Wetter Winter 2020 aktuelle Wetterprognose vom 02.02.2020 - Anzeichen eines instabiler werdenden Polarwirbels
Sturm, Wind, Dauerregen und Schneefall. Das Wetter wird in den kommenden Stunden einiges zu bieten haben. Darüber zeichnet sich eine Wetterentwicklung ab, die zwei Optionen bietet.
Es geht zur Sache. Atlantische Tiefdruckgebiete haben das Wettergeschehen über Deutschland fest im Griff und sorgen - im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern - örtlich für unwetterartigen Dauerregen, der bis zum Dienstagvormittag in einigen Regionen die Pegel der Flüsse bedrohlich ansteigen lassen kann. Aber nicht nur das - die Temperaturen steigen bis zum Montag verbreitet auf +6 bis +12 Grad an und können über dem Süden örtlich bis +15 Grad erreichen. Zusammen mit dem Wind, dem Regen und den milden Temperaturen schmelzen die eh schon spärlich vorhandenen Schneedecken unterhalb etwa 1.500 Meter zügig ab, was zusätzliche Wassermengen freisetzt. Mehr dazu in der aktuellen Niederschlagsprognose und den Warnungen der Hochwasserzentralen.
Der böige bis stürmische Wind dreht zum Dienstag auf nordwestliche Richtungen und führt schon zum Montagabend kühlere Luftmassen nach Deutschland, was die Schneefallgrenze zum Dienstag bis auf die mittleren Lagen absinken lassen kann (400 bis 600 Meter). Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter kann mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden und auch über tieferen Lagen sind Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer möglich. In den Nächten ist wieder mit Frost zu rechnen (Schneeprognose). Nachfolgend beruhigt sich das Wetter. Weitere Informationen finden Sie in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Februar.
Der Winter hat zwei Optionen
Das ist die Erkenntnis, die sich in den letzten Stunden in den Vorhersage-Modellen abzeichnet. Nach und nach zeigen sich vermehrt Varianten, die neben einer deutlich zu milden Wetterlage auch andere Möglichkeiten offenbaren.
Für die Jahreszeit zu mild
Eine für die Jahreszeit deutlich zu warme Wetterentwicklung berechnet das europäische Vorhersage-Modell in seiner aktuellen Wetterprognose. Das in der oben gezeigte Hochdrucksystem kippt vom 7. bis 12. Februar weiter nach Osten ab. Gleichzeitig jedoch entsteht auf dem Atlantik ein kräftiger Tiefdruckwirbel, der sich bis zum 12. Februar weiter intensiviert und seine Gradienten von dem östlichen Kanada über Island, Skandinavien bis über die Barentssee erstreckt.
Deutschland zwischen den Fronten
Je nachdem wie weit die Tiefdruckrinne nach Süden vorrücken kann, ist über Deutschland mit stürmischen Windböen und reichlich Niederschlag zu rechnen. Hält das südlich gelegene Hoch aber dagegen, so liegt Deutschland, Österreich und die Schweiz zwischen den Fronten, was die Niederschlagsneigung generell abschwächt und die sonnigen Phasen zunehmen lässt. Im Kern aber ist es völlig egal, wie die Tiefdruckrinne verläuft. Die Temperaturen sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert so oder so zu warm.
Der nasskalte Verlauf mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Die kühlere - nicht winterliche - Variante, berechnet die Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells.
Sturm mit erhöhten Potential orkanartiger Winde
Der Unterschied der Amerikaner liegt in der Struktur des Tiefdruckwirbels, welcher deutlich südlicher verläuft und viel weiter nach Osten vorankommen kann. Die Achse der Tiefdruckrinne erstreckt sich bis zum 10. Februar von Neufundland über Island, England und Polen. Damit muss das Hoch etwas weiter nach Westen ausweichen, was über Deutschland zu einer Nordwestwetterlage führt.
Schneefall ab den mittleren Lagen
Anstatt sich die Werte - wie nach der Prognose der Europäer - an der +10 Grad Marke orientieren, liegen diese meist um die +5 Grad Marke - und damit im nasskalten Bereich. Die Schneefallgrenze schwankt phasenweise zwischen 400 bis 600 Meter und 600 bis 900 Meter. Je nachdem mit welcher Intensität das Tief über Mitteleuropa hinwegzieht.
Instabiler Polarwirbel
Einen instabilen Polarwirbel hat die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells heute Morgen angedeutet. Heute Nachmittag aber sind diese Berechnungen konkreter geworden. Vom 10. bis 13. Februar rückt das Tiefdruckzentrum weiter nach Osten - bis über das westliche Russland - vor und verliert nachfolgend seine Verbindung zum Tiefdruckwirbel über dem östlichen Kanada.
Atlantische Frontalzone wird vollständig blockiert
Diese Lücke nutzt das Hoch aus und strebt zwischen dem 13. und 16. Februar über Mitteleuropa nach Norden auf und geht über die Barents- und Karasee eine Verbindung mit dem Kontinentalhoch ein. Die atlantische Frontalzone wird bei diesem Prozess vollständig blockiert und durch das veränderte Strömungsmuster beginnt das Tief über dem westlichen Russland in Richtung Mitteleuropa zu ziehen.
Winter? Wenig wahrscheinlich, aber möglich!
Im Zuge der gestörten Zirkulation und der Verlagerung des Tiefdrucksystems gelangen kalte Luftmassen aus nordöstlichen Richtungen nach Deutschland, was den Winter - zumindest nach der Theorie - wieder möglich macht.
Wie aber ist das Einzuschätzen? Das werden die kommenden Stunden zeigen. Eine Berechnung macht noch lange keinen Winter und genauso ist das auch zu bewerten. Es ist eine - durchaus interessante - Option, mehr aber auch nicht.
Auf den Punkt gebracht: Das Wetter ist keine lineare Angelegenheit
Auch wenn das in diesem Winter so erscheinen mag - der ewige März macht sich breit und verhinderte winterliche Wetterlagen bis auf das Tiefland herab. Aber auch die mittleren und die höheren Lagen klagen über den nicht vorhanden Schnee. Geht es nach den Europäern, so ist bis zur Monatsmitte nicht an winterliche Wetterlagen zu denken. Doch die Amerikaner zeigen, wie es funktionieren kann. Zudem kommt der Winter nun in einen Zeitraum, wo der Polarwirbel mit steigendem Sonnenstand gerne instabiler wird.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
8. Februar | +2 bis +8 Grad |
+4 bis +6 Grad |
12. Februar | -3 bis +11 Grad |
+3 bis +5 Grad |
17. Februar | -3 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Wie aber ist die Wetterprognose der Amerikaner einzustufen? Ganz klar gehören die Berechnungen innerhalb der Kontrollläufe zu den Außenseitern. Der Temperaturtrend ist nach wie vor zu mild aufgestellt und schwankt mit seinem Mittel in 1.400 Meter Höhe zwischen -3 bis +2 Grad. Für einen Wintereinbruch bis auf das Flachland herab wären in der zweiten Februar-Dekade Höhenwerte von -6 bis -8 Grad erforderlich. Das zeigt, dass die aktuellen Simulationen noch ein ganzes Stück von winterlichen Wetterverhältnissen entfernt sind und die Berechnungen der Europäer plausibler machen. Ob das amerikanische Wettermodell aber ein früher Trendsetter ist und wie es um den Polarwirbel im allgemeinen bestellt ist, erläutern wir in einer Aktualisierung der Winterprognose heute Abend an dieser Stelle gegen 20:00 Uhr.
Update der Wetterprognose von 20:02 Uhr
Das Amerikanische Vorhersage-Modell bestätigte im Tagesverlauf eine vom 6. bis 8. Februar ruhige Wetterlage, die anschließend wieder temperamentvoller verlaufen kann. Der Grund ist ein Tiefdruckkomplex bei Island, der zunehmend kräftiger simuliert wird. Je nach Position der nachfolgenden Tiefdruckrinne, steigt über Deutschland, Österreich und der Schweiz das Potential unwetterartiger Starkwindereignisse an.
Heute Abend ist das mit einer ganzen Sturmtiefserie vom 9. bis 13. Februar der Fall. Die Tiefdruckachse verläuft dabei sehr weit südlich, was eine Nordwestwetterlage zunehmend plausibler macht.
Kein Flachland-Winter
Eine Nordwestwetterlage ist allenfalls gut für ein paar Schneefälle ab den mittleren Lagen, doch für tiefere Lagen bleibt da nichts weiter als ein nasskalter, windiger und unbeständiger Wettercharakter übrig. Im aktuellen Fall ist es zudem so, dass die Wetteraktivität dermaßen hoch ist, dass bodennah sich die kühleren Luftmassen gar nicht richtig durchsetzen können und sich im Bereich von +2 bis +6 Grad bewegen.
Im weiteren Verlauf berechnen die Amerikaner vom 13. bis 18. Februar wieder vermehrt eine Südwestströmung. Anders formuliert ist eine hohe Wetteraktivität mit einem Auf und Ab der Temperaturen zu erwarten, bei der der - nachhaltige - Winter kaum Optionen hat.
Und der Polarwirbel?
Der zeigt auch heute Abend eine Auffälligkeit in Richtung Dipolbildung, was aufgrund der enormen Wetteraktivität im Verlauf der ersten Februar-Dekade nicht weiters verwunderlich ist. Es ist auf jeden Fall eine Rahmenbedingung, die in den kommenden Tagen näher beobachtet werden muss.
Ob dabei Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der - wie heute Abend berechnet - warmen Seite liegen, spielt aktuell eine weniger gewichtigere Rolle. Erst muss das Ereignis eintreten, dann sieht man weiter. Aus diesem Grund haben wir einmal zwei möglichen Varianten gegenübergestellt, die verdeutlichen sollen, wie es dabei auf den Achsverlauf ankommen wird, sofern das Ereignis überhaupt eintritt.
Wie wahrscheinlich ist eine Destabilisierung des Polarwirbels?
Der AO-Index, welcher über den Zustand des Polarwirbels Auskunft geben kann, wird bis zum 12. Februar in einem äußerst positiven Bereich berechnet, wie er seit dem Sommer nicht mehr erreicht wurde. Im Grunde bestätigt das auch die hohe Wetteraktivität der kommenden Tage. Ab dem 13. Februar aber stürzt
der Wert regelrecht ab und neutralisiert sich zum 16. Februar.
Anders formuliert ist an der These einer Destabilisierung des Polarwirbels durchaus etwas dran. Doch für einen nachhaltigen Wintereinbruch über Mitteleuropa wäre noch ein neutraler bis negativer NAO-Index vonnöten. Der bleibt aber bis auf weiteres positiv.
Wie steht es um ein Warming in Stratosphärenhöhe?
Da hat sich nichts verändert. Es wird ein mäßiges Minor-Warming berechnet, wie es im Winter häufiger vorkommt. Die Windgeschwindigkeiten entlang des 65. Breitengrades pendeln sich in Stratosphärenhöhe auf +120 km/h und zeigen keinerlei Anzeichen für ein Major-Warming, was die unteren Luftschichten beeinflussen könnte. Kurzum ist von oben herab nicht mit einer Abschwächung des Polarwirbels zu rechnen.
Die Erkenntnis: Mild bis allenfalls nasskalt und einem windigen Wettercharakter
Das mit dem Polarwirbel ist eine interessante Entwicklung, die man in den kommenden Tagen hin und wieder betrachten muss. Zum aktuellen Stand aber kommt es zu einem turbulenten Gemisch aus Sturm, Dauerregen, Schneefall mit nachfolgender Wetterberuhigung, bevor es nach dem 8. Februar wieder zur Sache gehen kann. So lange die Wetteraktivität sich auf diesem hohen Niveau befindet, hat der Winter kaum Chancen. Gestützt wird das von den Kontrollläufen, welche bis zur Monatsmitte über dem Süden und Osten eine durchschnittliche Temperatur von +2 bis +6 Grad und über dem Norden und Westen von +4 bis +7 Grad simulieren.