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Wetter Herbst und Winter 2019/2020 aktuelle Wetterprognose vom 22.09.2019 - Ein paar Gedanken zum Winter 2019/20

| M. Hoffmann

Die Tiefdruckaktivität nimmt zu und die Trockenperiode wird etwas entschärft. Für den Oktober berechnen die Vorhersage-Modelle außergewöhnliche Wetterentwicklungen, was über bestimmten Regionen zu Schneefall und Frost führen kann.

Heute wird es für die Jahreszeit außergewöhnlich warm, bevor sich im Verlauf der kommenden Woche der Wettercharakter grundlegend verändert und zu deutlich mehr an Niederschlag führen wird. Simuliert werden von den Vorhersage-Modellen bis einschließlich Freitag Niederschlagssummen von 15 bis 30 l/m² und örtlich bis 45 l/m². Etwas weniger ist mit 5 bis 15 l/m² etwa östlich der Linie von Hamburg und Dresden zu erwarten.

Das Temperaturniveau sinkt zwar ab, bleibt aber im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (61-90) in einem leicht zu warmen Bereich. Der kälteste Tag kann mit +14 bis +18 Grad am Mittwoch und der wärmste ist mit +20 bis +25 Grad und örtlich bis +28 Grad am heutigen Sonntag zu erwarten. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September 2019.

Ein frostiger Winter?
Ein frostiger Winter?

Ein Tiefdrucksystem dehnt sich in Richtung Mitteleuropa aus

Das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa lässt sich von den Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik nach Osten wegdrücken, doch gelingt es dem Hoch noch einen Keil in Richtung Skandinavien zu etablieren, was die Tiefdruckdynamik deutlich abschwächt. Ein einfaches durch-rauschen der Tiefdruckgebiete wird im Verlauf der kommenden Woche so nicht möglich sein. Der Kampf um die Vorherrschaft ist auch der Grund, warum die Temperaturen - trotz der Tiefdruckaktivität - relativ warm sind. Zwischen den beiden Wettersystemen stellt sich eine südlich orientierte Grundströmung ein.

Das Hoch schwächt sich zwar ab, doch blockiert es die atlantische Frontalzone
Berechnung Großwetterlage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Das Hoch schwächt sich zwar ab, doch blockiert es die atlantische Frontalzone © www.meteociel.fr

Eine stark meridional ausgerichtete Entwicklung der Großwetterlage

In der gestrigen Wetterprognose für den Oktober 2019 hatten wir bereits ausführlich darüber berichtet, dass es der atlantischen Frontalzone mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelingen wird, eine Zonalisierung - die Westwetterlage - herbeizuführen.

Diese Berechnungen werden heute erneut gestützt. Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells simuliert ein stark mäandriertes Strömungsmuster (verschlungen) und eine Ordnung ist nicht zu erkennen. Im Grunde spricht das für eine sehr abwechslungsreiche Wetterentwicklung. Hoch- und Tiefdruckgebiete geben sich die Klinke in die Hand. Zwischen Sonne, Wolken und zeitweiligen Niederschlägen bewegen sich die Tageswerte zumeist in einem für die Jahreszeit normalen Bereich.

Eine Zonalisierung oder gar eine Ordnung der Großwetterlage ist nicht zu erkennen
Berechnung Großwetterlage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Eine Zonalisierung oder gar eine Ordnung der Großwetterlage ist nicht zu erkennen © www.meteociel.fr

Gestörtes Zirkulationsmuster

Noch etwas extremer ist die Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells. Zunächst stellt sich im Zeitraum vom 26. September bis 1. Oktober eine unbeständige und mäßig warme Südwestwetterlage ein. Ab den 3. Oktober aber dehnt sich der hohe Luftdruck über den Azoren in Richtung Grönland auf und lässt mit abtropfenden Tiefdrucksystemen von Skandinavien bis über die östliche Mittelmeerregion das Zirkulationsmuster stark meridionalisieren.

Mit Tageswerten von +7 bis +14 Grad und einer hohen Niederschlagsneigung ist der Wettercharakter dem Herbst zuzuschreiben. Ein kräftiger Wind aus nördlichen Richtungen rundet das herbstliche Empfinden ab.

Ungewöhnliche Wetterlage

Die Hochdruckbrücke auf dem Atlantik bleibt im Zeitraum darüber hinaus nicht bestehen. Das Hochdruckgebilde kippt nach Osten weg und baut eine von den Azoren über England, Skandinavien und dem westlichen Russland eine - für die Jahreszeit - außergewöhnliche Hochdruckbrücke auf. Gleichzeitig wird vom 4. bis 8. Oktober das über die östliche Mittelmeerregion abgetropfte Tiefdruckgebiet eingekapselt, was über diesen Regionen einiges an Niederschlag bringen kann.

Über Deutschland, Österreich und der Schweiz stellt sich eine gradientenschwache Großwetterlage ein . Die atlantischen Tiefdrucksysteme sind weitgehend blockiert und mit einer strammen Nordströmung werden weiterhin kühle Luftmassen nach Mitteleuropa geführt, was die Tageswerte mit +7 bis +14 Grad in einem für die Jahreszeit zu kühlen Bereich belässt.

Zudem kommt es bei wechselnder Bewölkung immer wieder zu Niederschlägen und in den Nächten ist verbreitet mit Frost zu rechnen. Ab den höheren Lagen wäre Schneefall nicht auszuschließen.

Ein vollständig gestörtes Zirkulationsmuster mit einem ausgeprägt herbstlichen Wettercharakter
Berechnung Großwetterlage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein vollständig gestörtes Zirkulationsmuster mit einem ausgeprägt herbstlichen Wettercharakter © www.meteociel.fr

Wettertrend der Kontrollläufe: Deutlich mehr Niederschlagssignale

Die Natur kann den Niederschlag gut gebrauchen, den die Wetterprognose der Kontrollläufe in Aussicht stellt. Im Zeitraum vom 24. September bis 5. Oktober ist mit einer mäßig hohen Niederschlagsneigung zu rechnen.

Die Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells ist viel zu kalt

Der Mittelwert der Kontrollläufe schwankt in einem Bereich, der - gemessen am vieljährigen Mittelwert - leicht zu warm ausfällt. Die Wettervorhersage der Amerikaner ist ein klarer - und deutlich - zu kalter Ausreißer und liegt mit einer Differenz von bis zu 10 Grad unter dem Mittelwert der Kontrollläufe. Anders formuliert ist mit Veränderungen zu rechnen.

Temperaturspektrum der Kontrollläufe
Tag Spektrum Mittelwert
29. September +11 bis
+22 Grad
+14 bis
+16 Grad
4. Oktober +7 bis
+23 Grad
+14 bis
+15 Grad
7. Oktober +6 bis
+23 Grad
+13 bis
+15 Grad
Diagramm Temperaturen Oktober 2019 vom 22.09.2019
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Oktober 2019 von zu kalt, normal, zu warm

Kurze Gedanken zum Winter 2019/20

Diese gestörte Zirkulation ist bemerkenswert und hält seit dem Februar 2018 - mit Ausnahme der Wintersaison 18/19 - an und dominierte mit Warm- und Kaltphasen das Wettergeschehen in 2019. Von den letzten 15 Monaten waren 14 zu warm. Der September ist zum aktuellen Stand drauf und dran ebenfalls zu warm auszufallen. Damit sollte ein zu warmer Winter 2019/20 doch bereits besiegelt sein?

Doch was ist, wenn sich das meridionale Strömungsmuster auch im Winter halten kann? Die Voraussetzungen sind mit der schwächelnden Sonne mehr als günstig, da gerade im Zyklus des Sonnenfleckminimums eine über Mitteleuropa zunehmende Neigung zu gestörten Zirkulationsmustern festgestellt wurde.

Nun sorgen im Frühling, Sommer und auch im Herbst die meridionalen Großwetterlagen mit dem hohen Sonnenstand häufig für zu warmes Wetter, doch sind auch kältere Phasen dabei. Im Winter ist das umgekehrt. Durch den niedrigen Sonnenstand gelingt es der Sonne nicht mehr die Luftmassen aufzuwärmen und mit der zunehmenden Abstrahlung wird die Kälte vor Ort produziert. Tropfen dann noch die Tiefdrucksysteme von Skandinavien nach Süden ab, ist zudem auch mit reichlich Schnee zu rechnen. Ob das auch bis in die Niederungen der Fall sein kann, bleibt dann noch genauer zu verifizieren.

Ein normaler bis zu kalter Winter?

Noch ist es eine These und ist in ihrer Plausibilität lediglich in einer anhaltenden gestörten Zirkulation begründet. Sollte sie aber eintreten, so stehen die Chancen auf einen normalen bis zu kalten Winter nicht schlecht.

Ein normaler bis zu kühler Winter wird von den meisten Langfristmodellen nicht gestützt. Diese Berechnen weiterhin einen gemäßigt bis deutlich zu warmen Winter 2019/20. Hier können Sie eine Zusammenfassung der Wetterprognose der unterschiedlichen Langfristmodelle für den Herbst und Winter nachlesen.

Auf den Punkt gebracht

Die Großwetterlage stellt sich um und Deutschland, Österreich und die Schweiz kommen wieder vermehrt in den Genuss von Tiefdruckgebieten und Niederschlagsereignissen. Doch eine Zonalisierung - und damit nachhaltige strukturelle Veränderung des Zirkulationsmusters - ist vorerst nicht zu erkennen. Was die Vorhersage-Modelle berechnen ist ein stark gestörtes Strömungsmuster. Hält sich dieses Muster bis über den Winter hinweg, so darf man sich auf einen normalen bis zu kalten Winter einstellen.

Kippt das Muster aber und die Zonalisierung setzt sich durch, so werden die zu warmen Wetterprognosen der Langfristmodelle recht behalten.

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