Gravierende Veränderungen des Zirkulationsmusters kündigen sich in der zweiten November-Dekade an. Welche Auswirkungen hat das auf das Wetter über Deutschland?
Bei starker bis wechselnder Bewölkung kommt es in den kommenden Tagen immer wieder zu Niederschlägen - mal mehr, mal weniger kräftig ausfallend und tendenziell lässt die Niederschlagsneigung zum Wochenende nach, bzw. konzentriert sich mehr über die östlicher gelegenen Bundesländer.
Der Wind bleibt gemäßigt und kommt überwiegend aus südwestlichen Richtungen. Im Wochenverlauf gelingt es der Sonne häufiger zum Vorschein zu kommen und die Temperaturen gehen von +7 bis +12 Grad bis zum Sonntag auf +4 bis +8 Grad zurück. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2019.
Frühwinterliche Wetterentwicklungen?
Tiefdruckgebiete fühlen sich wohl
Auf dem Atlantik entsteht eine ganze Tiefdruckkette, die von Neufundland aus ihre Tiefdruckgebiete in Richtung Mitteleuropa entsendet. Da über der Mittelmeerregion aber ein Hochdruckgebiet fehlt, ergibt sich für die Tiefdruckfronten ein größerer Spielraum, sich nach Süden auszudehnen. Bis zum Sonntag hat sich eine nordwestlich orientierte Grundströmung eingestellt und so langsam sickern kühlere Luftmassen nach Deutschland ein.
In den letzten Tagen wird in den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle vehement an der Variante eines Polarwirbelsplits festgehalten, was das Ereignis zunehmend wahrscheinlicher macht. Dabei spielt es zunächst einmal weniger eine Rolle, wie und wo dieser stattfindet, sondern dass er überhaupt erst einmal eintritt. Denn Erfahrungsgemäß gibt es in dem Zeitraum bis dahin mehrere Verwerfungen der Wetterprognosen. Anders formuliert ist in den kommenden Tagen mit weiteren Schwankungen in der Wettervorhersage zu rechnen und von milden und warmen Spätherbstwetter bis hin zu einem frühen Wintereinbruch ist alles möglich.
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Das Hoch drängt nach Norden
Wie so oft in den letzten Monaten ist ein normales Strömungsmuster, was bei uns von West nach Ost verläuft, immer wieder gestört durch sog. meridionale Wetterlagen (Nord-Süd, Süd Nord). Mal mit Hitze- und mal mit kühleren Temperaturphasen. Rückblickend dominierten die gestörten Zirkulationsmuster die Wetterentwicklungen der Vergangenheit. Warum nicht also auch im Spätherbst und Frühwinter?
Hochdruckaufbau zwischen Island und dem westlichen Russland
Das Wetter für Mitteleuropa entsteht auf dem Atlantik - genauer gesagt rund um den Bereich von Neufundland, wenn kalte Luftmassen über das östliche Kanada auf den warmen Atlantik strömen und dort zur Tiefdruckproduktion führen. Grätscht ein Hochdruckgebiet auf dem Atlantik nun dazwischen, so werden die Tiefdruckgebiete blockiert, bzw. abgekoppelt und das Zirkulationsmuster wird gestört. Über Mitteleuropa sind - je nach Ausgestaltung der Hochdruckposition - Ost-, Nord, aber auch Südwetterlagen möglich.
Das europäische Wettermodell simuliert den Hochdruckaufbau zum 12. November von den Azoren aus in Richtung Island/Grönland. Gleichzeitig dehnt sich das Kontinentalhoch weiter in Richtung Skandinavien aus. Dabei wird ein Tiefdruckgebiet abgekapselt und dreht sich orientierungslos im Bereich von England, Spanien, Frankreich und Portugal, was dort für reichlich Niederschlag sorgen kann.
Der Rest der atlantische Frontalzone muss einen weiten Umweg über Grönland und das europäische Nordmeer in Kauf nehmen. Grundsätzlich sind das potentielle Kandidaten für einen Trogausbruch über Mitteleuropa, doch zum derzeitigen Stand verhindern die Hochdruckgebiete die Ausströmung nach Süden. Anders formuliert liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz bis zum 15. November in einer gemäßigten - leicht unbeständigen - Wetterzone.
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells lässt die Polarwirbelsplit optional. Einen Schritt weiter gehen die Amerikaner.
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Angriff der Hochdrucksysteme
Bis zum 12. November strebt das Hoch über den Azoren bis nach Grönland auf und dringt darüber hinaus tief in den Polarwirbel ein. Ein zweiter Hochdruckkeil dehnt sich vom westlichen Russland aus nach Norden aus und besiegelt den frühzeitigen Polarwirbelsplit. Bis zum 17. November kommt es zur sog. Dipolbildung - also die Aufteilung in zwei Teilwirbel.
Kein Winterwetter
Wie bereist weiter oben erwähnt spielen Details momentan eine weniger gewichtige Rolle - zunächst einmal muss klar sein, wie sich der Polarwirbel wird entwickeln können. Doch einmal angenommen, die Wetterprognose der Amerikaner setzt sich durch, so würden Deutschland, Österreich und die Schweiz auf der gemäßigt warmen Vorderseitenanströmung des Troges liegen können. Wenig spektakulär und wenig winterlich.
Auf die Position kommt es an - Die Winter-Wetterlage
Alles noch hypothetisch, aber ein Kontrolllauf zeigt eindrucksvoll, was die Verschiebung der Systeme zueinander ausmacht. Das Tief über der Mittelmeerregion saugt regelrecht die kalten Luftmassen arktischen Ursprungs an und sorgt mit teils kräftigen Dauerniederschlägen und Dauerfrost für winterliche Witterungsverhältnisse. Wie gesagt dienst die Karte als exemplarisches Beispiel, wie es auch verlaufen kann.
Die Kontrollläufe bleiben dabei - alles gemäßigt und keineswegs spektakulär. Das Temperaturniveau bewegt sich bis zum 12. November in einem für die Jahreszeit-typischen Umfeld und kann über dem Norden auch leicht zu kühl ausfallen. Im weiteren Verlauf steigt das Temperaturniveau eher an, als dass es kälter wird.
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Gemäßigt zeigt sich auch die Niederschlagsprognose. Alles verhalten und über dem Norden auch leicht zu trocken. Und auch die Windentwicklung zeigt sich mit durchschnittlich 13 km/h bis zum 20. November unauffällig, sodass auch Nebel-, bzw. Hochnebelwetterlagen in Betracht gezogen werden können. Typisches November-Wetter also.
Temperaturspektrum der Kontrollläufe
Tag
Spektrum
Mittelwert
12. November
+3 bis +10 Grad
+4 bis +7 Grad
15. November
+0 bis +10 Grad
+4 bis +6 Grad
20. November
-3 bis +10 Grad
+5 bis +7 Grad
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2019 von zu kalt, normal, zu warm
Auf den Punkt gebracht
Eines geht aus der heutigen Wetterprognose klar hervor - egal wie sich der Polarwirbel entwickeln mag - zu warme Varianten haben derzeit keine Relevanz. Vielmehr spielt sich das Entwicklungsspektrum zwischen normal bis zu kalt ab. Ob da noch eine Schippe
in Richtung Frühwinter aufgelegt wird und ob der Polarwirbel tatsächlich das Potential für einen ersten - richtigen Wintereinbruch - in die Wege leitet, klären wir heute Abend gegen 20:00 Uhr mit einer Aktualisierung der Winterprognose 2019/20 an dieser Stelle. loadposition position-9}
Update der Wetterprognose von 20:00 Uhr Die Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells bestätigte im Tagesverlauf eine Variante, die den Polarwirbel massiv und nachhaltig stört.
Kein Winter
Doch nach wie vor liegen die Hochdruckzentren - für alle die sich den frühen Winter herbeiwünschen - an falscher Stelle. Beeindruckend sind die Simulationen aber allemal, wenngleich sich für das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz erst einmal wenig verändert - aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Ein Polarwirbelsplit wäre ein guter Ansatz hierfür.
Berechnung der Großwetterlage nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Displacement des Polarwirbels
Wie wahrscheinlich ist der Polarwirbelsplit oder ein Displacement? Die Druckanomalien sprechen eine sehr deutliche Sprache. Ein Hochdruckzentrum mit einem Kerndruck von 1030 hPa direkt über dem Polzentrum ist schon eine Ansage. Zeichnet man aber das Strömungsmuster mit ein, so werden die Kaltluftzuströme in Richtung Mitteleuropa zunächst einmal blockiert. Damit der Frühwinter also seine Chance bekommt, muss sich das Strömungsmuster verändern.
AO- und NAO-Index Die oben gezeigten Druckanomalien zeigen einen eine Tiefdruckaktivität bei Island und hohen Luftdruck über den Azoren. Der NAO-Index ist somit positiv besetzt, was heute Abend bestätigt wird. Anders formuliert haben Tiefdrucksysteme damit eine höhere Wahrscheinlichkeit das Wetter über Mitteleuropa zu beeinflussen.
Der AO-Index aber wird deutlich negativ berechnet (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels). Zusammengefasst wird eine mehr oder minder kräftige Störung des Polarwirbels im Verlauf der zweiten November-Dekade zunehmend wahrscheinlicher. Ob damit aber der Frühwinter nach Deutschland einkehrt, das steht noch auf einem anderen Blatt.
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Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
Ende November wird es wieder wärmer
Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an