Wintereinbruch oder nasskaltes Wetter? Die plötzliche Stratosphärenerwärmung wird in den kommenden Tagen für erhebliche Veränderungen sorgen können.
Der Winter macht sich in den kommenden Tagen mit etwas Schneefall ab den mittleren Lagen zwischen 400 und 800 Meter bemerkbar. Aber auch in tieferen Lagen ist mit Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer zu rechnen. Über dem Süden und Osten können die Tageswerte im Dauerfrostbereich liegen, während es über dem Norden und Westen meist bei einem nasskalten Wettercharakter bleiben wird. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose für das Wetter Januar 2019.
Ein nasskalter bis winterlicher Wettertrend ist wahrscheinlicher geworden
Meridionale Großwetterlage
Die Wetterprognose ist bis zum 5. Januar weitgehend gesichert. Ein Hochdrucksystem liegt über England, während sich über dem östlichen Europa ein Tiefdrucksystem positionieren kann. Im Verbund der beiden Wettersysteme werden zunächst kalte und zum 5. Januar gemäßigt kalte Luftmassen nach Deutschland geführt. Zwischen Winterwetter und einer nasskalten Witterung liegen nur wenige hundert Kilometer. Veränderungen können sich in der Wettervorhersage noch ergeben.
Major-Warming hat mit Zonalwindumkehr begonnen
Pünktlich zum Start in das neue Jahr hat sich die Windrichtung in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West verändert. Aktuell liegt die Windgeschwindigkeit bei -10,8 km/h. Normalerweise beträgt diese +150 km/h. Der vorläufige Höhepunkt wird mit -68 km/h am 5. Januar simuliert.
Die Windumkehr sorgt für eine starke Beeinflussung des Polarjets. Das wiederum sorgt für massive Veränderungen im Polarwirbel selbst, welcher unter bestimmten Voraussetzungen auch komplett zusammenbrechen könnte. Enorme Schwankungen sind deshalb in den Prognose-Modellen zu erwarten.
Das Major-Warming sorgt für ein durcheinander: Wettermodelle mit kräftigen Schwankungen
Schwankungen in den Prognosen der Wettermodelle gehören dazu. Doch auffällig ist, dass diese exakt in dem Moment auftreten, in der sich das Major-Warming mit der zonalen Windumkehr bemerkbar macht und die Real-Daten vorliegen. Das war in der Vergangenheit nicht anders und so werden in den kommenden Stunden und Tage bis zum 5. Januar mal tiefwinterliche und mal sehr milde Varianten zu sehen sein. Das hat sich bereits in den aktuellen Simulationen gezeigt.
Nachhaltige Beeinflussung des Winters 2019?
Das bleibt noch abzuwarten. Doch zum aktuellen Stand berechnen die gängigsten Wettermodelle keine Erholung des stratosphärischen Polarwirbels. Bis einschließlich dem 17. Januar bleibt die Zonalwindumkehr im Mittel mit -46 km/h bestehen. Je länger diese andauert umso nachhaltiger wird der darunterliegende Polarwirbel beeinträchtigt, bzw. gestört. Theoretisch ist eine nachhaltige Beeinflussung des Winters möglich!
Wetterprognose amerikanisches Vorhersage-Modell: Zwischen Winter und nasskalter Witterung
Die Wetterprognosen des amerikanischen Vorhersage-Modells schwanken zwischen nasskalten und winterlichen Wetterentwicklungen. Der Grund hierfür ist die unsichere Hochdruckposition westlich von Europa.
Nordwestwetterlage
Die meiste Zeit über wird der Hochdruckkern über England simuliert. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in eine überwiegend nordwestlich orientierte Grundströmung, was im Zeitraum vom 6. bis 15. Januar über dem Westen und Norden für Tageswerte von +4 bis +8 Grad und über dem Südosten um die 0 Grad sorgen kann. Die Schneefallgrenze schwankt häufig um die mittleren Lagen zwischen 400 bis 800 Meter. Nasskalt.
Es gab in den letzten Stunden aber auch Berechnungen, bei der sich das Hochdruckgebiet weiter westlicher positionierte und nach Norden und Richtung Grönland aufstrebte. Winterliche Wetterbedingungen wären ab dem 7./8. Januar auch in tieferen Lagen möglich und zeigt, wie entscheidend die Hochdruckposition ist.
Wettervorhersage nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Winterliche Wetteraussichten
Bis zum 5. Januar sind die Prognosen des europäischen Wettermodells ähnlich der Entwicklung des amerikanischen Vorhersage-Modells. Im Zeitraum vom 6. bis 8. Januar aber keilt das Hoch steil in Richtung Island auf und positioniert sich weiter westlich. Das gibt einem Tiefdrucksystem die Möglichkeit, von England über Mitteleuropa nach Süden abzutropfen und sich zum 9. Januar über der Mittelmeerregion zu positionieren.
Kräftige Schneefälle ab den mittleren Lagen
Infolge dieser Wetterentwicklung sinkt die Dauerfrostgrenze auf etwa 400 bis 600 Meter ab. Bedingt durch den Abtropfprozess kommt es zu kräftigem Niederschlag, welcher bis in tiefere Lagen als Schnee niedergehen kann. Doch mit winterlichen Wetterverhältnissen wäre erst ab Lagen von 300 bis 500 Meter zu rechnen. Darunter ergibt sich zum aktuellen Stand eine nasskalte Witterung.
Dauerfrost und Schneefall auch in tieferen Lagen?
Im Zeitraum vom 9. bis 11. Januar stabilisiert sich das Tiefdrucksystem über der Mittelmeerregion. Das Hochdrucksystem nutzt den über Skandinavien frei werdenden Raum und positioniert sich über dem nördlichen Europa. Im Verbund der beiden Wettersysteme werden kalte Kontinentalluftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt. Dauerfrost und zeitweilige Schneefälle wären bis in tiefere Lagen möglich. Eine langsame Einwinterung.
In den letzten Tagen haben die Kontrollläufe vermehrt Varianten eines instabilen Polarwirbels berechnet, was ganz gut zum Ablauf des Major-Warming passt. Heute wurden die teils chaotischen Berechnungen des Polarwirbel erneut bestätigt. Ausfällig ist, dass in den letzten 12 Stunden eine Hochdruckposition im Bereich über Grönland in Erwägung gezogen wird.
So eine Position könnte weitreichende Folgen für den Winter über Deutschland haben, da der Kaltluftwirbel über Kanada entweder abgebaut, oder aber die atlantische Frontalzone durch das Hochdrucksystem nachhaltig blockiert wird. Der aktive Teils des Polarwirbels verlagert sich mehr in Richtung Barentssee und Karasee und neigt mit dem Hoch über Grönland zu einem Abtropfprozess über Mitteleuropa. Tiefwinterliche Wetterverhältnisse wären möglich. Ob es aber so kommt, bleibt abzuwarten, es verdeutlicht aber einmal mehr, wie die Schwankungen entlang der Polarfront für Veränderungen sorgen können.
Oder auch abwartend - je nachdem aus welchem Blickwinkel man das betrachten möchte. Jedenfalls stützen neutrale Bedingungen eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine nasskalte Nordwestwetterlage. Schaut man sich aber die Druckanomalie der kommenden 10 Tage an, so kommt Bewegung ins Spiel. Das Hoch über England zeigt Tendenzen, sich bis nach Island auszudehnen. Die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik muss weit nach Norden ausweichen und verliert an Kraft. Auch hier ist in den kommenden Tagen mit Veränderungen zu rechnen. Bestätigt wird im Grunde aber die nasskalte Witterung.
Auch heute wieder bestätigen die Kontrollläufe mit ihrem Mittelwert fast normale Temperaturzustände in der ersten Januar Hälfte. Die ersten Januar-Tage fallen zu kalt aus, anschließend normalisiert sich das Temperaturspektrum im Zeitraum vom 5. bis 8. Januar (Nasskalt). Im weiteren Verlauf liegt das Temperaturniveau knapp unter dem langjährigen Mittelwert. Von einer ursprünglich mal berechneten deutlichen Milderung ist nichts mehr übrig geblieben.
Das Temperaturspektrum liegt am 9. Januar zwischen -6 und +7 Grad (Mittelwert: +0 Grad über dem Osten und +3 Grad über dem Westen) und am 16. Januar zwischen -11 bis +10 Grad (Mittelwert: -1 Grad über dem Osten und +3 Grad über dem Westen). Milde Varianten sind zwar vorhanden, doch deutlich in der Minderheit. Wahrscheinlicher ist ein nasskalter Witterungscharakter mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2019 von zu kalt, normal, zu warm
Zusammenfassung
Das Major-Warming wird mit seinem zunehmenden Einfluss auf den Polarwirbel eine gewichtige Rolle spielen. Schnell können die Prognosen der Vorhersage-Modelle zur Makulatur werden und von Lauf zu Lauf unterschiedliche Berechnungen präsentieren. Ob der Winter dadurch seine Chancen bekommt, bleibt abzuwarten, doch sind diese mit diesem Ereignis wahrscheinlicher geworden. Was sich im Tagesverlauf alles verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:00 Uhr an dieser Stelle in einer kurzen Aktualisierung der Winterprognose.
Update der Wetterprognose von 20:04 Uhr
Das amerikanische Vorhersage-Modell bringt es in der abendliche Wetterprognose auf den Punkt. Eine Schlüsselszene, welche zwischen Winter, nasskalten und milden Wetterlagen entscheidend sein kann, ist am 8. Januar auszumachen. Bis dahin liegt das Hochdruckzentrum meist über England und Deutschland kommt in den "Genuss" nasskalter Luftmassen aus nordwestlichen Richtungen. Gleichzeitig tobt die atlantische Frontalzone auf dem Atlantik und möchte mit aller Gewalt eine Zonalisierung (Westwetterlage) herbeiführen.
Schlüsselszene
Das Problem für die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik ist jedoch, dass der aktive Teil des Polarwirbels sich bis zum 8. Januar über die Karasee und Barentssee verlagert hat. Es fehlt also an Nachschub. Wie üblich bei solchen Transfers entsteht im Bereich von Alaska und Grönland ein Hochdrucksystem, welches den Kaltluftzustrom nach Kanada abkoppelt.
Vollwinter?
Ob nun über Deutschland, Österreich und der Schweiz der Winter einkehrt oder nicht, hängt von dem Hoch über England und Island ab. "Springt" es über in Richtung Grönland, so kann der aktive Teil des Polarwirbels nach Süden abtropfen und für winterliche Wetterverhältnisse sorgen. Gelingt das nicht, sind andere Optionen zu erwarten.
Ein wichtiger Indikator spielt hierbei ein Tiefdrucksystem bei Island. Das könnte den entsprechenden Impuls setzen. Heute Abend geht die Prognose noch milde aus. Das Hoch kippt nach Osten weg und verlagert sich im weiteren Verlauf über die Mittelmeerregion und die Zonalisierung fängt an zu wirken. Das berechnet das amerikanische Vorhersage-Modell aber allzu gerne und eine gesunde Skepsis ist geboten.
Kontrollläufe sind anderer Meinung
Eine nicht geringe Anzahl der Kontrollläufe berechnet eine Verbindung vom Hoch über England bis nach Grönland und weit in den Polarwirbel hinein. Das stützt den Abtropfprozess des aktiven Polarwirbels über der Barentssee und Karasee nach Süden. Ein richtiger Wintereinbruch wäre die Folge hieraus. Aber so wie man bei amerikanischen Wettermodell skeptisch sein sollte, so gilt das für die Kontrollläufe erst recht. Es bildet aber ganz gut den Trend ab, welcher sich zur Zeit entwickelt.
Das europäische Vorhersage-Modell: Optionales Winterwetter
Nicht ganz so klar strukturiert sind die Wetterprognosen des europäischen Vorhersage-Modells. Das Hochdrucksystem dehnt sich im Zeitraum vom 8. bis 11. Januar in Richtung Grönland aus und blockiert die atlantische Frontalzone, doch bleibt ein Hochdruckkeil über Deutschland bis über die Mittelmeerregion erhalten. Undifferenziert- nicht winterlich kalt, nicht warm - nasskalt.
Wettertrend Kontrollläufe: Noch etwas kälter geworden
Der Hauptlauf repräsentiert in den Kontrollläufen einen der wärmsten Varianten. Die Mehrheit stützt diese Entwicklung nicht, vielmehr zeigt sich ein breites Entwicklungsspektrum, dessen Trend für die Jahreszeit etwas zu kalt ist.
Es bleibt spannend. Nicht nur die Wettermodelle selbst fangen mit konträren Berechnungen sich zu unterscheiden, auch innerhalb einer jeweiligen Simulation gibt es erhebliche Abweichung gegenüber den Kontrollläufen. Der Wettertrend selbst bleibt aus objektiver Sicht zunächst nasskalt mit Optionen auf Winterwetter ab den mittleren Lagen. Von einer nachhaltigen zu warmen Wetterentwicklung ist in der ersten Januar-Hälfte nicht auszugehen.
Der typisch deutsche Winter ist gemäßigt. Seltener sind Extremwetterereignisse zu erwarten. Vielmehr überwiegt von November bis Februar ein nasskalter Wettercharakter, welcher zwischendurch immer wieder von Frost und Schnee unterbrochen werden kann. In Folge des Klimawandels verschiebt sich aber die Schneefallgrenze auf die mittleren Lagen, was die ohnehin schon geringen Chancen für einen Flachlandwinter noch weniger wahrscheinlich macht.
Der erste Schnee kommt häufig mit Schneeschauer schon Ende Oktober, was aber noch kein Wintereinbruch ist.
Den ersten Anflug von Winterwetter gibt es sehr häufig im Zeitraum zwischen dem 8. und 14. November
Ende November wird es wieder wärmer
Vom 1.-10. Dezember bleibt das Wetter mit höherer Wahrscheinlichkeit warm
Im zweiten Dezember-Drittel folgt Winterwetter - sehr häufig bis Weihnachten
Kurz vor Weihnachten folgt mit einer Wahrscheinlichkeit von 78% das Weihnachtstauwetter, welches bis Jahresende anhalten kann
Zwischen dem 13. und 24. Januar ist Aufgrund von Kontinentalhochdruck der Hochwinter häufiger möglich
Zweite Kältewelle folgt häufig zwischen dem 16. und 25. Februar nach, anschließend wärmeres Wetter
Der Februar ist zudem einer der schneereichsten Monate im Winter.
Im März klingt dann der Winter aus. Wenn sich aber der Hochwinter Mitte Januar festigen und behaupten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit für den sog. Märzwinter an