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Wetter Herbst und Winter 2020/2021 aktuelle Wetterprognose vom 27.10.2020 - Ein außergewöhnlicher November?

| M. Hoffmann
Ungewöhnlich warmes Novemberwetter?

Gewaltige Umwälzungen finden derzeit auf dem Atlantik statt und nehmen Kurs in Richtung Mitteleuropa. Doch wo eine Aktion ist, findet auch immer eine Reaktion statt. Der November könnte außergewöhnlich werden.

Sturm oder doch nur ein laues Lüftchen? Die Vorhersage-Modelle sind sich Anfang November noch nicht einig. Worin sie sich aber einig sind, ist der enorme Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada in Richtung Neufundland, was die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik sprunghaft ansteigen lassen wird. Ob nun stürmisches oder zu Nebel neigendes November-Wetter zu erwarten ist, hängt davon ab, wie weit die atlantische Frontalzone letztlich nach Osten vorankommen wird.

Worin sich beide Prognose-Modelle ebenfalls einig sind, ist der Warmlufttransport in Richtung Mitteleuropa, was die Tageswerte vom 1. bis 3. November auf +14 bis +18 Grad ansteigen lassen kann und unter bestimmten Voraussetzungen wäre auch das Erreichen der +20 Grad-Marke nicht auszuschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter November 2020.

Ob Sturm oder nicht, hängt vom Vorankommen der atlantische Frontalzone ab
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Ob Sturm oder nicht, hängt vom Vorankommen der atlantische Frontalzone ab
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Polarwirbelsplit

Man erkennt es schon auf der oben gezeigten Wetterkarte, dass sich das Hoch zum 3. November über die Barentssee weit nach Norden in den Polarwirbel hinein ausdehnen kann. Das blockiert die atlantische Frontalzone zunächst, doch nachfolgend stellt sich eine Wetterlage ein, die weite Teile vom November beeinflussen kann.

Dipolausbildung des Polarwirbels

Der Hochdruckkeil strebt bis zum 5. November vollständig in den Polarwirbel hinein und erstreckt sich von der Barentssee bis zu dem Aleuten. Ein exakter Schnitt durch den Polarwirbel hindurch, der in zwei Teilwirbel aufteilt (Dipolausbildung).

Im Zeitraum vom 5. bis 7. November konzentriert sich das Hochdruckzentrum mehr im Bereich der Karasee, was den Einfluss über der Barentssee abschwächt. Gleichzeitig erkennt das Azorenhoch seine Chance und strebt seinerseits in Richtung Mitteleuropa.

Die gestörte Zirkulation

Das Verhalten der Hochdrucksysteme eröffnet der atlantische Frontalzone die Chance, sich über Skandinavien zu positionieren. Durch den Vorstoß des Azorenhochs aber muss die Frontalzone eine nördlichere Zugbahn wählen und so gelangen Deutschland, Österreich und der Schweiz voll in den Einflussbereich des Hochdrucksystems.

Stürmisch und warm, kurz kühler, dann gemäßigt

Hochdruckgebiete sind im November - dank des niedrigen Sonnenstandes - kein Garant mehr für warme Temperaturwerte. Dafür aber steigt in klaren Nächten die Neigung zu Frost und Nebel, was mit Hilfe von Raureif die Landschaft in ein morgendliches Weiß verwandeln kann. Bis es aber soweit ist, ist vom 1. bis 3. November mit viel Wind und zeitweiligem Niederschlag zu rechnen. Vom 3. bis 6. November schwächt sich die Niederschlagsneigung ab, doch sind gelegentliche Schauer nicht auszuschließen. Die Temperaturen erreichen am 2. November +14 bis +18 Grad, sinken zum 4. November auf +4 bis +8 Grad ab und pendeln sich zum 5. November auf +6 bis +11 Grad ein.

Polarwirbelsplit, doch Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen in einer wetterberuhigten Zone
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Polarwirbelsplit, doch Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen in einer wetterberuhigten Zone
© www.meteociel.fr

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Novemberhoch

Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells berechnet den Polarwirbelsplit nicht. Stattdessen versuchen sich das Kontinental- und das Azorenhoch an einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Das gelingt zwischen dem 3. und 5. November nur bedingt, sodass sich über Deutschland ein leicht unbeständiges Wetter einstellen kann. Die Temperaturen können in klaren Nächten in den Frostbereich absinken und am Tage normalisiert sich das Temperaturniveau mit Werten von +8 bis +12 Grad langsam.

Hoch Mitteleuropa

Vom 5. bis 10. November aber schließen sich die Hochdrucksysteme zu einer Hochdruckbrücke zusammen und bilden zum 9. November ein Hochdruckzentrum über Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Nach Nebelauflösung und teils frostigen Nächten ist mit viel Sonnenschein und wenig Regen zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich - je nach Nebelauflösung - auf +10 bis +14 Grad, bzw. auf +5 bis +10 Grad ein.

Die gestörte Zirkulation mit einem gut ausgebildeten Hochdruckgürtel
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die gestörte Zirkulation mit einem gut ausgebildeten Hochdruckgürtel
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Die nach Norden verschobene Frontalzone

Wir haben vor einiger Zeit einmal zu ergründen versucht, warum die Winter in Deutschland in den letzten Jahren so warm geworden sind. Das Ergebnis war eine Auffälligkeit der nach Norden verschobenen Frontalzone, bei der die Hochdruckzone von Süden nachrückt. Im Grunde genommen entspricht das dem Muster, was beide Vorhersage-Modelle berechnen.

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen in der wetterberuhigten Hochdruckzone und die Wetteraction findet woanders statt. Mal schauen, wie sich das in den kommenden Tagen und Wochen weiterentwickelt. Wer mehr darüber erfahren möchte: Warum die Winter so warm geworden und woran warme Winter frühzeitig zu erkennen sind.

Die Kontrollläufe stützen jedenfalls einen vom 31. Oktober bis 3. November deutlich zu warmen Temperaturcharakter. Selbst in 1.400 Meter Höhe können die Werte auf bis +12 Grad ansteigen. Vom 3. bis 11. November sinkt das Niveau etwas ab, bleibt aber im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +3 Grad zu warm. Anders formuliert hat die erste November-Dekade eine hohe Wahrscheinlichkeit deutlich zu warm auszufallen.

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen weitgehend in einer gradientenschwachen und milden Wetterzone
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen weitgehend in einer gradientenschwachen und milden Wetterzone
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
2. November +12 bis
+20 Grad
+14 Grad bis
+16 Grad
6. November +3 bis
+15 Grad
+8 bis
+11 Grad
11. November +4 bis
+13 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen November 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Niederschlagsprognose: Immer wieder etwas

Im Detail kommt es auch in der Niederschlagsprognose darauf an, wie weit die atlantische Frontalzone nach Osten vorankommen wird. Mit einer nur leicht erhöhten Niederschlagsprognose stützen die Kontrollläufe die Hochdruckdominanz im November, doch gerade der Zeitraum vom 1. bis 3. November ist entscheidend, ob die erste November-Dekade zu trocken, oder auch zu nass ausfallen kann. Im Flächenmittel simulieren die Vorhersage-Modelle bis zum 6. November Regensummen von 5 bis 15 l/m² und örtlich bis 25 l/m².

Immer wieder etwas Regen möglich
Die Niederschlagsprognose des europäischen (li.) und des amerikanischen (re.) Wettermodells bis zum 6. November: Immer wieder - etwas - Regen möglich © windy.com

Gegen 20:00 Uhr erfolgt heute Abend ein Update dieser Prognose mit einem Blick auf den Wettertrend für den Winter 2020/2021, dem Zustand des Polarwirbels und wie die Chancen auf frühwinterliche Wetterereignisse in der zweiten November-Dekade stehen.

Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr

In den Wetterprognosen vom Tage bestätigte sich die zunehmende Hochdruckdominanz im Verlauf der ersten November-Dekade. Infolge daraus trocknet das Wetter ab und die Neigung zu zähen Nebelfeldern nimmt zu. Lösen sich die Nebelfelder auf, so ist verbreitet mit Sonnenschein zu rechnen. Gibt es klare Nächte, kommt es zu Frost.

Die Druckanomalien

Schaut man sich die Druckanomalien bis zum 6. November an, so erahnt man schon, warum Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine ruhige Wetterzone wird gelangen können. Das Tiefdruckzentrum liegt zwischen Grönland und Island, während sich vom Kontinentalhoch ausgehend ein Hochdruckgürtel bis nach Neufundland erstreckt. Damit liegen die Karten auf dem Tisch und ein Einbruch von frühwinterlichen Kaltluftmassen ist in der ersten November-Dekade nicht zu erwarten.

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen vorerst in einer gradientenschwachen Wetterzone
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen vorerst in einer gradientenschwachen Wetterzone © climatereanalyzer.org

Der Polarwirbel

Man muss in den Kontrollläufen schon genau hinschauen, um für die zweite November-Dekade frühwinterliche Wettererscheinungen ausfindig zu machen. Anders formuliert gibt es diese, jedoch ist der frühe Winter wenig wahrscheinlich. Viel interessanter ist aber der Wettertrend der Kontrollläufe, welche eine zunehmende Anzahl von gestörten Zirkulationsmustern berechnet. Für alle, die sich einen halbwegs knackigen Winter wünschen, ist es wichtig, dass die Grundströmung nicht in die zonale Richtung kippt. Solange das Hoch aber über Mitteleuropa liegt, entspricht das mehr dem Schema weder Fisch noch Fleisch. Eine gestörte Zirkulation ist eben kein Garant für kühles Wetter.

Das Hoch liegt über Mitteleuropa
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Hoch liegt über Mitteleuropa
© www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Der AO-Index (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels) wird bis zum 8. November positiv bewertet. Störungen des Polarwirbels, wie es heute bspw. das europäische Wettermodell simuliert hat, sind wenig wahrscheinlich.

Der NAO-Index (Verhältnis Azorenhoch zu Islandtief) bleibt bis auf weiteres positiv, sinkt aber zum Beginn der zweiten November-Dekade in den neutralen Bereich ab. Das verspricht wieder interessantere Wetterentwicklungen.

Die Stratosphärenwinde entlang des 65. Breitengrades sind frühzeitig positiv zu bewerten und liegen mit mittleren Windgeschwindigkeiten von bis 126 km/h weit über dem Mittel von 72 km/h. Anders formuliert hat der Polarwirbel schon frühzeitig einen ordentlichen Impuls setzen können.

Wettertrend Herbst und Winter 2020/2021 nach dem Langfristmodell:

Oktober 2020

Der Oktober hat mit den zuletzt deutlich zu warmen Temperaturen seinen Überschuss auf +1,18 Grad ausbauen können. Daran sollte sich in den letzten Oktober-Tagen kaum mehr etwas verändern. In der Niederschlagssumme hat der Oktober sein Soll zu 109 Prozent übererfüllen können.

November 2020

Für den November 2020 berechnet das Langfristmodell in seiner aktuellen Wettervorhersage eine gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +0,5 bis +1,5 Grad zu warme Differenz. Nach Norden wird sogar ein Überschuss von bis +2 Grad berechnet. Die Niederschlagsprognose fällt über dem Süden deutlich zu trocken aus. Nördlich der Linie von Köln und Dresden zeichnet sich eine weitgehend normale Niederschlagsentwicklung ab.

Dezember 2020

Der Dezember wird vom Langfristmodell mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad deutlich zu warm berechnet. In der Niederschlagsprognose wird der Dezember normal und über Süddeutschland - im Trend - leicht zu trocken simuliert.

Januar 2021

Der Januar 2021 hat eine weitere Korrektur erfahren und soll im Vergleich von 1961-1990 um +2 bis +4 Grad deutlich zu warm ausfallen können. Im Vergleich zum Referenzwert von 1991-2020 soll der zweite Wintermonat um +1 bis +3,0 Grad deutlich zu warm ausfallen können. Hochwinter?Ja, aber nach diesem Wettertrend nicht über Deutschland! In der Niederschlagsprognose zeichnet sich ein tendenziell leicht nasser Januar-Monat ab. Hinweis: Ab Januar wird zum Vergleich ein neues Klimamittel verwendet (Mehr dazu hier: Der Klimawandel wird weg gerechnet - Kalter oder normaler Winter möglich).

Februar 2021

Keine Veränderungen zeigen sich im Langfristtrend für den Februar. Die Abweichung wird mit +1 bis +3 Grad deutlich zu warm berechnet. Im Vergleich zu 1991-2020 liegt die Abweichung mit +0,0 bis +2,0 Grad im leicht bis deutlich zu warmen Bereich. In der Niederschlagsprognose soll der Februar normal und im Trend leicht zu trocken ausfallen.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert (1961-1990) und in Klammern der neue Mittelwert (1991-2020)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2020 +1,5 Grad (+1,0 Grad) Zu trocken
Oktober 2020 +1,0 bis +1,5 Grad (+0,6 bis +1,3 Grad) Trend: zu nass
November 2020 +0,5 bis +2 Grad (-0,3 bis +1,3 Grad) Trend: leicht zu trocken
Dezember 2020 +1,0 bis +3,0 Grad (-0,0 bis +2,0 Grad) Trend: normal bis leicht zu trocken
Januar 2021 +2,0 bis +4,0 Grad (+1,0 bis +3,0 Grad) Trend: normal bis leicht zu nass
Februar 2021 +1,0 bis +3,0 Grad (+0,1 bis +2,9 Grad) Trend: normal bis leicht zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021  vom 27.10.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021 vom 27.10.2020

Zusammenfassend

Noch ist es zu früh für den Winter. Vieles deutet darauf hin, dass der November mit einer Hochdruckdominanz und den dazugehörigen Nebelfeldern typisch startet, bevor in der zweiten Dekade ein Wetterumschwung möglich ist. Ob der Winter dann so warm ausfallen wird, wie von Langfristmodell berechnet, ist zwar in Zeiten des Klimawandels plausibel, doch in dieser Wintersaison alles andere als in Stein gemeißelt. Mehr dazu: Wie wird der Winter? Die Rahmenbedingungen passen und so kann es mit dem Winter klappen.

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