Wetterprognose Herbst und Winter 2020/2021 - Die Zirkulation zeigt sich nachhaltig gestört
Die gestörte Zirkulation dominiert das Wettergeschehen und intensiviert sich zum Wochenende mit einem Trogvorstoß über Mitteleuropa. Das ist für die letzte Oktober-Dekade zugleich die Steilvorlage für extremere Temperaturentwicklungen.
Regenwolken ziehen heute über dem Nordwesten nach Deutschland rein und sorgen mit einem kräftigen und teils stürmischen Wind (Windprognose) für einen unbeständigen Wettercharakter, während über dem Süden häufiger die Sonne zum Vorschein kommen kann. Der heutige Tag ist zugleich die Blaupause für die kommenden Tage. Beständiges Wetter ist nicht zu erwarten.
Zudem gehen ab dem Wochenende die Temperaturen noch weiter zurück und orientieren sich mit +8 bis +13 Grad endgültig im herbstlichen Bereich. Über manchen Regionen Süddeutschlands kann mit Hilfe von klaren Nächten Bodenfrost und an den Alpen auch mit Luftfrost gerechnet werden. Sind die Schauer entsprechend kräftig, so lässt sich ein Graupelschauer nicht gänzlich ausschließen. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Oktober.
Die Großwetterlage
Wie man sehr schon auf der oben gezeigten Wetterkarte erkennen kann, ist die kommende Großwetterlage von einem Trog über Mitteleuropa geprägt. Wenn man die Karte um 180 Grad dreht, so wird eine Omegalage
daraus. Das erklärt zugleich, warum auch Trogwetterlagen mitunter eine hohe Erhaltungsneigung vorweisen können, zumal diese mit dem allgemein gradientenschwachen Oktober und den zwei Hochdruckclustern hervorragende Stabilisierungparameter haben. Doch die Auflösung, bzw. die Erhaltungsneigung des Troges spielt für die kommende Wetterentwicklung die Hauptrolle.
Schnee?
Trogwetterlagen haben die Angewohnheit, aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Deutschland zu führen. Und ja, die Schneefallgrenze sinkt ab dem Wochenende auf rund 1.000 bis 1.200 Meter ab, was an den Alpen auch bis auf 800 Meter herab für Schneefall sorgen kann. Für die meisten unter Ihnen wird Schnee aber keine Rolle spielen. Dennoch: der Herbst ist definitiv in Deutschland angekommen. Mehr dazu in der (Schneeprognose).
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Frühwinterliche Ambitionen?
Der Trog hält sich nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells noch bis zur Monatsmitte. Nachfolgend passiert etwas, was die Wetterentwicklung in den Spätherst und mancherorts schon in den Frühwinter katapultieren kann.
Trogauflösung und Hochdruckvorstoß
Ab dem 15. Oktober strebt von den Azoren hoher Luftdruck nach Norden und positioniert sich zum 17. Oktober zwischen Skandinavien, Island und dem östlichen Kanada. Zeitgleich setzt sich zischen der Barents- und Karasee tiefer Luftdruck durch. Das sind die wesentlichen Akteure, die über die weitere Wetterentwicklung entschieden werden.
Frühwinter?
Unter optimalen Bedingungen kann zwischen diesen beiden Wettersystemen kalte Luft arktischen Ursprungs nach Süden geführt werden. Passen zudem die Rahmenbedingungen über Mitteleuropa, so wäre ein Kaltluftvorstoß in Richtung Deutschland zu diskutieren. Zum aktuellen Stand aber bleibt die kalte Luft über Skandinavien hängen, während sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz ein gradientenschwacher Wettercharakter breit macht. Nebel und Hochnebel wären bei einem unbeständigen Wetter und Tageswerten von +8 bis +12 Grad zu erwarten. Nix mit Frühwinter, doch der Kaltluftvorstoß sollte im Auge behalten werden.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Der warme
Herbst
Trogwetterlagen sagen aber noch etwas anderes über die Großwetterlage aus - mit einer meridional verlaufenden Muster handelt es sich um eine gestörte Zirkulation. Eine Westwetterlage wird es bis auf weiteres nicht geben können. Was aber so alles aus einem gestörten Zirkulationsmuster sich entwickeln kann, zeigt heute die Wetterprognose der Amerikaner.
Der Spätsommer schlägt nochmals zu
Die meridionale Grundströmung ist geprägt von einer hohen Wellenbewegung entlang der sog. Polarfront. Man kann sich das auch wie Amplituden vorstellen und wenn diese sich etwas verschieben, gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz von der kalten rasch in eine warme Vorderseitenanströmung, die in den letzten Tagen in den Prognosen immer wieder einmal eine Rolle gespielt hat.
Konkret berechnet das amerikanische Wettermodell zum 15. Oktober einen zwischen Island und Spanien abtropfenden Tiefdruckkomplex. Der Trogvorstoß findet damit westlich von Mitteleuropa statt und Deutschland, Österreich und die Schweiz geraten auf die warme Vorderseite des Tiefdrucksystems, was die Tageswerte bis zum 20. Oktober auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad ansteigen lassen kann. Damit wären zum Beginn der letzten Oktober-Dekade nochmals spätsommerliche Werte möglich.
Hoch Skandinavien
Im weiteren Verlauf blockiert ein Hochdruckkeil das Tief über Westeuropa und der Trog festig sich allmählich. Bis zum 21. Oktober gelingt es dem Hoch, sich in autarker Formation über Skandinavien zu positionieren.
Kaltluftvorstoß
Während der Wettercharakter über Deutschland vom 15. bis 22. Oktober sich mehr und mehr dem goldenen Oktober
zuwendet, werden auf der östlichen Seite des Hochdrucksystem kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden geführt. Anders formuliert schickt der Winter schon einmal einen Gruß in Richtung Finnland und dem westlichen Russland. Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells zeigt aber auch, dass zwischen warm und kalt die Position der Wettersysteme entscheidend ist. Spielraum ist vorhanden. Interessant aber ist auch zu beobachten, wie in relativ kurzer Zeit aus einer Trogwetterlage die Omegastruktur entstehen kann.
Auf den Punkt gebracht: Es tut sich was
Die strukturellen Veränderungen werden heute erneut bestätigt und die gestörte Zirkulation wird das Wettergeschehen weiterhin dominieren können. Ob sich daraus aber ein goldener Oktober
, oder der Spätherbst mit frühwinterlichen Ambitionen entwickelt, bleibt abzuwarten. Die Optionen für beide Entwicklungen sind vorhanden.
Normales Herbstwetter
Aber abseits der Extreme berechnen die Kontrollläufe nach einer deutlich zu warmen ersten Oktober-Dekade eine bis zum 16. Oktober anhaltende kühlere Temperaturentwicklung, die den Temperaturüberschuss weitgehend abbauen sollte. Für die letzte Oktober-Dekade wird eine tendenziell zu warme Temperaturentwicklung in Aussicht gestellt. Der Hauptlauf des amerikanischen Wettermodells gehört im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den warmen Ausreisern. Mit Veränderungen ist weiterhin zu rechnen.
Und der Winter?
Die Kontrollläufe bestätigen in gerade einmal drei ihrer Varianten einen Vorstoß frühwinterlicher Entwicklungen. Das ist eine absolute Minderheit und im Schnitt steigen selbst in 1.400 Meter Höhe ab dem 16. Oktober die Werte auf +6 bis +10 Grad an. Anders formuliert ist eine normale bis zu warme Temperaturentwicklung für die letzte Oktober-Dekade wahrscheinlicher als eine frühwinterliche.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
14. Oktober | +4 bis +15 Grad |
+7 Grad bis +12 Grad |
18. Oktober | +7 bis +18 Grad |
+12 bis +14 Grad |
23. Oktober | +6 bis +21 Grad |
+11 bis +13 Grad |
Niederschlagsprognose: Weniger
Wie gestern bereits geäußert konnte das amerikanischen Wettermodell die ambitionierte Niederschlagsprognose nicht aufrecht erhalten. Und so präsentiert sich heute eine bis zum 18. Oktober gemäßigte Niederschlagsentwicklung, die im Flächenmittel zu Regensummen von 5 bis 15 l/m² führen kann.
Die nächste Aktualisierung erfolgt um 17:00 Uhr in einer neuen Bewertung der unterschiedlichen Wetterprognose der Langfristmodelle für den Herbst und Winter 2020/2021