Wetterprognose Winter 2020/2021 vom 22.8.2020 - Das Ende des Sommers wird eingeläutet mit Blick auf den Langfristtrend Winter
Es ist spürbar frischer geworden. Zwar werden die kommenden Tage wieder wärmer, doch die Zeichen sind unverkennbar - der Sommer 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Doch was folgt nach - der Frühherbst, oder der Spätsommer?
Mit +37,7 Grad wurde gestern über Langenlipsdorf (Brandenburg) der höchste Temperaturwert aufgestellt. Damit ist klar, dass die höchste Temperatur im Sommer 2020 am 9. August über Trier-Petrisberg in Rheinland-Pfalz aufgestellt wurde. Nichtsdestotrotz - der August 2020 ist zum aktuellen Stand im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um rund +5 Grad zu warm (wärmer als der Rekord-August von 2003 zum gleichen Zeitpunkt) und der Sommer 2020 ist um +2,1 Grad zu warm. Höher werden die Temperaturen mit dem nun merklich sinkenden Sonnenstand und dem Wetterwechsel auch nicht mehr steigen können und der August wird am Ende zwischen +3,2 und +3,8 Grad zu warm ausfallen können (2003: +4,1 Grad).
Dafür sorgt ein Tiefdrucksystem, dass aktuell - langsam - von England in Richtung Skandinavien wandert und heute über dem Süden und Osten für - teils kräftige - Schauer und örtliche Gewitter sorgt (Gewitterradar). Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Geplänkel zwischen Tiefdruckvorder- und Rückseite. Zum Wochenmitte wird es spürbar wärmer und örtlich könnten über dem Osten nochmals bis +30 Grad erreicht werden, doch von langer Dauer ist das nicht. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter August 2020.
Sommer zu Ende?
Betrachtet man den Sommer vom statistischen Standpunkt, so geht er in der Regel ab dem 15. August in den Spätsommer über. Soll heißen, dass die Tageswerte sich in einem Bereich von +17 bis +24 Grad bewegen und an manchen Tagen die +25 Grad-Marke noch überschreiten können. Insofern ist der Sommer 2020 längst überfällig und viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der Sommer ab der Wochenmitte verabschieden wird.
Tief über Skandinavien
Die Wetterprognosen beider Vorhersage-Modelle berechnen die Verlagerung des Tiefdruckzentrums zum 28./29. August nach Skandinavien. Das gibt dem Azorenhoch die Gelegenheit, sich auf dem Atlantik nach Norden aufzuwölben und die atlantische Tiefdruckrinne nachhaltig zu stören, bzw. zu unterbinden.
Gestörtes Zirkulationsmuster
Mit Hilfe des Hoch wird das normale
- von West nach Ost - verlaufende Strömungsmuster gestört und es stellt sich nach und nach eine meridional ausgerichtete Großwetterlage ein, bei der das Tief über Skandinavien nach Süden abtropfen kann.
Deutschland, Österreich und die Schweiz würden sodann in den Einflussbereich einer Trogwetterlage gelangen. Eine frühherbstliche Wetterentwicklung ist damit nicht vom Tisch - im Gegenteil - sogar wahrscheinlicher geworden.
Die gestörte Zirkulation geht aber auch anders
Die Vorhersage-Modelle sind bis Ende August weitgehend einheitlich. Das Temperaturspektrum pendelt sich in einem Bereich von +18 bis +22 Grad ein und kann mit längerer Sonnenscheindauer darüber und mit Regen darunter liegen.
Spätsommer
Interessant aber ist die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells. Bereits zum September wölbt sich über Skandinavien ein Hochdrucksystem auf und drückt die atlantische Frontalzone zunächst nach Süden, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz bei kühlen Temperaturen zu reichlich Niederschlag führen kann.
Doch nachfolgend wird das Hoch kräftiger und dehnt sich von Skandinavien bis über die Barentssee und Karasee nach Osten aus. Mitteleuropa liegt ab dem 2. September wieder vermehrt im Einflussbereich eines Hochdrucksystems, was stark an eine Erhaltungsneigung erinnert. Mit einem nur leicht unbeständigen Wettercharakter steigen die Temperaturen auf +20 bis +25 Grad und über dem Westen und Süden örtlich auf bis +27 Grad an. Sollte sich diese Großwetterlage durchsetzen können, so wäre das ein im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +4 bis +8 Grad zu warmer Start in den Herbst.
Auf den Punkt gebracht: Ein Hauch von Frühherbst
Die Kontrollläufe bestätigen vom 28. bis 31. August die Trogausbildung über Mitteleuropa, was zu einem frühherbstlichen Wetter- und Temperaturcharakter führen kann. Tageswerte von +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad wären bei einer mäßig hohen Schauerneigung zu erwarten.
Darüber hinaus - und damit zum Start in den meteorologischen Herbst - liegt Mitteleuropa wieder vermehrt im Einflussbereich einer Hochdruckzone. Anders formuliert ist eine deutlich spürbare Abkühlung nur von kurzer Dauer und im September könnte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein spätsommerlicher Temperaturcharakter (+18 bis +24 Grad) durchsetzen.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
28. August | +12 bis +24 Grad |
+17 Grad bis +19 Grad |
1. September | +11 bis +24 Grad |
+17 bis +19 Grad |
6. September | +13 bis +29 Grad |
+19 bis +21 Grad |
Niederschlagsprognose: Mäßig verhalten
Es wird bis zum 1. September immer wieder Niederschläge geben können, doch ist deren Intensität allenfalls als mäßig zu bewerten. Verbreitet sind Regensummen von 5 bis 15 l/m² zu erwarten, die über Norddeutschland und über dem Alpenvorland bis zu 30 l/m² und örtlich bis 40 l/m² bringen können.
Langfristprognose: Wettertrend Herbst und Winter 2020/2021
September 2020
Mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad soll der September nach dem vieljährigen Mittelwert (1961-1990) zu warm ausfallen. Die Niederschlagsprognose wird über dem Süden etwas zu trocken, sonst unauffällig gegenüber dem Sollwert bewertet.
Oktober 2020
Der Oktober 2020 soll nach den aktuellen Berechnungen mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu warm ausfallen können. Hinsichtlich der Niederschläge sind keine großartigen Auffälligkeiten gegenüber dem Soll zu erkennen.
November 2020
Der November könnte nach dem Langfristtrend ein richtiger Herbstmonat werden. Im Kern zwar mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm, doch im Charakter durchwachsen, was zu einem zu nassen Niederschlagsergebnis führen kann.
Dezember 2020
Für den Dezember 2020 hat das Langfristmodell eine kleine Korrektur vorgenommen. Mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad soll der erste Wintermonat nur leicht zu warm ausfallen (vormals +1 bis +2 Grad). In der Niederschlagsprognose ist ein deutlich zu trockener Wintermonat zu erwarten.
Januar 2021
Achtung! Manche Medien berichten, dass überraschenderweise
der Januar plötzlich
zu kalt berechnet wird. Tatsache ist, dass ab Januar 2021 das neue Klimamittel von 1991-2020 als Referenz verwendet wird und die Monate damit - im Vergleich - automatisch kälter werden. Zum aktuellen Stand wird der Januar 2021 nach dem Klimamittel von 1961-1990 um +0,5 bis +1,5 Grad zu warm und nach dem Neuen (1991-2020) mit -0,5 bis +0,5 Grad normal berechnet. Die Niederschlagsprognose fällt deutlich zu nass aus, was auf eine milde Westwindphase hindeutet.
Februar 2021
Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961-1990 soll der Februar 2021 um +1 bis +3 Grad deutlich zu warm ausfallen. Im Vergleich zu 1991-2020 liegt die Abweichung mit +0 bis +2 Grad noch immer im teils deutlich zu warmen Bereich. In Sachen Niederschlag wird der Februar durchschnittlich und im Trend leicht zu trocken bewertet.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
September 2020 | +1,0 bis +2,0 Grad (+0,5 bis 1,5 Grad) | Trend: normal bis etwas zu trocken |
Oktober 2020 | +0,5 bis +1,5 Grad (+0,1 bis +1,2 Grad) | Trend: normal bis etwas zu nass |
November 2020 | +1 bis +2 Grad (+0,2 bis +1,3 Grad) | Trend: zu nass |
Dezember 2020 | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,5 bis +1 Grad) | Trend: zu trocken |
Januar 2021 | +0,5 bis +1,5 Grad (-0,5 bis +0,5 Grad) | Trend: zu nass |
Februar 2021 | +1,0 bis +3,0 Grad (-0,1 bis +1,9 Grad) | Trend: zu trocken |
Auf den Punkt gebracht: Der Winter 2020/21wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu warm
Das ist so, dass bleibt so. Die Herausforderung der kommenden Monate wird darin liegen, die Differenzen zwischen dem neuen und dem alten Klimamittelwert deutlicher hervorzuheben (mehr dazu hier: Der Winter 2020/21 wird normal bis zu kalt ausfallen). Im Kern der Aussage aber steckt ein zu warmer Winter, der durchaus seine winterlichen Wetterphasen haben kann. Interessant wird in diesem Winter sein, was im Zusammenspiel eines QBO-Ost, eines möglichen Major-Warmings mit der schwächelnden Sonne
für eine Großwetterlage hervorbringen wird. In Summe spricht im Winter vieles für ein gestörtes Zirkulationsmuster, dass sowohl knackig kalt
, als auch deutlich zu warm sein kann - je nach dem, auf welcher Seite des Troges sich Deutschland, Österreich und die Schweiz befinden.