Wetterprognose Winter 2021/2022: Frühlings- oder Winterwetter?
Der Winter versucht sich auch in den kommenden Tagen über Deutschland durchzusetzen und das mag ab den mittleren Lagen auch gelingen, doch richtiges Winterwetter sieht anders aus. Ist das der Winterfahrplan für die zweite Dezemberdekade oder quetscht sich noch ein warmes Hochdrucksystem dazwischen?
Winterlich ab den mittleren Lagen. Kühle Luftmassen haben sich über Deutschland durchgesetzt und mancherorts konnten Schnee- oder Graupelschauer beobachtet werden. In der Nacht auf Samstag erneuert sich der Trog, doch bevor es kühler werden kann, können etwa südlich der Linie von Köln und Dresden mildere Luftmassen nach Deutschland geführt werden. Der Niederschlag der Nacht kann noch als Schnee niedergehen. Im Tagesverlauf geht der Schnee rasch in Regen über und bei Temperaturen von +4 bis +8 Grad setzt unterhalb etwa 1.000 Meter Tauwetter ein. Weiter nach Norden hat die Milderung einen schweren Stand und es bleibt mit +0 bis +5 Grad nasskalt. Die Niederschläge können zum Samstagabend im Schwerpunkt zwischen Bremen und Berlin bis auf tiefere Lagen als Schnee niedergehen und oberhalb etwa 200 Meter für die Ausbildung einer Schneedecke sorgen. Weitere Informationen zum Wetter Dezember 2021.
Regenerierung des Troges - Wie viel Schnee ist zu erwarten
Im Zeitraum vom 5. bis 7. Dezember erreichen die kühlen Luftmassen den Süden von Deutschland und die Temperaturen gehen allgemein auf +0 bis +5 Grad zurück. Oberhalb etwa 350 bis 550 Meter setzt Dauerfrost ein und zeitweilige Schauer gehen als Schneeregen- oder Schneeschauer nieder, die oberhalb etwa 200 bis 500 Meter zur Ausbildung einer Schneedecke führen können. Da es sich um Schauer handelt, ist die Schneeprognose mit einem gewissen Maß an Skepsis zu bewerten. Man erkennt aber die Schwerpunkte und einer davon liegt zwischen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Von Samstag bis Sonntag wird dort die Ausbildung einer Schneedecke sehr wahrscheinlich und hebt sich von den anderen Regionen deutlich ab.
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: ein Auf und Ab der Temperaturen
Die Europäer haben heute eine erneute Schlüsselszene zwischen dem 7. und 8. Dezember im Programm, bei der das Winterwetter - zumindest eine hypothetische - Chance bekommt.
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Abkoppelung der atlantische Frontalzone
Das war in den Wetterprognosen der letzten Tage immer wieder einmal ein Thema. Die atlantische Frontalzone versucht sich nach Mitteleuropa durchzusetzen, um nachfolgend eine Tiefdruckrinne zu etablieren. Doch eine Hochdruckzone, die sich zwischen dem Azorenhoch über Skandinavien bis zum Kontinentalhoch aufbauen kann, könnte der atlantische Frontalzone einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen.
Warum? Die atlantische Frontalzone wird mit ihrem Tief über Europa entkoppelt und mithilfe der Hochdruckzone entsteht über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine kalte Ostwetterlage, die mit Schnee, Eis und Dauerfrost einer Definition von Winter auch gerecht werden kann.
Nasskalt
Das Winterwetter bleibt aber vorerst hypothetisch, denn in der aktuellen Wetterprognose kommt die Abkopplung des Tiefdrucksystems nicht zustande. Stattdessen stellt sich vom 8. bis 11. Dezember eine Nordwestwetterlage ein, bei der die Temperaturen mit +0 bis +5 Grad im nasskalten Bereich verweilen und sich ab den mittleren Lagen zwischen 400 und 600 Meter Dauerfrost einstellen kann. Die zahlreichen Schauer gehen bis auf tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nieder und die Schneedecke kann ab den mittleren Lagen weiter an Höhe zunehmen.
Tauwetter
Da die Abkopplung misslingt, kommt es zwischen dem 11. und 13. Dezember über Island zur Ausbildung eines Zentraltiefs (Islandtief, positiver NAO-Index). Der Trog über Europa löst sich endgültig auf und über Deutschland, Österreich und der Schweiz stellt sich eine milde Südwestströmung ein. Die Temperaturen steigen auf +4 bis +8 Grad an und unterhalb etwa 1.000 Meter setzt Tauwetter ein.
Freunde des Winterwetters
sollten den Zeitraum um den 8. Dezember im Blick behalten, denn hier können bereits die Weichen für das Weihnachtswetter gestellt werden.
Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Eine ungewöhnlich warme Vorweihnachtszeit
Die Wetterprognose der Amerikaner lässt auch heute wieder für den Winter keinen Spielraum offen.
Das riecht
nach einem Betonhoch
Ein Betonhoch
, dass sich über Mitteleuropa positioniert und nicht mehr weichen will, gehört mit den Worst-Case-Szenarien
eines jeden Winterfreundes. Doch die Amerikaner setzen dem noch eines darauf.
Hochdruckzone
Die atlantische Frontalzone positioniert sich zum 10. Dezember über Island und sorgt mit einem Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada für reichlich Nachschub an Tiefdruckgebieten, sodass sich das System immer wieder erneuern kann. Das Azorenhoch wird nach Osten transferiert und baut von den Azoren - über Europa - eine Hochdruckzone zum Kontinentalhoch auf. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen so in eine milde Südwestströmung. Erreichen die Temperaturen am 8. Dezember +2 bis +6 Grad und über dem Westen bis +8 Grad, so steigen die Werte bis zum 11. Dezember weiter an und können ungewöhnlich warme +6 bis +12 Grad und über dem Westen bis +14 Grad erreichen. Das ist dem Frühling deutlich näher als dem Winter.
Verstärkung der Hochdruckzone
Um einem Betonhoch noch eines obendrauf zu setzen, verstärkt sich die Hochdruckzone zur Monatsmitte über Europa. Gleichzeitig setzt die atlantische Frontalzone alles daran, diese Hochdruckzone zu verhindern, das gelingt aber nicht wirklich. Stattdessen verstärkt sich die Südwestdüse
und befördert weiterhin milde Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen bis zum 17. Dezember auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +15 Grad ansteigen lässt. Da es sich um eine Südwestwetterlage handelt, ist nicht mit der Ausbildung zäher Nebelfelder zu rechnen, stattdessen bekommt man die Sonne häufiger zu Gesicht.
Auf den Punkt gebracht: Westwetter, Betonhoch oder doch der Winter?
Lassen wir die Überschrift auch nach 120 Stunden so stehen. Das soll verdeutlichen, wie sich die Wetterprognosen in den letzten fünf Tagen in ihrem Trend verändert haben. Eine klassische Westwetterlage ist zwar möglich und die atlantische Frontalzone setzt auch alles daran, diese durchzusetzen, doch misslingt das in den meisten Fällen.
Stattdessen hat die Hochdruckzone mit einem möglichen Displacement des Polarwirbels an Gewichtung zugelegt und mithilfe der Reaktivierung der atlantischen Frontalzone kann so eine milde Südwestwetterlage in Betracht gezogen werden. Die winterlichen Varianten waren vorher schon nicht so bedeutend, sind mittlerweile aber nur noch theoretischer Natur.
Bestätigt wird dieser Wettertrend von den Kontrollläufen, die nach dem 7. Dezember stets milder werden. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe pendeln sich auf +2 bis -2 Grad ein, was für Tauwetter bis auf höhere Lagen führen wird. Damit Winterwetter bis auf tiefere Lagen in Betracht gezogen werden kann, sollten die Höhentemperaturen im Bereich von -5 bis -7 Grad liegen. So eine Entwicklung wird von den Kontrollläufen gerade einmal in 5 Prozent aller Fälle berechnet.
Das Displacement des Polarwirbels
Noch eindrucksvoller aber ist der Mittelwert aller Kontrollläufen bis zum 19. Dezember. Die Mehrheit berechnet eine Hochdruckzone, die von den Azoren bis weit nach China reichen kann. Ungewöhnlich, doch hat das über Deutschland in den meisten Fällen den Antiwinter
zur Folge.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
9. Dezember | -1 bis +9 Grad |
+2 bis +4 Grad |
13. Dezember | +0 bis +13 Grad |
+5 bis +7 Grad |
18. Dezember | -1 bis +14 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Was aber wäre wenn und was muss passieren, damit der Winter doch noch Einzug halten kann und welche Rahmenbedingungen hierfür sprechen, erläutern wir heute Abend in einem Update der Winterprognose gegen 20:00 Uhr an dieser Stelle.
Update der Wetterprognose von 20:06 Uhr
Gleich vorweg, an der unwinterlichen Wetterentwicklung hat sich im Tagesverlauf nichts geändert. Was sich aber geändert hat, sind die Positionen der Wettersysteme zueinander und daraus ergeben sich spannende Optionen für den Winter - zumindest in der Theorie - und auf diese wollen wir heute Abend einmal näher eingehen
Hoch gegen Polarwirbel
Ein Displacement des Polarwirbels (Verschiebung) kann nur dann zustande kommen, wenn das Hoch keinen Weg in den Polarwirbel hinein findet und dieses stattdessen in eine Richtung verschiebt.
Anschaulich ist heute Abend die Wetterprognose der Amerikaner, worauf unsere These von einem möglichen Winterwetter aufbaut.
Keine Hochdruckzone, stattdessen eine Hochdruckbrücke
Der Unterschied ist klein, aber fein. Die Hochdruckzone zwischen dem Azorenhoch und dem Kontinentalhoch kommt bis zum 13. Dezember nicht zustande. Stattdessen flacht das Azorenhoch ab und ermöglicht der atlantische Frontalzone einen breiten Spielraum, um eine Westwetterlage zu initialisieren.
Doch das Hoch über Sibirien hat etwas dagegen in stemmt sich gegen die atlantische Frontalzone. Es hilft jedoch alles nichts und Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen voll in den Westdrift. Das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse steigt ebenso an, wie die Niederschlagstätigkeit und die Zufuhr milder Luftmassen. Simuliert werden für den 13. Dezember Tageswerte von +4 bis +8 Grad.
Eine These für das Winterwetter
Was aber wäre wenn? Was wäre, wenn sich das Hoch über Sibirien zwischen der Barentssee und der Laptewsee nach Norden in den Polarwirbel hinein bewegt und was wäre, wenn sich diese Hochdruckbrücke in Richtung europäisches Nordmeer ausdehnt? Und warum sollte das Hoch das überhaupt machen?
Warum ist schnell erklärt. Das Hoch bekommt Druck von der atlantischen Frontalzone und weicht nach Norden aus und muss irgendwo hin. Das kann in Richtung der Aleuten, Kanada oder über das europäische Nordmeer sein. Und was wäre die Folge? Auch das ist schnell erklärt. Die Hochdruckbrücke, die sich zwischen dem europäischen Nordmeer, Skandinavien, der Barentssee und Sibirien ausdehnt, drückt die atlantische Frontalzone weit nach Süden. Diese wird eingekesselt und splittet sich nachfolgend in einzelne Kaltlufttropfen auf. Der eigentliche Polarwirbel wird durch diesen Prozess weit nach Norden verschoben (Displacement).
Sollte sich so eine Wetterlage einstellen, so wäre mit Schneefall bis auf tiefere Lagen herab zu rechnen und oberhalb etwa 400 Meter könnte der Winter über Deutschland Einzug halten. Das ist zwar nicht der Vollwinter, aber aus Sicht der Freunde des Winterwetters
ein Ausweg aus dem Worst-Case-Szenario
mit Temperaturen von +10 bis +15 Grad.
Wie stehen die Chancen auf Winterwetter?
Man sieht auf der obenstehenden Wetterkarte, dass für diese Lösung der Luftdruck über Island zunehmen muss. Ein Islandtief würde diese Entwicklung zunichtemachen und ein Indiz für ein Hoch über Island wäre ein negativer NAO-Index. Dieser aber wird nach wie vor - wie auch der AO-Index - positiv bewertet. Das gibt es also nur sehr wenig Spielraum für den Winter und vieles spricht in der zweiten Dezemberdekade für ein Islandtief, was wiederum die Wahrscheinlichkeit auf eine Zonalisierung erhöht.
Was zudem gegen Winterwetter spricht, ist der Stratosphärenwirbel, der bis zum 10. Dezember Windgeschwindigkeiten von bis +198 km/h erreicht. Normal wären 108 km/h. Diese extremen Winde heizen
in unteren Luftschichten den Polarwirbel weiter an, was in der letzten Konsequenz einen stabilen Polarwirbel zur Folge hat und das ist in aller Regel für den Winter wenig optimal.
Bestätigt werden die wenig winterlichen Aussichten von den Kontrollläufen, die nach wie vor die Milderung berechnen. Im Mittelwert können zwischen dem 8. und 18. Dezember Temperaturen von +2 bis +6 Grad und mit Sonnenschein bis +8 Grad möglich sein. Über Westdeutschland können bis +10 Grad erreicht werden. Anders formuliert ist eine durchgreifende Milderung nach wie vor die wahrscheinlichste Wetterentwicklung, doch gibt es (noch) ein paar Sollbruchstellen für den Winter.