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Wetterprognose Herbst und Winter 2020/2021 vom 13.9.2020 - Folgt dem warmen September ein zu warmer Herbst und Winter nach?

| M. Hoffmann
Folgt dem zu warmen September ein zu warmer Herbst und Winter nach?

Der September 2020 wird als deutlich zu warmer Wettermonat in die Wettergeschichte eingehen können. Doch wie sieht es für den restlichen Herbst und den Winter aus und welchen Trend gibt es für die Niederschlagsentwicklung?

Hoher Luftdruck bestimmt in den kommenden Tagen das Wettergeschehen über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bis zum Start in die neue Woche liegt der Hochdruckkern zwischen Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich. Bedingt durch diese Position werden mit Hilfe des Hochdrucksystems sehr warme Luftmassen nach Norden geführt, die für die Jahreszeit alles andere als gewöhnlich sind.

Die Temperaturen erreichen Werte von +24 bis +28 Grad und können über dem Westen, Süden und Osten die hochsommerliche +30 Grad-Marke erreichen und mancherorts auf bis +32 Grad ansteigen. Normalerweise begnügt man sich im September mit Tageswerten um die +18 Grad. Niederschlag ist so gut wie keiner zu erwarten und wenn doch, dann sind zur Wochenmitte über dem Süden ein paar Schauer und örtliche Gewitter, die für etwas Abwechslung sorgen können. Apropos Wochenmitte - der Wind dreht bis zum Wochenende auf östliche Richtungen und führt etwas kühlere Luftmassen nach Deutschland. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter September.

Zunächst sind über manchen Regionen hochsommerlich heiße Werte zu erwarten, die ab der Wochenmitte langsam abkühlen können
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zunächst sind über manchen Regionen hochsommerlich heiße Werte zu erwarten, die ab der Wochenmitte langsam abkühlen können
© www.meteociel.fr

10 Tage Regenprognose: Wenig Regen

Bis einschließlich dem 23. September sind über Deutschland nur wenig Niederschlagssignale zu beobachten. Schauer und Gewitter können über Süddeutschland für etwas Niederschlag sorgen, der im Stau der Alpen phasenweise nennenswert ausfallen kann, sonst bleibt es weitgehend trocken.

Viel an Niederschlag hat der Herbst nicht zu bieten
Die Niederschlagsprognose des europäischen Wettermodells bis zum 23. September: Viel an Niederschlag hat der Herbst nicht zu bieten © windy.com

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Hoch gegen Tief

Die Fronten verhärten sich zusehends. Das Hoch möchte auch in der letzten September-Dekade seine Vorherrschaft über Mitteleuropa aufrecht erhalten, doch die atlantische Frontalzone nimmt erneut Anlauf um alles durcheinanderzuwirbeln.

Die ganz große Hitze ist kein Thema mehr

Die Tag- und Nachtgleiche ist am 22. September. Ab diesem Zeitpunkt werden im Verhältnis zueinander die Nächte länger und die Tage kürzer. Bedingt durch den Umstand hat die Luft die Möglichkeit in der Nacht länger abzukühlen und das aufwärmen am Tage funktioniert nicht mehr so wie im Hochsommer. Anders formuliert sinkt die Wahrscheinlichkeit für Temperaturen jenseits der +25 Grad rapide und auch die +20 Grad-Marke rückt so langsam in die Ferne. Die Großwetterlagen müssten schon außergewöhnlich sein.

Mehr spätsommerlich

Das Hoch keilt zum 18. September nach der Wettervorhersage des europäischen Prognosemodell nach Norden auf und positioniert sich zwischen England, Skandinavien und Deutschland. Kurzzeitig gelangen mit dieser Position etwas kühlere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz. Simuliert werden +15 bis +20 Grad und über dem Westen und Südwesten 18 bis +24 Grad.

Schwachgradientig

Vom 19. bis 21. September zieht sich das Hoch aus dem Norden zurück und konzentriert sich auf den Bereich zwischen den Azoren, England und Island. Das gibt der atlantische Frontalzone den nötigen Spielraum, um sich bis nach Skandinavien auszudehnen. Deutschland, Österreich und die Schweiz aber verbleiben in einem schwachgradientigen Wetterumfeld. Schauer und Gewitter sind bei Tageswerten von +18 bis +24 Grad und örtlich bis +26 Grad zu erwarten.

Übergriff oder Hochdruckzone?

Das wird sich noch zeigen müssen, doch was die atlantische Frontalzone anbelangt sind die Wetterprognosen des europäischen Wettermodells deutlich optimistischer gestimmt, als das noch in den letzten Tagen der Fall war. Vom 22. bis 23. September gelingt es der atlantische Frontalzone sich über Skandinavien zu behaupten und von östlichen Kanada aus eine gut strukturierte Tiefdruckrinne zu etablieren.

Das sind - wenn man so will - ernsthafte Bemühungen um eine Westwetterlage herbeizuführen. Ob das gelingt, wird von der Stabilität Hochdruckzone über Mitteleuropa abhängen. Nach den aktuellen Berechnungen kann diese sich bis zum 24. September behaupten, was zu einen spätsommerlich warmen und leicht durchwachsenen Wettercharakter über Deutschland, Österreich und der Schweiz führen wird. Viel an Wetteraction ist vorerst nicht zu erwarten.

Die atlantische Frontalzone formiert sich und bringt das Hoch zunehmend in Bedrängnis
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die atlantische Frontalzone formiert sich und bringt das Hoch zunehmend in Bedrängnis
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Tief gegen Hoch

Auch im Wettertrend des amerikanischen Prognosemodells geht es um die Vormachtstellung zwischen Hoch und Tief, jedoch sind die Voraussetzungen um exakt 90 Grad verschoben, was nicht gerade für eine zonale (West) Wetterlage spricht.

Das Hoch weicht nach Osten aus

Anstatt auf den Atlantik zieht sich das Hoch nach der Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells ab dem 21. September nach Osten zurück und liegt zum 25. September mit seinem Kern über Belarus, der Ukraine und dem westlichen Russland. Somit kann die atlantische Frontalzone von Westen her weiter auf Mitteleuropa zugreifen und Deutschland, Österreich und die Schweiz in eine Sandwichposition zwischen dem Tiefdruckwirbel und der Hochdruckzone bringen.

Überwiegend spätsommerlich warmes Herbst-Wetter

Die atlantische Frontalzone führt vom 20. bis 25. September zwar immer wieder Wolkenfelder nach Deutschland, doch mit wirklich nennenswerten Niederschlag ist nicht zu rechnen. Bedingt durch die Drehrichtungen der beiden Wettersysteme werden aus südlichen Richtungen verhältnismäßig warme Luftmassen nach Norden geführt, was die Tageswerte über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf +20 bis +25 Grad und örtlich bis +28 Grad ansteigen lassen kann - das wäre sie also, die ungewöhnliche Wetterlage, die nach der Tag- und Nachtgleiche noch für Werte jenseits der +25 Grad-Marke sorgen kann.

Für die Jahreszeit viel zu warm - Schwachgradientiges Geplänkel

Beide Wettersysteme stehen sich gegenüber in keiner weicht aus und so reiben diese sich bis zum 28. September auf. Was entsteht ist eine schwach ausgeprägte meridional verlaufende Großwetterlage (Nord-Süd, Süd-Nord). Anders formuliert schwachgradientig mit etwas Niederschlag und leicht zurückgehenden Temperaturen. Im Kern aber bleiben die Tageswerte bis zum 28. September mit +20 bis +25 Grad und örtlich bis +27 Grad für die Jahreszeit viel zu warm.

Eine meridionale Ausprägung der Großwetterlage
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine meridionale Ausprägung der Großwetterlage
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Gegenteiliger Trend

Das was die beiden Vorhersage-Modelle berechnen, wird so von den Kontrollläufen nicht gestützt. Der Knackpunkt für die kommende Großwetterlage ist die Hochdruckposition zwischen dem 20. und 22. September.

Herbstwetter möglich?

Bis zum 23. September bestätigen die Kontrollläufe einen über ganz Deutschland zu warmen Temperaturtrend, der im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +2 bis +4 Grad zu warm ausfallen kann. Darüber hinaus aber nehmen die kühleren Varianten zu.

Und der Herbst? Tatsächlich berechnen die Kontrollläufe ab dem 24. September eine Mehrheit, die den Mittelwert der Kontrollläufe auf das Jahreszeit-typische Niveau absinken und die Niederschlagssignale langsam in den schwach bis mäßig erhöhten Bereich ansteigen lässt.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
19. September +15 bis
+27 Grad
+17 Grad bis
+20 Grad
23. September +10 bis
+25 Grad
+17 bis
+19 Grad
28. September +10 bis
+23 Grad
+15 bis
+17 Grad
Diagramm Temperaturen September 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe September 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Langfristprognose: Wettertrend Herbst und Winter 2020/2021

September 2020

Einen normalen September wird es nicht geben können, dafür ist der aktuelle Temperaturüberschuss von +2,0 Grad viel zu hoch und wird sich in den kommenden Tagen noch drastisch nach oben orientieren können. Sollten sich die Temperaturen in der letzten September-Dekade dann einigermaßen auf den Normalwert einschwingen können, so wäre der September 2020 etwa zwischen +2,8 bis +3,5 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert deutlich zu warm. In Sachen Niederschlag braucht es ebenfalls wenig Phantasie - der September wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit deutlich zu trocken ausfallen können. Aktuell hat er erst rund 21 Prozent seines Sollwertes erreicht. Anders formuliert lag das Langfristmodell mit seiner Septemberprognose in diesem Jahr vollkommen daneben (ursprünglich wurde der September nur leicht zu warm und etwas zu nass berechnet).

Oktober 2020

Die Abweichung für den Oktober 2020 wird im Bereich von +0,5 Grad bis +1,5 Grad leicht zu warm interpretiert. Im Vergleich zu den letzten Wochen hat sich hier wenig verändert. Was sich verändert hat, ist die Niederschlagsprognose, die nun deutlich zu nass interpretiert wird (man denke an die angedeutete Westwetterlage).

November 2020

Unverändert wird der letzte Herbstmonat - der November - mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad leicht bis deutlich zu warm berechnet. In Sachen Niederschlag lässt sich ein leicht zu nasser Trend ableiten.

Dezember 2020

Der erste Wintermonat startet nach dem Wettertrend des Langfristmodells mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad deutlich zu warm. Mit einem zu nassen Niederschlagstrend lässt das im Dezember 2020 den Rückschluss auf eine zonal verlaufende (nasskalte) Westwetterlage zu.

Januar 2021

Achtung! Ab Januar wird zum Vergleich ein neues Klimamittel verwendet (Mehr dazu hier: Der Winter 2020/21 wird normal bis zu kalt ausfallen). Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 soll der Januar 2021 mit einer Differenz von +1 bis +3 zu warm ausfallen. Gegenüber dem neuen Referenzwert (1991-2020) liegt die Abweichung mit +1 bis +2 Grad ebenfalls im zu warmen Bereich. Die Niederschlagsprognose fällt auch im zweiten Wintermonat etwas zu nass aus (Westwetterlage).

Februar 2021

Eine markante Veränderung hat sich für den Februar 2021 ergeben. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961-1990 liegt die Abweichung um +2 bis +4 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Im Vergleich zu 1991-2020 liegt die Abweichung mit +1,0 bis +3,0 Grad noch immer im teils deutlich zu warmen Bereich. In Sachen Niederschlag wird der letzte Wintermonat zu nass bewertet.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert (1961-1990) und in Klammern der neue Mittelwert (1991-2020)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2020 +2,8 bis +3,5 Grad (+2,3 bis +3,0 Grad) Trend: deutlich zu trocken
Oktober 2020 +1,5 bis +2,3 Grad (+1,0 bis +1,7 Grad) Trend: normal bis etwas zu nass
November 2020 +1 bis +2 Grad (+0,2 bis +1,3 Grad) Trend: normal bis leicht zu nass
Dezember 2020 +1 bis +2 Grad (+0,0 bis +1,5 Grad) Trend: zu nass
Januar 2021 +1,0 bis +3,0 Grad (+0,0 bis +2,0 Grad) Trend: leicht zu nass
Februar 2021 +2,0 bis +4,0 Grad (+1,1 bis +2,9 Grad) Trend: zu nass
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021  vom 13.9.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021 vom 13.9.2020

Zusammenfassung

Auch wenn es im Detail immer wieder - kleinere - Veränderungen gibt, so bleibt die Prognose für den Herbst und der Wettertrend für den Winter stets der gleiche: zu warm. Doch das Langfristmodell berechnet keineswegs immer alles korrekt (siehe September) und so bleibt der Trend eben nur ein Trend, der in Zeiten des Klimawandels zwar sehr wahrscheinlich, doch mit den Randfaktoren - auf die wir noch näher eingehen werden - keineswegs gesetzt ist.

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