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Wetter Winter 2020 aktuelle Wetterprognose vom 05.01.2020 - Eine für die Jahreszeit zu warme Temperaturentwicklung

| M. Hoffmann

Der Winter strebt seiner meteorologischen Halbzeit entgegen, doch allzu viel war bislang nicht von ihm zu sehen. Ändert sich das bald?

Im Flächenmittel gab es gerade einmal 0,98 Schneetage in diesem Winter zu bestaunen. Normal wären im Dezember 9,1 und im Januar 14,4 Schneetage (geschlossene Schneedecke). Und schaut man sich die aktuelle Wetterprognose zum Wetter Januar 2020 an, so wird sich am Schneemangel nichts ändern. Eher das Gegenteil wird der Fall sein. Mildere Luftmassen gelangen im Wochenverlauf nach Deutschland, was die Temperaturwerte dem Frühling näher als dem Winter bringt.

Abwechslungsreiches, aber wenig winterliches Wetter
Abwechslungsreiches, aber wenig winterliches Wetter

Kräftige Tiefdruckgebiete steuern auf Deutschland zu

Hervorgerufen durch einen Kaltluftvorstoß bei Neufundland, entstehen auf dem Atlantik kräftige Tiefdrucksysteme, die im Wochenverlauf auf Deutschland zusteuern und auf ihrer Vorderseite sehr milde Luftmassen im Gepäck haben. Zudem lebt die Wind- und Niederschlagsaktivität ab der Wochenmitte auf.

Außergewöhnlich warme Luftmassen gelangen nach Deutschland
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Außergewöhnlich warme Luftmassen gelangen nach Deutschland
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Für die Jahreszeit zu mild

Im Zeitraum vom 10. bis 15. Januar bleibt die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik nach der Wetterprognose der Europäer auf einem hohen Niveau und drückt in diesem Prozess das Azorenhoch in Richtung Mitteleuropa

Weitgehend ruhiges Wetter

Die Tiefdrucksysteme laufen auf das Hochdrucksystem auf und führen aus südlichen Richtungen warme Luftmassen nach Mitteleuropa, was die Temperaturen über Deutschland, der Schweiz und Österreich auf +4 bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Die Niederschlagsprognose ist in diesem Zeitraum gering ausgeprägt.

Wenig winterliche Wetterverhältnisse
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Bis zur Monatsmitte nur wenig winterliche Wetterverhältnisse
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Eine turbulente Wetterentwicklung

Dem Hoch gelingt es nach der Wettervorhersage der Amerikaner nicht, sich über Mitteleuropa nach Norden aufzuwölben und so haben die atlantischen Frontensysteme freie Bahn.

Viele Wolken, viel Wind, einiges an Regen und kein Winter

Vom 10. bis 20. Dezember setzt sich ein zonal orientiertes Zirkulationsmuster durch - die Westwetterlage. Mal mit mehr Niederschlag und Wind, mal mit sonnigen und trockenen Phasen. Die Temperaturen jedoch befinden sich mit +4 bis +8 Grad und Phasenweise bis +10 Grad in einem für die Jahreszeit durchweg zu warmen Bereich. Der Winter ist nicht einmal im Ansatz zu erkennen.

Keine winterlichen Wetteraktivitäten zu erkennen
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Keine winterlichen Wetteraktivitäten zu erkennen
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: bis auf weiteres kein Winter

Die Schlüsselszenen zum 3. und 8. Januar bringen keine Veränderungen. Zu schwach sind die Impulse und zu stark ist der Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik. Somit besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte zweite Januar-Dekade noch von einer zonalen - und damit milden - Grundströmung beeinflusst wird.

Um 3 bis 5 Grad zu warm

Deutlicher wird der zu milde Temperaturtrend in den Kontrollläufen dargestellt, welche einen Mittelwert berechnen, der im Vergleich zum vieljährigen Durchschnittswert etwa um 3 bis 5 Grad zu warm ist. Gleichzeitig steigt vom 8. bis 14. Januar die Niederschlagstätigkeit allgemein an, was ein Fürsprecher der zonal geprägten Großwetterlage ist.

Die Winterprognose nach den Kontrollläufen
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
12. Januar +2 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
16. Januar +2 bis
+10 Grad
+4 bis
+6 Grad
20. Januar +0 bis
+8 Grad
+3 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2020 vom 05.01.2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2020 von zu kalt, normal, zu warm

Und die Chancen des Winters?

Innerhalb des Polarwirbels kommt es zu Veränderungen, die zunächst aber einmal die Wetteraktivität weiter anheizen werden. Man erkennt auf den nachfolgenden Druckanomalien ein über Kanada kräftiges Hochdrucksystem, was an seiner Ostflanke kalte Luftmassen nach Süden - in Richtung Neufundland - führt. Gleichzeitig aber verlagert sich der Schwerpunkt des Polarwirbels in Richtung Sibirien und durchtrennt dabei die Hochdruckverbindung bei den Aleuten. Das sind zum derzeitigen Stand aber nur vage Andeutungen und müssen sich in den kommenden Tagen erst noch verifizieren lassen.

Druckanomalie bis 15. Januar 2020
Druckanomalie bis 15. Januar 2020 - Bis zum 15. Januar dominiert die Westwetterlage das Wettergeschehen © climatereanalyzer.org

Was sich im Tagesverlauf verändert hat und wie das Langfristmodell auf die aktuelle Wetterentwicklung reagiert, erläutern wir in einem kurzem Update der Winterprognose gegen 20:00 Uhr an dieser Stelle.

Update der Wetterprognose von 20:02 Uhr

Wir wurden die letzten Stunden häufiger gefragt, warum wir derzeit so aussichtslos über den Winter berichten. Das machen nicht wir, denn so ist es einfach. Solange der Kaltluftzustrom auf dem Atlantik in Richtung Neufundland in dem Maße anhält, wie das derzeit vonstattengeht, ist definitiv nicht an Winter zu denken. Das höchste der Gefühle wäre eine nasskalte Wetterlage. Dieser - für die Jahreszeit zu milde - Temperaturtrend hat eine hohe Wahrscheinlichkeit bis zum 13. Januar anzuhalten und auch darüber hinaus sieht es nicht viel besser aus.

Deutlicher wird das anhand der folgenden Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Abend. Die Karte zeigt die Wetterentwicklung zum 15. Januar. Kalte Luft wird auf den Atlantik geführt (dicker roter Pfeil) und indiziert dort eine kräftige Tiefdruckausbildung, dich sich wiederum in Richtung Island fortbewegt. Bedingt dadurch, dass sich Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, wird der Kaltluftvorstoß über Neufundland befeuert und es entsteht eine hohe Erhaltungs-, bzw. Wiederholungsneigung.

Das sind im Grund die Wetterlagen, die man getrost für die kommenden 8 bis 10 Tage als weitgehend gesichert betrachten kann.

An Winter ist nicht einmal im Ansatz zu denken
Berechnung Wetterlage nach dem amerikanischen Wettermodell: An Winter ist nicht einmal im Ansatz zu denken
© www.meteociel.fr

Der Störimpuls

Bedingt durch die hohe Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik wölbt sich das Hoch über Mitteleuropa immer weiter nach Norden auf und strebt - im Ansatz - nach Skandinavien. Diese Entwicklung ist frühestens ab dem 13. bis 15. Januar zu erwarten und durchaus eine interessanter Ansatz. Denn seit geraumer Zeit werden diese Varianten immer wieder berechnet und verschwinden nicht so einfach aus den Simulationen. An der Möglichkeit ist also etwas dran.

In ausgeprägter Form strebt das Hoch weiter in den Polarwirbel hinein und geht eine Querverbindung zum sibirischen Kontinentalhoch ein. Am südlichen Hochdruckgradienten werden kontinentale Kaltluftmassen abgekapselt und gleichzeitig wird die atlantische Frontalzone frühzeitig blockiert. Über Mitteleuropa kippt das Strömungsmuster binnen kurzer Zeit und ist die Entwicklung entsprechend heftig, so kann auch ein Kaltlufttropfen nach Mitteleuropa geführt werden. Das amerikanische Wettermodell hatte das am Abend zum Beginn der letzten Januar-Dekade berechnet. Ist also noch vage, aber ein Ansatz.

Ein Ansatz, der in Richtung Winter gehen kann
Berechnung Wetterlage nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Ansatz, der in Richtung Winter gehen kann
© www.meteociel.fr

Nasskaltes Grundrauschen

Schaut man sich die Kontrollläufe an, so sind diese vom 6. bis 12. Januar um 2 bis 5 Grad gegenüber den vieljährigen Mittelwert als zu warm zu bewerten. Im weiteren Verlauf sinkt das Niveau zwar ab, bleibt aber für die Jahreszeit etwas zu warm. Der Mittelwert schwankt in 1.400 Meter Höhe um die 0 Grad Marke. Über tieferen Lagen hat das Tageshöchstwerte von +4 bis +8 Grad zur Folge. Interessant dabei ist, dass nur 5 der insgesamt 20 Kontrollläufe ab dem 18. Januar so etwas wie Dauerfrost berechnet. Anders formuliert: möglich ist zum aktuellen Stand vom 10. bis 20. Januar vieles, doch wahrscheinlicher sind nasskalte bis zu milde Wetterentwicklungen.

Langfristprognose des europäischen Wettermodells: Keine Chance für den Flachlandwinter

Auch wurden wir gefragt, ob das Langfristmodell einen Ausweg aus der warmen Großwetterlage zeigt? Sehr vorsichtig ausgedrückt: Nein, das ist nicht der Fall. Sowohl der Januar, als auch der Februar 2020 werden mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad und im Trend von bis zu +4 Grad deutlich zu warm berechnet. Kumuliert man diese Werte, so wäre der Winter am Ende um +3 Grad zu warm. Der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hatte eine Abweichung von +4,3 Grad vorzuweisen und stammte aus dem Jahre 2007. Da gibt es also noch Spielraum!

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert (CFSv2)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
Dezember 2019 2,9 Grad Etwas zu trocken
Januar 2020 +2 bis +3 Grad Trend: über dem Süden deutlich zu trocken, sonst normal
Februar 2020 +2 bis +3 Grad Trend: über dem Norden etwas zu nass, sonst normal
Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2019/2020  vom 05.01.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2019/2020

Die Erkenntnis: Der Atlantik schafft Fakten

So sieht es aus. Der Kaltluftvorstoß auf dem Atlantik lässt erst einmal nichts anderes als West- bis Südwestwetterlagen zu, die - im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert - zu warm ausfallen werden. Frühestens ab dem 13. bis 15. Januar lässt sich über andere Wetterentwicklungen spekulieren. Geht es nach der Wetterprognose des Langfristmodells, so ist der Winter bereits seit dem Sommer 2019 erledigt, denn großartig verändert hat sich an der viel zu warmen Winterprognose in den letzten Monaten nichts und ist in Zeiten des Klimawandels auch nicht weiter verwunderlich. Soweit der Stand.

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