus und lassen die kalten Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Süden strömen, was zu einer ähnlich hohen Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik führen wird, wie sie vom europäischen Wettermodell simuliert wird.
Doch spielt nach den Amerikanern das Hoch zwischen dem Atlantik und Europa eine gewichtigere Rolle. Es verhält sich alles andere als passiv und strebt immer wieder nach Norden auf, was entlang der Polarfront zu einer erhöhten Wellenbewegung führt. Ein Durchrauschen der Westwetterlage ist auf diese Art und Weise nicht möglich.
Auch wenn eine Zonalisierung so nicht möglich ist, verhindert die Hochdruckposition den Winter und so pendeln sich die Temperaturen bis zum 7. Januar auf nasskalte +4 bis +8 Grad ein. Dazu gibt es bei starker bis wechselnder Bewölkung immer wieder Niederschlagsereignisse unterschiedlichster Intensität.
Wintereinbruch
Das Hoch befindet sich am 7. Dezember westlich von Europa. Zum gleichen Zeitpunkt aber möchte die atlantische Frontalzone mit aller Macht nach Europa vordringen und nach der aktuellen Wetterprognose gelingt dieser Vorstoß bis zum 8. Januar. Die atlantische Frontalzone erreicht Skandinavien und trogt mithilfe des Hochs auf dem Atlantik nach Süden aus und leitet über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine nordwestliche Grundströmung ein.
Nachfolgend trogt das Tief bis zum 10. Januar weiter nach Süden aus und dreht die Grundströmung von Nordwest auf Nord. Auf diese Weise können kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - in Richtung Deutschland - geführt werden.
Schnee, Eis und Frost
Die Temperaturen erreichen am 8. Januar +0 bis +5 Grad, am 10. Januar -4 bis +2 Grad und am 11. Januar ist nach dem Wettertrend der Amerikaner mit -6 bis +0 Grad über ganz Deutschland mit Dauerfrost zu rechnen. Dazu gibt es immer wieder Schneefall und es kann sich bis über das Flachland eine Schneedecke ausbilden.
Auf den Punkt gebracht: Eine Zunahme von kälteren Varianten
Gerade was die Wetterprognose der Amerikaner angeht, muss man bei extremeren Varianten besonders skeptisch sein. Diese Varianten berechnen zwar plausible Lösungen, doch sind diese weniger wahrscheinlich.
Dass dem so ist, zeigt sich im Vergleich zu den Kontrollläufen, wo die Amerikaner - mit Abstand - die kälteste Lösung repräsentieren. Dennoch folgen die Kontrollläufe einem kälter werdenden Wettertrend. Das Maximum der Milderung ist mit Temperaturen von +5 Grad in 1.400 Meter Höhe am 2. Januar zu erwarten. Nachfolgend sinkt bis zum 6. Januar das Temperaturspektrum in der Höhe auf -2 Grad ab und bis zum 11. Januar tendieren die Werte in der Höhe mit -5 Grad in den Bereich, der für die Jahreszeit normal ist. Interessant aber sind die Berechnungen außerhalb des Mittelwertes und da haben in den letzten 24 Stunden kältere Varianten zugenommen.
Das ist jedoch nicht mit einem Wintereinbruch gleichzusetzen, nein, vielmehr bestätigt sich der zunehmend nasskalte Wettertrend der letzten Tage. Anders formuliert ist ein Temperaturspektrum von +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad realistischer als Dauerfrost und Schneefall. Worum es aber im Kern geht, ist die Frage der Nachhaltigkeit der Westwetterlage und diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten und hängt unmittelbar mit der Hochdruckausbildung innerhalb des Polarwirbels zusammen. Wir haben einmal die extremsten Varianten herausgesucht, um das Prinzip von Ursache und Wirkung zu verdeutlichen.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
2. Januar | +2 bis +15 Grad |
+8 bis +10 Grad |
6. Januar | -5 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
11. Januar | -6 bis +8 Grad |
+1 bis +4 Grad |
Ob im Tagesverlauf die zonalen Grundlagen verstärkt oder die winterlichen Ambitionen gestützt wurden, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr in einer Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:05 Uhr
Im Grunde hat sich die Wetterprognose der Amerikaner heute im Tagesverlauf nur wenig verändert. Der Aufbau der Zonalisierung zeigt sich bis zum 7. Januar schwunghaft und sieht vielversprechend aus, doch nachfolgend wölbt sich das Hoch über dem Süden nach Norden auf und beginnt die Zonalisierung zu stören.
Eine nachhaltige Zonalisierung lässt sich nach dieser Wetterprognose nicht aufbauen. Der Grund ist das Hoch, das sich bis zum 9. Januar über die Azoren weiter nach Westen und bis zum 11. Januar nach Norden in Richtung England, Island und Skandinavien aufwölbt.
Mild, nasskalt, dann winterlich
Die Westwetterlage führt mit +6 bis +12 Grad bis zum 7. Januar milde Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nachfolgend kippt die Tiefdruckachse nach Südosten ab und führt mit +2 bis +6 Grad nasskalte Luftmassen nach Deutschland.
Im Zeitraum vom 9. bis 11. Januar trogt ein Tief über Mitteleuropa nach Süden aus und führt im Zusammenspiel mit dem Hochdruckkeil kalte Luftmassen nach Deutschland. Die Temperaturen sinken auf -5 bis +0 Grad ab und zeitweiliger Niederschlag kann bis auf die tieferen Lagen in Schnee übergehen und für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen.
Kräftigeres Minor-Warming
In Stratosphärenhöhe entwickelt sich derzeit ein Minor-Warming, das seinen Höhepunkt am 6. Januar erreichen wird, sich jedoch nicht zu einem Major-Warming weiterentwickeln kann. Somit bleibt dieses Phänomen für die unteren Luftschichten von einer geringeren Relevanz. Für den Moment zählt lediglich, dass der Ansatz eines Major-Warmings erhalten bleibt.
Die Windgeschwindigkeiten erreichen in Stratosphärenhöhe momentan +160 km/h und sinken zum 9. Januar auf +80 km/h ab. Eine Schwächung ist zu erkennen, doch interessant wird es erst, wenn sich die Vorzeichen ändern, denn ab diesem Zeitpunkt beginnen sich die Winde in Stratosphärenhöhe von einer West-Ost auf eine Ost-West-Richtung zu drehen und die unteren Luftschichten in Turbulenzen zu versetzen.
Der AO-Index hat in den vergangenen 24 Stunden eine leicht positive Entwicklung erfahren, was einen Polarwirbelsplit weniger wahrscheinlich macht. Der NAO-Index bleibt in der ersten Januardekade positiv besetzt, was auf die Dominanz der atlantische Frontalzone zurückzuführen ist.
Im Kern der Wetterprognose steht nach wie vor die Milderung, die zum 3. Januar anhält und sich nachfolgend in den nasskalten Bereich entwickelt, was die Kontrollläufe heute Abend bestätigen. Winterliche Optionen sind ab dem 5. Januar vorhanden, doch zum aktuellen Stand in der Minderheit. Gegenüber heute Morgen sind die Kontrollläufe etwas kühler geworden, bleiben mit einem Temperaturspektrum vom +2 bis +6 Grad für die Jahreszeit zu mild.
Wetterprognose der Europäer
Die Europäer zeigen heute Abend die Möglichkeit eines Polarwirbelsplits, doch wird dieser bereits im Keim erstickt und bricht zügig in sich zusammen. Mehr wie eine nasskalte Witterung springt dabei nicht heraus.