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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 30.10.2020 - Es geht zur Sache

| M. Hoffmann
Ungewöhnlich warm, oder doch nasskalt mit frühwinterlichen Wetterereignissen?

Der November beginnt außergewöhnlich warm und hat phasenweise einen spätsommerlichen Temperaturcharakter vorzuweisen. Doch ob der November in seiner zweiten Dekade so warm bleibt, lässt sich mit den aktuellen Wetterprognosen infrage stellen. Und dann spielt möglicherweise auch der Frühwinter eine Rolle.

Zwischen Island, England und Skandinavien positioniert sich zum 1. November ein kräftiger Tiefdruckwirbel, dessen Gradienten bis nach Neufundland reichen. Dort werden aus nördlichen Richtungen - über das östliche Kanada - sehr kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden geführt. Das hat zur Folge, dass den atlantischen Tiefdrucksystemen die Energie nicht so schnell ausgehen wird.

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen nun voll in der warmen Vorderseitenanströmung der atlantische Frontalzone. Vom 31. Oktober bis 3. November erreichen die Temperaturen über Deutschland verbreitet +14 bis +18 Grad und örtlich sind bis +20 Grad möglich. Ja, mancherorts sind Werte von bis +23 Grad nicht ausgeschlossen. Der Spätsommer im November. Die höchste Temperatur, die in einem November gemessen wurde, lag bei +25,9 Grad. Der November beginnt zudem stürmisch. Vor allem über dem Norden und in Küstennähe sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Dazu gibt es immer wieder etwas Niederschlag, der über dem Norden häufiger als über dem Süden auftreten kann. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter November 2020.

Der November startet ungewöhnlich warm und über dem Norden stürmisch
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der November startet ungewöhnlich warm und über dem Norden stürmisch
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Noch wärmer?

Die heftige Aktion der atlantische Frontalzone hat nach der Wettervorhersage des europäischen Prognosemodells eine ebenso heftige Gegenreaktion zur Folge. Das Azorenhoch wölbt sich zum 5. November nach Norden in Richtung Island auf und möchte sich als Blockadehoch auf dem Atlantik positionieren.

Das Hoch kippt ab

Doch der Wille zum Blockadehoch wird nur angedeutet. Tatsächlich ist es so, dass der Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada ungehindert heftig vonstattengeht. Das heizt die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik weiter an und so bleibt dem Azorenhoch gar nichts anderes übrig, als nach Osten - in Richtung Mitteleuropa - abzukippen.

Hoch über Deutschland

Die Wetteraktivität ist derart dynamisch, dass sich das Hoch bereits zum 6. November über Deutschland befindet und zum 7. November einen Kerndruck von bis 1040 hPa ausbilden kann. Links und rechts vom Hoch tropfen die Tiefdruckgebiete ab und es bildet sich - kurzzeitig - eine omegaähnliche Struktur aus (Ω).

Viel zu warmes Novemberwetter

Das Hoch füllt sich von oben herab schnell mit warmen Luftmassen auf und kann in der Höhe von 1.400 Meter für Werte von +8 bis +13 Grad sorgen. Über tieferen Lagen können bis zum 8. November Werte von +14 bis +18 Grad möglich sein. Scheint die Sonne für längere Zeit, so wären auch bis +20 Grad zu diskutieren. Doch in den Nächten bilden sich zähe Nebelfelder aus, die sich tagsüber nur langsam auflösen und mancherorts den Sonnenschein den ganzen Tag über eintrüben können. Ist das der Fall, bewegt sich das Temperaturspektrum zwischen +7 bis +13 Grad. Zudem nimmt in den klaren Nächten die Neigung zu Frost zu.

Der November bleibt ungewöhnlich
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der November bleibt ungewöhnlich
© www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Erst Hoch, dann Trog

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells weicht bis zum 7. November nur geringfügig von der der Europäer ab, was den Aufbau eines Hochs über Mitteleuropa sehr wahrscheinlich macht. Anders ausgedrückt ist mit einer deutlich zu warmen ersten November-Dekade zu rechnen.

Der Polarwirbel zeigt Schwächen

Immer wieder einmal berechneten die Vorhersage-Modelle in den letzten Tagen eine Variante, bei der das Hoch über Mitteleuropa und der Barentssee weit in den Polarwirbel hinein strebt und dabei eine Hochdruckbrücke bis zu den Aleuten aufbauen kann. Exakt diesen Vorgang berechnet das amerikanische Wettermodell heute erneut.

In Folge daraus zeigt der Polarwirbel zum 10. November eine starke Dipolausbildung mit zwei Teilwirbeln. Der eine über Kanada, der andere im Bereich der Karasee und der Barentssee. Dazwischen das Hoch.

Die gestörte Zirkulation

Die Hochdruckbrücke blockiert nun die atlantische Frontalzone bei Island, doch über dem östlichen Kanada strömen unentwegt weiterhin kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Süden und so bleibt auch die Tiefdruckaktivität ungewöhnlich hoch. Durch die Blockade aber tropft die atlantische Frontalzone nach Süden ab.

Frühwinter? Falsche Position!

Mit dem Abtropfvorgang wird eine Trogwetterlage initialisiert, die ein kaltes Zentrum, aber eine warme Rück- und Vorderseite aufweist. Entscheidend für die Temperaturentwicklung ist, auf welcher Seite des Troges man sich befindet. In der aktuellen Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells liegen Deutschland, Österreich und der Schweiz auf der Vorderseitenanströmung des der meridionalen Grundströmung (Süd-Nord; Nord-Süd), was die Tageswerte - bis zum 14. November - auf +8 bis +12 Grad ansteigen lassen kann. Das entspricht nicht gerade einem frühwinterlichem Wetter. Ja, er ist noch nicht einmal nasskalt.

Stürmisches Herbstwetter

Die Tiefdruckausläufer aber kommen nahe genug an Mitteleuropa heran, um ihren Einfluss aus die Wetterentwicklung geltend zu machen. Der Wind kommt vom 10. bis 14. November kräftig aus südwestlichen Richtungen und kann im Schwerpunkt über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für schwere Sturmböen sorgen. Details bleiben aber abzuwarten und hängt stark von der eigentlichen Trogstruktur ab.

Trogstruktur mit warmer Vorderseitenanströmung
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Trogstruktur mit warmer Vorderseitenanströmung
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ruhiges Herbstwetter

Es bleibt dabei und wird heute von den Kontrollläufen erneut bestätigt. Das Hoch dominiert den Zeitraum nach dem 3. November. Die Niederschlagsprognose fällt gering aus und verbreitet ist mit trockenem Wetter zu rechnen.

Das Temperaturniveau sinkt zum 3. November kurzzeitig ab, steigt aber vom 4. bis 9. November in einem für die Jahreszeit viel zu warmen Bereich an. Bis zum 15. November zeigt sich ein normalisierender Trend, der im Mittel aber weiterhin zu warm ist.

In der Großwetterlage bestätigen die Kontrollläufe die blockierende Wirkung des hohen Luftdrucks, ausgehend vom Kontinentalhoch. Die atlantische Frontalzone neigt zu Abtropfvorgängen auf dem Atlantik. Ändert sich daran nichts, so verbleiben Deutschland, Österreich und die Schweiz in einer warmen Südanströmung der Luftmassen. Ruhiges und zu Nebel neigendes Herbstwetter.

Gradientenschwach und hochdruckdominiert
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Gradientenschwach und hochdruckdominiert
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
5. November +5 bis
+13 Grad
+8 Grad bis
+11 Grad
9. November +5 bis
+16 Grad
+9 bis
+11 Grad
14. November +1 bis
+13 Grad
+5 bis
+7 Grad
Diagramm Temperaturen November 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Frühwinter - was wäre wenn?

Kurze Gedankenspiele zu der von den Vorhersage-Modellen simulierten Wetterentwicklung. Erfahrungsgemäß tritt nach einer heftigen Wetterdynamik eine ruhigere Phase ein, die gerne auch zu einem mäandrierendem Muster neigt. Das kann - gerade im November - zu Dauernebel und auch Dauerfrost führen.

In der zweiten Betrachtung - was, wenn die atlantische Frontalzone nicht von der Hochdruckzone über der Barentssee blockiert wird und sich seinerseits dort positionieren kann? In diesem Fall müsste das Hoch nach Westen ausweichen und hat dann gute Voraussetzungen sich als Blockadehoch zu positionieren. Das wäre für eine frühwinterliche Wetterentwicklung mehr als zuträglich.

Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die vom Kontinentalhoch ausgeht und im Mittelwert der Kontrollläufe angedeutet wird. Liegt das Hochdruckzentrum - über Skandinavien - etwas nördlicher so gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine östliche Grundströmung, was die Neigung zu Nebel und Dauerfrost erhöht.

So ganz ohne ist die Wetterentwicklung im Verlauf der zweiten November-Dekade nicht und bietet von einem mäandrierenden System (li.), über den Polarwirbelsplit mit Trog Mitteleuropa (mi.) bis hin zu einer Ostwetterlage (re.) eine Vielzahl an Möglichkeiten
Wetterprognose nach dem einzelner Kontrollläufe: So ganz ohne ist die Wetterentwicklung im Verlauf der zweiten November-Dekade nicht und bietet von einem mäandrierenden System (li.), über den Polarwirbelsplit mit Trog Mitteleuropa (mi.) bis hin zu einer Ostwetterlage (re.) eine Vielzahl an Möglichkeiten
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Im Ergebnis zeigt sich eine bis zur Monatsmitte zu warme Temperaturentwicklung ab. Um den 12./14. November herum aber zeigt sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine strukturelle Veränderung der Großwetterlage, die sowohl in die zu warme, als auch normale Richtung kippen kann. Frühwinterliche Wetterlagen sind nicht auszuschließen, doch zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich. Soweit das Grundrauschen.

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