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Wettertrend Winter 2021/2022: Winterluft oder Frühlingsduft?

| M. Hoffmann
Sowohl eine milde, als auch winterliche Wetterlage sind in der zweiten Dezemberdekade möglich

Eine Entwicklung zwischen den Azoren und der Barentssee könnte in den kommenden Tagen die Weichen in Richtung Winter stellen und eine weiße Weihnacht ermöglichen, doch dafür bedarf es ganz bestimmte und spezielle Voraussetzungen.

Regenerierung des Troges. Die nasskalte Witterung dominiert das Wetter der kommenden Woche und zum Ende der Woche wird es noch etwas kühler. Über den östlichen Landesteilen ist bereits zur Wochenmitte mit Dauerfrost zu rechnen, der sich bis zum Ende der Woche langsam nach Westen ausdehnt. Die Schneefallgrenze sinkt bis auf die tieferen Lagen ab und es kann sich - in den Nächten - auch über dem Westen eine dünne Schneedecke ausbilden. Es wird langsam winterlich. Weitere Informationen zum Wetter Dezember 2021.

Die Schneeprognose

Die Tiefdrucksysteme der Woche sorgen in Form von Schauern meist für leichte Niederschlagsereignisse, doch durch sog. Hebungsvorgänge können die Schauer kräftiger und länger andauernd ausfallen. Entsprechend unterschiedlich fällt die Schneeprognose aus und Details bleiben abzuwarten. Die Schneeprognose aber zeigt, wo die Niederschlagsschwerpunkte liegen werden.

Links die Schneeprognose des Deutschen Wetterdienstes bis 8. Dezember. In der Mitte die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 10. Dezember
Links die Schneeprognose des Deutschen Wetterdienstes bis 8. Dezember. In der Mitte die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 10. Dezember
© www.windy.com

Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Der Winter steht vor der Tür

Ob der aber die Türschwelle nach Deutschland überschreiten kann, hängt am 10. Dezember von der Ausbildung einer Hochdruckbrücke zwischen dem Azoren- und dem Kontinentalhoch ab.

So öffnet sich die Tür für den Winter

Sollte die Hochdruckbrücke zustande kommen, so würde der Trog zum kommenden Wochenende abgeschnürt und von der atlantische Frontalzone entkoppelt werden. Der Rest der Tiefdruckrinne wird durch die Hochdruckbrücke nach Norden abgelenkt und über Deutschland, Österreich und der Schweiz stellt mithilfe einer östlichen Grundströmung Winterwetter ein. Unter diesen Bedingungen öffnet sich die Türe für den Winter.

Und so schließt sich die Türe

Kommt die Hochdruckbrücke - wie nach der aktuellen Wetterprognose der Europäer - nicht zustande, so zentralisiert sich die atlantische Frontalzone über Island und befördert auf ihrer Vorderseite milde Luftmassen nach Deutschland. Erreichen die Temperaturen am 10. Dezember +0 bis +5 Grad, so können es am 14. Dezember +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +10 Grad sein, die dem Winter die Türe vor der Nase zuschlägt und zudem noch verriegelt.

Dazu kommen kräftige Winde, die über exponierten Lagen zu stürmischen Windböen führen können und mit zeitweiligem Niederschlag ist zu rechnen, der sich bis auf die höheren Lagen verflüssigt.

Links die Schlüsselszene - kommt die Hochdruckbrücke, hat der Winter eine Chance, andernfalls setzt sich die atlantische Frontalzone durch (re.)
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Links die Schlüsselszene - kommt die Hochdruckbrücke, hat der Winter eine Chance, andernfalls setzt sich die atlantische Frontalzone durch (re.)
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Und dann ist da ja noch das Betonhoch

Während die Europäer mehr an der Zonalisierung arbeiten, ist es bei den Amerikanern ein missglückter Polarwirbelsplit, der zu einem Displacement führen kann. Je nach Hochdruckposition kann das zu ungewöhnlich hohen, als auch zu winterlichen Temperaturverhältnisse führen.

Der Abkopplungsprozess gelingt

Der erste Unterschied zwischen der Wetterprognose der Amerikaner und den Europäern findet man am 11. Dezember. Nach dem amerikanischen Wettermodell gelingt die Hochdruckbrücke und der Trog wird abgeschnürt. Der Wind weht über Deutschland aus östlichen Richtungen und die Temperaturen verweilen bis zum 13. Dezember in einem Bereich um die Null-Grad-Grenze. Insbesondere über dem Süden und dem Osten kann mit zeitweiligem Schneefall gerechnet werden, was die dort vorhandene Schneedecke weiter ansteigen lassen kann.

Hoher Luftdruck dehnt sich aus

Diese Hochdruckbrücke hat zudem einen direkten Effekt auf die atlantische Frontalzone, die im Zeitraum vom 12. bis 15. Dezember einen Umweg über das europäische Nordmeer in Richtung Skandinavien nehmen muss. Dieser Prozess ist äußerst dynamisch und drückt die Hochdruckbrücke nach Süden und ist - für den Winter - zugleich die Gefahr, dass sich daraus eine ungewöhnlich warme Südwestwetterlage einstellen kann.

Doch nach der aktuellen Prognose bleibt die Hochdruckbrücke in einer nördlichen Position und bildet über England ein Zentrum aus. Das ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters in doppelter Hinsicht eine positive Entwicklung.

Teils winterliche Wetterverhältnisse

Das westliche gelagerte und nach Norden verschobene Hochdruckzentrum lässt über Europa keine Zonalisierung zu. Zudem sorgt die Hochdruckzone über dem Süden und dem Osten bis zum 19. Dezember für Dauerfrost, während über dem Westen und dem Norden der maritime Einfluss über dem Westen und Norden die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Der Winter ist somit nicht ganz chancenlos

Und noch etwas. Der Hochdruckkern westlich von Europa kann unter bestimmten Voraussetzungen nach Norden - in Richtung Grönland - aufstreben und so zu einer erneut meridionalen Grundströmung führen. Steigt das Hoch in den Polarwirbel hinein auf, so ist das Thema weiße Weihnachten zu diskutieren.

Links das Kippmoment in Richtung einer ungewöhnlich warmen Südwestwetterlage, oder wie rechts dem Erhalt der meridionalen Grundströmung mit winterlichen Optionen an Weihnachten
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Links das Kippmoment in Richtung einer ungewöhnlich warmen Südwestwetterlage, oder wie rechts dem Erhalt der meridionalen Grundströmung mit winterlichen Optionen an Weihnachten
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Westwetter, Betonhoch oder doch der Winter?

Es ist interessant, dass nach 168 Stunden infolge noch immer keine Klarheit herrscht, welche Position das Hoch zum Beginn der zweiten Dezemberdekade einnehmen wird. Und so behält die Überschrift heute ihre Gültigkeit und das Spektrum der möglichen Wetterentwicklungen bleibt breit gestreut.

Stellt man die Wahrscheinlichkeiten von Winterwetter und einer ungewöhnlich warmen Wetterentwicklung gegenüber, so hat sich in den letzten 24 Stunden wenig verändert. Der Winter bleibt optional, die Milderung ist wahrscheinlich. Deutlicher zeigt sich das in den Kontrollläufen. Im Zeitraum vom 8. bis 11. Dezember ist über dem Süden und Osten Dauerfrost möglich, der sich über dem Osten bis auf tiefere Lagen und über dem Süden bis auf 300 Meter herab durchsetzen kann. Im Zeitraum vom 11. bis 18. Dezember wird eine rasante Milderung bestätigt.

Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe steigen auf bis +2 Grad an, was über tieferen Lagen ein Temperaturspektrum von +6 bis +12 Grad ermöglicht. Das ist weit - sehr weit - vom Winter entfernt. Erst in der Vorweihnachtszeit sinkt das zu warme Spektrum allmählich ab, bleibt aber für die Jahreszeit deutlich zu warm.

Die Niederschlagsprognose ist vom 7. bis 12. Dezember leicht und regional mäßig erhöht. Vom 12. bis 20. Dezember schwächt sich die Niederschlagstätigkeit ab, was ein Indiz auf die milde Hochdruckzone sein kann (Betonhoch). Deutlicher zeigt sich das im Mittelwert aller Kontrollläufe.

Die warme Hochdruckzone über Deutschland, Österreich und der Schweiz
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die warme Hochdruckzone über Deutschland, Österreich und der Schweiz
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
11. Dezember -3 bis
+11 Grad
+1 bis
+3 Grad
15. Dezember -1 bis
+15 Grad
+5 bis
+7 Grad
20. Dezember -3 bis
+11 Grad
+2 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

In welche Richtung die Prognosen im Tagesverlauf mit welchen Folgen für das Wetter über Deutschland gekippt sind, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle mit einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:13 Uhr

Wirklich verändert haben sich die Berechnungen der Vorhersage-Modelle nicht. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt das Hoch sowie dessen Position und Umfang. Nach den Amerikanern sorgt das Hoch für ein Displacement des Polarwirbels, was zunächst einmal milde Luftmassen nach Deutschland führt und die Temperaturen bis zum 15. Dezember auf +10 bis +15 Grad ansteigen lässt. Nachfolgend verlagert sich die Hochdruckzone weiter nach Norden und sorgt über Deutschland für eine östliche Grundströmung. Bis zum 20. Dezember pendeln sich die Temperaturen auf +4 bis +8 Grad. Unter dem Strich eine wenig winterliche Wetterentwicklung, wobei das Potential für selbigen erhalten bleibt.

Aktivierung der atlantische Frontalzone

Nach der Wetterprognose der Europäer nimmt die atlantische Frontalzone Anlauf und versucht mit einer Zonalisierung das Wetter über Deutschland zu beeinflussen. Das gelingt jedoch nur zum Teil und herauskommt eine südwestlich gelagerte Westströmung, bei der die Temperaturen unter Zunahme von Wind bis zum 14. Dezember +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +12 Grad erreichen können.

Beide Vorhersage-Modelle sind zum Beginn der zweiten Dezemberdekade wenig winterlich aufgestellt
Beide Vorhersage-Modelle sind zum Beginn der zweiten Dezemberdekade wenig winterlich aufgestellt
© www.meteociel.fr

Das Dilemma und die Chance für den Winter

Die Druckanomalien bringen es relativ gut auf den Punkt. Man erkennt eine gewaltige Hochdruckzone, die sich über Sibirien bis nach Skandinavien ausdehnt und den Kontakt zum Azorenhoch sucht. Dazwischen finden die Tiefdrucksysteme ihren Platz, was die Chance für den Winter ist. Schließt sich jedoch die Lücke, war es das für den Winter vorerst.

Die Kontrollläufe stützen die Berechnungen der beiden Vorhersage-Modelle - zumindest in einem für die Jahreszeit zu milden Temperaturtrend. Die Temperaturen bewegen sich in 1.400 Meter Höhe zwischen +4 und +0 Grad. Über tiefere Lagen hat das im Zeitraum vom 12. bis 20. Dezember Tageswerte von +5 bis +10 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer von bis +12 Grad zur Folge. Über den westlich gelegenen Ballungsgebieten können bis +14 Grad möglich sein.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Druckanomalien
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Druckanomalien
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