Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 23.01.2021 - Welche Richtung schlägt der Winter ein?

Der Winter ist im Februar nicht chancenlos und schon lange waren die Rahmenbedingungen für einen kalten Spätwinter nicht mehr so günstig wie in diesem Jahr. Der Impuls aber geht nach wie vor vom Polarwirbel aus, der gar keine gute Figur mehr macht.
Wischi Waschi Winter - so ein Kommentar heute, der die kommende Wetterentwicklung gut auf den Punkt bringt. In den nächsten 72 Stunden kann sich südlich der Linie von Köln und Berlin eine Schneedecke ausbilden und Dauerfrost einstellen. Über tieferen Lagen und den Gebieten nördlich der Linie aber fehlt die winterliche Substanz und so ist mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer ein eher nasskalter und oberhalb etwa 200 bis 400 Meter ein winterlicher Wettercharakter zu erwarten. Mehr dazu: Wetter Januar 2021 und in der Schneeprognose.
Das Potential unwetterartiger Wetterereignisse steigt an
Bevor der Winter erneut Fuß fassen kann, wird es zur Wochenmitte milder, und zwar nicht nur etwas, sondern gleich so mild, dass die Werte Ende Januar auf +8 bis +12 Grad und über dem Süden und Westen örtlich auf bis +15 Grad ansteigen können. Unter ganz bestimmten Voraussetzungen wären +18 Grad nicht auszuschließen. Vom Winter in den Frühling und das binnen 48 Stunden. Da für diesen Prozess eine Menge Energie notwendig ist, wird es über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem entsprechend turbulenten Wettercharakter kommen. Das Potential unwetterartiger Wetterereignisse steigt nach dem 27. Januar in Form von Sturm, Niederschlag, extremen Tauwetter und regionalen Überflutungen an. Mehr dazu: Wetter Februar.

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Die Chancen des Winters im Februar
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells hat heute Nachmittag einmal gezeigt, wie der Winter im Februar - zumindest ab den mittleren Lagen - wieder Einzug halten kann. Dafür notwendig ist eine Veränderung innerhalb des Polarwirbels mit einer Initialzündung auf dem Atlantik. Ohne diesen Störimpuls wird eine winterliche Wetterlage nicht gelingen.
Der Störimpuls
Schauen wir einmal genauer hin. Damit es was mit dem Spätwinter was werden kann, muss die atlantische Tiefdruckrinne entweder gestört oder blockiert werden und dafür notwendig ist ein Hoch im Bereich zwischen Island und den Azoren, respektive ein Polarwirbelsplit von den Azoren bis zu den Aleuten. Beide Varianten hätten einen ausgeprägt winterlichen Wettercharakter zur Folge.
Betrachtet man die Wetterprognose der Europäer, so erkennt man diesen Störimpuls im Ansatz, was zu einer nasskalten Wetterlage führt. Spielt man das aber einfach mal weiter und lässt das Hoch stärker werden, so kommt eine Großwetterlage dabei heraus, wie sie vor ein paar Tagen schon simuliert wurde.
Winterwetter bis auf das Flachland herab
Das Hoch baut sich zu einem Blockadehoch auf den Atlantik auf, kippt zum 3. Februar nach Osten weg und geht über Skandinavien eine Hochdruckverbindung zum Kontinentalhoch ein. In diesem Fall handelt es sich um ein Displacement des Polarwirbels mit einem gestörten Zirkulationsmuster über Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Gestört? Ja, da mit dem Hoch ein Tief über der Mittelmeerregion eingeschlossen wird und in Kombination daraus eine Ostwetterlage entsteht. Eine normale
Westwetterlage wäre dann nicht mehr möglich. Stattdessen Winterwetter bis auf tiefere Lagen herab.

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Sehr warme Varianten möglich
Da es sich um ein Kippmuster handelt, sind auch andere Varianten möglich. Diese können auch mit einem Polarwirbelsplit oder Displacement zustande kommen. In den meisten Fällen aber kommt bei einer deutlich zu warmen Wetterentwicklung die Hochdruckbrücke zwischen Sibirien und Kanada zustande, was kalte Luftmassen innerhalb des Polarwirbels in Richtung Kanada transferiert und nachfolgend über dem östlichen Kanada nach Süden auf den Atlantik ausströmen und dort die Westwetterlage anfeuern.
Anstatt winterlich wäre mit einem nassen, unbeständigen, windigen, milden und phasenweise turbulenten Wettercharakter zu rechnen. Der Winter wäre dann weitestgehend abzuschreiben.
In einer zweiten Variante - die gerne einmal im Winter vorkommt - hat die gleiche Grundlage, doch wölbt sich das Azorenhoch nach Norden auf, wird aber durch die Tiefdruckdynamik nach Osten weggedrückt und positioniert sich über Mitteleuropa. Sonniges, mildes und ruhiges Wetter wäre die Folge. Da es sich um eine Omegastruktur handelt, wäre der Winter hier ebenfalls abzuschreiben.

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Polarwirbelsplit oder Verschiebung?
Wie aber stehen die Chancen für einen Polarwirbelsplit - hat sich da in den letzten 24 Stunden etwas verändert? Ja, das hat es. Der AO-Index hat zwei Richtungen. Die eine ist extrem negativ, die Zweite einfach nur negativ. Ein stabiler und intakter Polarwirbel ist vorerst nicht zu erwarten. Der für Deutschland, Österreich und der Schweiz wichtigere Randfaktor - der NAO-Index bleibt neutral. Ein Störimpuls auf dem Atlantik ist möglich, wahrscheinlicher aber ist eine nasskalte Nordwestwetterlage.
Betrachtet man die Wahrscheinlichkeiten, so liegen diese in einem Polarwirbelsplit bei 46 Prozent und die für eine Verschiebung bei 43 Prozent. Der klägliche Rest von 11 Prozent spiegelt einen stabilen Polarwirbel wider, was zeigt, dass ein negativer AO-Index mehr als begründet ist.

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Auf den Punkt gebracht
Alles ist möglich, das bleibt auch heute Abend so. Im Wettertrend aber ist eine Jahreszeiten-typische Temperaturentwicklung sehr wahrscheinlich, die nach dem vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 leicht zu kühl ausfallen kann. Der Winter hat somit in der ersten Februar-Dekade seine Chance - zumindest ab den mittleren Lagen.
Die Kontrollläufe stützen diese Wetterentwicklung mehrheitlich und berechnen vom 1. bis 8. Februar in 1.400 Meter Höhe eine durchschnittliche Temperatur von -3 bis -8 Grad. Ab -4 Grad kommt der Winter ab den mittleren Lagen und ab -7 Grad der Flachlandwinter ins Spiel. In Summe - wenn man so will - eine mehrheitlich nasskalte Wetterentwicklung. Extrem zu warme Varianten sind nicht vorhanden.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
29. Januar | +2 bis +14 Grad |
+6 Grad bis +8 Grad |
2. Februar | -9 bis +8 Grad |
+2 bis +4 Grad |
7. Februar | -8 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |

Die Wetterprognose des Langfristmodells
Wir wurden gefragt, ob wir wieder einmal einen Blick auf das Langfristmodell werfen können. Machen wir.
Der Januar wurde im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 ursprünglich einmal mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad zu warm berechnet. Aktuell hat der Januar 2021 eine Abweichung von +1,18 Grad und daran wird sich bis zum Ende des Monats kaum etwas verändern. Neben dem Dezember 2020, der um +2,2 Grad zu warm war, wird auch der zweite Wintermonat zu warm ausfallen.
Damit der Winter noch normal
ausfallen kann, müsste der Februar 2021 um mindestens -2,0 Grad zu kalt ausfallen. Kommt vor und ist nicht unmöglich (letztmalig 2012), doch sind hierfür ganz besondere Wetterlagen notwendig. Ganz so, wie sie derzeit im Ansatz simuliert werden. Schaun mer mal, was aus diesem Ansatz wird.
Geht es nach dem Langfristmodell, so hat sich für den Februar eine Veränderung ergeben. Statt einer Abweichung von +1 bis +3 Grad soll der letzte Wintermonat mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad nur noch leicht zu mild ausfallen (61/90) können. Anders formuliert reagiert das Langfristmodell auf die aktuelle Entwicklung. Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Mittelwert unauffällig und über dem Süden leicht bis mäßig zu nass zu bewerten.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
Dezember 2020 | +2,2 (+1,2 Grad) | Trend: zu trocken |
Januar 2021 | +1 bis +1,5 Grad (+0,0 bis +0,5 Grad) | Trend: normal bis zu nass |
Februar 2021 | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,6 bis +0,4 Grad) | Trend: normal bis zu nass |
