Wetterprognose und Wettervorhersage
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Wann kommt der Winter und wann kommt Schnee? Gute Frage! Die aktuelle Entwicklung der Großwetterlage kann so manchen zur Verzweiflung treiben.
Bis Silvester ist relativ ruhiges und - sieht man einmal von den Niederschlägen am Freitag über dem Westen und Süden ab - trockenes Wetter zu erwarten. An Silvester nimmt ein Sturmtief Kurs auf Deutschland, doch wird der Wind nach den aktuellen Berechnungen wohl nur über dem Norden etwas auffrischen und bereits in der Silvesternacht keine Rolle mehr spielen. Da es hier aber sehr auf die exakte Zugbahn des Tiefdrucksystems ankommt, ist noch mit Veränderungen zu rechnen. Mehr dazu in der Wetterprognose zum Wetter Silvester 2019.
Im neuen Jahr kommt es weniger auf die Details an, die die Vorhersage-Modelle aktuell von sich geben, denn egal welche Berechnung man heranzieht, wird der Winter bis zum 5. Januar aller Wahrscheinlichkeit nach keine Chancen haben. Zu dominant zeigt sich die Wetterentwicklung auf dem Atlantik. Doch es gibt Anzeichen, die auf eine Veränderung der Struktur hinweisen, was maßgeblich die Dauer der kommenden zonalen Grundströmung beeinflussen kann.
Damit sich überhaupt etwas in Sachen Winter tun kann, folgende Annahme: der Polarwirbel verlagert seinen Schwerpunkt bis zum 4./5. Januar in Richtung Skandinavien oder der Barentssee, wie es bspw. von den Europäern in den letzten 72 Stunden häufiger simuliert wurde. Diese Position ist für den Winter Chance und Risiko zugleich.
Deutlicher wird das, wenn man sich die aktuellen Druckanomalien innerhalb des Polarwirbels anschaut. Was man sieht ist ein sich positiv entwickelnder AO-Index, was nichts anderes bedeutet, als dass sich der Polarwirbel stabilisiert und über Mitteleuropa eine höhere Wahrscheinlichkeit für westlich orientierte Großwetterlagen aufweist, was sich im Übrigen in einem positiven NAO-Index widerspiegelt.
Das liegt in den Hochdrucksystem über Sibirien begründet. Dabei wird die Ostwärtsverlagerung blockiert und die Tiefdruckgebiete haben von Neufundland über Island bis nach Skandinavien ihre fest definierte Zugbahn. Da passiert nicht viel und so schnell lässt sich dieses eingefahrene Strömungsmuster auch nicht verändern. Man spricht in diesem Fall von einer ausgeprägten Erhaltungsneigung, welche im eigentlichen Sinne schon seit dem 1. Dezember anhält.
Konzentriert sich nun der tiefe Luftdruck über Skandinavien und der Barentssee und flacht zudem noch das Azorenhoch ab, so spricht man von einer Tiefdruckautobahn
. Damit wäre die Westwetterlage quasi zementiert und der Winter bis auf weiteres auf das Abstellgleis gestellt.
Die zweite Herausforderung für den Winter besteht darin, dass das Azorenhoch irgendwo hin muss. Und liegt es nicht flach über den Azoren, so wölbt es sich - nicht selten - über Mitteleuropa nach Norden auf. Damit wird die Tiefdruckaktivität zwar blockiert, doch laufen die Tiefdrucksysteme auf das Hoch auf und befördern aus südwestlichen Richtungen warme Luftmassen nach Mitteleuropa. Das wäre dann das Worst Case Szenario
all derer, die sich den Winter mit Dauerfrost und Schnee wünschen.
Sollte der Durchbruch der Tiefdruckgebiete tatsächlich bis über die Barentssee - und unter Umständen noch bis über die Karasee - gelingen, so wird es für die nachfolgende Tiefdruckrinne zum Problem, die Stabilität aufrecht zu erhalten. Sehr häufig gelingt es in diesem Fall dem Azorenhoch nach Norden aufzukeilen und für Schwung entlang der Polarfront zu sorgen.
Im extremen Fall kann das soweit gehen, dass der Polarwirbel nicht nur an Stabilität verliert, sondern es auch zu einem Polarwirbelsplit kommt. Im Grunde aber sollten Winterfreunde darauf achten, wie und wo sich das Hoch positioniert. Eine Atlantikblockade zwischen den Azoren und Island/Grönland ist der Winterbringer für die Lagen ab ca. 300 Meter (Nordwest bis Nord), während ein Hoch über Skandinavien eher für die Kälte und weniger für den Schnee verantwortlich ist. Jedenfalls steigt mit einem instabiler werdenden Polarwirbel die Wellenbewegung entlang der Polarfront an und die Vielfalt der Wetterentwicklungen nimmt zu. Der Idealfall aber für den Winter sieht in etwa wie folgt aus:
Nun ist das oben beschriebene reine Theorie, die Realität sieht meist so aus, dass sich bei kniffligen
Wetterlagen meist die milde Variante durchsetzt. Warum? Ganz einfach. Zum einen erleben wir derzeit den Klimawandel und zum anderen liegt Mitteleuropa nun einmal in der Westwindzone, was mit Hilfe des milden Golfstroms für milde Winter sorgt und sich der Westdrift immer wieder durchsetzen kann. Richtig - knackige - Kaltluftausbrüche, dazu noch über einen längeren Zeitraum hinweg Kälte und Dauerfrost mit möglichst viel Schnee bis ins Flachland hinab gehört zu den Kuriositäten und sind eher selten, kommen aber vor.
Der ruhige Wettercharakter endet mit dem Jahreswechsel und die atlantische Frontalzone versucht immer mehr Einfluss auf das Wetter über Mitteleuropa zu nehmen. Das bedeutet, dass es erst einmal milder wird. Wie lange die Milderung dann andauernd wird, lässt sich zum aktuellen Stand noch nicht sagen und hängt von der Positionierung der Wettersysteme und der Stabilität des Polarwirbels ab.
Die milde Wetterlage wird sich aller Voraussicht nach mindestens bis zum 4./5. Januar halten können. Darüber hinaus mehren sich die Unsicherheiten und in den letzten Stunden wird häufiger der Hochdruckeinschub in den Polarwirbel hinein berechnet. Alles in allem Anzeichen, dass der nächste strukturelle Umbau der Großwetterlage ab dem 5. Januar bevorsteht.
Deutlicher zeigt sich das in den Kontrollläufen. Die höhere Wahrscheinlichkeiten haben nasskalte bis milde Temperaturentwicklungen, aber es gibt ab dem 5. Januar eine zunehmende Anzahl kälterer Varianten.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
2. Januar | +2 bis +9 Grad |
+4 bis +6 Grad |
6. Januar | -2 bis +11 Grad |
+4 bis +7 Grad |
10. Januar | -6 bis +9 Grad |
+2 bis +4 Grad |
Wenn man aber einen Tipp für die erste Januar-Dekade abgeben soll, so dürfte der Westdrift vorerst einmal gesetzt sein. Es gibt derzeit nur wenige Parameter, die auf eine nachhaltige Veränderung in Richtung Winter hindeuten. Exemplarisch dazu der Mittelwert aller Kontrollläufe, die einheitlich eine Westwetterlage mit einer hohen Erhaltungsneigung berechnen.
Monat | Temperatur | Abweichung 1961-1990 in Grad | Abweichung 1991-2020 in Grad | Niederschlag |
---|---|---|---|---|
Januar 2023 | +3,6 | +4,1 | +2,7 | 69,2 l/m² - etwas zu nass |
Februar 2023 | +3,2 | +2,8 | +1,7 | 42,7 l/m² - etwas zu trocken |
März 2023 | +5,7 | +2,2 | +1,1 | 80,6 l/m² - deutlich zu nass |
April 2023 | +7,54 | +0,2 | -1,4 | 64,5 l/m² - leicht zu nass |
Mai 2022 | +14,4 | +2,3 | +1,3 | 46 l/m² - erheblich zu trocken |
Juni 2022 | +18,3 | +2,96 | +1,96 | 58 l/m² - extrem trocken |
Juli 2022 | +19,1 | +2,2 | +0,8 | 37,1 l/m² - extrem trocken |
August 2022 | +20,22 | +3,7 | +2,3 | 48,5 l/m² - extrem trocken |
September 2022 | +13,4 | +0,1 | -0,4 | 98,9 l/m² - zu nass |
Oktober 2022 | +12,53 | +3,53 | +3,13 | 49,5 l/m² - zu trocken |
November 2022 | +6,4 | +2,4 | +1,6 | 49,6 l/m² - zu trocken |
Dezember 2022 | +1,8 | +0,98 | -0,02 | 64,8 l/m² - etwas zu trocken |
Gesamtjahr 2023 | +5,0 | +2,3 | +1,0 | 267,7 l/m² - ausgeglichen |
Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
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