Wetter Herbst und Winter 2020/2021 aktuelle Wetterprognose vom 19.10.2020 - Ein Orkantief auf dem Atlantik könnte so einiges durcheinanderwirbeln
Auf dem Atlantik braut sich ein Sturmtief zusammen und kann sich zum Wochenende zu einem Orkantief weiter intensivieren. Welche Auswirkungen hat das auf das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz?
Tiefer Luftdruck verlagert sich bis zur Wochenmitte von England nach Skandinavien. Das Tief intensiviert sich in diesem Prozess und kann am Mittwoch über dem Norden und im Schwerpunkt über den Küstenregionen zu stürmischen Windböen führen. Zeitgleich nimmt die Niederschlagstätigkeit über dem Norden zu und schwächt sich nach Süden ab.
Das Markante an der kommenden Entwicklung sind die Temperaturen, die bereits am Dienstag verbreitet die +15 Grad-Marke überschreiten und mehr in Richtung der +20 Grad streben. Insbesondere über dem Süden und den östlichen Mittelgebirgsregionen kann unter Föhneinfluss die +20 Grad-Marke auch überschritten werden. Der späte Sommer im Oktober. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Oktober 2020.
Extreme Wetterentwicklung auf dem Atlantik
Das Wetter ist in dieser Woche über Deutschland als ruhig zu bewerten - ja, der Wind frischt über den Küstenregionen zeitweilig stürmisch auf, was aber nichts ungewöhnliches ist. Anders ist die Situation auf dem Atlantik zu bewerten. In den kommenden Stunden gelangen über dem östlichen Kanada sehr kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Neufundland und lassen die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik regelrecht explodieren
.
Das hat Folgen. Bis zum 26. Oktober entsteht auf den Atlantik ein Orkantief, was im Minimum einen Luftdruck von bis 945 hPa aufbauen kann. Das ist schon eine Hausnummer. Für den weiteren Wetterablauf sind nun zwei Umstände entscheidend. Dreht sich das Tief auf dem Atlantik ein und wird von einem Hoch über dem westlichen Russland blockiert, oder rauscht es ohne nennenswerten Widerstand bis nach Skandinavien durch?
Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: Die warme Südwestwetterlage
Das Tiefdruckzentrum positioniert sich nach der Wettervorhersage des europäischen Prognosemodells zum 27. Oktober bei Island und wird durch zwei Hochdruckkeile auf Position gehalten. Dem Tief gelingt es zudem nicht, nach Süden auszutrogen, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer außergewöhnlichen Wetterentwicklung führt.
Warmluftvorstoß
Das Tief dreht sich ein und führt vom 25. bis 30. Oktober mit einer kräftigen Vorderseitenanströmung aus südwestlichen Richtungen warme Luftmassen nach Deutschland, was die Tageswerte bis zum 30. Oktober mit +14 bis +18 Grad auf einem hohen Niveau hält. Eine Zonalisierung ist zwar möglich, doch hält das Kontinentalhoch ordentlich dagegen, was dieses Unternehmen zunehmend in Frage stellen lässt.
Bis zum Start in den November kann die Tiefdruckachse auf dem Atlantik nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells noch weiter nach Südwesten abkippen. Wäre das der Fall, so meridionalisiert sich das Strömungsmuster weiter und pumpt aus südlichen Richtungen noch wärmere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein frühwinterlicher Start in den November ist nach dieser Wetterprognose auszuschließen.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Das kommt einem bekannt vor
Das was die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells simuliert gab es als Wetterlage schon im September und auch im Oktober.
Die Blockade und das Ausweichmanöver
Das Orkantief intensiviert sich immer weiter und erreicht zum 28. Oktober zwischen Island und England einen Kerndruck von 925 hPa. Es geht also ordentlich zur Sache. Mit ein Grund, warum das Tief immer kräftiger wird, ist die Blockadewirkung des Kontinentalhochs. Zeitgleich aber sorgt die Drehrichtung des Tiefdruckzentrums gegen den Uhrzeigersinn für eine weiter anhalte Zufuhr arktischer Kaltluftmassen über dem östlichen Kanada.
Kein Durchkommen
Das Kontinentalhoch aber denkt gar nicht daran, dass Tief passieren zu lassen. Stattdessen dehnt sich das Hoch weiter nach Westen aus und liegt mit seinem Zentrum zum 1. November zwischen dem westlichen Russland, Skandinavien und der Barentssee. Damit bleibt dem Tief der Weg in Richtung Skandinavien verwehrt und muss eine andere Zugbahn wählen.
Der Abtropfvorgang
Diese Wetterentwicklung kostet einiges an Energie, aber dem Tief bleibt gar nichts anderes übrig, als Anfang November nach Süden auszutrogen. Bis zum 2. November liegt das Tief bereits über der Mittelmeerregion und wirbelt dort noch etwas herum, verliert aber allmählich an Intensität und schwächt sich sichtbar ab.
Im Abschluss die gestörte Zirkulation
Mit dem Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada aber steht noch eine ganz andere Frage im Raum. Gelingt es der atlantische Frontalzone die gestörte Zirkulation zu beenden und Anfang November für eine zonal ausgerichtete Grundströmung zu sorgen, oder schlägt die Erhaltungsneigung mit der Wiederherstellung der gestörten Zirkulation zu?
Nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells wird das Tief über Island in Schach gehalten. Gleichzeitig wird der tiefe Luftdruck über der Mittelmeerregion abgekapselt und durch eine Hochdruckverbindung zwischen dem Azorenhoch und dem Kontinentalhoch quasi eingekesselt. Anders formuliert ist die Zonalisierung im Ansatz zu erkennen und hat auch gute Chancen sich durchzusetzen. Im Moment aber ist das Hoch zu kräftig und kann dem Bestreben des Tiefdrucksystems etwas entgegensetzen. Mit einer nachhaltig windigen, gemäßigt kühlen und regnerischen Westwetterlage ist vorerst nicht zu rechnen, zumindest nicht, wenn es nach der Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells geht.
Auf den Punkt gebracht: Aktion gleich Reaktion
So kann man es heute passend auf den Punkt bringen. Die atlantische Frontalzone bekommt alles nötige zur Verfügung gestellt um eine Zonalisierung herbeizuführen, doch wo eine Aktion ist, gibt es eine Reaktion. In diesem Fall in Form des Kontinentalhochs, was die atlantische Frontalzone bereits aus dem Atlantik blockiert. Was bleibt, ist eine warme und in Teilen unbeständige Südwestwetterlage, mit dem Trend sich zu einer Südwetterlage zu transformieren. Der Frühwinter hätte so keine Chance!
Das die aktuellen Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle außergewöhnlich sind, zeigt sich in den Kontrollläufen. Die bestätigen den deutlich zu warmen Temperaturtrend in keiner Weise. Das für die Jahreszeit zu hohe Temperaturniveau hält sich bis zum 27. Oktober, sinkt nachfolgend aber auf einen November-typischen Wert ab. Anders formuliert hat der November durchaus berechtigte Chancen über Deutschland normal
starten zu können. Deutlich zu kühle Varianten sind zwar vorhanden, doch deutet aktuell nichts auf einen frühwinterlichen Wettercharakter Anfang November hin.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
25. Oktober | +9 bis +19 Grad |
+13 Grad bis +15 Grad |
29. Oktober | +6 bis +17 Grad |
+9 bis +11 Grad |
3. November | +4 bis +17 Grad |
+9 bis +11 Grad |
Niederschlagsprognose: Etwas
Dass es das Tief wird schwer haben können, sich bis in Richtung Mitteleuropa durchsetzen zu können, zeigt sich auch in der Regenprognose der beiden Vorhersage-Modelle. In der Fläche ist bis zum 29. Oktober mit Regensummen von 0 bis 10 l/m² und mancherorts bis 20 l/m² zu rechnen. Das ist nicht viel, aber auch nicht nichts - leicht unbeständig eben.
Langfristprognose: Wettertrend Herbst und Winter 2020/2021
Oktober 2020
Der Oktober hat im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961-1990 noch immer ein Temperaturüberschuss von +0,82 Grad vorzuweisen. Da in den kommenden Tagen nun das gegenteilige einer kalten Wetterphase ansteht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Oktober 2020 deutlich zu warm ausfallen wird. In der Niederschlagstätigkeit hat der Oktober sein Soll zu 78 Prozent erfüllen können. Das wird am Ende wohl eine Punktlandung werden.
November 2020
Für den November wird eine Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad simuliert, die nach Norden auch bis +2,0 Grad betragen kann. Die Niederschlagsprognose ist für den November ausgeglichen und über dem Süden als deutlich zu trocken zu bewerten.
Dezember 2020
Der Dezember soll mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad und ganz über dem Norden von örtlich bis +2,0 Grad etwas zu warm ausfallen können. Die Niederschlagsprognose ist im Vergleich zum Sollwert normal und über dem Süden etwas zu trocken.
Januar 2021
Der Januar 2021 wird im Vergleich zum Mittelwert von 1961-1990 um +1 bis +3 Grad erneut deutlich zu warm berechnet. Im Vergleich zum Referenzwert von 1991-2020 soll der zweite Wintermonat um +0 bis +2,0 Grad leicht bis deutlich zu warm ausfallen können. Eine hochwinterlich kalte Wetterentwicklung ist nach der Wetterprognose des Langfristmodells nahezu unmöglich. In der Niederschlagsaktivität zeichnet sich ein tendenziell leicht nasser Januar-Monat ab. Hinweis: Ab Januar wird zum Vergleich ein neues Klimamittel verwendet (Mehr dazu hier: Der Klimawandel wird weg gerechnet - Kalter oder normaler Winter möglich).
Februar 2021
Ebenfalls unverändert bleibt der Langfristtrend für den Februar. Die Abweichung wird mit +1 bis +3 Grad deutlich zu warm berechnet. Im Vergleich zu 1991-2020 liegt die Abweichung mit +0,0 bis +2,0 Grad im leicht bis deutlich zu warmen Bereich. In der Niederschlagsprognose soll der Februar normal und im Trend leicht zu trocken ausfallen.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2020 | +1,5 Grad (+1,0 Grad) | Zu trocken |
Oktober 2020 | +0,8 bis +1,5 Grad (+0,4 bis +1,3 Grad) | Trend: zu nass |
November 2020 | +0,5 bis +2 Grad (-0,3 bis +1,3 Grad) | Trend: normal bis leicht zu trocken |
Dezember 2020 | +0,5 bis +2,0 Grad (-0,5 bis +1,0 Grad) | Trend: normal bis leicht zu trocken |
Januar 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (+0,0 bis +2,0 Grad) | Trend: normal bis leicht zu nass |
Februar 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (+0,1 bis +2,9 Grad) | Trend: normal bis leicht zu trocken |
Wird der Winter deutlich zu warm?
Die Winterprognose des Langfristmodell zeigt die Möglichkeit, wie der Winter in Zeiten des Klimawandels verlaufen kann. Doch es gibt Randfaktoren
und diese sind in dieser Wintersaison günstig, was das gestörte Zirkulationsmuster angeht. Ob ein warmer, normaler oder kalter Winter über Deutschland dabei herausspringt, wird man im Februar wissen, dass der Winter aber spannend wird und durchaus mit winterlichen Phasen überraschen kann, haben wir gestern Abend näher erläutert: Wie wird der Winter? Die Rahmenbedingungen passen und so kann es mit dem Winter klappen.