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Wetter Winter 2018/2019 aktuelle Wetterprognose vom 22.12.2018 - Major-Warming - Ernsthafter Vorstoß des Winters?

| M. Hoffmann

Wintereinbruch im Januar? Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird zunehmend wahrscheinlicher und die Wettermodelle zeigen erste Auswirkungen, wohin das führen kann.

Unwetterartige Niederschläge an Heiligabend über Baden-Württemberg und Bayern. Anschließend rückt ein Hochdrucksystem nach und sorgt über Weihnachten für einen ruhigen Wettercharakter, welcher voraussichtlich noch bis Silvester anhalten wird. Für das Wetter im Januar 2019 gibt es in den aktuellen Wetterprognosen vermehrt Hinweise auf einen winterlichen Wettercharakter.

Für das Jahreszeitlich zu milde Wetter, wie auch den möglichen Wintereinbruch im Januar ist jeweils Hochdrucksystem verantwortlich. Ob es aber winterlich kalt werden kann, hängt von dessen Position ab.

Kaltstart im Januar?
Kaltstart im Januar?

Wetterprognose amerikanisches Vorhersage-Modell: Winterliche Wetterverhältnisse

Die Wettervorhersage des amerikanischen Vorhersage-Modells berechnet von Zeit zu Zeit immer wieder einmal eine Trogwetterlage zum Start in das neue Jahr 2019, was einem winterlichen Wettercharakter zumindest einmal näher kommt. Diese kälteren Varianten werden aber zu häufig verworfen. Eine Stabilität ist in den Berechnungen zum Jahreswechsel nicht zu erkennen - und daran wird sich vorerst einmal nichts ändern. Warum? Dazu später mehr.

Hoch weicht nach Westen aus und führt den Winter nach Mitteleuropa

Im Zeitraum vom 27. bis 31. Dezember werden sehr kalte Luftmassen über dem östlichen Kanada nach Neufundland geführt. Das sorgt für eine sehr hohe Tiefdruckaktivität zwischen Neufundland Island und dem europäischen Nordmeer. Das Hochdrucksystem über England bleibt in diesem Zeitraum weitgehend ortsfest.

Das ändert sich mit dem neuen Jahr. Das Hoch verlagert sich vom 1. bis 5. Januar weiter nach Westen und die Tiefdrucksysteme konzentrieren sich im Bereich von Grönland und Skandinavien. Infolge kippt das Strömungsmuster zum 1. Januar auf nordwestliche und zum 2. Januar auf nördliche Richtungen. Das Hoch erstreckt sich derweil zwischen den Azoren und Grönland in einer Blockadeposition auf dem Atlantik.

Mit einer kräftigen Nordströmung gelangen kalte Luftmassen arktischen Ursprungs nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Diese Wetterentwicklung kann tatsächlich für einen ernsthaften Vorstoß des Winters sorgen.

Ein ernstzunehmender Vorstoß des Winters?
Berechnung Großwetterlage des amerikanischen Vorhersage-Modells: Ein ernstzunehmender Vorstoß des Winters? © www.meteociel.fr

Der Polarwirbel zeigt Instabilitäten

In den letzten Tagen haben wir häufiger einmal darauf hingewiesen, dass eine Veränderung in Richtung Winter aus dieser Konstellation heraus nur durch zwei Bedingungen herbeigeführt werden kann. Instabiler Polarwirbel mit Abtransport der Kaltluftmassen über Kanada, oder ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe, welch das zugrunde liegende Setup des Polarwirbels nachhaltig und massiv beeinträchtigen kann. Nach den aktuellen Wettervorhersagen zeigt sich eine zunehmende Instabilität des Polarwirbels zum neuen Jahr.

Das europäische Vorhersage-Modell berechnet einen Abfluss der Kaltluftmassen auf den Atlantik, nachfolgend aber positioniert sich der aktive Teil des Polarwirbels über der Barent- und Karasee. Hieraus entstehen zum 1. Januar starke Wellenbewegungen entlang der Polarfront - ein Ansatz in Richtung winterliche Wetterverhältnisse - mehr noch nicht.

Erhöhte Wellenbewegungen entlang der Polarfront mit Optionen auf winterlichen Vorstoß
Berechnung Großwetterlage des europäischen Vorhersage-Modells: Erhöhte Wellenbewegungen entlang der Polarfront mit Optionen auf winterlichen Vorstoß © www.meteociel.fr

Extreme Varianten nehmen zu

Schaut man sich die Berechnungen der Kontrollläufe von heute Nachmittag genauer an, so sieht man extreme Varianten, welche den Polarwirbel massiv beeinflussen. Ob das die Auswirkungen eines Major-Warming in Stratosphärenhöhe sind, wird sich in den kommenden Stunden und Tage herausstellen müssen.

Extreme Varianten mit erheblich gestörtem Polarwirbel
Berechnung Großwetterlage nach Kontrolllauf: Extreme Varianten mit erheblich gestörtem Polarwirbel © www.meteociel.fr

Major-Warming kommt!?

Noch ist ein Fragezeichen mitzuführen, denn die Berechnungen sind nicht einheitlich. Doch einiges deutet auf ein beginnendes Major-Warming in Stratosphärenhöhe hin. Der Temperatursprung erreicht am 23./24. Dezember seinen Höhepunkt und beträgt im Maximum 90 Grad! Die Windgeschwindigkeit beträgt am 23. Dezember 108 km/h, sinkt zum 27. Dezember auf 18 km/h ab und ist nach dem 28. Dezember als negativ zu bewerten. Der vorläufige Tiefpunkt ist mit -61 km/h am 3. Januar zu erwarten.

Countdown läuft

Somit sind beide Bedingungen für ein Major-Warming erfüllt. Jetzt muss aus der Simulation nur noch Realität werden. Sollte das Major-Warming tatsächlich so kommen, dann beginnen die Veränderungen von Oben herab zu wirken. Die Windrichtung dreht von West-Ost auf Ost-West in die entgegengesetzte Richtung und beginnt die darunter liegenden Luftschichten massiv zu beeinflussen.

Im extremsten Fall bricht der Polarjet komplett zusammen mit erheblichen Auswirkungen auf den Polarwirbel. Die oben gezeigte Karte wäre dann plausibel, aber nicht zwingend für Winterwetter in Deutschland verantwortlich - es verbessert aber in erheblichen Maße die Rahmenbedingungen hierfür.

Beobachtungen der letzten Jahre zeigen, dass etwa 1 bis 7 Tage nach einsetzenden Major-Warming sich die Auswirkungen auch auf die unteren Luftschichten durchgesetzt haben. Bis dahin ist mit erheblichen Schwankungen in den Simulationen der Wettermodelle zu rechnen. In diesem Fall wäre mit den Auswirkungen frühestens zum 26. Dezember, spätestens aber zum 2. Januar zu rechnen.

Schaut man die nachfolgende Prognosekarte an, so zeigt sich nach dem kräftigen Warming im Januar keine wesentliche Erholung des Wirbels in Stratosphärenhöhe. Zum aktuellen Stand handelt es sich um ein - sehr frühes - Major-Warming, welches unter Umständen für einen Winter sorgen kann, der noch lange in Erinnerung bleiben könnte - die Betonung liegt auf könnte!

In Stratosphärenhöhe wird der Wirbel massiv gestört und kann sich bis weit in den Januar hinein nicht mehr regenerieren
Berechnung Polarwirbel in Stratosphärenhöhe: In Stratosphärenhöhe wird der Wirbel massiv gestört und kann sich bis weit in den Januar hinein nicht mehr regenerieren © www.meteociel.fr

Zusammenfassung

Das alles sind für Freunde des Winterwetters und alle die so sehnlichst auf Schnee warten sehr spannende Aussichten mit noch ungewissen Ausgang. Doch mit einem Major-Warming und einen instabilen Polarwirbel werden Grundvoraussetzungen geschaffen, welche die Wahrscheinlichkeiten für einen Wintereinbruch über Deutschland, Österreich und der Schweiz erhöhen. Welche Auswirkungen das Major-Warming noch haben kann und wie die Wettermodelle dir Großwetterlage heute Abend berechnen, klären an dieser Stelle gegen 20:00 Uhr in einem Update der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:04 Uhr
Die Schwankungen bleiben in den Berechnungen des amerikanischen Vorhersage-Modells erhalten. Winterliche Optionen ergeben sich frühestens Anfang Januar, wenn sich das Hoch weiter nach Westen verlagert haben kann.

Bis dahin werden am 24. Dezember über Baden-Württemberg und Bayern kräftige Niederschläge - welche über manchen Regionen auch unwetterartig ausfallen können - simuliert. Zum Heiligabend lassen die Niederschläge allmählich nach und ziehen sich an die Alpen zurück. Bis kurz vor Silvester herrscht ruhiges Hochdruckwetter mit gelegentlich leichten Niederschlag über dem Nordosten. Teils bis in tiefere Lagen als Schnee-, Schneeregen-, oder Graupelschauer niedergehend.

An Silvester nimmt der Tiefdruckeinfluss wieder zu und könnte über Teile von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für starke Windböen sorgen. Die Niederschlagsneigung bleibt zu aktuellen Stand gering und die Temperaturen werden mit +4 bis +8 Grad für die Jahreszeit zu mild berechnet.

Optionen auf winterliche Wetterverhältnisse erst im neuen Jahr
Berechnung der Großwetterlage nach dem amerikanischen Prognose-Modell: Optionen auf winterliche Wetterverhältnisse erst im neuen Jahr © www.meteociel.fr


Das europäische Vorhersage-Modell bleibt skeptisch
Das Hochdrucksystem liegt bis zum 1. Januar über England und bewegt sich nur minimal von der Stelle. Zeitweilig können Tiefdruckstörungen am östlichen Hochdruckgradienten Deutschland überqueren und für etwas Niederschlag sorgen. Mit Winterwetter hat das bis zum 1. Januar weniger was gemeinsam.

Der Kaltluftzustrom über Kanada bleibt erhalten, somit auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Hoch über Mitteleuropa
Berechnung der Großwetterlage nach dem europäischen Prognose-Modell: Der Kaltluftzustrom über Kanada bleibt erhalten, somit auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Hoch über Mitteleuropa © www.meteociel.fr


Wettertrend Kontrollläufe: zunächst zu mild, im neuen Jahr kühler
Die Kontrollläufe berechnen im Zeitraum vom 27. bis 31. Dezember einen für die Jahreszeit etwa 1 bis 3 Grad zu warmen Temperaturcharakter. Ab dem 1. Januar sinkt der Mittelwert auf ein normales Niveau ab und am dem 4. Januar zeigt sich eine leicht zu kalte Temperaturentwicklung. Das stützt - zum Moment - die These zu winterlichen Varianten im neuen Jahr.

NAO- und AO-Index mit negativem Trend
Unterstützt wird diese These auch vom NAO- und AO-Index. Beide Werte werden bis Ende Dezember neutral bewertet. Anfang Januar wird sowohl der NAO- als auch AO-Index negativ berechnet. Das spricht - im Moment - für eine westlichere Position des Hochdrucksystems.

Polarwirbel im gestörten Zustand
Auffällig ist in den Simulationen von heute Abend die Positionierung des Hochdrucksystems, welches Anfang Januar mehrheitlich im Bereich zwischen England, Island und Grönland berechnet wird. Auch das stützt die These von winterlichen Wetterphasen im ersten Januar-Drittel. Die Wahrscheinlichkeiten von einem Polarwirbelsplitt wurden heute Abend auf 35 Prozent erhöht.

Extremere Varianten nehmen zu
Berechnung Polarwirbel nach Kontrolllauf: Illustration - Extremere Varianten nehmen zu © www.meteociel.fr


Fazit
Es tut sich so langsam was. Die Schwankungen werden in den kommenden Tagen weiter zunehmen können. Die Modelle GFS, CMC-GEPS, FNMOC-EFS berechnen ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe im Zeitraum vom 27./29. Dezember. Ob es tatsächlich für ein Major-Warming reicht, wird man ab dem 24. Dezember sagen können.

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