Wetterprognose Herbst und Winter 2020/2021 vom 2.9.2020 - Ein für die Jahreszeit viel zu warmer Temperaturtrend - gilt das auch für den Winter?
Die Zeichen stehen zum Beginn des meteorologischen Herbstes auf Spätsommer. Doch ganz einig sind sich die Vorhersage-Modelle noch immer nicht. Für den Winter aber berechnet das Langfristmodell einen klaren Wettertrend.
Tiefer Luftdruck verlagert sich im Verlauf der Woche von Island nach Skandinavien und führt auf seiner Vorderseite zunächst sehr warme Luftmassen nach Deutschland. Insbesondere über dem Süden können die Werte bis zum 5. September auf +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad ansteigen. Die Luftmassen haben zudem das Potential, die Werte über den Ballungsgebieten über dem Südwesten örtlich bis an die +30 Grad-Marke heran ansteigen zu lassen.
Doch der Wettercharakter gilt als unbeständig und mit Erreichen von Skandinavien werden auch über Deutschland, Österreich und der Schweiz kühlere Luftmassen zugeführt, was die Tageswerte zum Wochenende auf +16 bis +21 Grad absinken lassen kann. Niederschläge kommen meist in Form von leichten Schauern vor und können in der Nacht von Freitag auf Samstag über Norddeutschland kräftiger und örtlich unwetterartig ausfallen. Verbreitet aber ist nur mit sehr wenig Regen zu rechnen. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter September.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Eine sommerliche Großwetterlage
Auch heute wieder setzt sich das Hin und Her weiter in der Wetterprognose des europäischen Wettermodells fort. Gestern noch verbleib das Azorenhoch auf dem Atlantik, heute schiebt sich dessen Keil in Richtung Mitteleuropa.
Sehr warmes Herbst-Wetter: +30 Grad?
Die Abkühlung zum Wochenende ist somit nur von kurzer Dauer. Ab dem 6. September stabilisiert sich zudem der Hochdruckkeil über Mitteleuropa und nimmt vom 7. bis 11. September eine autarke Formation an. Infolge daraus sind über Deutschland, Österreich und der Schweiz keine Niederschläge mehr zu erwarten. Stattdessen verbreitet purer Sonnenschein bei Temperaturen, die mit +23 bis +27 Grad und örtlich bis +30 Grad für den Herbst viel zu warm sind.
Etwas kühler
Doch das Hochdrucksystem ist nicht von solch stabiler Struktur, als dass es sich länger gegen die atlantische Frontalzone behaupten wird können. Im Zeitraum vom 11. bis 13. September setzt sich die atlantische Frontalzone nach der Wetterprognose des europäischen Wettermodells über Skandinavien durch und schwächt die Hochdruckzone über Mitteleuropa allmählich ab. Die Niederschlagsneigung nimmt zu und die Temperaturen gehen bis zum 12. September auf +17 bis +23 Grad zurück.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Von ungewöhnlich warm bis Frühherbst
Etwas kniffliger wird es, wenn man sich heute die Wetterprognose des amerikanischen Prognosemodells anschaut. Das unterstreicht aber nochmals, wie unsicher die Wetterentwicklung ab dem 7. September ist und wie sehr diese von der Position eines Hochdrucksystems abhängig ist.
Meridionalisierende Großwetterlage
Der Aufbau der Großwetterlage ist zunächst ähnlich der der Europäer, doch das Hoch kann sich nicht über Mitteleuropa behaupten und driftet rasch nach Osten ab, um sich über Russland zu intensivieren. Dieser Vorgang lässt die atlantische Frontalzone zwar weiter nach Osten vorankommen, doch blockiert das Hoch über Russland die Tiefdruckaktivität und lässt diese über dem Atlantik nach Süden abtropfen.
Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zwischen den Fronten und im Detail wird es sehr genau darauf ankommen, wo die Grenzlinie zwischen der Frontalzone und dem Hoch verlaufen wird. Wir hatten es bereits vor ein paar Tagen einmal beschrieben, dass wenige hundert Kilometer Verschiebung zwischen sommerliche und frühherbstliche Wetterverhältnisse entscheidend sein können. In jedem Fall aber meridionalisiert (Nord-Süd, Süd-Nord) das Strömungsmuster nach der Wettervorhersage der Amerikaner.
Sommer, Sturm und Frühherbst
Aber einmal angenommen, der Wettertrend des amerikanischen Wettermodells setzt sich durch, was wäre für ein Wetter zu erwarten? Vom 7. bis 11. September passiert nicht viel. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen im Einflussbereich eines Hochdrucksystems und bei wechselnder Bewölkung bleibt es weitgehend trocken. Die Temperaturen pendeln sich auf +17 bis +23 Grad ein und können unter bestimmten Voraussetzungen die +25 Grad-Marke übersteigen.
Vom 11. bis 13. September nähert sich die atlantische Frontalzone Mitteleuropa und lässt den Wind stark bis mäßig auffrischen und an den Küstenregionen wäre mit stürmischen Windböen zu rechnen. Vorderseitig werden nochmals sehr warme Luftmassen nach Deutschland geführt, was die Tageswerte ohne weiteres über die +25 Grad-Marke hinaus ansteigen lassen kann. Vor allem über Süddeutschland wäre die Chance hierfür groß.
Vom 13. bis 16. September übernimmt die atlantische Frontalzone dann das Kommando und mit einem unbeständigen Wettercharakter sinken die Tageswerte auf +15 bis +20 Grad ab, was dann auch wieder für die Jahreszeit typisch ist.
Auf den Punkt gebracht: Für die Jahreszeit zu warm
Die Überschrift hat nun den dritten Tag infolge bestand und zeigt, dass trotz der unsicheren Entwicklung der Großwetterlage der Temperaturtrend eine klare Richtung hat. Über dem Süden und Osten liegt das Temperaturspektrum der Kontrollläufe im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +2 bis +4 Grad - und phasenweise um bis zu +6 Grad - im zu warmen Bereich. Über West- und Norddeutschland liegt die Abweichung mit +1 bis +3 Grad aber auch im deutlich zu warmen Bereich.
Südwestliche Grundströmung
Warum der Mittelwert für die Jahreszeit zu warm ausfällt, lässt sich anhand des Mittelwertes der Wetterprognose aller Kontrollläufen besser erklären. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen die meiste Zeit über in einer warmen Vorderseitenanströmung der Luftmassen in einem gradientenschwachen und meist hochdruckdominierten Wetterumfeld. Da passiert nicht allzu viel.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
8. September | +14 bis +18 Grad |
+17 Grad bis +19 Grad |
12. September | +14 bis +29 Grad |
+20 bis +22 Grad |
17. September | +13 bis +27 Grad |
+17 bis +19 Grad |
Niederschlagsprognose: Verbreitet trocken
Die Hochdruckdominanz schlägt sich so langsam auch in der Regenprognose bis zum 12. September nieder. So sind nur über dem Norden und südlich der Donau ein paar Niederschläge zu erwarten, sonst bleibt es verbreitet trocken.
Langfristprognose: Wettertrend Herbst und Winter 2020/2021
September 2020
Das Langfristmodell lässt noch keinen klaren Rückschluss darauf zu, wie sich der September 2020 entwickeln wird. Die Abweichung der Temperaturwerte im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert wurde mit +0,5 bis +1,5 Grad zwar wieder etwas angehoben, bleibt aber weit hinter dem zurück, was die Vorhersage-Modelle derzeit berechnen. Mit Veränderungen ist zu rechnen. Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem vieljährigen Sollwert unauffällig und im Trend etwas zu trocken.
Oktober 2020
Der Oktober 2020 wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert weiterhin zu warm berechnet. Die Niederschlagsprognose ist gegenüber dem Sollwert als unauffällig und im Trend ebenfalls etwas zu trocken zu bewerten
November 2020
Eine Veränderung gibt es für den November. Anstatt mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm, wird der letzte Herbstmonat mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad etwas weniger warm berechnen. In der Niederschlagsprognose bleibt der November 2020 unauffällig bewertet.
Dezember 2020
Der warme Start in den meteorologischen Winteranfang wird mit einer Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +1 bis +3 Grad zum wiederholten Male bestätigt. Zudem zeigt sich eine deutlich erhöhte Niederschlagsaktivität, was gleich zum Beginn des Winter 2020/2021 auf eine Westwetterlage hindeutet.
Januar 2021
Achtung! Ab Januar wird zum Vergleich ein neues Klimamittel verwendet (Mehr dazu hier: Der Winter 2020/21 wird normal bis zu kalt ausfallen). Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 soll der Januar 2021 mit einer Differenz von +2 bis +3 zu warm ausfallen. Gegenüber dem neuen Referenzwert (1991-2020) liegt die Abweichung mit +1 bis +2 Grad ebenfalls im zu warmen Bereich. Die Niederschlagsprognose fällt auch im zweiten Wintermonat deutlich zu nass aus (Westwetterlage).
Februar 2021
Ganz ähnlich wie der Dezember und Januar soll auch der Februar 2021 ausfallen. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961-1990 liegt die Abweichung um +1 bis +2 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Im Vergleich zu 1991-2020 liegt die Abweichung mit +0,0 bis +2,0 Grad noch immer im teils deutlich zu warmen Bereich. In Sachen Niederschlag wird der letzte Wintermonat zu nass bewertet.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2020 | +0,5 bis +1,5 Grad (+0,0 bis +1,0 Grad) | Trend: normal bis etwas zu trocken |
Oktober 2020 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,6 bis +1,7 Grad) | Trend: normal bis etwas zu trocken |
November 2020 | +1 bis +2 Grad (+0,2 bis +1,3 Grad) | Trend: normal bis leicht zu trocken |
Dezember 2020 | +1 bis +3 Grad (+0,0 bis +2,5 Grad) | Trend: zu nass |
Januar 2021 | +2,0 bis +3,0 Grad (+1,0 bis +2,0 Grad) | Trend: zu nass |
Februar 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (-0,1 bis +1,9 Grad) | Trend: zu nass |